Hausunterricht - geht das?

Hallo liebes Forum,
ich bin ganz neu hier, habe was über den Behindertenausweis gesucht und bin dann hier gelandet.
Meine hauptsächliche Frage betrifft die Schule. Ich bin seit drei Jahren krank (Diagnose unklar, kann nicht lange sitzen, laufen fällt sehr schwer und geht nur mit viel Hilfe und nur kurz, weswegen ich auf den Rollstuhl angewiesen bin) und war zuletzt 2011 in der Schule, auf einem Gymnasium in Baden-Württemberg. Ich war dort in der neunten Klasse, ab dem zweiten Halbjahr nur sehr unregelmäßig, ab Mai dann gar nicht mehr. Mittlerweile bin ich 18, ich würde so gerne einen weiteren Abschluss machen. (Da ich das Zeugnis der neunten Klasse habe, habe ich den Hauptschulabschluss.) Ich habe beim Regierungspräsidium schon lange einen Antrag eingereicht, hatte bis heute auch Unterricht, den man allerdings nicht als solchen bezeichnen konnte, da er nur Lückenfüller war. Ich hatte seit April/Mai diesen Jahres drei mal in der Woche Französisch, dann seit drei Wochen zusammengerechnet (also nicht pro Woche) insgesamt drei mal Englisch, und vier mal Deutsch. Das RP ist noch in der Abklärung, das dauert allerdings schon über ein Vierteljahr. Ich habe Angst, dass ich den Hausunterricht nicht bekomme - zumal ich ja auch schon 18 bin - und auch keinen Nachteilsausgleich, den ich dringend bräuchte. Kennt sich da jemand aus?
Dann hätte ich noch zwei Fragen.
Die eine betrifft ein Sprachprogramm. Ich kann nicht von Hand schreiben, tippen geht auch nur sehr schwer. Ich habe das integrierte Sprachprogramm von Windows, das aber nicht so gut ist. Das Geld, um mir ein richtiges zu kaufen, fehlt mir, gibt es da eine Möglichkeit, dass das die Kasse zahlt?
Und dann noch eine Frage wegem Behindertenausweis. Ab wann bekommt man das Zeichen "H"? Ich hätte die Möglichkeit mit der Befreiung von der KFZ-Steuer und auch was mit der Einkommenssteuer (was genau habe ich nicht verstanden), ich bin aber noch Schülerin und wohne zusammen mit meiner Mutter und Oma in einem Haus, das Auto gehört der Oma. Geht das mit der Steuer trotzdem oder muss das Auto mir gehören? Ich weiß, dass bei der Krankenkasse das Gehalt meiner Mutter zählt, ich habe die teilweise Befreiung von den gesetzlichen Zusatzbeträgen, das zählt dann auch für meine Mutter. Ist das auch bei der Steuer (Einkommen und Auto) so?
Entschuldigung für den etwas längeren Text, ich hoffe, es liest sich ihn trotzdem jemand durch.
Viele Grüße
Johanna

Antworten

  • Da ich Schweizer bin kann ich dir nichts über die gesetzliche Regelung in Deutschland sagen Ich bewundere deinen Willen so viel wie möglich in eine Ausbildung zu stecken . Meine Frage : Muss der Unterricht wirklich zu Hause stattfinden . Für Hilfsmittel würde ich dir empfehlen Karitative Organisationen anzufragen (rotes Kreuz Kirchliche usw .)
  • Vielen Dank für deine Antwort!
    Ja, der sollte schon zu Hause stattfinden. Das Problem ist, dass ich nicht lange sitzen kann. Klar, wenn ich zum Arzt muss, muss das sein, aber danach bin ich dann zwei Tage (oder auch länger) k.o., da kann ich mich dann auf nichts mehr konzentrieren. Nicht dass ich nicht in die Schule will, aber nur zur Anwesenheit da zu sein, ist ja auch blöd, ich hab ja sowieso schon Probleme mit der Konzentration und der Merkfähigkeit.
    Danke, dann werde ich die gleich mal fragen.

  • Hallo Johanna196,

    Hausunterricht sollte einerseits kein Problem sein. Bei so geringer Belastbarkeit kommt jedoch die FRage auf, was am Ende dabei heraus kommen kann. Macht der ganze .. wenn auch Spaß machende... Streß am Ende Sinn, wenn die am Ende der Schulzeit die mögliche Belastbarkeit keine Aussicht auf "beruflicher Verwendung" hat ?

    Wenn ich es auch sehr gut finde, das du dich bemühst weiter zu kommen, würde ich eher dazu raten, möglichst früh ein Gespräch mit einem Integrationsfachdienst oder WfB[ zu suchen, um die "allgemeinen Möglichkeiten" zu klären, als jetzt "für Schulstreß" die Gesundheit zu sehr zu belasten.

    😀 Helmut
  • Hallo Helmut60,
    auch ein Dankeschön für deine Antwort.
    Ja, das habe ich auch schon oft gedacht. Deswegen hab ich auch Kontakt mit der Agentur für Arbeit aufgenommen, einfach um mal zu schauen, was ich überhaupt machen könnte, ob es da Möglichkeiten gäbe. Da ist jetzt Ende Juli das Termin bei der Ärztin - ich hoffe, die ist wesentlich besser, als sie am Telefon war. Ich werde es sehen.
    Mit dem Integrationsfachdienst hatte ich schon Kontakt, das ist allerdings im Sande verlaufen. Warum, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Ich habe jetzt auch Kontakt beim Amt für Eingliederungshilfe für behinderte Menschen. Wobei ich da noch nicht so weiß, ob das das Wahre ist. Beim ersten Termin hat sie erst mal von Behindertenwerkstätten und betreutem Wohnen geredet, und das ist eigentlich nicht so in meinem Sinne. Das ist keineswegs abwertend oder überheblich gemeint. Und betreutes Wohnen finde ich gut, ziehe ich auch für die Zukunft in Erwägung, aber zurzeit möchte ich noch zu Hause bleiben.
    Was ist der WfB?
    Nochmal danke für die Antwort.
    Johanna
  • Nur mal als Anregung:
    Man kann das Abitur auch als Fernstudium machen.
    Das dauert in der Regel mit Hauptschulabschluss dreieinhalb Jahre, wobei man wöchentlich etwa 15 Stunden benötigt.
    Meist kann man es auch langsamer angehen und die Regelstudienzeit um 2 Jahre überschreiten (das wären dann weniger als 10 Stunden wöchentlich).
    Wenn du so etwas möchtest, müsstest du vorab die Kostenpbernahme abklären.
    Immerhin hättest du mit dem Abitur mehr Alternativen als mit dem Hauptschulabschluss.
    Allerdings müssen, glaube ich, die Prüfungen "vor Ort" abgelegt werden.

    Nachtrag:
    Für die Kfz-Steuer-Befreiung muss das Auto, meine ich, auf dich zugelassen sein.
    Sicher bin ich aber nicht.
  • Johanna196 hat geschrieben:
    Was ist der WfB?


    WfB = Werkstatt für Behinderte.

    😀 Helmut
  • Danke für die Anregung.
    Das hört sich gut an, auch weil man da mehr Zeit hat. Das Problem ist ja dann, dass ich das alles selbst erarbeiten müsste, oder?
    Und wegen der Bezahlung: Mit wem müsste ich da die Kostenübernahme klären?
    Klar hätte ich mit ABI mehr Alternativen, ich bin mir nur nicht sicher, ob ich das auch schaffe ...
    Also müsste meine Oma das Auto dann auf mich überschreiben lassen, damit die KFZ-Steuer entfällt, ginge das?
    @Helmut: Danke für die Erklärung. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass das was für mich ist - ist nicht überheblich gemeint (wäre das letzte, was mir einfallen würde), ich kann einfach nicht lange sitzen.
    Schönes WE euch.
    Johanna
  • Nun schauen wir mal, was du so alles wissen willst... 😳

    Merkzeichen „H“:
    Da setze ich jetzt einfach mal einen Link hier rein:
    http://www.versorgungsaemter.de/Schwerbehindertenausweis_Merkzeichen_H.htm

    Kfz-Steuer:
    Ich habe nochmal nachgeschaut: Ja, das Auto muss auf dich zugelassen sein, um in den Genuss der Steuererleichterung zu kommen.
    Eine Kfz-Steuer-Befreiung erhalten Schwerbehinderte, die einen Ausweis mit orangefarbenem Flächenaufdruck besitzen, die die Merkzeichen „H“ (Hilflos), „Bl“ (Blind) oder „aG“ (außergewöhnlich gehbehindert) enthalten.
    ICH würde an deiner Stelle mal deine Oma bitten, zu schauen, was sie im Jahr an Kfz-Steuer zahlt.
    Dann soll sie noch bei ihrer Versicherung anrufen und fragen, ob und gegebenenfalls welche Folgen es hat, wenn das Auto auf dich zugelassen wäre.
    Dann wisst ihr ganz genau, woran ihr seid.

    Abitur über Fernstudium:
    Ich glaube, hier sollte man keine Werbung machen.
    Deshalb: Gib bei google doch mal „Fernstudium Abitur“ ein, dann erscheinen gleich mindestens drei große und bekannte Anbieter von Fernkursen.
    Dort kannst du dich informieren.
    Bei einem Fernstudium bekommst du Lernmaterialien in verschiedener Form zugeschickt; lesen / anhören / anschauen musst du es allerdings selbst.
    Die Prüfungen sollten staatlich anerkannt sein.

    Kostenfrage:
    Ich hatte die Beantragung der Kosten vorgeschlagen, weil du selbst gesagt hast, du hättest bald einen Termin bei der Agentur für Arbeit.
    DORT solltest du nachfragen, wer die Kosten übernimmt, die anfallen, wenn du dein Abitur per Fernstudium machst.
    Du warst vor Eintritt deiner Behinderung im Gymnasium, weil du Abi machen wolltest.
    Jetzt kannst du behinderungsbedingt nicht weiter die Schule besuchen, möchtest aber weiterhin Abi machen.
    Also stellst du der Agentur für Arbeit die Frage, wer diese Kosten übernimmt.
    (Immer vorausgesetzt, du willst das tatsächlich machen.)

    Nicht-lange-sitzen-können:
    Das ist nicht schön für dich, insbesondere, weil du keine Diagnose hast und daher keine Mitbetroffenen fragen kannst.
    Aber auch hier: Du kannst durchaus mobiler sein-
    google doch mal „Pflegerollstuhl“ oder „Liegerollstuhl“.
    Man muss nicht zwangsläufig im Sitzen raus!😎

    Nun hast du ja einige Hausaufgaben bekommen (das rote Fettgedruckte)- jetzt ist Selbermachen angesagt! 😉
    Schönes Wochenende und viel Spaß und Erfolg beim Recherchieren! 😀
    ...und gute Nacht... 😺
  • Zu den Bedenken von Helmut.
    Eine Weiterbildung ist immer gut auch wenn sie sich am Schluss nicht marktwirtschaftlich verwerten lässt . Ich war schulisch ein absoluter Spätzünder also 9 Jahre nur Physisch anwesend in der Schule (Deppenschule) durch ein Projekt der Stadt Zürich konnte ich ein paar Jahre später die mittlere Reife nachholen und Theologie studieren . Es tut einfach gut wenn man merkt das man nicht so doof ist wie man immer gemacht wurde !!!
  • Genau, colores.

    Denken schadet keinem- und Wissen ist auch absolut nicht schädlich.
    Im Gegenteil.
    Auch dann nicht, wenn man kein Geld dafür bekommt.

    Wissen ist eine Bereicherung an sich- manche machen es sich sogar zum Hobby, zu lernen und zu studieren.

    😎
  • colores hat geschrieben:
    Zu den Bedenken von Helmut.
    Eine Weiterbildung ist immer gut auch wenn sie sich am Schluss nicht marktwirtschaftlich verwerten lässt . Ich war schulisch ein absoluter Spätzünder also 9 Jahre nur Physisch anwesend in der Schule (Deppenschule) durch ein Projekt der Stadt Zürich konnte ich ein paar Jahre später die mittlere Reife nachholen und Theologie studieren . Es tut einfach gut wenn man merkt das man nicht so doof ist wie man immer gemacht wurde !!!


    Halo Colores,

    natürlich kann eine Cariere auch so verlaufen. Da es aber auch die andere Seite gibt... das Menschen sich für einen Bildungsabschluß abrackern, dafür andere Chancen sausen lassen, ihre Gesundheit mitunter überfordern, und zu guter letzt feststellen, das sie den ersehnten Abschluß zwar haben, sie aber dennoch nicht die ersenhte Arbeitstelle bekommen. So was kann mächtig Probleme machen.

    Es will halt gut überlegt sein, ob es sich lohnt für den Beweis das man "es kann", die Gesundheit zu gefährden, und andere Möglichkeiten die schonender wären sausen zu lasen. Das mit dem Abendgym. wie dings es beschrieben hat, schein mir wenn die am sichersten machbare Lösung. Dauert zwar länger, macht aber weniger Streß.

    😀 Helmut
  • Hallo,
    vielen lieben Dank für eure Antworten! Und entschuldigt, dass ich erst jetzt wieder zum Schreiben komme.

    Helmut60 hat geschrieben:
    ... dafür andere Chancen sausen lassen,...
    ... So was kann mächtig Probleme machen. ...
    ... und andere Möglichkeiten die schonender wären sausen zu lasen. ...

    Was sind das denn für Chancen, die man ev. sausen lassen würde, und welche Probleme sind gemeint?

    solitär hat geschrieben:
    Merkzeichen „H“:
    Da setze ich jetzt einfach mal einen Link hier rein:
    http://www.versorgungsaemter.de/Schwerbehindertenausweis_Merkzeichen_H.htm

    Danke für den Link. Eins habe ich aber noch nicht verstanden. Dort steht "'Häufig und regelmäßig' wiederkehrende Verrichtungen zur Sicherung der persönlichen Existenz im Ablauf eines jeden Tages sind insbesondere An- und Auskleiden, Nahrungsaufnahme, Körperpflege, Verrichtungen der Notdurft." und "Der Umfang der notwendigen Hilfe bei den häufig und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen muss erheblich sein. Dies ist dann der Fall, wenn die Hilfe dauernd für zahlreiche Verrichtungen, die häufig und regelmäßig wiederkehren, benötigt wird. Einzelne Verrichtungen, selbst wenn sie lebensnotwendig sind und im täglichen Lebensablauf wiederholt vorgenommen werden, genügen nicht ( z.B. Hilfe beim Anziehen einzelner Bekleidungsstücke, notwendige Begleitung bei Reisen und Spaziergängen, Hilfe im Straßenverkehr, einfache Wund- und Heilbehandlung, Hilfe bei Heimdialyse ohne Notwendigkeit weiterer Hilfeleistung)."
    -->Das ist doch ein Widerspruch. Zählt jetzt das An- und Auskleider oder nicht?
    "Querschnittslähmung und anderen Behinderungen, die auf Dauer und ständig - auch innerhalb des Wohnraums- die Benutzung eines Rollstuhls erfordern."
    --> Ich brauche auch im Haus einen Rollstuhl, bin ich dann "hilflos"?
    "Führt eine Behinderung zu dauerndem Krankenlager, so sind stets die Voraussetzungen für die Annahme von Hilflosigkeit erfüllt. Dauerndes Krankenlager setzt nicht voraus, dass der Behinderte das Bett überhaupt nicht verlassen kann."
    -->Das heißt, wenn man die meiste Zeit des Tages liegt, aber zum Beispiel zum Essen sitzt, oder auch sonst den Tag über mal sitzt, "ist man" trotzdem "hilflos"?
    Würde es denn irgendwelche Vorteile durch das "hilfslos" geben, oder bleibt alles gleich?

    solitär hat geschrieben:
    Kfz-Steuer:
    ICH würde an deiner Stelle mal deine Oma bitten, zu schauen, was sie im Jahr an Kfz-Steuer zahlt.
    Dann soll sie noch bei ihrer Versicherung anrufen und fragen, ob und gegebenenfalls welche Folgen es hat, wenn das Auto auf dich zugelassen wäre.
    Dann wisst ihr ganz genau, woran ihr seid.

    Wir haben die Höhe der Steuern leider noch nicht gefunden. Aber dürfte das Auto denn überhaupt auf mich zugelassen werden, obwohl ich keinen Führerschein habe? Über meine Mutter ginge es ja nicht, wie du ja geschrieben hast.

    solitär hat geschrieben:
    Nicht-lange-sitzen-können:
    Aber auch hier: Du kannst durchaus mobiler sein-
    google doch mal „Pflegerollstuhl“ oder „Liegerollstuhl“.
    Man muss nicht zwangsläufig im Sitzen raus!😎

    Ja, einen Liegerollstuhl habe ich schon beantragt, den bekomme ich nächste Woche auch. Ich hoffe, es geht dann wenigstens ein bisschen länger. So oder so habe ich mit dem de Möglichkeit, endlich rauszugehen, ohne ans Haus gebunden zu sein, da er ja elektrisch ist.

    Danke schön für Eure liebe Hilfe!
    Grüße
    Johanna
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