Assistenzstunden auch für psychische kanke Menschen, nur weil sie günstiger sind?!

Hallo,
bei uns im Landkreis OPR (Ostprignitz-Ruppin) wird seit diesem Jahr versucht, die Assistenzstunden jedem Nutzer "aufzudrücken" egal ob die Nutzer das möchten oder nicht. Ich betreue psychisch kranke Menschen und Menschen mit geistiger Behinderung. Und ich bin entsetzt das dieses Assistenzmodel dermaßen ausgenutzt wird, nur um Kosten zu sparen. Es geht nicht mehr um das Wunsch und Wahlrecht unserer Leute. Nur noch ums Geld. Das ist wirklich traurig. Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht?
LG

Antworten

  • Hallo,

    mit Erfahrungen kann ich leider nicht dienen, aber ich verstehe auch die Frage leider noch nicht so recht.

    An Stelle von was werden denn die Assistenzstunden den Leuten "aufgedrückt"?

    Herzlichen Gruß, ananim



  • Hallo FullOfDreams82,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀
    Eine Übersicht, wie das bei uns funktioniert, bietet dieses kurze Video (selbstverständlich auch mit Untertiteln): http://www.myhandicap.de/guided-tour.html

    Kannst Du das vielleicht noch etwas genauer ausführen?
  • Hallo.....
    also ein kurzes Beispiel aus unserer Praxis momentan. Ich habe einen Nutzer, der ist antriebsgemindert. Er benötigt viel Motivation und Fingerspitzengefühl. Er braucht dann trotzdem eine Weile, aber führt Tätigkeiten selbstständig aus.
    Nun hat das Amt beschlossen, dass für diese Tätigkeiten eine Assistenzkraft kommt. Bei uns werden die Stunden dann gestrichen und stattdessen kommt eine Assistenzkraft die z. B. für ihn die Wohnung reinigt. OBWOHL ER ES KANN!!!! Und mit dieser "tollen" Idee wird seine Anztriebsstörung noch unterstützt und er muss gar nix mehr tun. Seit 4 Jahren versuche ich seine Selbstständigkeit zu erhalten und weiter auszubauen. Mit dieser Entscheidung jetzt, ist meine Arbeit der letzten Jahre zunichte gemacht worden. Das ist nur ein Beispiel von Vielen.
    Das ist wirklich ärgerlich und wir können nichts dagegen tun.
    Ich hoffe das mein Beispiel die Situation etwas verständlicher gemacht hat?!
    Sonnige Grüße
  • FullOfDreams82 hat geschrieben:

    Nun hat das Amt beschlossen....


    Welches Amt?


    Hallo FullOfDreams82 und sei uns herzlich Willkommen im Forum.

    So ganz kann ich Ihren Beitrag nicht nachvollziehen:
    Assistenz bedeutet Beistand bzw. Behindertenhilfe.

    Wenn nun der psychisch kranke Mensch alles fertig vorgesetzt bekommt (saubere Wochnung, Essen…usw.) und bei diesem Verrichtungen nicht (mehr) mit einbezogen wird, ist dies eine total falsche Maßnahme, denn der Betroffene wird immer mehr aus seiner Eigenständigkeit herausgeworfen und immer mehr „verkümmern“, anstelle Eigenständigkeit und Teilhabe am Leben zu fördern. Eine Teilhabe wird somit mehr und mehr unmöglich.

    Von welchem „Amt“ sprechen Sie?

    Ich würde mich an das Integrationsamt wenden und klar machen, dass eine „Antriebsminderung“ noch lange nicht heißt, dass der Betroffene gar nichts mehr machen kann, denn körperlich ist er dazu ja noch in der Lage. Er braucht vielleicht „nur“ ein paar kleine Schubser und Unterstützung. Vielleicht haben Sie ja Glück und geraten an einen kompetenten Sachbearbeiter, dem der Begriff "Inklusion" nicht mehr so ganz fremd ist.

    Freundliche Grüße
    vom Zornröschen


  • Hallöchen.....
    vielen Dank erst mal für die Antworten. Was genau verstehen sie daran nicht? Dann würde ich es nochmal anders erklären.
    Das Sozialamt meine ich, was für die Eingliederungshilfe zuständig ist.

    Der ursprüngliche Gedanke der Assistenz bleibt dabei leider auf der Strecke. Wie sie auch sagten, unsere Leute werden ambulant betreut. Sind also noch relativ selbstständig, ihnen diese jetzt noch zu nehmen, dass finde ich total gemein.

    LG
  • Das ist nicht nur gemein, sondern sehr kontraproduktiv. Ich würde auf jeden Fall versuchen dagegen anzugehen und andere Stellen einbeziehen.
  • Hallo FullOfDreams82,

    zunächst einmal vielen Dank für die Ergänzungen.

    Anhand des Beispiels ist die Situation nun in der Tat verständlicher. Viel zu sagen kann man allerdings immer noch nicht. Dazu fehlen leider die Einzelheiten.
    Werden die Leistungen des Sozialamtes direkt mit dem Leistungserbringer abgerechnet oder als Persönliches Budget gewährt?
    Wie kam es zu dieser Änderung? Wer hat das entschieden und vor allem warum? Hatte der Leistungsbezieher dies vielleicht sogar selbst beantragt?

    Bitte verstehe, dass wir weitere Informationen benötigen, um Dir helfen zu können. Diese Nachfragen dienen daher lediglich dazu, ein besseres Bild von der Situation zu bekommen.
  • Hallo....

    kein Problem, ich antworte gern auf weitere Fragen. Das "Team" der Eingliederungshilfe hat sich das ausgedacht. Der Hintergrund ist lediglich die Kostenersparnis. Eine Assistenzstunde kostet 19€ und eine Fachleistungsstunde 34€. Das ist der Hintergrund.
    Nein es läuft nicht übers persönliche Budget. Es wird direkt mit dem Leistungserbringer abgerechnet. Nein der Leistungsbezieher hat dies nicht beantragt und bei all den anderen Fällen, die ähnlich laufen, wie dieser hier, weiß ich, dass die Assistenz nicht gewünscht war. Die "Gutachter" vom Gesundheitsamt entscheiden nach einem kurzen Hilfeplangespräch von ihrem Schreibtisch aus, wer dafür geeignet ist. Wie das hier gerade läuft, lässt mich wirklich verzweifeln.
    Danke für eure Antworten.
    LG
  • Hallo FullOfDreams82,

    vielen Dank für die weiteren Ausführungen.

    Offenbar eine etwas anspruchsvollere Situation.
    Wenn die Assistenzlösung von den Leistungsbeziehern nicht gewünscht ist oder sogar kontraproduktiv ist, müssen diese gegen die Entscheidung des Kostenträgers Widerspruch einlegen. Dieser muss dann mit entsprechenden fachlich kompetenten Stellungnahmen untermauert werden.

    Auch wenn es rein von der Logik her schon klar wäre, dass es so nicht laufen kann, ist oben beschriebenes Procedere leider der formale Weg.

    Wenn Eure Firma in dieser Angelegenheit konkrete Unterstützung benötigt, ist es evtl. sinnvoll, wenn Ihr euch juristische Unterstützung sucht.
    Dies geht leider über unsere Möglichkeiten hier im Forum hinaus. Gern können wir aber evtl. einen Kontakt zu einer kompetenten Anwaltskanzlei herstellen.
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