....wenn ein behinderter Mensch ins Krankenhaus muss

Hallo,

schon seit langem bereitet mir dieses Thema arge Bauchschmerzen, zum einen, da es immer noch ein Tabu-Thema ist und zum anderen, es immer noch keine Regelungen und Informationen diesbezüglich gibt.

Wenn ein behinderter Mensch in ein Krankenhaus muss, fragt sich wohl kaum jemand, wer kümmert sich denn jetzt um ihn?

Na das Krankenhauspersonal, werden viele Leute denken.

Kümmern....was heisst das eigentlich, was beinhaltet dieses "Kümmern" eigentlich?

Ja, die gesundheitsfördernden Maßnahmen werden vom Pflegepersonal übernommen aber wie schaut es mit dem weiteren Pflegebedarf aus?

Ich möchte jetzt hier kein Pflegepersonal angreifen, denn die Ursachen liegen bekanntlich ganz woanders.

Dennoch ist es erschreckend, wie sich die Zustände in den Krankenhäusern in den letzten Jahren verschlechtert haben.

Mein Bruder und Betreuter liegt oft in der Hautklinik, aufgrund seiner Neurothermitis. Er ist geistig behindert, besitzt die Pflegestufe 2 und lebt in einem Wohnheim für geistig behinderte Menschen. Er ist oft daheim auf Besuch und auch wenn er im Krankenhaus liegt, bin ich nachmittags mindestens 3 Stunden bei ihm.

Sein letzter Besuch im Krankenhaus endete letzten Mittwoch und ich muss sagen, wenn ich nicht dagewesen wäre dann.......undenkbar.

Mein Bruder muss beschäftigt werden, er benötigt die Hilfe anderer, er möchte auch mal raus und alleine schon das Ankleiden....es kam oft vor, dass er immer noch im Nachthemd war, als ich zu Besuch kam.

Jetzt wurde er zu einem Patienten gelegt, welcher Probleme mit seinen Füssen hatte, d.h. es roch sehr sehr unangenehm und ein Aufenthalt in diesem Zimmer war unzumutbar. Ich beschwerte mich darauf und bekam zur Antwort, dass doch mein Bruder sich darüber aber nicht beschwert hätte......so eine Frechheit, nur weil mein Bruder sich nicht so mitteilen kann, ist dies doch nicht in Ordnung!

Dann besitzt mein Bruder einen Allergiepass, welcher nicht beachtet wurde, abends lagen auf den Abendbrotteller jedesmal Dinge, die er nicht essen darf, obwohl ich dies mehrmals erwähnte.

Dann wurden Medikamente vergessen.....bei Nachfrage bekam ich diese aber es wurden auch schon Medis vergessen....obwohl bei meinem Bruder immer darauf geachtet werden muss, dass sie eingenommen werden.

Wo soll das noch hinführen?

Was, wenn keine Angehörigen da sind, die sich kümmern?

Und wie werden Angehörige entschädigt dafür? Das Pflegegeld setzt ja aus, während des Krankenhausaufenthaltes aber die Pflege muss doch trotzdem weitergeführt werden.......

Ich freue mich über Antworten und Hilfestellungen.

Danke!

Antworten

  • Hallo Josefne,

    ich hab solche Situationen mit meiner Tochter in Pflegestufe 3 bisher "nicht" erlebt. Sie muß auch immer mal wieder wegen einer seltenen Krankheit ( Basalzell Neavus Syndrom.. Verusacht Zysten im Kieferknochen und Basaliome auf der Haut ) in eine Hautklinik. Obwohl ich meistens mit aufgenommen werde melden sich regelmäßig Krankenschwestern und co. um Pflegearbeitern oder Betreuung zu übernehmen.

    Als gesetzl. Betreuer von nicht mit mir verwandten Personen plane ich Aufenthalte meiner Betreuten meist sehr gründlich, und habe solche Sachen bisher auch nicht so erlebt. Ca. 1 Woche vor der Aufnahme spreche ich mit der Stationsleitung, und übergebe alle nötigen Infos schriftlich. ... da legt die Aufnahmestelle stets großen Wert drauf. 1 Tag vorher geh ich hin und frage ob noch was unklar ist.... Am Aufnahmetag gehe ich nochmal ale Beteiligten rund, und spreche wichtige Dinge an. Unabhängig von dem was ich vom KH höre, frage ich beim "kirchlichen Besuchsdienst der Kirchengermeinde" im Ort nach Hilfe für den Betreuten... was bis jetzt meisten auch gut funktioniert.

    Würde ich im KH bei einem Alergiker Essen auf dem Teller finden, das er nicht essen darf, oder ihn nachmittags noch "im eingeweichten Schlafanzug" auf dem Gang rumm laufen.. wäre ich damit wenige Minuten später bei der Pflegedienstleitung des KH... und wenn die krumm kommen würde beim Geschäftsführer. Das war so bisher nicht nötig.

    Bis jetzt mußte ich wegen Problemen im KH nur einmal zum Geschäftsführer. Sonja sollte Ambulant in Narkose untersucht werden, und die Betroffenen Abteilungen.. Radiologie, Neuroligie und Anästäsie hatten nix besseres zu tun, als die Zuständigkeiten hin und her zu schieben. ( Dat is euer Patient.. besorgt ihr doch ein Bett.... wir sind nicht zuständig ) Die Geschäftsführung hat das dann so gründlich geklärt, das es jetzt Problemlos funktioniert.

    😀 Helmut
  • Hallo Josefine,

    das was du beschreibst, deine unschönen Erfahrungen die du gemacht hast, wird es leider immer wieder geben. Ich gehe soweit zu sagen, sie werden noch schlimmer werden.

    Ich selbst arbeite seit 1974 in der Krankenpflege und leite jetzt einen Intensiv Pflegedienst für beatmete Patienten.
    Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sehr verärgert du darüber bist was du in der Klinik erlebt hast.
    Das knapp bemessene Personal in der Hautklinik (wie auch in allen anderen Kliniken) ist in den seltensten Fällen auf solche Patienten wie dein Bruder und andere Patienten in ähnlicher Situation vorbereitet.
    Weder fachlich noch personell. und damit meine ich nicht die pflegerische Versorgung sondern das "kümmern" das du beschreibst. Die Sache mit den "stinkenden Füßen"..auch das wird es immer geben in Kliniken wo es Mehrbettzimmer gibt. Die Antwort, die man dir gegeben hat war sehr unbedacht und "dumm". Hätte ich so eine Antwort bekommen wäre ich vermutlich explodiert.
    Was absolut nicht toleriert werden kann ist die Sache mit der Allergie und den Medikamenten. Das ist ein PFLEGEFEHLER und da gibt es auch nichts zu "rütteln"! Da hat das Pflegepersonal versagt.

    Helmut hat es wie ich meine sehr gut beschrieben, wie eine Überleitung aussehen kann. Möglichst viele Informationen geben und darüber hinaus auch ein Gespräch mit dem Pflegedienstleiter suchen um die besondere Situation zu erklären. Das sollte alles im Vorfeld stattfinden.
    Das Klinikpersonal und das Personal in Pflegeheimen geht seit Jahren auf die Strasse und weist auf die unhaltbaren Zustände in den Einrichtungen hin. Nur was passiert ?? Nichts !!

    Wo bleibt der Aufschrei der Bevölkerung, die das Pflegepersonal unterstützen in ihrem bestreben für mehr Personal zu sorgen.
    Ich beschreibe es mal so.
    Pflege ist wie ein Rettungsboot auf einem Luxusdampfer. Solange der Kahn schwimmt, benötigt man diese Rettungsboote nicht. Erst wenn der Kahn am absaufen ist werden diese Rettungsboote wichtig und jeder schreit danach!

    Und genau so ist es mit den Zuständen in der Pflege...Pflege braucht man selbst auch nur dann, wenn man krank ist oder ein Angehöriger. Bleibt man gesund... braucht man auch keine Pflege. Und weshalb sollte man sich dann für Pflegekräfte stark machen ??

    Die Mär von dem "Kaffee trinkenden Personal" in den Kliniken ist noch in vielen Köpfen, ist aber nicht deckend mit den Erfahrungen die ich in über 30 Jahren Krankenhauspflege gemacht habe.

    LG Thomas

  • Josefine1978 hat geschrieben:
    Jetzt wurde er zu einem Patienten gelegt, welcher Probleme mit seinen Füssen hatte, d.h. es roch sehr sehr unangenehm und ein Aufenthalt in diesem Zimmer war unzumutbar. Ich beschwerte mich darauf und bekam zur Antwort, dass doch mein Bruder sich darüber aber nicht beschwert hätte......so eine Frechheit, nur weil mein Bruder sich nicht so mitteilen kann, ist dies doch nicht in Ordnung!

    Dann besitzt mein Bruder einen Allergiepass, welcher nicht beachtet wurde, abends lagen auf den Abendbrotteller jedesmal Dinge, die er nicht essen darf, obwohl ich dies mehrmals erwähnte.

    Dann wurden Medikamente vergessen.....bei Nachfrage bekam ich diese aber es wurden auch schon Medis vergessen....obwohl bei meinem Bruder immer darauf geachtet werden muss, dass sie eingenommen werden.

    Wo soll das noch hinführen?

    Was, wenn keine Angehörigen da sind, die sich kümmern?


    die ueberlasteten ueberforderten ausgenutzten pflegefachleute profitieren von freundlichen geduldigen zugewandten angehoerigen enorm. ebenso die patienten, klar.

    vereinsamte alleinstehende patienten, besonders mit kommunikationshandicap, haben es dagegen schwer.

    aber selbst als wacher und sich mitteilender patient kann es schwierig, sehr schwierig sein. ich war einmal frischoperiert, und der nachtpfleger beschloss von einem moment auf den anderen, dass es voellig ok sei, mir keine schmerzmittel mehr zu geben.

    bei einem spaeteren spitalaufenthalt, nach einem sehr heftigen eingriff, beschlossen die schwestern dasselbe: naemlich, dass ich nicht genug schmerzmittel bekommen sollte. klar, dass ich dann naechtelang mit kreischenden schmerzen wachsass, zeitung las, am rechner fernsehen schaute, und den kontrollbesuchenden schwestern dann "bis nachher" sagte statt "gute nacht". ich behandelte sie wie die amateure, die sie in meinen augen waren. dann war das pflegepersonal mit mir deswegen nach 1 woche derart am ende ihrer (!) nerven, dass sie mich zu ihrer entlastung woanders hin verlegten. sie haetten mir einfach mehr von dem zeug geben muessen, dann waere ich nicht vor schmerzen wach geblieben.

    ein andermal aber, nach wieder einer sehr schmerzhaften operation, war ich bei echten profis. die schlossen mich an eine morphiumpumpe an. da hatten sie ruhe, und ich. und ich wurde nicht schmerzmittelabhaengig, gar nicht.

    es ist also aus patientensicht etwas glueckssache, ob man die amateure oder profis erwischt. und auch eine frage der allgemeinen gesundheitspolitik.
  • swisswuff1 hat geschrieben:

    aber selbst als wacher und sich mitteilender patient kann es schwierig, sehr schwierig sein. ich war einmal frischoperiert, und der nachtpfleger beschloss von einem moment auf den anderen, dass es voellig ok sei, mir keine schmerzmittel mehr zu geben.



    Hallo swisswuff1

    solches Verhalten von Pflegepersonal ist einfach gesagt Erziehungssache. Das kann / sollte man denen Abgewöhnen.

    Meine Tochter war die ersten 3 J. meistens mit mir zusamman im KH, ich hatte wegen einer blöden Krankheit über 30 Operationen, und von daher rechlich Erfahrung mit solchen Situationen. Bis jetzt hat ein "Nachtpfleger" jeweils nur eimal versucht Schmerzmittel zu verweigern...und wollten auch nicht den Diensthabenden Arzt dazu holen. Wenn die beim 2. Klingeln immer noch ablehnten, hab ich ganz Simple über das Televon der Pforte bescheid gesagt, das sie mal den Diensthabenden Arzt zu mir schicken sollen. Es wurde zwar rum gemault, aber wenn der Zeit hatte, war der 15 Minuten später bei mir, und ich bekam Schmerzmittel. Die Situiation habe ich am nächsten morgen bei der Visite angesprochen und mit dem Nachtpersonal nie wieder solche Probleme.

    😀 Helmut
  • hallo helmut,

    du nennst es "Erziehungssache" ich würde es eher als "schlecht Ausgebildet" bezeichnen.

    oder das Schmerzmanagement der Abteilung funktioniert nicht. Die Schmerzmedikation wird leider in vielen Einrichtungen immer noch sehr zögerlich durchgeführt. Aber es gibt mittlerweile Einrichtungen die haben eine sogenannte (Pain-nurse). Die führt im Vorfeld gespräche mit Schmerzpatienten und trifft dann mit Absprache des Arztes eine Entscheidung (zusammen mit dem Arzt) bezüglich der Schmerzmedikation. Aber so wie du es gemacht hast.... würde ich es auch tun (Anruf über Pforte)und dann wäre party an meinem Krankenbett. Nur leider trauen sich das viele "kranke" nicht bzw. deren Angehörige.

    LG Thomas
  • Ja Thomas, so ist das leider.

    Ich hatte wohlmöglich nur Glück, das ich früh gelernt hab, was gut für uns ist, uns setzt das... so wie mir mal eine Arzt geraten hat, einfach durch.

    Ich war in meiner Jugend Rettungsschwimmer, und war mehrfach bei Kursen zur Wiederbelebung bei einem Notfallarzt. Von daher wußte als ich meine Tochter anfasngs ins Kh mußte die Vitalwerte, die gut für sie waren. Da saß ich dann um Krankenbett und sah auf dem Monitor die Werte sinken, rief die Schwester, und bekam einen Anschiss.. " Das Gerät schlägt Alarm wen was nicht stimmt, keine Sorge." Die Werte sanken weiter, so das ich einen Arzt ansprach der vorbei kam. Der sah auf den Monitor, drückte selbst den Alarmknopf. Man änderte die Einstellung der Tropfe... die Werte stiegen wieder. Der Monitor auf der Säuglingsstation stand auf Alarmwerte für Erwachsene. 10 Minuten später hörte ich wie die Schwester ins Arztzimmer gerufen, und es dort dann etwas lauter wurde. Nachdem mir der Arzt damals gsagt hat, das ich immer erst auf mich... und im Zweifelsfall nicht auf die Schwerstern hören sollte, mach ich´s halt so.

    😀 Helmut
  • Hallo Helmut,

    Fehler passieren Überall.. leider sind manche tödlich! Ob der Automechaniker vergisst beim Räderwechel ein rad richtig fest zu ziehen oder eine Pflegekraft das Monitoring nicht beherrscht, hat im schlimmsten Fall das gleiche Ergebnis.
    Manche Patienten haben was "Fehlerquellen" an geht einfach die Jocker Karte gezogen, andere haben Glück und werden von gut ausgebildeten Pflegekräften betreut und gepflegt.

    Ich will hier gar nicht Kollegenschelte betreiben, aber einige sollten ihre Grundeinstellung überdenken. Im Rahmen des schlechten Gesundheitssystems (Personalmangel) bist du als Betreiber einer Klinik oder eines Pflegeheimes leider auch auf "Blindgänger" angewiesen...leider ist das. so. Du glaubst nicht welche PK sich bei uns bewerben um beatmete Klienten zu betreuen. PK die nicht mal die Basics der Intensivpflege beherrschen, habe aber in anderen unternehmen eigenständig Patienten gepflegt. Es ist ein Trauerspiel, was da im Moment..nein..seit Jahren ab geht.
    Meine Mutter lag nach einem Unfall in einer Klinik. ich habe sie besucht und sie meinte ich muss seit 4 stunden auf die Toilette niemand kommt. Warum hast du nicht geklingelt? Hab ich es kommt keiner. Dann habe ich geklingelt es kam niemand.. nach 10 Minuten habe ich den Reanimationsknopf gedrückt ..dann kamen sie meine Kolleginnen und Kollegen... Danach wurde es laut..sehr laut! und von da an, war meine Mutter die "Königin" der Station, wenn du verstehst was ich meine. Und meine Mutter war an diesem Tag operiert worden ..so ganz nebenbei erwähnt.
    Ach ja und auch Ärzte machen Fehler..aber darauf möchte ich nicht eingehen.
    Es ist immer ratsam die Augen offen zu halten. Als Patient und Angehöriger.
    LG Thomas

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