Doula für behinderte Schwangere / Frauen mit Kinderwunsch

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MyHandicap User
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bearbeitet 4. Nov 2021, 11:08 in Familie & Kinder
Hallo 😀,

habe mal eine Frage an die Frauen hier (Schwangere oder Frauen mit Kinderwunsch). Ich möchte gerne, wenn ich Kinder habe Doula werden und überwiegend Frauen mit Behinderung betreuen.
Da wahrscheinlich die wenigsten von euch wissen, was eine Doula ist und was sie macht, hier eine kurze Erklärung:

Eine Doula (von altgriechisch ´¿Í»· (doulê) „Dienerin“, „Sklavin“, „Magd“) ist eine Frau, die einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt als emotionale und physische Begleiterin zur Seite steht. Sie versteht sich als Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbegleiterin. Sie kümmert sich intensiv um die Frau und unterstützt durch zuverlässige und kompetente Anwesenheit. Sie entlastet den Partner und hilft ihm, mit der Situation zurechtzukommen. Voraussetzung für diesen Beruf ist, dass eine angehende Doula selbst zumindest ein Kind geboren hat.

Ich selbst habe Spina bifida und Hydrocephalus und möchte deshalb als Doula behinderte Schwangere oder behinderte Frauen mit Kinderwunsch vor, während und nach der Geburt beraten und unterstützen, gerne aber auch nichtbehinderte Frauen.

Nun meine Frage an euch: Wer von euch könnte sich vorstellen, neben Hebammen und Ärzten vor, während und nach der Geburt von einer Doula betreut zu werden??

Ich bin gespannt auf eure Antworten!!! 😀

Liebe Grüße

Anne

Antworten

  • Guten Tag Anne
    Mir würde die Hebamme reichen, wäre ich gebährfähig. 😃
    Sie beschränkt sich auch nicht darauf nur das Baby zu holen, ist also von einer Doula gar nicht weit weg, eher sogar vielseitiger!
    Schönen Tag
  • Hallo Holger 😀,

    eine Doula ist ja nicht dazu da, um dem Kind auf die Welt zu helfen. Das darf nur die Hebamme oder der Arzt. Die Doula ist mehr für die emotionale Unterstützung der Frau /der (werdenden) Eltern da. Sie "ergänzt" die Arbeit der Hebamme , aber sie übernimmt keine medizinischen Aufgaben. Die Doula bleibt z.B. bei der Geburt die ganze Zeit bei der Frau (was eine Hebamme im KH ja meistens aus zeitlichen Gründen gar nicht kann) oder erklärt ihr was passiert. Doulas sind z.B. für Frauen sinnvoll, die niemanden haben, der mit zur Geburt kommen kann oder die Angst vor der Geburt haben. Ich möchte als Doula behinderte Schwangere oder Frauen die ein behindertes Kinder erwarten betreuen, da ich selbst eine Behinderung habe und denke, dass ich den werdenden Eltern dadurch viele Ängste und Sorgen nehmen kann. Auch schon vor der Geburt möchte ich werdende Eltern beraten (z.B. zur Auswahl eines geeigneten Geburtskrankenhauses) und auch nach der Geburt könnte ich die Eltern beraten und unterstützen (z.B. Tipps zum Umgang mit dem Neugeborenen (bei körperbehinderten Eltern)oder Vermittlung von Selbsthilfegruppen etc).

    Gruß
    Anne
  • hier noch eine kleine Ergänzung zu meinem Beitrag vom 13.10.13 "Doula für behinderte Schwangere / Frauen mit Kinderwunsch" :

    Wenn Du Dich geborgen und sicher fühlst, dann kannst Du besser loslassen und entspannen

    • dann geht es Dir besser
    • dann geht es Deinem Kind besser
    • Deine Geburt wird schneller voran gehen und Du kannst Dein Kind leichter und ohne unnötige Schmerzen zur Welt bringen

    Eine Geburtsbegleitung durch eine Doula

    • fördert das Vertrauen in die Geburt und in die eigenen Kräfte der Frau
    • die Dauer der Geburt verkürzt sich im Durchschnitt um 25%
    • die Kaiserschnitt Rate sinkt um 50%
    • die Nachfrage nach einer PDA sinkt um 60%
    • der Einsatz von medikamentöser Schmerzbekämpfung sinkt um 30 %
    • es sind 40 % weniger Oxytocin Verabreichung nötig
    • Zangen- / und Saugglockengeburten verringern sich wesentlich

    zudem

    • klappt das Stillen besser und es stillen mehr Gebärende als ohne Doula
    • dem werdenden Vater wird Verantwortung und Stress abgenommen und damit kann er sich aktiver in die Geburtsbegleitung einbringen und sich sicherer fühlen
    • die jungen Eltern werden in ihrer Paarbeziehung gestärkt
    • es werden weniger Stressmomente und Angstgefühle empfunden
    • der Aufbau der Mutter-Kind-Beziehung wird optimal gefördert
    • die Gebärende ist nach der Geburt zufriedener und somit gibt es auch weniger Depressionen nach der Geburt

    Quelle: „Doula- der neue Weg der Geburtsbegleitung“
    von Marshall H. Klaus, John H. Kennell, Phyllis H. Klaus
  • anne1706 hat geschrieben:Ich möchte gerne, WENN ICH KINDER HABE Doula werden und überwiegend Frauen mit Behinderung betreuen......
    Ich selbst habe Spina bifida und Hydrocephalus und möchte deshalb als Doula behinderte Schwangere oder behinderte Frauen mit Kinderwunsch vor, während und nach der Geburt beraten und unterstützen, gerne aber auch nichtbehinderte Frauen.

    hallo anne

    abgesehen davon, dass du noch kein kind hast und daher ja noch keine doula werden kannst, kläre uns doch bitte auch mal über die kosten auf.

    wie ich im netz gesehen habe, scheinen diese ja nicht unerheblich zu sein (auch für eine ausbildung zur doula)!?

    ich befürchte, dass sich das nur frauen leisten könnten, die über ausreichend geld verfügen. 😠

    lg rosi



  • Hallo rosi,

    ja, das sitmmt leider, dass die Doulabegleitung nicht ganz billig ist.
    Sie kostet zwischen 400 - 600 Euro für alles ( i.d.R. 1-2 Gespräche vor der Geburt, Rufbereitschaft rund um den ET, Geburtsbegleitung und 1-2 Gespräche nach der Geburt).
    Aber viele Doulas sind auch bereit, ihre Leistungen für weniger Geld anzubieten, wenn die Frauen/Paare sich das sonst nicht leisten können. Manche Doulas bieten auch Geschenkgutscheine an.
    Auch die Ausbildung zur Doula hat ihren Preis:

    Bei der GFG kostet die Ausbildung stolze 2.280 €

    Bei "Doulas in Deutschland" ist die Ausbildung etwas billiger. Hier kostet sie
    1.220 €.

    Aber mir wäre es das Geld für die Ausbildung wert, weil ich wirklich gerne Doula werden würde!! Mein Traumberuf wäre Hebamme aber da das wegen meiner Behinderung leider nicht möglich ist, wäre das eine schöne Alternative.

    Könntest Du dir denn (mal abgesehen von den Kosten) vorstellen, neben Hebammen und Ärzten von einer Doula betreut zu werden?? Darf ich fragen, welche Behinderung du hast??

    Liebe Grüße

    Anne 😀



  • hallo zusammen,

    das liest sich sehr interessant! Was ich jedoch nicht verstehe ist! Weshalb muss eine Doula mindestens ein Kind geboren haben um diesen Beruf ausüben zu können? Nicht jeder Geburtshelfer (männl.) kann das 😀 Also was ist das besondere daran? Wie viele Hebammen gibt es ohne Kinder? Sicher viele!!

    Sehr Suspekt das Berufsbild !

    LG Thomas
  • Hallo Thomas,

    das besondere an Doulas ist, dass sie bereits Erfahrung mit dem "Kinderkriegen" haben und sich deshalb sehr gut in die Frauen hinein versetzen können und sie bleiben wirklich während der ganzen Geburt, bei der Frau. Das kann eine Hebamme im Krankenhaus ja meistens gar nicht, da sie manchmal mehrere Gebärende gleichzeitig betreuen muss.

    Liebe Grüße
    Anne 😀




  • Hallo Anne
    Danke für die Nachricht. Aber verstehen kann ich es nicht. Eine gute Doula kann auch eine Frau sein die nicht entbunden hat. Dieses Berufsbild von einer Entbindung abhängig zu machen halte ich für sehr Antik.
    Lg Thomas
  • anne1706 hat geschrieben:Könntest Du dir denn (mal abgesehen von den Kosten) vorstellen, neben Hebammen und Ärzten von einer Doula betreut zu werden?? Darf ich fragen, welche Behinderung du hast?

    hallo Anne

    zunächst danke ich dir für deine ergänzung! 😉

    zu deinen fragen:
    nein, das kann ich mir keinesfalls vorstellen.

    wie Breather schon schreibt:

    "Sehr Suspekt das Berufsbild!"

    btw. ich glaube kaum, dass für dieses thema die art meiner behinderung wichtig ist.

    lg rosi
  • Hallo Anne!

    Ich bin eine Mutter mit Handicap von einem Kind mit Handicap, der Vater hat auch ein Handicap. Du schreibst einerseits, dass man begleitet, der Partner entlastet wird und andererseits, dass es "nur" max. 4 Gespräche vor und nach der Geburt gibt plus Geburtsbegleitung. Und der "Spass" kostet dann auch noch ein halbes Monatsgehalt.

    Meinst du nicht, dass so eine Begleitung nicht erst ab dem 8. oder 9. Monat beginnen sollte, manche haben Zweifel, das Kind zu bekommen, sind aber in der Frist bis Woche 12 sich ziemlich selbst überlassen. Ausserdem kostet eine Erstlingsausstattung etwa das Geld, was du für etwa 4 Besuche angibst. Wenn ich nochmal schwanger wäre, was nicht passieren wird, würde ich das Geld lieber für Bett, Wickeltisch, Kinderwagen, Strampler, Windeln ausgeben.

    Ausserdem solltest du auch bedenken, du sprichst von einer eigenen Behinderung, dass du nicht jede Wohnung betreten können wirst, falls du einen Rolli benötigst. Mein Ex und meine Tochter sind beide Rollifahrer, es handelt sich um eine seltene Erbkrankheit. Wir hatten immer und haben noch Treppen bis zur Wohnung, was die beiden noch bewältigen können. Aber wenn du selber, gehbehindert, evtl. mit Rolli, ein nichtbehindertes Elternpaar betreust, kann es auch sein, dass du einige Stockwerke ohne Fahrstuhl bewältigen können solltest.

    Es hört sich einerseits gut an, andererseits auch sehr merkwürdig.
    Als ich damals schwanger war, von der Erbkrankheit wußte, die damals keiner namentlich bennenen konnte, wir keine konkreten Infos finden konnten, uns mit der Humangenetik beschäftigt haben, DA hätte ich jemanden brauchen können, der mich / uns begleitet, Ängste nimmt, Fragen klärt. Wenn es aber nur noch 4 Wochen bis zur Geburt dauert, könnte dein Begleitungsbeginn zu spät sein. Die Ängste, Sorgen, Fragen entstehen oft zu Beginn einer Schwangerschaft. Am Ende, wenn du dann einspringen würdest, sind solche Fragen geklärt oder auch nicht und es kommen neue dazu. Aber die Zweifel zu Beginn, ein solches Kind überhaupt auszutragen, bekommst du gar nicht mit.


    Gruß, Katrin

  • Mir fällt auf, dass offensichtlich viele werdende Mütter überhaupt nicht darüber informiert sind, welche Leistungen sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt beansprucht werden können.

    Tatsächlich sind bei einigen Antworten und Kommentaren, die hier gegeben wurden, Richtigstellungen notwendig.

    Z.B. sagt der § 4 des HebG klar aus, dass NUR eine Hebamme / Entbindungspfleger eine Geburt eigenverantwortlich durchführen darf (Notfälle ausgenommen - da darf es JEDER)
    Ärzte haben generell eine sog. Hinzuziehungspflicht. D.h. ein Arzt MUSS eine Hebamme bei einer Geburt hinzuziehen; eine Hebamme aber muss keinen Arzt bei einer Geburt hinzuziehen.

    Das einmal vorweg.

    Eine Hebamme darf einer schwangeren Frau Hilfe bei allen Schwangerschaftsbeschwerden leisten.

    Schwangerschaftsbeschwerden können durchaus auch psychosomatische oder psychosoziale Befindlichkeitsstörungen sein.

    Die Hilfe bei Beschwerden kann OHNE BEGRÜNDUNG bis zu 3 (i.W. DREI) Stunden pro Hilfeleistung (auch mehrmals wöchentlich) mit der Kasse (GKV) abgerechnet werden.

    Jedem sollte klar sein, was für eine Betreuungsqualität sich daraus ergeben kann.

    Leider werden wenig Hebammen von Schwangeren nach diesen Leistungen befragt.

    In der Regel, gehen die Schwangeren Frauen zu ihren Gynäkolog(inn)en und fragen bei Beschwerden dort nach Hilfe.

    Dabei ist ihnen nicht klar, dass ein(e) Ärztin/Arzt für die Behandlung einer Schwangeren mit einem Budget von weniger als 200 € im Quartal auskommen muss.

    Kommt die Schwangere also zum 4.ten Mal wegen "Sodbrennen" oder ähnlichen Beschwerden, verdient der Arzt / die Ärztin nicht nur "nix" mehr - Er / Sie bringt sogar noch Geld mit...

    Die Leistungen einer Hebamme sind dagegen NICHT budgetiert.

    Es gibt Schwangere, die mehr als 200 Stunden Hebammenleistungen vor der Entbindung erhalten haben...

    Tatsache ist: Wenn Schwangere alle für Ihre Bedürfnisse passenden Leistungen von einer Hebamme ihres Vertrauens erhalten würden (weil auch entsprechend aufgeklärt) wären Doulas überflüssig.

    Zumal die GKV ALLE notwendigen Hebammenleistungen in voller Höhe übernimmt.

    Die Arbeit einer Doula kann allerdings Hebammen sehr stark entlasten, wenn es um Termindruck oder Kapazitätsengpässe geht.

    Gerade in den deutschen Großstädten gibt es erfahrungsgemäß weniger als 10%, der für eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Betreuung benötigten Hebammen.

    Z.B. arbeiten in München (ca. 23.000 Schwangerschaften p.a.) etwa 140 Hebammen.
    Davon die meisten in Kliniken. Nur ein Bruchteil bietet eine vernünftige Vorsorge und/oder Wochenbettbetreuung an. So bekommen nur etwa 3.500 Frauen eine vernünftige Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme und nicht einmal 1.200 nehmen Vorsorgeleistungen oder Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden durch eine Hebamme in Anspruch.

    Zu der vorgelegten Statistik möchte ich anmerken, dass komplett unberücksichtigt bleibt inwieweit eine Geburtsbegleitung durch eine „beste Freundin“, die Mutter oder den Partner, ebenfalls bessere oder vergleichbare „Erleichterungen“ bewirken.

    Insofern gilt wieder einmal: „Glaube nur der Statistik, die Du selbst gefälscht hast...“

    Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung

    Alatah Sta-Weeches

    Hebammenzentrum München

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