Asperger Syndrom - wann Kostenübernahme einer Privatschule ? Was kann man tun ?

Hallo,

nach langjähriger "Lauferei" haben wir nun seit kurzem ein Ergebnis für das "Anderssein" unseres 11-jährigen Sohnes.
Er leidet unter dem Asperger Syndrom. Unserer größtes Problem heißt SCHULE ! Trotz eines IQ von 124 - kann er sein "Können" oft nicht "auf´s Papier bringen".
Er ist einfach zu oft abgelenkt, kann sich nicht konzentrieren und ist mit der Menge der Schüler und dem Krach in der Klasse überfordert. Die Rettung endlich mehr Ruhe zu finden, wäre garantiert eine kleine Klasse mit sehr individueller Betreuung und Unterstützung ! Dies bieten jedoch nur teure Privatschulen !
Das Amt will eine Kostenübernahme nach §35a SGB VIII jedoch ablehnen ! Was kann man tun ? Wir sind sehr verzweifelt.
Der ganzen Familie würde es gesundheitlich besser gehen, wenn man doch irgendwie dem an sich intelligenten Kind angemessen helfen könnte.
Eine "normale Schule" hat nun einmal keine kleinen Klassen und keinen Lehrer, der das leisten kann, was an Unterstützung benötigt wird. Gibt es Rechte, oder Urteile wann die Kosten für eine Privatschule zu übernehmen sind ? Wer kann helfen ? Wer setzt sich für einen ein ?
Aus jedem Zeugnis geht eindeutig hervor, dass das Kind zu oft abgelenkt, mit seinen Gedanken woanders ist, und oft nicht weiß, was es tun soll. Auch wird er selten mit den gestellten Aufgaben zeitgerecht fertig. Wenn man ihn drängt wird er nervös und teilweise auch aggressiv. Auch wenn er sich in der Schule oft noch irgendwie
“am Riemen reißen kann “ – kommt es jedoch spätestens zu Hause zu Ausbrüchen. Wir alle leiden darunter sehr.

Es ist so schade, wir wollen unseren Sohn doch nicht aufgeben und ihn zum Schluss vielleicht auf eine Hauptschule (wie vom Jugendamt angeraten)schicken, nur weil man nicht entsprechend gefördert und geholfen hat. Sollte man solche Kinder nicht viel mehr fördern ? Sind sie nicht unserer Speziallisten für die Zukunft ?

Antworten

  • Guten Tag,

    ich kann Ihnen keine Hilfe hier im Forum sein, aber ich weiß was Ihr Kind durchmacht. Sie leiden mehr als Ihr Sohn, weil diese Gesellschaft Sie mit den vermeintlichen Idealen traumatisiert. ich bin heute 45 Jahre alt und versuche immer noch meine Vergangenheit zu verstehen. das mit der Hauptschule habe ich durch, man hat mich nach der achten Klasse aussortiert. Das war 1983! Danach kamen noch einige Schulen, zwei Lehren und drei Studiengänge... Die Ausbildung der Lehrer zum heutigen Zeitpunkt ist immer noch Mangelhaft, was das Erkennen solcher Umstände bei Kindern angeht. Ein dramatischer Zustand, wie ich meine. Seien Sie lieb zu Ihrem Sohn und beschäftigen Sie seinen Verstand. Mein Vater war ein Schmied, er hat mir mit 12 Jahren das Schweißen beigebracht und mein Interesse für Metalle geweckt... Er gab mir Bücher zum Lesen, die mich auch interessiert haben, nicht irgendwelche Schulbücher mit kindlichen Darstellungen sondern richtige Fachbücher, die mein Interesse gefesselt haben. 1984 habe ich dann einen Lehrer bekommen, der meine Begabung erkannt hat. Er hat sich viele Jahre mit mir beschäftigt und mich aufgebaut. Ich glaube, dass sich echte Inteligenz in dieser Welt durchsetzt. Der Junge wird es schaffen, ganz bestimmt. Fördern und fordern, ein Husky will laufen...

    Viele Grüße und alles Gute für den Jungen

    pathfinder
  • Guten Tag Liebelein,..

    Sei uns herzlich willkommen im Forum,.. 😉

    Wenn Ihr einen Antrag auf Kostenübernahme gestellt habt beim zuständigen Amt kommt ganz sicher ein Ablehnungsbescheid. Nur dazu könnt ihr in den Widerspruch gehen und notfalls könnt, müsst ihr sogar den Klageweg beschreiten.

    Es ist sehr wichtig für euren Sohn, seiner heutigen Entwicklung, denn alles das was ihr heute nicht auf den Weg bringt fällt zu einem späteren Zeitpunkt auf euch in anderer Form zurück. Und es lässt sich durch nichts und niemanden korrigieren.

    Von daher muss euer Denken anders sein als zu einem anderen Kind. Ein Svants zu sein mit einer überdurchschnittlichen IQ ist ein Segen für die Person, doch gleichzeitig auch ein Fluch. Glaube mir ich weiß wovon ich schreibe.

    Von daher jedes Kind ist zur Schulpflicht in Deutschland verpflichtet per Gesetzt. Allerdings hat auch jede Behörde die Pflicht Kinder die anders sind in unserer Gesellschaft gesondert & besonders zu fördern.

    a)
    Wenn euer Sohn eine gesicherte Diagnose hat zum AS kann das die Behörde nicht ignorieren sondern muss es akzeptieren
    b)
    Aufgrund der gesicherten Diagnose hat der Sohn einen anderen Anspruch auf Bildung & Förderung! ( Angeboten wird die Schulbegleitungsform, die oft jedoch nicht ausreicht )
    c)
    Ob nun eine private Schule oder eine Schulbegleitung für euren Sohn ist beides gleich teuer zu den anfallenden Kosten die langfristig kommen werden.
    d)
    Wenn die Behörde euren Antrag zur Übernahme der Kosten auf eine private Schule ablehnend gegenübersteht so haltet das dagegen, denn dazu ist sie verpflichtet;

    http://www.kita-portal-mv.de/documents/achtes_buch_sozialgesetzbuch_integration.pdf

    Sie vergessen es leider oft zu gern. Gerade das Jugendamt sollte endlich begreifen das Kids die „ anders sind"! In dem Sinne nicht mehr in die Besenkammer gehören, - sondern in die Gesellschaft mit allen Mitteln integriert werden sollten & müssen.

    Und so kann zwar mit dem § 35 abgelehnt werden, wie auch gefördert werden;
    http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_8/__35a.html

    Doch gleichzeitig in den Widerspruch durch euch gegangen werden. Hier achtet im § 35 Abs. 3 ganz unten. ( Die Zusätzliche ganz gesonderte Förderung ! ) Nur damit steht es offen, ...

    Im Umkehrschluss sagt dies aus wenn eine Förderung in dem Sinne der o.g. §§ 35 Abs. 1, 2 nicht ausreicht, dann erfolgt nach Abs. 3 in zu, einem Feststellungsverfahren. Und das ist dies, -

    www.inkoe.de/information/information_detail.php?thema_id=9&eintrag_id=55

    das alles, doch auch wirklich alles, - zum Wohle des Kindes (eurem Sohn) unternommen werden muss.
    Ihr werdet euch sehr strecken müssen um das was euer Sohn benötigt, langfristig auch wirklich bekommt, gewährt wird. Und mit dem § werden sie euch drohen das eine ganz normale Schule ausreicht für euren Sohn.

    http://www.juraforum.de/gesetze/sgb-8/36a-steuerungsverantwortung-selbstbeschaffung

    Nur bei einem IQ von mehr als 100 ist dies leider nicht der Fall. Und so benötigt euer Sohn eine nicht nur individuelle Förderung, sondern eine Förderung die den Rahmen sprengen wird. Ich wünsche euch ganz viel Kraft & Mut zu den Dingen im Sinne für euren Sohn. Alles das was heute durch euch auf den Weg gebracht wird für dieses besondere Kind, wird ihm zu einem späteren Zeitpunkt sehr helfen um in beiden Welten bestehen zu können. Ein eigenes selbständiges Leben zuführen ohne eine zu große Dauerförderung oder Unterstützung aus der Gesellschaft auf Dauer zubenötigen. Doch dazu braucht es Mut in der Umsetzung von Anfang an.

    Eine ganz normale Schule reicht nicht aus, im Gegnteil sie wird eurem Kind schaden zufügen, weil er nicht die Möglichkeit des Rückzuges bekommt und die wirkliche Förderung. Weil man ihn nicht verstehen wird,.. Mfg Lyn 😉

  • Hallo Lyn,

    vielen vielen Dank für Deine sehr ausführliche Hilfe !!! Du hast mich gerade sehr aufgebaut und mir Mut gemacht. Ich will und werde kämpfen, auch wenn wir nervlich am Ende sind. Deine Links und Ausführungen werden sicherlich sehr hilfreich sein ! Vielen Dank !!!!!
  • In der Klasse meiner Tochter ist ein Kind mit Asperger. Optimal ist immer eine Integration, nicht Separation. Das Kind hat eine Betreuerin, die parallel das Kind in der Schule betreut. Zusätzlich ist ein Kind Pate und schaut, dass die anderen Kinder es nicht trangsalieren. Das funktioniert ganz gut.
    Viel Glück.

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