Wo und wie komme ich an die per ärztlichem Rezept verordnette individuelle Rollstuhlversorgung?

MyHandicap User

Wo und wie finde ich ein Sanitätshaus mit ehrlichen, individuellen Versorgungsabsichten? Wo und wie kommt man zu ehrlicher, individueller Beratung? Wie kommt man an einen ehrlichen, individuellen Kostenvoranschlag, zur Weiterleitung und Bearbeitung an die Krankenkasse? Darf ich vollkommen unnötige, unbrauchbare und teure Extraversionen ablehnen? Muss ich ein geringeres Rollstuhlgesamtgewicht, zu Lasten oder auf Kosten von Stabilität und Sicherheit unbedingt hinnehmen und akzeptieren? Welche "Mitspracherechte" hat man? ( Rezeptverordnung: individuell angepasster Aktivrollstuhl mit Sitzkantelung und mit Begleiter - Schiebebügel )

MyHandicap User

Guten Abend Heraldik
Als erstes solltest du deine Krankenkasse anrufen und fragen ob freie Sanitätshauswahl besteht oder die KK ein Vertragssanitätshaus hat.

Hast du freie Wahl frag gleich die KK mit wem sie gute Erfahrung haben.
Der Rollstuhl muß auf deine Behinderung abgestimmt sein, wenn du der Meinung bist irgend etwas passt nicht hast du das Recht dieses zu reklamieren.
Schönen Abend und viel Erfolg
Holger

MyHandicap User

Hallo Holger, herzlichen Dank für Ihre Antwort.

bisheriger Verlauf:
- Arztbesuch mit Rezeptverordnungen
- kopieren
- Kontakte und Informationen bei / mit der Unanhängigen Patientenberatung
- schriftlichen Antrag bei der KK eingereicht
- telefonische Anfrage an Sachbearbeiter der KK wegen Vertragssanihäusern
- Kontakte zum 1. Vertragssanihaus
- 1. Hausbesuch vom Sanihausaußendienstler aber ohne fachliche Beratung
- 2. Hausbesuch vom Sanihausaußendienstler mit Rollstuhlfirmaaußendienstler

"Beratungsinhalte":
- Ausstausch zweier Fachleute unter sich, ohne wirkliche Einbeziehung des Patienten

Kostenvoranschlag:
- in den Kostenvoranschlag wollten die 2 Außendienstler Luxusausstattungen integrieren, welche ( meiner Meinung nach ) vollkommen unnötig, medizinisch nicht notwendig, kurzlebig und viel zu teuer sind
- diese Luxusausstattungen sollten nach erfolgter Genehmigung durch andere, wesentlich preiswertere Ausstattungen in der eigentlichen, endgültigen Bestellung ersetzt werden
- von / mit dem "Überschuss" wollten Sie andere Extras finanzieren

Mit welchem Rollstuhl bzw. mit welcher Ausstattungsversion darf ich dann bei künftigen Terminen bei meiner KK vorfahren?
Wer würde künftige evt. Reparaturen ( einer vielleicht nicht genehmigten Version ) übernehmen und finanzieren müssen?

Folgen:
- Mailkontakte zur KK, da ich mich über diesbezügliches Vorgehen unbedingt informieren und rückversichern wollte
- Rückgabe der Rezepte, wegen meiner mangelnden Bereitschaft zum Betrug
- erneute Kontakte bei / mit Mitarbeitern der UPB
- telefonischer Erstkontakt zum VdK
Rechtsberatung vermutlich unverzichtbar?

MyHandicap User

Die Hersteller schicken auch Leute zum Sanihaus die den Rolli anpassen.Auf dem Rezept sollte genau der Rolli drauf stehen den Du Dir ausgesucht hast,wichtig ist das da Aktiv Rollstuhl drauf steht und alle Soderwünsche.LG Erich

MyHandicap User

Lieber Heraldik,

für Sanitätshausempfehlungen von anderen Betroffenen aus der Community müsste man noch die gewünschte Region bzw. Deinen Wohnort erfahren.

Ich habe mir Dein bisheriges Vorgehen angesehen und fand die Schritte vernünftig - ein wenig Vorsicht schadet ja nicht.

Solange keine Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden kann, wäre meine persönliche Empfehlung an Dich, das Sanitätshaus zu wechseln. Vorher würde ich jedoch erstmal vom Sanitätshaus die "Luxusausstattung" erklären. Falls dies nicht überzeugend ausfällt, würde ich als nächsten Schritt die Krankenkasse um einen Sanitätshauswechsel bitten (gegebenenfalls in freier Wahl). Wie hat die Krankenkasse eigentlich bisher reagiert? Im Grunde dürften sie sich freuen, wenn sie Geld einsparen können.

Grundsätzlich sollten Reparaturarbeiten an sämtlichen bewilligten Hilfsmitteln in einem angemessenen Zeitrahmen ohne Probleme genehmigt werden - ob sie zum damaligen Bewilligungszeitpunkt notwendig waren oder nicht. Einen Rechtsbeistand halte ich aktuell noch zu verfrüht, schadet aber auch nicht, bei einer VdK-Mitgliedschaft.

Darüber hinaus habe ich unseren Fachexperten gebeten, hier vorbeizuschauen. Derweil erhältst Du sicherlich noch weitere Ratschläge aus der Community.

Lieben Gruß,

Tom
MyHandicap

MyHandicap User

Hallo Magic, hallo Tom,

herzlichen Dank auch für Ihre hilfreichen Antworten.

Ich habe mich hier erstmalig in einem Forum getraut und versucht mein Problem zu erklären.

Mich interessiert vor allem, wer erkennt, welche Fehler ich gemacht habe.

Bis zur eigentlichen Rollianpassung ist es vermutlich noch ein langer Weg.

Wer diese individuelle Anpassung dann vornimmt . . . ? ? ?

Etwas wichtiger ist mir erstmal, dass die ärztlich verordnette Individualität von überhaupt einem Sanitätshaus - Mitarbeiter ernst genommen wird.

Unter einer Fachberatung ( noch dazu in meiner Wohnung ) hatte ich mir eigentlich etwas gänzlich anderes vorgestellt, als dieses fachliche Zwiegespräch dieser zwei Außendienstler unter sich.

Interessiert hätten mich ja z.B. verschiedene aktuelle Rollstuhlmodelle, aktuelle Rollstuhlhersteller, aktuelle Rollstuhlvertriebsfirmenanbieter, . . . - natürlich bezogen auf die Rezeptverordnungen, bzw. auf meine Unfallbehinderungen.

Ich hatte gehofft, dass ich vielleicht mal einige aktuelle farbige Prospekte zur kurzen Einsicht bekomme.

So lange, wie die ärztlich verordnette Individualität noch nicht in einen individuellen Kostenvoranschlag integriert wurde - kann meine KK ja gar nicht richtig tätig werden.

Sie können ohne individuellen Kostenvoranschlag weder etwas ablehnen noch etwas bewilligen.

Die KK ist natürlich und verständlich sehr irritiert, da sie nun schon seit über 2 Monaten auf einen individuellen Kostenvoranschlag wartet.

Ich habe mir zwar schon einiges über Rollis im Internet angesehen, aber ich bin weder Arzt noch Medizinprodukte - oder Hilfsmittel - Berater.

Meine Internetrecherchen können doch nicht die fachliche Beratung von einem Sanitätshausmitarbeiter ersetzen.

Ich hoffe, dass mir eine offene, ehrliche und kooperative Zusammenarbeit mit "meiner" KK mehr helfen kann, als betrügerische Versuche zweier Außendienstler zu unterstützen.

Für die beiden Außendienstler bin ich natürlich der Böse.

Doch bevor ich meine 2 Rezepte nicht zurück geschickt bekommen habe, kann ich doch zu keinem anderen Sanitätshaus.?

MyHandicap User

Sehr geehrter Heraldik

Also in erster Instanz sollten Sie sich nach einem größeren Sanitätshaus in Ihrer Umgebung umschauen, da hier meist mehr Fachkompetenz zu finden ist.
Gerne können wir Sie über Reha Vital hierbei unterstützen.
Beim Erstkontakt sollten Sie Ihre Vorstellungen und Wünsche klar ansprechen, damit der Fachberater schon im Vorfeld Modelle auswählen kann die hierfür in Frage kämen.
Ein gutes Haus wird bei einer solch umfangreichen Versorgung auch einen Demostuhl beim Hersteller anfragen, damit Sie sich diesen auch ansehen können.

Für uns stellt sich die Frage, weshalb der Aktivrollstuhl kantelbar sein muß. Welcher Nutzen soll hiermit erzielt werden? Wo soll der Stuhl eingesetzt werden. Verladen Sie selbst? Haben Sie bereits längere Zeit einen Rollstuhl? Wenn ja kamen Sie mit der bisherigen Positionierung zurecht? Um eine gezielte Beratung durchführen zu können sollten mindestens solche Fragen bereits zu Beginn gestellt werden.

Storch+Beller
Fachbereich Reha

MyHandicap User

Sehr geehrte Damen und Herren, herzlichen Dank für Ihre hilfreiche Antwort.

Ich benutze seit 2004 einen Kinderaktivrollstuhl von Küschall K4.
Aus diesem Rollstuhl bin ich herausgewachsen.
Der Starrrahmen ist verzogen.
Die beiden Lenkradaufhängungen sind defekt, bzw. die beiden Lenkräder fallen ständig ab.
Die 4 Vollgummibereifungen sind abgefahren und porös.
Der Rollstuhl ist nicht mehr sicher und untauglich für den Stadt - Straßenverkehr.

Der neue Rollstuhl soll im Innen - und im Außenbereich genutzt werden.
Er sollte unbedingt auch für ständige Kopfsteinpflasterbenutzung tauglich sein.
Er soll eine hifreiche Kombination werden, aus Aktivrollstuhl und gesundem Schieberollstuhl.
Deshalb soll er einen Höhen - und Winkelverstellbaren, bzw. an die unterschiedlichen Körpergrößen, der unterschiedlichen Hilfspersonen, anpassbaren Reha - Buggy - Schiebebügel bekommen.

Die Sitzkantelung soll zur wechselnden Belastung bzw. Entlastung der Wirbelsäule und zur Druckentlastung helfen.

Ich suche einen kompetenten Rollstuhlberater in Leipzig.
( Genial und hilfreich wäre, wenn er selber Rollstuhlfahrer ist. )

Ich möchte hiermit, um weitere Hilfe und Unterstützung bitten.

Mit freundlichen Grüßen
Heraldik

MyHandicap User

Hallo Heraldik,

vielleicht kann dir auch (falls vorhanden) Dein Physio-/Ergotherapeut eine Argumentationshilfe den Bedürfnissen angepasst, liefern. Wir nutzen solche Hilfen sehr gerne. Was die Gespräche mit den Damen und Herren vom Sanitätshaus angeht....sage ihnen wie du dir DEIN Informationsgespräch vorstellst. Ich denke, wenn sie sich ehrlich bemühen, gehen sie auf deine Wünsche ( ausreichende Info und beantworten deiner Fragen) ein.
Sollte dies nicht der Fall sein..erkennst du schnell das wahre Gesicht!

LG Thomas

MyHandicap User

Reha aktiv 2000

telefonische Erstkontakte mit den Mitarbeitern:
- menschlich
- fachkompetent
- neutral
- offen
- transparent
- ehrlich

häusliche Erstberatung:
- der Berater kam gut und umfassend vorbereitet
- der B. hatte einen Demo - Stuhl dabei
- der B. hatte ausreichend anschauliches und leicht verständliches
Informationsmaterial dabei
- der B. war menschlich, fachkompetent, neutral, offen, transparent und ehrlich
- der B. hat auf mich einen ruhigen und ausgeglichen Eindruck gemacht
( was sehr hilfreich und unterstützend war )
- der B. hat sich viel Zeit genommen und gründlich alles Notwendige erfasst

Es tat mir gut, dass ich alle meine ( die Rollstuhlversorgung betreffenden ) derzeitigen Fragen stellen durfte.

Mit der Erstberatung bin ich zufrieden.

Mit dankbaren Grüßen von Heraldik

Bezogen auf die weiteren Versorgungsschritte, möchte ich hiermit um weitere Hilfe und Unterstützung bitten.

MyHandicap User

Lieber Heraldik,

es freut mich zu lesen, dass der erste Termin mit dem neuen Sanitätshaus für Dich viel zufriedenstellender ablief. Dies ist schon mal eine recht gute Basis für die weitere Zusammenarbeit.

Wenn Du Dir noch nicht sicher bist, ob es der richtige Rollstuhl ist, solltest Du um Alternativen oder um eine Testphase bitten. Ansonsten lass Dir einen Kostenvoranschlag machen und schicke ihn zusammen mit dem Rezept an die Krankenkasse. Falls Du unsicher bist, kannst Du Dich mit Deinem behandelnden Arzt (der das Rezept ausgestellt hat) sowie dem Sanitätshaus kurzschließen.

Danach heißt es in der Regel abwarten und Geduld haben. Sollte eine Ablehnung kommen, liegt es oft nicht am Antragssteller bzw. am Antrag - diese Erfahrung wird leider nicht selten gemacht. Hier solltest Du dann Widerspruch einlegen. Aber erstmal wird der Antrag auf Kostenübernahme gestellt 😀

Falls Du noch Fragen bezüglich Deiner nächsten Schritte hast, wende Dich bitte wieder an uns.

Lieben Gruß,

Tom
MyHandicap

MyHandicap User

Sehr geehrter Heraldik,

auch wenn Sie bereits ein Sanitätshaus gefunden haben: Es gibt in Leipzig und Umgebung 4 größere Sanitätshäuser

1. http://www.wolf-orthopaedie.de/home.html
Dimitroffstraße 26
04107 Leipzig

2. http://www.ortho-vital.de/rehatechnik.html
Hohe Straße 34
04107 Leipzig

3. http://alippi.de/bereiche-alippi
Nordplatz 7
04105 Leipzig

4. http://www.sanitaetshaus-premium.de/
Zwickauer Straße 125
04279 Leipzig


Der K4 von Küschall ist auch im Erwachsenenbereich ein zuverlässiger Stuhl. Eine Sitzkantelung in Verbindung mit einem Starrrahmenrollstuhl ist nicht machbar. Prinzipiell ist ein Aktivrollstuhl nicht zur Kantelung vorgesehen. Je nach Rollstuhl kann man die Rückenlehne im Radius um ein paar Grad manuell nachjustieren. Bei einer Kantelung würde der Schwerpunkt nicht mehr stimmen und der Stuhl würde erheblich schwerer. Dies ist deshalb bei Multifunktionsrollstühlen zu finden (nicht für Selbstfahrer geeignet).

Da mir Ihr Krankheitsbild nicht bekannt ist und ich Sie nicht persönlich vor Augen habe, ist es schwer hier explizit ein Modell zu benennen, aber haben Sie sich schon einmal einen Lifestand angesehen? http://countries.permobil.com/Germany/Produkter/Lifestand-DE/

Mit dieser Stuhlvariante kann man sich aus dem Sitzen in eine Stehposition bewegen. Dies hat den Vorteil der Entlastung des Gesäßbereiches und der Wirbelsäule, die inneren Organe können sich wieder "entfalten". Der Kreislauf und die Verdauung werden wieder angeregt.

Wenn zwingend eine Versorgung mit Kantelung bei selbständiger Fahrweise erforderlich ist, kann hier im Elektrorollstuhlbereich versorgt werden. Ansonsten würde ich eher zur Druckentlastung und ggf Postiionierung ein adäquates Sitzkissen empfehlen. Dies kann über das Sanitätshaus zur Erprobung angefragt werden. Die meisten Hersteller bieten Erprobungszeiten zwischen 1 - 2 Wochen an.

Zu den Ausführungen im einzelnen:

Vollgummi bei den Lenkrädern ist soweit in Ordnung, einige Anbieter arbeiten hier bereits mit Shockabsorbern. Die reelle Wirkweise ist jedoch umstritten. Aber Sie können dies sicher zur Erprobung bekommen und sich Ihr eigenes Bild machen. Bei den Antriebsrädern würde ich Ihnen eher zu sog. Marathon Plus Bereifung raten. Hier handelt es sich um einen pannensicheren Mantel mit Luftbereifung (Luft federt Vollgummi nicht).

Nach 9 Jahren Kopfsteinpflaster ist der Allgemeinzustand des Rollstuhles verständlich und es sollte nun dringend gehandelt werden, da auch die Kasse ein bisschen Genehmigungszeit benötigt und der Stuhl erst nach Genehmigung gefertigt wird. Höhenverstellbare Schiebegriffe sind bei den meisten Modellen optional erhältlich. Die Variante, die Sie ansprechen ist jedoch eher im Kinderbereich zu finden.

Ihr Reha-Fachteam aus dem Hause Storch+Beller, Karlsruhe