Tipps für Alltagsbewältigung nach Armamputation (inkl. Schültergürtel)

Hallo zusammen! 😀

In 01/2013 musste mein kompletter linker Arm inkl. Schultergürtel wegen Sarkomen abgenommen werden. Orthese oder Silikonabdeckung am Stumpf habe ich noch nicht, weil ich derzeit wegen weiterer Metastasen mitten in der Chemo stecke und ich mich deswegen derzeit darum nicht gekümmert habe - bin froh, wenn ich wieder richtig auf die Füße komme.

In den Tagen zwischen der Chemo bin ich zuhause und komme immer mehr an meine Grenzen. Einiges klappt mittlerweile schon ganz gut, wie z. B. einhändig Tippen, beim Kochen helfen, Körperpflege, Anziehen usw.. Sogar einfache Reißverschlüsse kann ich mittlerweile schließen!

In der Reha, in der ich immerhin 4 Tage bleiben durfte, bis mich mich die Ärzte wieder ins KH zurückschickten (weil eine der neuen Metastasen zu schmerzhaft wurde), hätte ich sicher eine Menge lernen können. Bin halt ein echtes Glückskind.

Allerdings denke ich mir, dass andere Armamputierte mir sicher auch den einen oder anderen Tipp geben können. Also hab ich mich hier eingeloggt und hoffe, mir kann jemand weiterhelfen. 😃

Ach ja, wundert euch nicht wegen meiner Schreibe. So lange, wie ich mich mit dem verdammten Krebs herumärgere habe ich mir diesen Galgenhumor zugelegt - mein persönlicher Schutz vor dem Verrücktwerden.

Liebe Grüße, Ella

Antworten

  • Hallo Ella,
    schön, dass Du diese Seite gefunden hast.
    Ja, ein Schutzschild kann bei solchen Extrembelastungen, die du jetzt unfreiwillig ertragen musst, eine Weile ganz notwendig sein. Gut so, du passt also auf dich auf.

    Vielleicht ist der BMAB e.V., der Bundesverband für Menschen mit Arm- oder Beinamputation, zusätzlich eine hilfreiche Informationsquelle. Im Internet solltest du die Homepage finden können.

    Beratung für Patienten und Angehörige, die auf Wunsch auch Tipps zur Alltagsgestaltung umfasst, bieten die regionalen Psychosozialen Krebsberatungsstellen an. Über www.krebsinformationsdienst.de könntest Du das Beratungsstellenverziechnis oder die kostelose Hotline finden.

    Bei der Reihe "Blaue Ratgeber" der Deutschen Krebshilfe e.V.(kostenlos) habe ich mal schnell reingeschaut. Publikationen zu verschiedenen Krebsarten, Ernährung, Wörterbuch, Sozialleistungen etc., aber keinen Ratgeber zu Amputation.

    Die Reha-Klinik, in der Du warst, sollte eigentlich auch noch Hilfe für dich anbieten. Vielleicht lohnt es sich, dort nochmals anzufragen.

    Hoffe, es war etwas Hilfreiches dabei für Dich.



  • Bei mir war (und ist) vor allem das Gleichgewicht massiv schlechter geworden mit nur einem Teil des Arms der fehlt. Mit Aufbau Rumpf- und Rückenmuskeln wurde es, und wird es zunehmend, besser. Aber nachts mal aufs WC haut man sich eher die Füsse an, im Winter auf Glatteis oder Schnee hauts einen viel eher auf die Schnauze, und so weiter.

    Zahnpflege (mir fehlt die dominante Hand und putz mal mit links richtig gut) und Hand waschen (mit nur einer Hand lädt man unwahrscheinlich mehr Dreck auf, den man dann auch überall sonst hat, wo man hinfasst) sind weitere Themen. Ich habe mir da die Tips direkt geholt (z.B. wegen dem Zähneputzen habe ich dann die Dentalhygienikerin gelöchert, etc.).

    Küche, Zeugs schneiden, Öl oder Scheibenwasser im Auto nachfüllen, sowas ist weniger schwierig. In der Werkstatt braucht es ein zwei Schraubzwingen oder Klemmen mehr, allenfalls bei Ikeamöbeln oder Kisten oder Möbel schleppen mal noch extra Pausen machen, aber sonst ist nicht so wild. Für viele Dinge läuft man öfter; kaufe ich für uns beide Kaffees, und hat es kein Tablett, laufe ich eben zweimal, wenn ich es nicht verschütten will. Aber das erschliesst sich einem von selbst.

    Überlastungen am übrigen ganzen Arm sind langfristig ein Hauptproblem. Dem ist durch Arbeitserleichterung (Roomba Roboter-Staubsauger, ..) und eine gescheite Prothese an die man wenigstens was dranhängen kann beizukommen. Ich habe die Prothese vor allem für hohe oder repetitive Belastungen, sie muss also für mich vor allem stabil sein. - Kleider die man nicht bügeln muss (ich wechselte von viele Hemden auf viele Langarm-Shirts bzw. Pullis) entlasten auch. Solche Themen kann man früh mit der Physiotherapie besprechen, oder man kommt zwangsläufig selber drauf.

  • hallo ella,

    wunderbar, das du her gefunden hast und dich mit fragen meldest. das ist genau das prinzip dieses forums 😀
    herzlich willkommen.

    es gibt dinge im leben, die fallen einem schwerer als dem anderen, auch wenn die subjektive ausgangslage gleich bzw, ähnlich ist.
    ich habe mit dem gleichgewicht 0 probleme.
    zum glück.

    ich hatte lange zeit mit schnürschuhen zu kämpfen. ouh, bis ich ds geschafft habe.....

    das a und o bei allen hürden ist der wille es zu packen, der überblick, ob es überhaupt der mühe lohnt und geduld, geduld, geduld. swisswuff hat völlig recht, wenn er auf die gefahr der überlastung hinweist. auch wenn du mit der zeit recht geschickt´sein wirst, müssen wir als amputierte aufpassen und nicht zuviel einseitig belasten.

    was macht dir schwierigkeiten, was möchtest du wissen?
    wenn du magst, können wir auch gern per pn schreiben....von frau zu frau quasi *zwinker*.

    es gibt bestimmt vieles, wo du tipps bekommen kannst und vieles, wo du uns aufschlauen kannst. küche, bad, arbeit, freizeit............

    Am besten skizzier mal, was du wissen möchtest und dann geht es schon los.

    eine gute zeit hier für dich.

    viele Grüße
    Christiane
  • Hallo zusammen,

    vielen lieben Dank für eure hilfreichen Antworten.

    Seit Tagen geht es mir dank Chemo und Hammer-Schmerzmitteln leider ziemlich bescheiden. So kann ich leider nicht das alles schreiben, was ich möchte. Sobald ich wieder fitter bin, melde ich mich wieder! 😉

    Ganz liebe Grüße
    Ella
  • Hallo Ella,

    das ist gar kein Problem.
    Wir laufen nicht weg 😉 und ich wünsche dir sehr,
    das es bald wieder besser wird und du dich wohler fühlst.

    Herzliche Grüße
    Christiane
  • Hallo zusammen, 😀

    Heute habe ich endlich wieder mal einen richtigen Energieschub und möchte diesen in jede Richtung richtig nutzen. 😎

    Ich habe mich wirklich sehr über eure hilfreichen Antworten gefreut.

    @ xxxx: danke dir gleich mal für deine Tipps, die ich auch gleich mal durchstöbert hab. Da war schon einiges dabei - allerdings ist es leider so, dass direkt auf Armamputation kaum bis gar nicht eingegangen wird. Egal - Hier z. B. wurde ich ja schon fündig! Sehr gut finde ich aber auch die Hinweise auf den genannten Seiten in Sachen Behördliche Unterstützungen usw..

    @ swiffwuff1: du scheinst ja ganz gut mit deiner Behinderung umgehen zu können. Was Bügeln betrifft: Das spare ich mir fast komplett. Mein Mann hat extrem pflegeleichte Hemden und unsere Shirts schreien nach dem Waschen auch nicht wirklich nach dem Eisen. 😉 Das mit der einseitigen Überlastung ist ein wichtiger Punkt, den ich auch weitgehend versuche zu beachten - immer ist das ja leider nicht möglich.

    @ Christiane: Meine Hauptschwierigkeiten liegen bei mir im Haushalt. Alles, was da so aufkommt wie Lebensmittel schneiden (manches geht ja schon ganz einfach, aber bei anderem scheiter ich kläglich), Böden putzen, kleine Leitern + Fensterputzen usw.: wie soll ich das denn auf die Reihe kriegen? Ich hab schon eine ganze Menge aus der Not heraus gelernt und freue mich über so Kleinigkeiten wie einhändig Brote schmieren, weitgehend selbständige Körperpflege usw., doch ich stosse natürlich wie andere auch an Grenzen und frage mich dabei, ob ich nicht zu viel verlang. Mir fehlt meine Arbeit und ich kann es gar nicht erwarten, dass ich endlich erfolgreich die Chemo abschließen kann um mich danach wieder in den "ganz normalen Wahnsinn" zu stürzen... 😃

    Beim Anziehen hab ich zum Glück keine großen Probleme, außer dass halt ALLES auf der linken Seite wegen der fehlenden Schulter runterrutscht. Hab mir schon so Silikonträger besorgt, das Geld hätte ich mir echt sparen können. Muss halt schaun, dass ich Miniausschnitte trag, die ich normalerweise wegen der Halsenge gar ned mag - ja mei, es gibt schlimmeres. Frage am Rande: wie schaffst du das denn mit den Schnürrsenkeln. Da muss ich noch richtig üben. ..

    So, des wärs scho wieder für heute. Wünsche euch allen einen schönen Abend. 😀

    Viele Grüße, Ella
  • Ella1 hat geschrieben:Frage am Rande: wie schaffst du das denn mit den Schnürrsenkeln. Da muss ich noch richtig üben. ..


    Ich habe auch früher nie Schuhe mit Schuhbändeln besonders toll gefunden und so trage ich schon seit langer Zeit Stiefel oder Schuhe, in die man nur so reinrutschen muss. Da gehören die verschiedensten Marken dazu.

    Für Schuhe, die man eben nur mit Bändeln bekommen kann, wie Sport- oder Winterschuhe, gibts nur eins - üben, üben, üben. Da ich das Schuhebinden zwar beherrsche, aber faul bin, was das Schuhe binden angeht, und dies auch nie als erstrebenswerte zivilisatorische Errungenschaft ansah, und da mir daher (auch früher immer) Bändel immer auch wieder mal wieder unterwegs aufgingen, und da ich schon seit ich klein bin das Neubinden von Schuhen unterwegs einfach nicht mochte sonder mir dies verhasst war, habe ich mir an verschiedenen Orten - Sportgeschäfte, Online - Schuhbändelschnellverschlüsse gekauft. Die sind in dieser Hinsicht super : ) Salomon Wanderschuhe gibts auch z.T. werkseitig mit Schnellbändelverschluss.

    Zum Dazubasteln / Draufstecken / Ersetzen:

    http://www.locklaces.com/

    http://www.quicksnap.ca/

    http://walking.about.com/od/shoecare/tp/lacelock.htm


  • Hallo, ich freu mich sehr über deinen Energie Schub 😉
    Haushalt, ok...das ist sehr vielfältig.
    Gut ist, wenn du dir ein Brettchen mit langen Nägeln präparieren lassen könntest. Die Nägel könnten gut mittig
    Im Brett angeordnet sein. Wenn du das auf eine Rutsch feste Unterlage legst, geht auch feuchter abwaschlapen,
    Dann kannst du Schneid gut darauf fest pieken und mit einem Messer schneiden. Du solltest wirklich gut
    Geschärfte Messer nutzen, das erspart Kraft. Auch ist eine gute große Schere gut zu haben. Kann Mann gut nutzen
    Für jegliche Art von Lebensmittel. Besonders Pizza .... Brot kannst du beim Bäcker schneiden lassen....es gibt im Reha Bedarf viele
    Hilfsmittel für Rheuma erkrankte oder Schlag Anfall Patienten.
    Gut für uns als einhändige :
    Beim Fegen und Wischen achte auf lange Stiele. Den langen Stiel kannst du gut unter der Achsel justieren und so mit der
    Beweglichen Körperteile führen.
    Vieles musst du einfach testen und dich dabei nicht körperlich überfordern....dauert etwas, aber der Geschick kommt ganz bestimmt.
    Es gibt so vieles, was ich dir Raten könnte...., Am besten halten wir es so, du fragst-beschreibst, was du gerade lösen möchtest
    Und ich versuche zu Antworten. Ok ?
    Wenn du magst, können wir das auch per pn machen..ganz wie es dir besser gefällt.
    Herzliche Grüße
    Christiane
  • Hallo,

    @ Swiffwuff: GENAU DIESE Dinger hab ich gesucht (hatte nicht den richtigen Suchbegriff parat) - einfach genial, danke dir! Salomon-Wanderschuhe mit eben diesem Bändlsystem hab ich mir jetzt auch angeschaut - haben will! Für das einarmige Schnürren bin ich definitiv zu ungeschickt - das krieg ich einfach ned auf die Reihe. Egal - dafür habe ich sonst immer wieder mal ein ganz persönliches Erfolgserlebnis - z. B. Nudelseihen ohne irgendwelche Hilfsmittel. Da könnte ich immer vor stolz platzen... 😀 Wie lange plagst du dich eigentlich schon mit deiner Behinderung herum?

    @ Christiane: heute hatte ich endlich mal wieder großen Putztag und weiß genau, was du meinst. bei meinem Schrubber ist der Stiel viel zu kurz und so war das schon eine arge Plagerei.... Mit den scharfen Messern genau das selbe. Bisher gabs da ja nie Probleme, aber jetzt langsam schreien die schon nach einer gründlichen Schärfe. 😺 Gute Idee mit den Nägeln auf einem Brett. Kann ich auch beim Kartoffelschälen brauchen.

    Vielen Dank für das Angebot (PN), werde ich gerne machen.

    Schönen Sonntag noch.

    Liebe Grüße, Ella 😀
  • Hallo,

    ich hatte auch wie du, mit einem Sarkom zu kämpfen. Mir wurde der Arm oberhalb des Ellenbogens amputiert und ich habe eine Chemo erhalten.

    Du hast hier schon zahlreiche sehr gute Tipps erhalten.

    Ich habe im Laufe der Jahre wieder fast alles erlernt, was ich damals mit zwei Armen konnte. Das hat sehr viel Übung erfordert. Z. B. habe ich anfangs nur Schuhe gekauft, die keine Schnürsenkel hatten. Nach meheren Jahren habe ich dann gelernt, mir die Schnüsenkel mit einem Arm zu binden. Es hat einfach alles seine Zeit gebraucht. Heute tapeziere ich, verlege Fliesen und Stromleitungen, alles was im Haus anfällt. Zwar alles langsamer, aber es geht. Es ist manchmal sehr viel Geduld gefragt und teilweise bin ich dann wieder kreativ um das Ziel zu erreichen.



    Schöne Grüße



  • Hallo Calinor,

    erstaunlich was du wieder alles gelernt hast - das motiviert mich auch gleich wieder! Ich selber habe zwar auch schon so einige Erfolgserlebnisse zu verzeichnen, doch mir geht das natürlich zu langsam. Ich und meine Ungeduld.

    Ja, ich hab noch viel zu lernen und es wird nicht einfach werden. Es braucht halt Zeit und Geduld.
    Ich danke euch allen auf jeden Fall für eure Tipps und fühle mich schon ganz gut informiert.

    Euch allen wünsche ich einen schönen sonnigen Feiertag.

    Liebe Grüße,
    Ella
  • Ich denke, diese Geduld mit sich, ist eine schwere Sache...aber, sie ist nötig. 😆
    Das mit den Schuhen und Schnürsenkel war für mich das schwerste. Aber, als Frau bin ich
    Absolute Schuh Liebhaberin und wollte nicht immer warten, bis mir jemand den Schuh zumacht.
    Es geht wirklich gut.
    Du wirst wirklich, mit der nötigen Zeit Ideen entwickeln und alles schaffen, was du dir vornimmst.
    Nicht aufgeben ist die Devise und Realität im Auge behalten. Also durchaus eingestehen, wenn
    Etwas trotz aller Übung nicht mit einer Hand hinzukriegen ist.
    Bzw was einfach zu belastend ist, wenn du es tust. Zum Beispiel in einem Rutsch 10 Fenster putzen, 6 Betten komplett
    Zu beziehen......
    Viele Grüße euch allen und sonnigen Feiertag
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