Was tun nach der schule?

Hallo,
Ich bin Nikki, 19 Jahre alt. Seit einem Unfall vor 14 Jahren habe ich keine Arme mehr.
Seit ein paar Monaten bewerbe mich mich nun bei einigen Firmen um einen Ausbildungsplatz.
Leider bekam ich noch keine zusage und so langsam kriege ich panik, dass ich nichts bekomme.
Was kann ich tun?

lg Nikki

Antworten

  • Hallo Nikki!

    Willkommen im Forum.
    Gleichst du die fehlenden Arme durch Prothesen aus? Wie hast du es in der Schule gemacht, wo viel geschrieben wird? Bist du in den Bewerbungen so offen, das Handicap anzugeben oder woran liegt es, dass du keine Zusagen bekommst? Was steht in den Ablehnungsschreiben? Für welche Fachrichtung(en) bewirbst du dich in was für Firmen?
    Im ÖD hat man manchmal bessere Chancen, genommen zu werden. Hast du dich schon mal im BIZ des Arbeitsmtes beraten lassen? Versuch es in größeren Firmen, die einen Betriebsrat und eine Schwerbehindertenvertretung haben. In kleineren (Familien)Firmen fehlt das oft, anstatt jemanden wie dich einzustellen, wird dort lieber die Ausgleichsabgabe gezahlt, die weit unterm Monatsgehalt liegt, wodurch die Firma bares Geld spart.


    Gruß, Katrin
  • In deiner Situation kanst du gut versuchen möglichst viele Stellen/Menschen von deiner Lage zu berichten, Behindertenbeauftragter z.B. oder politische Parteien.

    Es gibt viele solcher Stellen, die Leute hier im Forum werden dir sicher welche nennen, bei denen du anrufen könntest, per Mail an schreiben oder am besten persönlich vorbeikommst.

    Da du eine junge Frau bist und wenn du halbwegs aussiehst, kannst du dort schnell die Frauenopferrollenkarte ziehen mit deinem Alter.

    Ist wirklich als Tipp gemeint, mit deinem Alter hast du noch gute Chancen irgendwo reinzukommen, vor allem wie bereits geschrieben in den Öffentlichen Dienst z.B. oder
    auch als Beauftragte für irgendeine Stiftung usw..

    Verschaff dir Gehör und vor allem nicht nur per Standartbewerbung sondern geh die Sache aktiv an.
  • Hallo Nikki,

    gerne möchte ich Dir diesen Link mitteilen:
    http://www.unternehmensforum.org/themen/projekte.html

    Ich hoffe, es ist eine interessante Stelle für dich dabei.

    Viel Glück und schöne Grüße, Steffen
  • Hallo Katrin,
    Leider ist für eine Ausreichende Prothesenversorgung nicht genug vom Arm übriggeblieben 🙁. Ich habe allerdings gelernt meine Füße als Hände zu benutzen und vollkommen unabhängig. Im Alltag benötige ich also keine Hilfe. Ich hab mich vor allem für Jobs im Bürobereich beworben. Weil meine behinderung dort am wenigsten auffällt. Ich kann diese Arbeit genauso gut und schnell verrichten wie jeder andere.

    Meine Behinderung habe ich in der Bewerbung angegeben. In den absageschriften wurde aber oftmals nie wirklich ein besonderer grund angegeben. Beworben hab ich mich sowohl bei kleinen als auch bei Großbetrieben. Aber in meiner bewerbung steht halt auch, dass ich keine sonderbehandlung etc. benötige und ich nicht schlechter arbeite.

    In der Schule ist das eigentlich überhaupt kein problem. Schreibe halt immer mit dem Fuß. Naja es gab in der Grundschule schonmal die ein oder andere Hänselei, aber ich denke das ist normal in dem alter. Das einzige was wirklich manchmal problematisch ist und wo man schnell wieder dran erinnert wird, dass man anders ist.

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    Hallo StefanNrw,
    Frauenopferrollenkarte!?
    Genau das wollte ich eben nicht! Ich will ein möglichst normales leben führen. Und dann ständig über meine behinderung zu Jammern gehört nicht dazu.
    Außerdem fühle ich mich nicht so stark behindert. ich erledige alles fast in der selben Zeit, wie andere.

  • Hallo Nikki!

    Vielleicht kommen die absagen, weil Firmenchefs sich nicht vorstellen können, wie die Büroarbeit mit den Füssen verrichtet werden soll, gerade auch dann, wenn evtl. noch persönliche Kundenkontakte dazukommen. Es könnte eine art Scheu, Angst, Unwissenheit der Chefs sein. Würden sie es aber so konkret in die Absage schreiben, könntest du wegen Ungleichbehandlung oder Diskriminierung o.ä. dagegen vorgehen, dann wäre die Firma oder der Chef angreifbar.

    Hast du es schon mal versucht, in eine Firma reinzukommen, indem du deinerseits ein Probearbeiten oder Praktikum anbietest, damit alle sehen können, dass man auch per Fuß die Büroarbeit erledigen kann (Schriftverkehr, Telefon, Ablage...)?

    Gruß, Katrin
  • Hallo Nikki,

    Warst Du schon mal bei der Berufsberatung für Behinderte im Arbeitsamt?
    Viellicht können die ein Berufsbildungswerk für Behinderte nennen, wo man die Ausbildung machen kann.
    Wenn Du Abi oder FOS hast kannst Du per Härtefallantrag schnellstmöglich zum Studium zugassen werden.

    LG

    Surfer

    PS. Nur kurz an alle, erst war ich krank und zwischendurch ist meine Festplatte gestorben.
  • Ich habe mein Tipp ernst als Ratschlag gegeben. Ich habe sowas schon sehr oft
    im Leben miterlebt und es funktioniert wunderbar.

    Es ist auch gar nicht mal schlimm, jeder muss mit dem arbeiten was er hat.

    Daß du dann nicht richtig arbeiten musst für dein Geld, ist damit nicht
    gar nicht gemeint, nur du würdest dadurch sicherlich eine Position bekommen.

    Wollt nur sagen, persönlich hinzugehen, anrufen = "auf den Tisch hauen".
    Ist nur ein weiterer Weg, eine Mail ist schnell gelöscht und eine schriftliche Bewerbung auch schnell im Papierkorb.
  • Hallo Nikki1,
    freut mich zu lesen, dass du von einer Frauenopferrollenkarte nichts wissen willst. Ich halte deren Existenz sowieso für eine ärgrliche Phantasiegestalt.

    Nikki, du machst schon eine Menge Sachen, die wichtig sind, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Das noch keine Zusage da ist, muss ja auch nicht unbedingt an Dir liegen. Behinderte bekommen aber tatsächlich schwerer eine Chance.
    Du hast auch schon ein paar Tipps zu Firmen etc. bekommen.

    Ich würde im jeden Fall die Arbeitgeber anrufen bei denen Du Dich beworben hast, aber entweder trotz langem Warten keine Antwort oder eine Absage bekommen hast. Ich meine, dass ein freundliches Nachfragen beim richtigen Ansprechpartner nicht nur gut ankommt, sondern auch helfen kann, ein Problem zu identifizieren.

    Du schreibst, dass Du Dich für eine Ausbildung im Bürobereich beworben hast, weil deine Behinderung dort am wenigsten auffällt. Das macht mich traurig.
    Ich bin der Meinung, dass man sich einen Platz in der Berufswelt suchen sollte, der einem Freude macht und dessen berufliche Herausforderungen mit entsprechender Ausbildung meistern kann.
    Möglichst nicht aufzufallen, sollte nicht die Berufswahl bestimmen.

    Als Mensch mit Behinderung findet man allgemein schwerer Arbeit/Ausbildungsplatz als nicht-Behinderte. Das liegt nicht zwangsläufig an der Qualifikation, sondern wohl in erster Linie an den Vorurteilen von Arbeitgebern. Für Dich heißt das, dass Deine Bewerbung sich von anderen mit gleicher Qualifikation positiv unterscheiden muss. Deutlich positv, denn du muss wohlmöglich einige Bedenken wegen der fehlenden Arme ausräumen.

    Es sit schwer zu sagen, was Du vielleicht noch besser als bisher machen könntest. Dazu weis ich zu wenig.

    Das Foto muss professionell gemacht sein. Ich würde eine schwarz-weiß-Aufnahme nehmen. Anders als manche Fotografen es gerne hätten, kein Kinn auf die Hand gestützt, es geht ja nicht um eine Führungsposition.

    Du muss ins Team passen. Bewirbst Du dich in einem Büro für Kunst und Design darf die Bewerbungsform auch ausgefallen sein.(Flyer mit den Vorzügen der Bewerberin).
    Du musst ins zukünftige Team passen und das kann man manchmal schon damit signalisieren.

    Die Behinderung würde ich erst spät erwähnen, damit der Arbeitgeber erst dann auf diesen Punkt stößt, wenn er/sie schon begeistert gelesen hat, was für ein super Azubi da auf ihn wartet. Deine Behinderung würde ich als Tatsache erwähnen und erklären, dass sie a) keine Einschränkung für deine Arbeit bedeutet, b) dass Du durch das Leben mit Behinderung geübt bist auch in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren, ein Ziel weiterzuverfolgen ....

    Gut wäre, wenn Du Vereinstätigkeit, Ehrenamt o.ä. angeben könntest. Sie gelten als Zeichen für Teamfähigkeit und soziale Kompetenz.

    Soweit, erst einmal. Vielleicht war etwas Hilfreiches dabei. Klappt es dieses Jahr nicht mit einem Ausbildungsvertrag, dann studiere deine Lieblingsfirma für deinen Traumjob. Was könntest du tun, um dich schon mal auf eine Ausbildung dort vorzubereiten. Praktikum genau dort?
    Schreibmaschinenkurs bei der VHS?
    Büroarbeit im Bereich Öffentlichkeitsarbeit bei einem gemeinnützigen Verein, um zu zeigen, dass du sozial engagiert bist und dich weder für dich noch zum "Schutz" anderer verstecken musst? Man kommt mit dir klar und du mit anderen.

    Hast Du jemanden, der Deine Bewerbungsunterlagen mal kritisch nach dem Punkt "Präsentiert-sie-sich-bestmöglich" durchliest? Vielleicht hat sich da neben dem ganzen Guten etwas Ungünstiges eingeschlichen.


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