Schwere Depressionen + starker Grübelzwang + Zwangs-Angst-Neurosen

Hallo!

Ich bin 26 und leide seit ich denken kann an Zwangs und Angststörungen, was bedeutet, dass ich wirklich ein sozusagen biologisches Problem habe und mir wies aussieht ein paar richtige Botenstoffe fehlen.

Ich bin seit ich 16 war in Behandlung (also vor 10 Jahren suchte ich mir das 1. mal Hilfe). Dann habe ich seit 19, oder 20 meine Zwänge mit Psychopharmaka relativ gut in den Griff bekommen. Leider bin ich seit diesem Zeitpunkt oft nicht mehr zur Therapie gegangen und war dann ca. 4 Jahre nur in Kontrolle (wegen der Tabletten), aber in keiner richtigen Psychotherapie mehr.

Ich habe gelernt, meine ganzen Probleme super zu verdrängen. Dies war leider ein großer Fehler, vor einem Jahr bin ich mit meinem Studium fertig geworden und hatte sozusagen einen größeren Lebenswandel. Es gab dann noch andere Dinge die mich etwas mitgenommen haben, aber leider habe ich seit einem Jahr öfters depressive Schübe. Ich bin zwar wieder in Therapie gegangen, aber ganz helfen tut es noch nicht. Ich habe auch gefragt, warum ich auf einmal depressiv werde (zusätzlich zu den Zwangs und Angststörungen) Meine Therapeutin meint, da ist anscheinend noch etwas dazu gekommen...auch durch das jahrelange verdrängen meiner Sorgen.

Das Furchtbare an der ganzen Geschichte ist, dass ich mich so schlecht fühle, überhaupt solche Depressionen zu haben, da ich wirklich ein sehr schönes Leben führe und es mir eigentlich an nichts fehlt.... und trotzdem möchte ich morgens nicht mehr aus dem Bett und ich könnte den ganzen Tag nur heulen und natürlich leidet mein wirklich bemühter Freund auch sehr darunter. Die klassischen Anzeichen wie Appetitlosigkeit, Lustlosigkeit, keine Freude an sonst schönen Dingen, usw. habe ich Tag für Tag. Ganz schlimm ist es seit ca. 4 Monaten.

Jetzt habe ich mir gedacht, es wird Zeit sich Tipps aus einem Forum zu holen, wo es manchen vielleicht ähnlich geht?!

Danke euch!! Und danke, dass es so ein Forum überhaupt gibt!!

GlG,
Vici

Antworten

  • Hallo Vici,

    erstmal freue ich mich sehr das Du dieses Forum gefunden hast. Oftmals reichen kleine Dinge im Leben aus um eine Depression auch nach Jahren auslösen zu können. Vielleicht sind auch Dinge vorgefallen, die Du nicht bewusst wahrgenommen hast?

    Ich kann Dir nur Raten, Dich schnellstens wieder in eine therapeutische Behandlung zu begeben, denn eine "Selnstbehandlung" und dann noch in Kombination mit Deinen anderen Symptomen wäre kaum möglich sondern ich denke auch gefährlich.

    Ich wünsche Dir, dass Du ganz schnell einen guten und geeigneten Therapeuten findest.

    Liebe Grüße
    Ulrich
  • Hallo Vici,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀
    Eine Übersicht, wie das bei uns funktioniert, bietet dieses kurze Video (selbstverständlich auch mit Untertiteln): http://www.myhandicap.de/guided-tour.html

    Sicherlich wirst Du hier einige interessante Kontakte zum Austausch finden.

    Bei Fragen oder anderen Anliegen wende dich gern auch an meine Kollegen oder mich.

    Wir wünschen Dir viel Spaß und eine interessante Zeit in der Community von MyHandicap 😀
  • Hallo Vici,
    schön, dass Du bereits in der Vergangenheit in therapeutischer Behandlung warst und auch jetzt nach Lösungen für Deine Probleme suchst.
    Du schreibst, dass du sozusagen ein "biologisches Problem habe und mir wies aussieht ein paar richtige Botenstoffe fehlen."
    Ja, dass ist bei richtig, aber keine ausreichende Erklärung. Behandlungsbedürftige psychische Probleme entstehen aus mehreren Faktoren. Die Ursache liegt im psychischen Bereich (Denken und Erleben), im körperlichen und im sozialen Bereich. Erst die Kombination sorgt dafür, das Menschen psychisch behandlungsbedürftig erkranken.

    Du hast Dein Studium erfolgreich abgeschlossen. Das ist prima und zeigt mir, dass Du Intelligenz, Ausdauer und Durchahltevermögen hast. Alles förderliche Eigenschaften für die Gesundung.
    Mit dem Studienende geht eine Tagesstrukturierung verloren, Studienkollegen gehen zum Teil weg, eine gemeinscahftliches Treffen muss man nun selbst auf die Beine stellen. Dann stellt sich mit dem Abschluss die Frage, ob man im Beruf besteht, eine Anstellung findet. Das sind viele Fragen. Das Ziel, dass man sich über Jahre mit einem Studium steckt, ist erreicht. Und nun? Das kann schon zu Verunsicherung führen.

    Von Verdrängung will ich nicht sprechen. Das ist ein Begriff aus der Psychoanalyse und geht über ein "nicht gemerkt haben" weit hinaus. Auch der Begriff "Neurose" stammt aus diesem Bereich und gilt in der anerkannten Psychologie als überholt.
    Dass Du diese Begriffe nutzt, lässt mich vermuten, dass Du früher in einer psychoanalytischen oder tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie warst.
    Für eine Zwangsstörung ist nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen vorzugsweise eine Verhaltenstherapie empfehlenswert.
    Auch für eine Depression hat dieses psychotherapeutische Verfahren seine Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen. Solltest Du noch unter Zwangssymptomen leiden, so würde ich an deiner Stelle eine Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie wählen. Ohne Psychotherapei droht ein langer Leidensweg, zumindest wenn du aktuell Zwangssymptome und/oder seit mehreren Wochen Symptome einer Depression (und nicht etwa kurzzeitig erschöpft bis oder den Verlust einer nahestehenden Person betrauerst) hast. Ein Psychotherapeut sollte in der Lage sein, dir ein stimmiges Entwicklungsmodell der Störung zu beschreiben, mit Dir zu erarbeiten wie die Gesundheitsstörung aufrecht erhalten wird und was man gemeinsam dagegen tun könnte, und was man von den Möglichkeiten gemeinsam tun möchte. Der moderne Psychotherapeut ist "Lotse" mit besonderer fundierter Fachkompetenz in dem Bereich.Nutze das Angebot, möchte ich dir zurufen.
    Das Menschen mit einer Zwangsstörung auch weitere psychische Störungen entwickeln, ist übrigens nicht so selten. Da muss auch nichts dramatisches vorfallen.
    Und ganz sicher muss man dafür auch nicht auf krankhafte Weise etwas im Sinne Sigmund Freuds verdrängen.

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