wie verhalte ich mich als partnerin gegenüber meinem schwer depressiven mann?

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[i]Nach sechs Wochen Aufenthalt in einer Tinitusklinik kam mein Mann mit der Diagnose SCHWERE DEPRESSION nach Hause, das ist ein Schock, er ist, nicht zuletzt durch die Antidepressiva, sehr verändert und ich habe Angst, ihn mit meinen Gefühlen und meiner Unsicherheit, meiner Trauer zu konfrontieren. Außerdem beansprucht er nun sehr viel Freiraum für sich, ist stundenlang weg und stellt des handy ab. Ich habe Angst um ihn, fürchte Selbstmord und fühle mich ohnmächtig

Antworten

  • Hallo und herzlich Willkommen im Forum.

    Was ist denn der Auslöser für die Depression? Der Tinitus? Ist etwas schlimmes passiert?
    Er sollte sich auf jeden Fall fachmännische Hilfe holen, entweder ambulant mit regelmäßigen Terminen oder stationär in einer psychosomatischen Klinik.
    Auf jeden Fall muß dein Mann den Kontakt herstellen, nicht du. Das ist ein erster Test des Psychologen, ob der Patient für Hilfe zugänglich ist. Solange er dafür nicht bereit ist, den ersten Schritt zu machen, wird dein Mann keine Termine bekommen.
    Du als Partnerin kannst dir aber auch Hilfe holen, die Termine sind dann aber alleine für dich, du kannst deinen Mann nicht auf diese Weise zwingen, an Terminen teilzunehmen.
    Wenn du das Gefühl hast, er sei Suizidgefährdet, evtl. sogar akut, kannst du ihn einweisen lassen, weil dann Gefahr im Verzug ist.


    Gruß, Katrin
  • Das ist eine sehr heikle Angelegenheit.
    Ich vermute mal ihr habt euch einmal ;ewige; Treue oder so etwas ähnliches versprochen . Als Seelsorger weiss ich das ein solches Versprechen positive aber auch belastende Dimensionen haben kann . Die moderne Zeitströmung tendiert eher auf ein zu leichtfertiges aufgeben von Beziehungen/bindungen. Kaum taucht das erste Problemchen auf wird der Bettel hingeschmissen . Es gibt aber auch die negative Beziehung/Bindung die die beteiligten wirklich überfordert und krank werden lässt . Es gibt also keine Pfannenfertige Lösung . Wichtig sind Gespräche ob das nun Fachleute oder Freunde/innen sind . Ich wünsche Dir/Euch viel Kraft und Wesheit auf der Suche nach Deinem/euerem Weg .
  • Hallöchen,

    da ich selbst Depressiv bin, kann ich dir sagen, was ich mir wünsche.
    Ich wünsche mir von meinem Partner, dass er teilweise versucht mich anzutreiben, aber nur bis zu einem gewissen grad. Da ich auf Grund meiner Depressionen meißtens keine Lust habe etwas zu tun, hilft es mir, wenn er mich gelegentlich dazu bringt.
    Auf der anderen Seite, möchte ich, dass er es akzeptiert wenn ich mal einen absoluten Tiefpunkt habe.
    Ich kann nicht verlangen, dass er es versteht, aber ich wünsche mir, dass er es akzeptiert.
    Außerdem möchte ich, dass ich ganz normal behandelt werde und nicht "krank"... Klar, manchmal ist das mega anstrengend für mich, mich dementsprechend zu verhalten, aber ich habe so einiges erreichen können.
  • MyHandicap User
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    Hallo, eine schwere Depression beinträchtigt auch das Wohlbefinden von angehörigen, die mit dem Erkrankten leben. Hier kann eine Selbsthilfegruppe für Angehörige helfen, denn es ist wichtig die eigenen Bedürfnisse und Gefühle anzuerkennen und sie nicht unter den Teppich zu kehren. Sorgen, die Sie sich über Ihren Mann machen, dürfen Sie ihm auch mitteilen. Es ist ein Zeugnis der Zuneigung. Schuld an Ihren Gefühlen oder an dem Zustand, in dem Ihr Man sich befindet, hat niemand.
    Jedem geht es mal schlecht

    Kopf hoch, das wird schon wieder,reiß dich mal zusammen u.ä. sind Floskeln, die niemandem helfen. Ein Mensch mit schwerer Depression kann sich nicht selbst motivieren und/oder aus dem Stimmungstief reißen. Wichtig ist eine kompetete und professionelle Behandlung. Informieren Sie sich über die Erkrankung. Auch die Krankenkassen haben in der Regel Broschüren (kostenfrei), die schon ein paar Antworten geben können. Schön wäre es, wenn Sie Ihrem Mann sagen, dass Sie mehr über die Krankheit wissen möchten und - sofern er die Kraft dazu hat - sich gemeinsam mit Ihnen Informationen holt, sie liest und sie gemeinsam darüber sprechen.
    Bleiben Sie so an seiner Seite und unterstützen Sie ihn in seinem Alltag. Sie können ihn bei der Einnahme von Medikamenten unterstützen und bei der Wahrnehmung von Arztterminen, indem Sie ihn erinnern. Fragen Sie Ihren Mann, ob sie beide gemeinsam seinen Arzttermin wahrnehmen können, sodass Sie auch gut informiert sind. (Zwecks Unterstützung und Verständnis).

    Auch für Angehörige kann die familiäre Situation durch die depression zu einer schweren Belastung werden. Schaffen Sie sich Freiräume und positive Erlebnisse.

    Selbstmordabsichten, die Ihr Mann ankündigt, sollten Sie stets Ernst nehmen. Verschenkt er Dinge, die ihm wichtig sind, verhält er sich in Situationen bewussst riskant und provoziert damit Verletzungen, identifiziert er sich mit Verstorbenen können (Können!) dies Warnzeichen sein.
    Rufen Sie in akuten Notfällen den Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes am Wohnort an.

    Vielleicht hilfreich:
    Kostenloser Download von Broschüren: https://depression.hexal.de/broschueren/bestellen.php
    Der Autor Prof. Wittchen ist Prof. der Klinischen Psychologie.

    Kostenpflichtige Literatur:
    Hautzinger, M., 1999, Patientenbroschüre "Depression" – Informationen für Betroffene und Angehörige
    Göttingen: Hogrefe. Der Autor ist Professor der Klinischen Psychologie.

    Infos im Netz:
    http://www.deutsche-depressionshilfe.de/
    Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK e.V.)
    www.bapk.de
  • MyHandicap User
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    Hallo poperner,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀

    Du hast aus der Community schon einige gute Hinweise erhalten (vielen Dank dafür, Leute 😀 ).

    Ich habe Dein Anliegen außerdem an unseren entsprechenden Fachexperten weitergeleitet. Bitte hab ein wenig Geduld bis zur Antwort 😉

    Wenn Dein Anliegen dann geklärt ist, sei bitte so lieb und setze die Bewertung oberhalb des Threads auf 100%. 😀
    So hilfst Du uns, eine bessere Übersicht zu behalten, wo noch Unterstützung benötigt wird.

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an mich oder meine Kollegen oder die Community! Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀

  • MyHandicap User
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    Liebe poperner,

    ich möchte zunächst vielleicht die dringlichste Sache ansprechen: Du kannst und darfst mit Deinem Mann Dinge besprechen, auch wenn er jetzt die Diagnose einer Depression erhalten hat.
    Deine Gedanken, Gefühle, Sorgen und Deine Trauer sollten auch jetzt noch Thema für euch sein können. Genau wie seine auch.

    Und bitte vergesst mir die positiven Aspekte nicht, denn die sind jetzt besonders wichtig. Gerade weil die Depression ja gerne mal ein allzu schwarzes Bild vorgaukeln mag.

    Auf die Frage, die mir schon oft von Angehörigen gestellt wurde: "Wie soll ich mich verhalten? Ich habe solche Angst, für eine
    Verschlechterung oder gar einen Selbstmordversuch die Ursache zu sein." kann ich nur antworten: Wenn Du Dich ganz normal verhältst, so wie Du bist, dann ist es in Ordnung.
    Was dabei dann wichtig ist: ihr müsst ein neues Gleichgewicht und eine neue Art der Kommunikation entwickeln, die der aktuellen Situation angemessen ist.

    Deswegen:
    Zusätzlich würde ich empfehlen (wie auch schon von einer unserer userinnen gesagt wurde), dass ihr beide euch Unterstützung holt.
    Jeder für sich... und dann kann man immer noch die eine oder andere Paar-Sitzung einbauen - das bespricht man dann einfach mit der jeweiligen Therapeutin. Und die ebenfalls bereits erwähnten Selbsthilfegruppen sind auch immer eine gute Idee.

    Wenn Dir die langen Zeiten der Abwesenheit Deines Mannes Sorgen machen, dann sprich das an. Es könnte helfen, wenn Du dieses Gespräch vielleicht auch mit Hilfe einer entsprechenden Fachkraft führst.

    Wie ich oben schon sagte, ihr solltet über alles zu sprechen versuchen - doch da Dein Mann zur Zeit vielleicht durch seine Depression ein Stück weit beeinträchtigt wird (z.B. weniger gut Nein sagen oder auf seine eigenen Grenzen achten kann), könnte es ihm helfen, jemanden in so einem Gespräch zur Seite zu haben, der ihn dabei unterstützt. Und diese Person könnte dann auch Dir dabei helfen, die Punkte so zu formulieren, dass Du keine Angst haben musst etwas "falsch" gesagt zu haben.

    Entsprechende Selbsthilfegruppen und Adressen von Beratungsstellen oder auch Krisendiensten findest Du sicher, wenn Du für Deine Stadt oder die nächstgrößere Stadt in Deiner Nähe im Internet recherchierst.
    Oft können dann auch kleinere Gruppen oder Institutionen, wenn sie eine Sache nicht anbieten, an übergeordnete Dachverbände verweisen, die dann helfen können.
  • MyHandicap User
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    Liebe poperner,

    inzwischen hast Du einige gute Hinweise erhalten, die Dir hoffentlich weitergeholfen haben.

    Wenn Dein Anliegen geklärt ist, sei bitte so lieb und setze die Bewertung oberhalb des Threads auf 100%. 😀
    So hilfst Du uns, eine bessere Übersicht zu behalten, wo noch Unterstützung benötigt wird.

    Auch in unserem Info-Bereich findest Du noch einen Artikel zum Thema:
    http://www.myhandicap.de/belastung-depression-beziehung-partnerschaft.html

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an mich oder meine Kollegen oder die Community! Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀
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