Ungleiche Prämien bei Olympia und Paralympics

Für den Gewinn einer Medaille bei den Paralympics in London gibt die Deutsche Sporthilfe nicht mal ein Drittel der Prämie, die sie bei den Olympischen Spielen zahlt. "Diese ungleiche Behandlung von Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderungen ist unfair und ungerecht“, erklärte heute der behindertenpolitische Sprecher der Linken im Bundestag zur Antwort der Bundesregierung auf seine Anfrage.

Quelle: kobinet-nachrichten.org

Was sagt ihr dazu?

Antworten

  • Das sieht sicher ungerecht aus.

    Aber gefragt ist hier, was wir dazu sagen:

    - Olympische Athleten haben sich *rein zahlenmaessig* gegen sehr viel mehr Konkurrenten durchgesetzt. Es darf und muss angenommen werden, dass ihr Trainingsaufwand groesser und teurer ist als derjenigen der paralympischen Kolleginnen und Kollegen. Aufgrund dieses Umstandes koennte begruendet werden, dass die Entschaedigung der Sporthilfe groesser ist.

    - Olympische Athleten sind bezahlte Werbeflaechen, die zwischen Nationalstolz und Industrie eine Art Zwischenflaeche darstellen und als solche vom Staat und Industrie aufgebaut weiterer wirtschaftlicher Vermarktung dienen. Als Projektionsflaeche vertreten sie zwangslaeufig das Wohlfuehlgefuehl des statistisch durchschnittlichen Buergers besser als Behinderte, das sie ganz / intakt / unbeschaedigt aussehen (das Aeussere ist gemeint, die Fassade). Wie in der Politik oder bei Models auf dem Laufsteg wird fast nur das vermittelte und projizierte Wohlgefuehl bewertet - und das ist aufgrund vieler verschiedener Gruende im Schnitt und meist bei Nichtbehinderten hoeher bewertet, laesst sich in der Werbung universeller nutzen.

    - Sport soll grosse rohe (nicht klassenkorrigierte) Leistung vermitteln, damit die Werbung - Mercedes bezahlt ja beispielsweise in diese Deutsche Sporthilfe ein - auch rohe Geschwindigkeit anbieten und versprechen kann (wenn auch aufgrund Staus und Tempolimiten meist Autohersteller ihre Mobilitaetsvermutungen, die Kunden oft stark glauben, nicht einhalten). Was da versprochen und gelobt wird, braucht intakte Koerper, um glaubhaft zu sein:

    http://www.youtube.com/watch?v=vNmlHgUKNXQ

    http://konzern.lufthansa.com/themen/airline-des-sports.html

    Die Nebeneinanderstellung von Transportindustrie und Sport mutet duemmlich an, aber sie verkauft sich offenbar aeusserst gut. Dieser Realitaet ist man als Zeitzeuge ausgesetzt. Behindertensport laesst sich massiv schlechter in bulligen Bildern und bassigen Slogans der Gesamt-Bevoelkerung, die ja auch eine Vorgeschichte hat, als glaubhafte Lichtbilder unterjubeln. Deutschland ist ja immerhin das Land, in dem auch aktuell Behindertenausgrenzung lustvoll praktiziert wird; etwa generell, oder wie im dokumentierten Beispiel des Jagdhof Roehrnbach in Bayern:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-63344762.html

    http://www.tz-online.de/aktuelles/bayern/tz-sauna-verbot-fuer-behinderten-457401.html

    http://www.jagdhof-roehrnbach.de

    Dass angesichts derartiger Grundstimmungen, die auch das abholen, was die breite Bevoelkerung jetzt so ansehen oder nicht ansehen will, die Sporthilfe als Werbegeldschleuder sagen wir mal einseitig trifft, wird nicht erstaunen.

    - Verbands-Kosten fuer Dopingkontrollen und dadurch entstehende Tagesablaufstoerung bei den Sportlern sind bei nichtbehinderten Sportlern massiv hoeher als bei behinderten Sportlern - denn weder Medien, Werbebranche, noch Dopingkontrolle nehmen im Grunde ihres Wesens den Behindertensport wirklich ernst, wodurch dieser aber auch kostenguenstiger ist. Man koennte argumentieren, dass oefter gestoerte und kontrollierte Athleten dafuer finanziell entschaedigt werden.

    Dieser Beitrag ist allenfalls leicht zynisch und satirisch angehaucht, basiert aber teilweise auch auf praktischen eigenen Erfahrungen und Gespraechen. Wenn am Ende alles anders ist, ist es ja gut ; )
  • Liebe My Handicap- Gemeinde,

    Im ARD -Teletext S.803 vom 28.8.2012 steht, daß die Deutsche Sporthilfe und der Deutsche Olympische Behindertensportverband DOBS) die Prämien der behinderten Sportler für Medaillien aufgestockt. Man will mehr Gerechtigkeit und Gleichstellung in der Würdigung der Leistung durch diese Maßnahme erreichen.

    Gold 7500 EU, bisher 4500 EU
    Silber 5000 EU, bisher 3000 EU
    Bronze 3000 EU, bisher 1500 EU

    LG

    Surfer
  • das ist ja mal ein kleiner lichtblick
  • Die Mehrkosten werden die Fußballer (DFB + .... )tragen.
    So ganz grob mal gerechnet: 50 Medaillen sind zu erhoffen. Bei rund 2.000 Euro Aufschlag macht das 100.000 Euro aus. Das ist weniger als ein Wochengehalt eines einzigen Nationalspielers bei Bayern München oder.....
    Also: die Aufstockung ist absolut richtig, die Größenordnung könnte aber schon noch etwas nach oben vertragen.