aufklärung für mädchen mit geistiger behinderung

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MyHandicap User
MyHandicap User ✭✭✭
bearbeitet 4. Nov 2021, 12:18 in Familie & Kinder
hallo
Die tochter unserer Nachbarin ist geistig behindert und gestern traf ich sie heulend im treppenhaus. sie hatte ihre tage zum ersten mal bekommen und dachte sie müsse jetzt sterben, weil sie natürlich einfach weiss bluten=verletzung=tod. Sie ist jetzt 13 und überhaupt nicht aufgeklärt. ihre eltern sind zwar sehr liebe eltern und sorgen sich super um das mädchen aber aufklärung kommt für sie überhaupt nicht in frage! darf ich mich einmischen und das mädchen aufklären? und wie mache ich das? gibt es spezielle bücher für geistige behinderte jugendliche dafür?

Antworten

  • Liebe fastschonmutti,

    ein schwieriges Thema, aber gut, dass Du Dich erstmal dazu erkundigst.

    Ich habe unseren Fachexperten gebeten, hier reinzuschauen. Von diesem wird demnächst hier eine Antwort kommen. Eventuell kommen in der Zwischenzeit noch hilfreiche Hinweise von anderen Usern.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Tom_MyHandicap hat geschrieben:

    Ich habe unseren Fachexperten gebeten, hier reinzuschauen.


    Danke!
  • Hallo, "Fastschonmutti",

    ich bin jetzt der "Experte", den Thomas Mitterhuber erwähnt hat. Mal sehen...

    Klar, dass die Situation für das Mädchen schlimm ist! Für dein Vorgehen kann ich dir ein paar Möglichkeiten schildern:

    Wenn du das Mädchen so antriffst und sie dir davon erzählt, gehst du natürlich erst einmal darauf ein, tröstest sie, fragst, was los ist, usw. Das hast du sicher auch so gemacht. Wie es weiter geht, hängt in meiner Vorstellung sehr davon ab, wie du mit ihren Eltern stehst. Du schreibst, sie wollen von Aufklärung gar nichts wissen - also hast du ihnen von dem Vorfall erzählt, bist aber eher "abgeblitzt".

    Wenn du zu ihnen sonst einen guten Kontakt hast, kannst du vielleicht mit ihnen die Frage eingehender besprechen, warum sie ihre Tochter nicht aufklären wollen. Dann könntest du ihnen anbieten, ob du selbst mit dem Mädchen darüber sprechen sollst (wenn du das auch willst), vor allem, wenn sie sich damit überfordert fühlen. Gegen ihren ausdrücklichen Willen das Mädchen aufzuklären, sehe ich als problematisch an, weil du damit einen Keil zwischen das Mädchen und seine Eltern treibst.

    Ein anderer Weg könnte über die Schule gehen. Eigentlich sollte Aufklärung ja auch dort Thema im Unterricht sein. Du könntest die Lehrperson des Mädchens über dein Erlebnis und die Reaktion der Eltern informieren und sie bitten, dem Thema nachzugehen. Die Schule kann eher von sich aus sagen, wir greifen das Thema auf, weil sie ja auch einen Erziehungsauftrag hat (den du nicht hast).

    Solltest du dich doch entscheiden, selbst das Thema anzugehen, kannst du dich wegen geeigneter Materialien vielleicht mal in der Kinderbuchabteilung umschauen, ob du dort was Passendes findest, oder bei pro infirmis. Sonst kann ich dir etwas zukommen lassen, allerdings nur direkt über Email, weil ich sonst Urheberrechte verletze. Melde dich dann am besten nochmals mit "privater Nachricht".

    Meinst du, das hilft dir weiter? Sonst melde dich gern nochmals, und wir sehen, was mir noch einfällt.

    Herzliche Grüsse
    Winfried
  • Hallo Herr Mall

    Danke für ihre antwort!! Die eltern sind da leider ganz wie die drei affen aus nicht sehen nichts hören nichts sagen. sie glauben dass ihre tochter niemals sex haben wird etc wenn sie nichts davon erfährt. ich finde das aber total unrealistisch und ich seh sie schon mit dicken bauch oder beim psychiater weil sich einer an ihr vergriffen hat und sie nie gelernt hat nein zu sagen und dass das nicht ok ist wenn sie angefasst wird.das ist doch gefährlich nicht? man sieht ja wie das in den wohnheimen rauskam, wie das letztes jahr in der presse stand mit den sexuellen übergriffen.

    gibts vielleicht brochuren die ich den eltern geben könnte damit sie sehen wie wichtig aufklärung ist? danke
  • Diese Haltung der Eltern ist leider nicht selten.

    Rein gefühlsmäßig würde ich an deiner Stelle den Weg über die Schule des Mädchens wählen, weil ich dort eher die Chance sehen würde, dass man sie angemessen, sachlich und verständlich informiert.

    Ich selbst habe nur eine "ur"alte Broschüre zur Verfügung; ich werde dir dazu eine PN schicken.
    Sie stammt von:
    pro familia Deutsche Gesellschaft für Familienplanung
    Stresemannallee 3
    Frankfurt am Main
    Tel. 069 26957790

    In der Schweiz habe ich dazu folgenden Kontakt gegoogelt:
    Pro Familia Schweiz
    Marktgasse 36
    3011 Bern
    Tel. 031 381 90 30
    Fax 031 381 91 31
    infoprofamilia[dot]ch
    www.profamilia.ch

    Vielleicht kannst du dort nach aktuellerem Material fragen; hier würde ich dir aber raten, es vorher anzuschauen, da du ja schreibst, die Eltern des Mädchens schließen Sexualität für ihre Tochter aus- was ich für genau so fragwürdig halte wie du.

    Bis gleich per PN
    syvyys
  • Hallo, nochmals, "fastschonmutti"!

    Wie du antwortest, klingt es nicht nach einem vertrauensvollen Verhältnis zu den Eltern des Mädchens. Leider reagieren wohl einige Eltern so wie sie auf das Thema, vermutlich vor dem Hintergrund einer grossen Unsicherheit. Trotzdem - so gut ich deine Entrüstung verstehen kann: An den Eltern führt meines Erachtens kein guter Weg vorbei, und ich halte es weiter für problematisch, ohne ihr Wissen direkt mit dem Mädchen etwas zu unternehmen.

    Falls die Eltern für einen Buchhinweis offen sind, hier ist ein "Klassiker" zum Thema:
    Ilse Achilles: "Was macht Ihr Sohn denn da? - Geistig Behinderte und Sexualität", erschienen im Reinhardt-Verlag, 5. überarbeitete Auflage 2010, ISBN: 978-3497021499. Ilse Achilles ist selbst Mutter eines geistig behinderten Mannes und schreibt vor dem Hintergrund ihres eigenen Erlebens.

    Wenn sich die Eltern jedoch wirklich so radikal dem Thema verschliessen, werden sie wichtige innere Gründe haben, warum sie so handeln müssen. Da käme man erst weiter, wenn es zuvor gelänge, ihr Vertrauen zu gewinnen und ihnen Verständnis für ihre Situation zu vermitteln. Wenn man sie einfach übergeht, macht man für das Mädchen evtl. mehr kaputt, als man ihm nützt.

    Aus Sicht eines "Helfer-Profis" halte ich es für wichtig, sich klar zu machen, wie weit die eigene Verantwortung geht, und wo sie enden sollte. Da kann ich "syvyys"'s Gefühl zustimmen, das ihr den Rat nahelegt, sich an die Lehrperson in der Schule zu wenden. Du kannst ihr die Infos geben, wie du die Situation siehst, und sie bitten, sich des Themas anzunehmen. Ich meine aber, damit hört deine Verantwortung als Nachbarin wohl schon auf, auch wenn es dann vielleicht nicht optimal weitergeht.

    Herzliche Grüsse
    Winfried
  • Hallo faschtschonmutti,

    ich denke da so wie Winfried. Eigentlich müßte dieses Mädchen in der Schule einen Aufklärungsuntericht gehabt haben. Ich habe in so einer Schule gearbeitet. Der Aufklärungsunterrricht wird dem geistigen Verständnis der Schlülerinnen und Schüler entsprechend immer sehr gut vorbereitet und angepaßt. Die Lehrerinnen und Lehrer gehen dabei sehr sensibel vor. Aber ohne etwas selbst erlebt zu haben, sind viele Dinge für geistig Behinderte nicht vorstellbar. Deshalb kann es sein, daß dieses Mädchen das damals gelernte nicht verstanden hat oder alles wieder vergessen hat. Wenn die Eltern kein interesse daran haben sich der Sorgen und Ängste ihrer Tochter zu stellen, dann solltest Du mit den Lehrern reden. Dieses Mädchen ist bestimmt nicht das einzige Mädchen an dieser Schule, was von seiner Monatblutung überrascht wurde und damit völlig überfordert ist. Ich kann mir vorstellen das die Lehrer genau wissen wie dieses Mädchen jetzt fühlt und darauf eingestellt sind, ihre Ängste und Sorgen auf zu fangen.

    Schönen Gruß
    Karin
  • Blitz
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    Hier noch eine Seite wo ich denke das vieleicht ein denk anstoss für dich und die Eltern sein könnte
    http://www.insieme.ch/leben-im-alltag/sexualitat/thema-1

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