Wie kann Kleidung praktischer werden?

Hallo!

Ich bin Modedesign-Studentin und werde mich in meiner Bachelor-Arbeit um Kleidung für körperlich behinderte/eingeschränkte Menschen befassen. Das heißt, wie muss Kleidung die Kleidung sein, damit Ihr euch wohl fühlt? Was stört euch in eurem Alltag?

(auf eine spezielle körperliche Behinderung habe ich mich aber noch nicht beschränkt)

Ich würde mich sehr über Antworten freuen :)

Antworten

  • Hallo,
    das ist ein ziemlich wichtiges Thema wie ich finde, und kann dir von meinen Klamottenwünschen sagen auf was ich achte damits bequem und gleichzeitig modern ist.
    Meine vielen meist Seidenblusen hängen seit längerem ungenutzt in den Schränken,
    mag sie nicht mehr, zu unbequem (und dann das Bügeln!). Nach und nach gebe ich sie weg.
    Bei Oberteilen (im Rolli kurze) oder kurzen Kleidern (mit Leggings getragen) gehen Reissverschlüsse am Rücken oder altbacken an der Seite gar nicht.
    Mir gefallen dehnbare Stoffe/Materialien, Sweat- und sonstige Shirts.
    Meine Schränke sind voll- obwohl ich öfter davor stehe und grübele:
    "ich hab ja garnichts zum Anziehen!"

  • Sie mir gehts genauso wie Dir, das vielleicht als Trost. Ich denke mal, Kleidung sollte bequem sein und vor allem sollte man sie selbst öffnen und schließen können. Mir fallen da die Jeanshosen mit den meist schwergängigen Jeanshosenknöpfen ein. Mein Partner ist einer der Conterganbetroffenen und da da gerade wenn die Jeans neu ist, so seine Schwierigkeiten, den Knopf zuzu bekommen bzw. auch zu öffnen. Allerdings kann er auch nix mit Haken und Ösen anfangen, also wie z.B. bei den sogenannten Autofahrerhosen. Ich selbst habe eine beidseitige HD, da kann eine enge Jeans schon mal heftig auf die Narben drücken, auch wenn die OP schon ewig und 3 Tage her ist. Ich liebe Gummibund in der Taille, bzw. Teilgummibund in den Hosen bzw. Röcken, die immer noch einige Zentimeter nachgeben. Und natürlich Taschen, gerade z.B. bei Blazern, können die Taschen bei mir nicht groß genug sein..., da kommt dann alles rein, Handy, Schlüssel, Taschentücher. Leichtgängige Reißverschlüsse, anständige Knopflöcher, die nicht gleich ausreißen. Und wie Sie schon sagte, pflegeleicht sollte die Kleidung sein, ich bügele auch ungern...
  • Ich suche, finde und kaufe alles im normalen Kleidervertrieb / -handel. Insofern besteht keinerlei Bedarf fuer besonderes Design aus meiner Sicht.

    Aber, auf was achte ich vielleicht:

    1) Es soll gut aussehen. Klingt jetzt vielleicht doof weil da keiner dran denkt hier, aber wenns nicht wirklich gut aussieht interessiert mich auch nicht, wie praktisch es vielleicht ist.

    2) Buegelfrei gewinnt immer. Alles was ich ohne buegeln anziehen kann, ist besser. Ist nicht so dass ich nicht buegeln kann - aber weil ich viel Durchsatz habe, viel wasche, ist es besser, wenn das nicht noetig ist.

    3) T-Shirts muessen vor allem angenehm sein und wenns geht einen V-Ausschnitt haben.

    4) Pullis, Hemden, Jacken benoetigen hochkrempelbare Aermel. Oder kurze Aermel. Mittellange Aermel sind am besten aber das gibts nicht.

    5) Hosen muessen passen. Sie sollten auch bequem sein und gut aussehen.

    6) Socken keinesfalls zu eng, da ich sonst mit einer Hand nicht reinkomme.

    7) Unterhosen. Da ich der Boxershorts-Typ bin trage ich Boxershorts. So einfach ist das.

    8 ) Guertel. Ganz normale Guertel mit ganz normalen Guertelschnallen.

    9) Saemtliche Oberbekleidung sollte nicht zu locker gestrickt sein. Damit man mit der Prothese nicht gleich Loecher ins Gewebe reisst. Also lieber dichtes Gewebe, dafuer duenn, als wie locker gestrickt und dicker.

    10) Ich wasche und trage viel/oft. Der Durchsatz und Verschleiss ist relativ hoch. Daher ist ein tiefer Preis wichtig. Da ich auch aus Versehen mal was falsch ausziehe und schon unbeabsichtigt irgendwelche T-Shirts unter den Armen oder so beim Ausziehen zerrissen habe, kaufe ich lieber keine besonders teuren Produkte. Da der naechste Zwischenfall, auch Beschaedigung / Abnutzung mit der Prothese, hier ins Gewicht faellt, suche ich mir Sachen entsprechend aus.

    Gewichtung: Wenn es das absolut perfekte Oberteil fuer den dreifachen Preis gaebe - ich wuerde es nicht kaufen. Lieber zum drittel Preis, brauchbar und guenstig, dafuer drei Stueck davon.
  • Schon mal vielen Dank für die schnellen und hilfreichen Antworten! 😀

    Was mich auch noch besonders interessiert, ist was diejenigen machen (denen z.B. ein Arm/ Bein/ Hand fehlt) mit den zu langen Ärmeln und Hosenbeinen. Schneidet ihr die ab oder näht ihr die um oder lässt ihr die wie sie sind?
    Und welche Verschlüsse präferiert Ihr? Wie löst Ihr z.B. das Problem eine Jacke zu schließen?

  • Ich sagte schon,, mein Partner ist Conterganbehindert. Entweder schiebt er den zu langen linken Ärmel hoch, oder wenn es gar nicht geht, dann muß das Oberteil zum Schneider. Ich selbst bin nicht so näh-erfahren, da traue ich mich halt nicht ran.
  • saribo hat geschrieben:
    Schon mal vielen Dank für die schnellen und hilfreichen Antworten! 😀

    Was mich auch noch besonders interessiert, ist was diejenigen machen (denen z.B. ein Arm/ Bein/ Hand fehlt) mit den zu langen Ärmeln und Hosenbeinen. Schneidet ihr die ab oder näht ihr die um oder lässt ihr die wie sie sind?
    Und welche Verschlüsse präferiert Ihr? Wie löst Ihr z.B. das Problem eine Jacke zu schließen?




    Wie zu/aufmachen: wie schon. Wie es der Verschluss vorsieht. Was dachtest Du denn? Wenn Du eine echte Alternative rausgefunden hast, wie man Reissverschluesse viel effektiver anders 1-haendig zumacht, bitte unbedingt die Methode hier posten ;P
  • Ich meinte nicht das direkte schließen des Reißverschlusses (ist mir klar dass man das mit einer Hand macht 😀 ), sondern wie man mit einer Hand die linke Seite einer Jacke zu der rechten führt und dann die Enden des RV zusammen steckt und dann den RV zu schließen.
    Wenn Ihr versteht was ich meine...ich stell mir das schwierig vor.

    Wie macht man das mit einer Hand?

    Aber gut, das war nur eine Überlegung.
  • saribo hat geschrieben:
    Ich meinte nicht das direkte schließen des Reißverschlusses (ist mir klar dass man das mit einer Hand macht 😀 ), sondern wie man mit einer Hand die linke Seite einer Jacke zu der rechten führt und dann die Enden des RV zusammen steckt und dann den RV zu schließen.
    Wenn Ihr versteht was ich meine...ich stell mir das schwierig vor.

    Wie macht man das mit einer Hand?

    Aber gut, das war nur eine Überlegung.


    Hm, nein. Verstehe ich gar nicht. Bin ja behindert. Linke Seite der Jacke zur rechten fuehren. Kapier ich gar nicht jetzt. Ich habe sie doch schon an. Kannst Du das denn genauer erklaeren?
  • Swisswuff Saribo meint das normale verschließen einer Jacke, die einen Reißverschluß hat. Hat die Jacke Knöpfe, könnte ich mir vorstellen, das man das auch mit einer Hand hinbekommt, aber ein Reißverschluß. Mein Partner hat einen kurzen linken Arm, der rechte Arm ist normal lang. Bei einer dicken Winterjacke muß ich die Jacke zumachen. Zieht er alleine los, läßt er die Jacke offen.
  • Schaut Euch das Spiel NEVERBALL (gratis fuer Mac, Windows und Linux, > Google) an. Es gibt da die regulaere Spieltechnik wo man mit der Maus die Spielebene kippt und so den Ball steuert. Und dann gibt es Freestyle. Das sind die abgefahrenen Level, wo man den Ball fliegen laesst, in jongliert. Die regulaere Spieltechnik kann man einfach erklaeren und vermitteln, rasch lernen. Fuers freestylen muss man etwas das Flair haben, und sehr viel ueben, und ein sehr gutes Bewegungs- und Raumgefuehl haben. Man muss auch Lust haben dafuer, man kann es schwer erklaeren oder manche verstehen es auch nicht gut.

    Das ist hier bei so Sachen auch so, wuerde ich sagen.

    Reissverschluss zu machen ist bei mir kein Problem, mit Prothese oder ohne, so oder so, aber es faellt in die Freestylekategorie. Man muss auch etwas schauen, wie die Jacke ist. Also, ist sie dick oder duenn, ist die Verschlusskante steif oder weich bieglich. Dass links und rechts zusammengehoeren, beim Zumachen, nachdem sie es zunaechst nicht waren, liegt etwas auf der Hand. Das ist das Wesen des Reissverschlusses : ) Da bin ich auch schon mal drauf gekommen ; ) Trotz Behinderung ; P Aber es ist sicher eine Frage, denn, von selbst reissverschliesst es sich gar gewiss nicht. Gewisse Herangehensweisen muss man sich richtig fuer sich selbst individuell zusammenbauen, damit man mal einen Anfang hat. Bis mans aber wirklich raus hat, uebt man schon mal ein bisschen. Von selbst freestylet sich gar nichts.

    Ich schneide z.B. auch ohne Prothese und Probleme, ohne Verrenkungen oder Gymnastik mein Fleisch mit Messer und Gabel. Mit Prothese eh, das ohne Frage - aber, auch ohne. Man muss sich halt manchmal selber was einfallen lassen, wenn einem die anderen sagen, es geht nicht. Auch das ist vollumfaenglich gefreestylet. Das liest man so nirgends.

    Aber ich habe auch mindestens etwa ein Jahr lang an einer Lenktechnik geuebt, und nach erneuter Kontrollfahrt / Fahrpruefung fahre ich jetzt legalerweise unmodifizierte Autos ohne Prothese, also, ohne teuren Auto-Umbau mit Multifunktionsdrehknopf, einfach so. Groesste Schwierigkeit mit meiner Behinderung, fahrtechnisch, sind enge Kreisel mit 90 Grad rechts abbiegen, sofort nach links kurven, dann gleichzeitig 90 Grad in Kreiselausfahrt lenken, dabei Zeiger/ Blinker stellen, und das Fahrzeug ganz sicher und korrekt lenken. Ohne Prothese galt das als nicht machbar. Bis ich meine eigene Freestyle Lenk-/Blinktechnik raus hatte, dauerte das auch schon so ein Jahr oder mehr. Das ist mir viel wert. Es bedeutet auch ich kann im Sommer von der Seebadi schwupp ins Auto huepfen und heimfahren, ohne grosses Gebastel. Irgendwann schreibe ich genau auf was wo in welchem Sekundenbruchteil anzufassen ist und warum, und wieso das so gut funktioniert. Aber ich habe auch Angst, dass es jemand dann falsch nachmacht und etwas passiert. Da halte ich lieber erstmal ganz den Mund und ueberlege mir, wie man das formulieren koennte.

    Es gibt auch sonst eine Reihe von Sachen, die man ueben kann. Ich habe noch gar nicht angefangen, da eine Liste zu machen oder es alles zu dokumentieren. Wenn ich mal gut geuebter Vollprofi bin, wenn ich das alles voll elegant hinflutsche, verrate ich vielleicht schon mal wies gehen koennte. Aber erst mal ist perfektionieren angesagt.

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    Was als Kleider-Option cool waere, waere eine Moeglichkeit, fuer mich ohne Prothese rutschige Sachen besser halten zu koennen. Da ich mit dem kaputten Arm Dinge zwischen Arm und Flanke/Bauch/Brust einklemme, muesste der Aermel innen und das Oberteil vorn und seitlich rutschfest sein. Entweder durch Auftragen von gummierter Stofffarbe, von dem Zeug das auf den griff-festen Arbeitshandschuhen im Gewebe ist, z.B. Nitril, oder sonstwie. Das waere ECHT was brauchbares. Ein Arbeitspullover oder -hemd mit griffverstaerkten Flaechen.
  • Die Idee mit der rutschfesten Oberfläche finde ich richtig gut! Vielen Dank für den Tipp. Irgendwie einleuchtend, aber man muss erst einmal drauf kommen!
  • saribo hat geschrieben:
    Die Idee mit der rutschfesten Oberfläche finde ich richtig gut! Vielen Dank für den Tipp. Irgendwie einleuchtend, aber man muss erst einmal drauf kommen!


    Ja, Du hast es von mir zuerst gelesen : )

    Rutschfeste Socken kann man so schon bestellen.

    Bin ich vor einigen Jahren schon drauf gekommen.

    http://www.swisswuff.ch/tech/?p=114
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