vollstationäre Unterbringung, kein ausreichendes (Pflege-) Personal

Hallo zusammen,
mein Sohn (Tetraspastiker, Rollstuhlfahrer, 100 % Behinderung, ag,H)wohnt und arbeitet seit 4 Jahren in einer vollstationären Wohneinrichtung (Rehabilitationseinrichtung)mit angegliederter Werkstatt für behinderte Menschen. Zunehmend fehlt in der Wohngruppe eine ausreichende Anzahl von Betreuern. In der Wohngruppe leben 11 behinderte Bewohner, darunter 10 Rollstuhlfahrer, wovon fünf komplette Hilfe beim anziehen, aufstehen, umsetzen, waschen, essen etc.) benötigen, vier weitere benötigen hierbei Unterstützung. Regelmäßig sind nur noch zwei Betreuer sowohl im Früh- als auch im Spätdienst im Dienst. Folge ist, dass Bewohner morgens schon mal zwei Stunden wach im Bett liegen, bevor sie aufstehen können und wer abends um 20.30 Uhr ins Bett möchte muß in letzter Zeit häufig bis 23.00 Uhr warten, da einer nach dem anderen "fertig gemacht" werden muß. Ein Betreuer muß dann beim Frühstück teilweise drei Bewohnern gleichzeitoig das Essen reichen. Die Betreuer sind nur im Laufschritt unterwegs, die im Heimvertrag und Wohn- und Teilhabegesetz vereinbarte/gesetzlich festgelegte Förderung und Betreuung (neben der Grundpflege wollen die Bewohner, die auf komplette Hilfe angewiesen sind ja auch mal einkaufen/essen gehen, Mails lesen+schreiben, zum Friseur, spazieren gehen, zur Bank, Spiele machen)kann wegen der ständigen Überbelastung gar nicht durchgeführt werden. Da viele Bewohner umfassende Behandlungspflege benötigen reicht die Dienstzeit der Betreuer schon alleine hierfür kaum noch aus. Beschwerden bei der Geschäftsführung haben zu keinem Erfolg geführt. Zunächst wurde immer auf urlaubs- und krankheitsbedingten Engpässen sowie auf geplante Umstrukturierungen verwiesen, inzwischen wird offen gesagt, dass die finanziellen Mittel (Tagessatz pro Bewohner ca. 130,- €)für mehr Personal nicht ausreichen und da werde sich auch nichts ändern.
Es ist zum verzweifeln. Wenn mein Sohn sich nicht auf der Arbeitsstelle so wohl fühlen und seine Freundin und Freunde in der Wohngruppe hätte würde er sich wohl was anderes suchen. So sind wir aber bestrebt, die Mängel zu beseitigen und auf Einhaltung des Wohn- und Teilhabegesetzes und Vertragserfüllung zu bestehen. Hat hier noch jemand Ideen, wie man das erreichen kann? Die (große) Einrichtung steht unter kath. Trägerschaft, der Kostenträger (Landschaftsverband) wurde schon eingeschaltet, ist aber bislang auch machtlos.
Für jeden Tip sind wir sehr dankbar,
Gruß Peter

Antworten

  • Hallo Peter,

    schön, dass ihr was bewegen wollt!
    Wie geht es den anderen Eltern, Verwandten? Könnt ihr an einem Strang ziehen?
    Klar, wenn die finanziellen Mittel nicht da sind, wird es wohl sehr schwer mehr Personal einzustellen. Wäre es eventuell dadurch möglich, dass die Bewohner in ihrem Pflegebedarf nach oben gestuft werden, oder sind alle schon beim Maximum?

    Ich habe selbst einige Jahre als Betreuerin gearbeitet, allerdings in Österreich, und weiß, dass dies eine gängige "Lösung" sein kann, um den Betreuungsschlüssel etwas nach oben zu bringen.

    Ich leite deine Frage auch an einen unserer Fachexperten weiter, vielleicht hat er einen Tipp für euch, was ihr tun könnt.

    Ich wünsch euch viel Kraft, der Weg zu mehr Betreuungspersonal ist ein sehr steiniger, aber wenn ihr alle Hebel in Bewegung setzt und mit den Betreuern und der Einrichtung an einem Strang zieht, wird es hoffenlich möglich sein, diese für alle sehr belastende Situation zu verbessern.

    Deine Nachricht hat aber auch etwas Positives: Euer Sohn scheint sich trotz dieser schweren Rahmenbedingungen wohl zu fühlen und Freude zu haben - das ist schön zu lesen.

    Schick dir viele liebe Grüße
    Michaela
  • Guten Tag,

    eine Möglichkeit könnte sein sich an den örtlichen Behindertenbeauftragten zu wenden. Sollte hier nichts zu erreichen sein könnte man auch noch den Landesbehindertenbeauftragten einschalten und zu guter letzt auch noch über die Presse Druck machen. Meist tut sich auf öffentlichen Druck hin am Meisten.