unser Freund gibt sich auf - was können wir tun?!??

Ich wende mich mit einer Frage hier an euch, die sicher etwas ungewöhnlich ist. Aber ich kann seit dem letzten Wochenende nur noch schlecht schlafen.
Wir sind eine Gruppe von Freunden, die sich seit ein paar Jahren vom Studium kennt. Wir treffen uns regelmäßig. So auch letztes Wochenende.
Einer unserer Freude ist an MS erkrankt. Es wird immer schlimmer mit ihm. Noch kann er gehn, aber wir fürchten, nicht mehr lange. Er lehnt alles ab. Er hat ein 10-jähriges Kind, zu dem er so gut wie keinen Kontakt hat bzw pflegt.
Er bekommt nur miese Jobs. Aktuell einen, der ihn körperlich enorm überfordert. Er möchte auch nicht wirklich in ärztliche Behandlung, keine Mittel nehmen, die die Krankheit vielleicht verzögern könnten.
Er raucht, trinkt Kaffee und ist in der Nacht schlaflos.
Wir wissen nicht, wie wir ihm helfen können, was wir für ihn tun können.
Immerhin geht er mit seiner Krankheit mittlerweile offen um, aber gut, das muss er, denn er kann sie nicht mehr verbergen.
Wir würden ihm so gerne helfen, aber alles was wir für ihn tun können, ist, "normal" zu sein. Aber wir wissen, dass für ihn nichts mehr "normal" ist. Wenn es ihm noch schlechter geht, kann er auch nicht mehr dort wohnen, wo er jetzt wohnt. Wie soll das weitergehn? Wie kann das weitergehn?!?? Wir sind für jeden Rat und jeden Tipp dankbar. Lieben Gruß, Raffi

Antworten

  • Hallo Raffi,

    Herzlich Willkommen hier im Forum. Es ist schön, das ihr Euch um Euren Freund kümmert und ihn nicht hängen lässt. Ich weiß ja nicht, ob es bei Euch in der Nähe vielleicht eine Selbsthilfegruppe von MS-Kranken gibt? Sonst habe ich mal gegoogelt, hier ist ein Link für Dich:

    http://www.ms-life.de/mslife/home.html

    Vielleicht hilft der Dir ja weiter? Ich habe es mir nicht genauer angeschaut. Vielleicht solltet ihr Euch schon mal umhören, wo es behindertengerechte Wohnungen in Eurer Nähe gibt, die für MS-Kranke geeignet sind, also rollstuhltauglich. Außerdem würde ich versuchen, mit dem Freund zu einem Arzt zu gehen, ich glaub da sind die Neurologen für zuständig, bin mir da aber nicht so sicher. Ich denke mal, Du wirst hier noch viele Tipps bekommen. Toll das Ihr Euch um Euren Freund kümmert und nicht links liegen lasst, das machen längst nicht alle.

    Was mir gerade noch einfällt, die Redaktion fragte mal vor einigen Wochen nach Themen für einen Themen-Chat. Vielleicht wäre ja MS mal eine Option dazu?
  • Herzlich Willkommen Raffi3!

    Es ist schön das Du Deinem Freund helfen möchtst und dafür dieses Forum gewählt hast. Bestimmt hatte Dein Freund sich nie vorstellen können einmal an so einer schweren Krankheit zu leiden und ganz bestimmt sieht er im Moment nur das, was er nicht mehr kann oder bald nicht mehr kann. Das so etwas frustriert und einem die Freude an der Zukunft nimmt, versteht sich von selbst. Fast jeder den so eine schwere Behinderung trifft macht so ein Tief durch. Viele finden sich irgend wann mit ihrer Behinderung ab und fangen an, ihr neues Leben zu entdecken. Sie sehen auf einmal wieviel sie noch können und wie viel Freude das Leben trotz schwerer Behinderung machen kann.

    Am besten bringst Du Deinen Freund mit anderen MS Betroffenen zusammen, die wissen wie er sich jetzt gerade fühlt, die aber weiter sind als er und ihm deshalb eine Perpektive geben können. Wenn Dein Freund wieder eine Perspektive hat und sieht, was er trotz allem noch kann, fällt es ihm leichter sich mit seinem kranken Körper zu arangieren und wieder Freude am Leben zu haben.

    Wie gut jemand mit seiner Behinderung bzw. dem Leben im Rollstuhl zurecht kommt, hängst nicht nur von der Schwere der Behinderung und seiner Einstellung dazu ab. Sehr viel liegt es auch an den Hilfsmitteln, die man benutzt. Am wichtigsten für eine gute Mobilität und ein Höchstmaß an Selbständigkeit, ist der richtige Rollstuhl Wer einen Rollstuhl fährt der ihm die Mobilität erleichtert und ihn von fremder Hilfe weitestgehend unabhängig macht, dem fällt es deutlich leichter wieder aktiv am Leben teilnemen zu wollen. Trotz weit fortgeschrittener MS ist, je nach Fähigkeit und Durchsetzungswille, ein fast normales Leben möhlich. Dein Freund könnte, wenn er den Mut hat sich mit seinem Rollstuhl bzw. seiner Behinderung an zu freunden, wieder zu einigen seiner Alltagsaktivitäten zurück kehren oder sogar den Sinn des Lebens neu entdecken.

    Dränge Deinen Freund nicht und mache ihm keine Vorwürfe. Gib Deinem Freund Zeit andere Menschen mit dem gleichen Handicap kennen zu lernen. Wenn er bei anderen Betroffenen sieht wieviel Lebensfreude trotz MS noch möglich ist, bekommt er vieleicht selbst den Wunsch wieder Freude am Leben haben zu wollen. 😉

    Gruß Karin

    Rollstuhl
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