wie integrieren wir unsere behinderte Tochter in die Regelschule?

Ich denke schon sehr lange darüber nach, aber gerade heute, da die Schule in unserem Bundesland - nämlich Bayern - wieder startet, besonders intensiv.
Wir haben eine kleine Tochter. Sie ist drei. Und sie ist behindert. Körplicher und auch ein bisschen geistig. Sie kann zwar sprechen und sich verständigen, aber wir wissen, dass sie auch mit viel Förderung nie schaffen wird, was Kindern ohne kognitivem Handicap schaffen.
Wir würden uns sehr wünschen, dass unsere Tochter eine Regelschule besuchen kann. Allerdings haben wir keine Ahnung, was wir hierfür tun müssen, an wen wir uns wenden können.
Unsere Tochter hat viele Freundinnen im gleichen Alter - wir würden ihr und uns wünschen, dass sie mit ihnen gemeinsam in die Schule gehen kann.
An wen können wir uns wenden? Was müssen wir tun? Und vor allem, wann starten wir damit am Besten?
Haben wir ein Recht darauf, dass unsere Tochter in eine Regelschule kommt? Oder ist das nur Goodwill der Schulleitung?
Fragen über Fragen...
Noch ist Zeit, aber die Jahre fliegen so schnell dahin.
Ich sende vielen Dank für eure Hilfe!
Und allen Eltern, deren Kinder mit und ohne Behinderung heute in die Schule anfangen, wünsche ich starke Nerven 😀
Petra

Antworten

  • Hallo Petra,

    Ab 2014 hat Bayern eine Initiative geplant, Behinderte verstärkt an Regelschulen zu integrieren.
    Verstärkt sind da allerdings Integrationsschulen vor Ort vorgesehen und 37 Schulen bayernweit sind bis jetzt in der Auswahl.
    Erkundige Dich am besten im Kultusministerium oder beim Schulamt.

    LG

    Surfer
  • Liebe Petra,

    ich kann sehr gut verstehen, dass ihr wollt, dass eure Tochter eine Regelschule besucht. In vielen Ländern ist dies heute bereits ganz normal.
    In Deutschland leider noch nicht.

    Allerdings habt ihr ein Recht darauf, dass eure Tochter eine Regelschule besuchen darf. Trotzdem könnte es nicht ganz einfach werden. Ich empfehle euch, dass ihr euch vielleicht so in einem Jahr anfangt zu erkundigen und die Wege zu ebenen.

    Wir haben zu dem Thema "Integration von Kinder mit Handicap in die Regelschule" in unerem Infobereich zwei Artikel.
    Hier könnt ihr noch viele wertvolle Tipps und Informationen finden:

    http://www.myhandicap.de/behindert-schule-integriert.html
    http://www.myhandicap.de/behindertes-kind-einschulung.html

    Ich hoffe, ich konnt euch damit ein kleines Stückchen weiterhelfen.
    Falls du noch genauere Fragen hast, bitte poste sie einfach wieder jederzeit hier im Forum.

    Ich wünsche euch alles Gute und eurer Tochter noch eine unbeschwerte Kindergartenzeit
    Michaela
  • Macht es vielleicht sinn die Schulen mal zu besuchen? Mit den verantwortlichen sprechen, und einen ersten Eindruck bekommen. Halte es für richtig, dass sie auf eine Schule gehen soll wo Ihre anderen Freunde auch hin gehen falls es denn möglich ist, würde mich auf jeden Fall dafür einsetzen und an meine Tochter glauben!
  • Hallo danmeier,

    schön das Du uns gefunden hast. Das behinderte Kind nicht aus seinem sozialen Umfeld heraus reißen zu wollen ist immer ein gutes Argument, um sich durch zu setzten. Außerdem würde sich Deiner Tochter durch den Besuch einer Regelschule viel positiver entwickeln, als in einer Förderschule. Für Kinder mit besondere Förderungsbedarf haben Regelschulen die Option, die Unterstützung eines Sonderpädagogen in Anspruch zu nehmen.

    In Gesprächen mit Eltern und Pädagogen, egal ob Schule oder Kindergarten, habe ich festgestellt das das größte Hindernis bei der Integration die Unwissenheit ist. Die Pädagogen von Regelschulen und Regelkindergärten wissen nicht welche Fähigkeiten und Besonderheiten behinderte Kinder mit sich bringen. Sie hatten ja nie Kontakt zu behinderten Kindern und haben Angst davor das ihnen der Schulaltag/Kindergartenalltag entgleist und das sie den Anforderungen eines kranken Kindes nicht gewachsen sind. Deshalb finde ich Deine Idee, die Schule die Deine Tochter besuchen möchte, frühzeitig zu kontaktieren wichtig undrichtig. Aber vor dem 4./5. Lebensjahr macht das keinen Sinn. So kann man frühzeitig Ängste abbauen und Verständnis für dieses besondere Kind schaffen. Du könntest auch anbieten das Deine Tochter ein paar Probetage in der Schule verbringt oder versuchen die Schule/den Kindergarten mit den Therapeuten Deines Kindes zusammen zu bringen. Denn je besser diese Pädagogen Deine Tochter kennen, desto psitiver gehen sie mit der Bitte um, sie in ihre Schule/Kindergarten zu integrieren.

    Schönen Gruß
    Karin


  • Hallo,

    als von Geburt an Behinderter und Vater von behinderten Kindern weiss ich eins: Kinder können grausam sein! Von daher bin ich kein Verfechter einer bedingungslosen Integration in Regelschulen. Ich finde, die negativen Seiten einer Integration kommen in den Diskussionen immer viel zu kurz und hat in der Vergangenheit bei einigen Integrationsschülern viel Schaden angerichtet, die es bei einem Besuch in einer Förderschule so nicht gegeben hätte.

    Von daher mein gut gemeinter Rat, auch wenn es nicht gern gehört wird: prüft bitte diese Aspekte: wie wird es meinem Kind in einer Regelschule gehen?, wird es sozial integriert sein?, ist es möglich, dass mein Kind als einzige nicht zu den Geburtstagsfeiern der Mitschüler eingeladen wird?, was tut die Schule zur Aufklärung der Behinderung?, ist mein Kind geschützt, wenn es zu Übergriffen von anderen Mitschülern kommt?, ist die Behinderung meines Kindes ein Hinderniss, um sich in einer Regelschule entfalten zu können?

    Es geht hier nicht um Schulnoten. Es geht hier um die soziale Integration. Ich habe schwerbehinderte Freunde (promovierte Akademiker), die die Schulzeit in Regelschulen als eine "Hölle" beschreiben und nicht nochmal erleben möchten. Dies werfen sie ihren Eltern heute noch vor. Bitte dies auch in den Überlegungen bei der Wahl einer Schule miteinfliessen lassen.

    Wie die Entscheidung auch ausfallen mag, viel viel Glück für die Schulzeit wünscht Euch

    Thomas
  • Hallo Worseck,

    Ich bin selbst von Geburt an körperbehindert und sehe das wie Du. Integration um jeden Preis belastet vor allem das Kind. Obwohl ich weiß, daß bei manchen Eltern das mit der Regelschule unbewußt dem Wunsch nach einem "normalen","gesunden" Kind entspringt, Worseck hat recht - Integration JA, aber nicht um jeden Preis.
    Später an der FH waren die wenigen Behinderten doch auch ein Stück weit Exoten.

    In der Pfennigparade in München sind zumindest ab der Realschule Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam. In kleinen Klassen von max. 13 Leuten, man kann oft nachfragen, auf das Tempo wird Rücksicht genommen, bei Bedarf auch mit Schreibhilfen usw.
    Zu prüfen wäre in diesem Fall, ob es in Bayern oder wie ich es verstanden habe in München, nicht doch Integrations- oder Inklusionsschulen gibt, weil auch dort die Gruppen kleiner sind und mehr Rücksicht genommen werden kann, als in der Regelschule.
    Vor längerer Zeit hatten wir hier im Forum einen Beitrag von der Pfennigparade, die für die Inklusion geworben hat, aber ich weiß nicht, wie sich die Sache entwickelt hat.

    LG

    Surfer
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