Chemo-relieve. tipps?

Hi, ich bin gerade in chemo und fühl mich furchbar. ich soll ja essen aber schon bei gedanken daran muss ich mich übergeben. hat es hier noch andere, die eine chemo hinter sich haben? Was hat ihr gemacht?

Antworten

  • Liebe neueBobby,

    ich habe lange auf einer Kinderkrebsstation gearbeitet und kann mir vorstellen wie es Dir jetzt geht. Es stimmt, die Nebenwirkungen sind nicht immer leicht zu ertragen. Egal ob Übelkeit oder Schmerzen, sich nicht gut zu fühlen macht einfach keinen Spaß. Trotzdem möchte ich Dir mut machen und alles Gute für eine erfolgreiche Therapie wünschen. 😀

    Auch wenn Dein Gewicht nicht gerade hoch ist und alle Dir sagen Du müßtest essen, setz Dich bitte nicht unter Druck. Was nicht geht, geht einfach nicht. 😉

    Bist Du gerade im Krankenhaus und bekommst Chemo oder hast Du den Block gerade hinter Dir und spürst zuhause die Folgen der Chemo? Es gibt Medikamente die speziell für die Übelkeit bei Chemptherapie entwickelt wurden. Unsere Kinder und Jugendlichen bekamen während ihrer Chemo jeden Tag so eine Infuion und kurz vor der Chemo und wenn es zwischendurch nötig war auch noch mal. Wirkte das Medikament nicht ausreichend gegen Übelkeit versuchten wir es mit einem ähnlichen Medikament das einen anderen Wirkstoff hatte. Manchmal reichte es auch schon einfach mal den Wirkstoffes zu wechseln, um die Übelkeit in den Griff zu bekommen. Wurden unsere Patienten nach Hause entlassen bekamen sie ihr Übelkeitsmedikament als Tablette mit nach hause.

    Frag doch mal ob Du auch wirklich mit diesen modernen Übelkeitsmedikamenten behandelt wirst. Ich habe erlebt das dies in der Erwachsenenpflege aus kostengründen nicht immer gemacht wird. Wenn Deine Ärtze sagen ja Du bekommst spezielle Chemo Übelkeitsmedikamente, könntest Du fragen ob Du es öfter am Tag nehmen darfst und/oder ob Du einen anderen Wirkstoff probieren darfst. Ein lauwarmer Kamillentee ca. 20 Minuten vor dem Essen tut auch manchmal gut.

    Sollte das alles nicht helfen und Du weiterhin nicht essen können ist das zwar nicht optimal, aber verhungern mußt Du nicht. Du kannst Dir spezielle Nahrungsmittel geben lassen, z.B. "Astronautenkost", die sehr viele Kalorien haben und leichter bekömmlich ist als normale Kost. Geht gar nichts mehr gibt es noch den Ernährungstropf. Vieleicht gibt es in Deiner Klinik ja eine Ernährungsberatung, die Dich beraten kann welche Nahrungsmittel Dir am wenigsten Probleme machen oder welche Nahrungsergänzungsmittel Dir am besten die nötige Energie geben.

    Eines solltest Du wissen. Manchmal ist bei einigen Chemomedikamenten die Übelkeit so stark, daß kaum etwas dagegen hilft. Das kommt zum Glück nur sehr selten vor. Meistens helfen die mödernen Übelkeitsmedikamente sehr zuverlässig. Was aber nicht immer bedeutet das man auch Appetit hat und es einem gut geht. Viele Patienten reagieren während der Therapie sehr empfindlich auf einige Gerüche und Geschmäcker. Dann möchte man noch nicht einmal am Essen riechen. Daran kann man leider nichts ändern. Man muß warten bis es wieder vorbei ist. 😉

    Liebe Grüße
    Karin


  • Hallo karin ich hatte ein furchtbares WE und hänge jetzt am "Ernährungstropf", weil ich mich sogar wegen meinem eigenen speichel übergeben musste. Ich frag mal nach diesem medikament, ich hab eh das gefühl dass ich hier nicht so recht ernst genommen werden... -.-
    Danke!
  • MyHandicap User
    MyHandicap User ✭✭✭
    bearbeitet 4. Jun 2024
    Liebe neueBobby,

    es ist schade das es Dir so schlecht geht. Doch das Gefühl nicht ernst genommen zu werden ist oft noch viel schlimmer. Ich weiß natürlich nicht welche Zytostatika (Chemo) Du gerade bekommst und wie stark übelkeitsauslösend die gerade verabreichten Medikamente sind. Ich weiß auch nicht welches Anitemetikum (Übelkeitsmedikament) man Dir gegen diese üblen Nebenwirkungen gibt. Aber selbst wenn Du die modernsten Therapeutika erhälst und die Übelkeit trotzdem noch da ist, ernst nehmen sollte man Deine Beschwerden und die der anderen Patienten auf jeden Fall. Auch dann, wenn gerade ein Zytostatikum läuft, bei dem trotz aller Maßnahmen die Übelkeit nur sehr schwer in den Griff zu bekommen ist, kann man etwas machen. Man könnte zum Beispiel Medikamente geben die müde machen. Wenn Du während dieser schlimmen Zeit viel schläfst, geht sie schneller vorbei. 😉 Das medizinische Personal muß jeden Patienten ernst nehmen. Egal ob andere Patienten mit der gleichen Chemo weniger Übelkeit hatten oder nicht. Jeder Patient reagiert anders auf diese Medikamente und wenn jemand sagt mir geht es total schlecht, dann muß man etwas dagegen unternehmen.

    In Deutschen Kliniken hat man die Möglichkeit sich bei Problemen an einen Patientenobmann zu wenden. Ein Gespräch mit der Pflegedienstleitung oder dem Chefarzt kann auch schon mal helfen das man mit seinen Beschwerden ernst genommen wird. Sollten Dich alle Gesprächsversuche nicht weiter bringen könntest Du auch über einen Klinikwechsel nach denken. Auf geben und die Therapie ab brechen halte ich für den falschen Weg.

    Gute Besserung!
    Karin
Diese Diskussion wurde geschlossen.