Erfahrungsbericht Lokomat (Gangtrainer)

Hallo!

Wir haben letzten Montag den Lokomaten getestet, ob er für meine Tochter als Therapiegerät in Frage käme, trotz der starken Spastik (nach innen gedrehte Beine und Füße, Spitzfußgang beidseits, Laufstrecke verkürzt sich ständig, Rollikind) - ja!

Es brauchte viel Geduld und Überredungskunst, Jacqueline davon zu überzeugen, sich in das große Gerät einhängen zu lassen, letztendlich haben wir es geschafft. Wir sagten, sie könne damit besser laufen, sie sagte, sie kann doch laufen...
Sie stand / hing, was erst keiner für möglich gehalten hatte, mit durchgedrückten Knien und nach vorn gerichteten Füßen auf dem Laufband des Lokomaten und trainierte mit den "Hilfsbeinen", die motorisiert und stufenlos die Muskelkraft ersetzen, etwa 5 Minuten zur Probe.

Man kann den Lokomaten an jede Person und Behinderungsart anpassen mit Sitzhose und anderen Halterungen. Die sitzhose wird in Karabinerhaken eingehängt, die Beine werden mit Gurten an Hüfte, Knie und Fuß an den "Hilfsbeinen" fixiert, die Füße bekommen vorne, hinten, rechts und links Gurte und unterhalb der Sohle eine Art zweite Sohle, um Schuh und Laufband zu schonen.
Danach wird das Laufband in Gang gesetzt und der Patient mit einer Fernbedienung an den Karabinerhaken so weit hochgezogen, dass die Sohle so gerade eben das Laufband berührt. Die Einstellungen werden individuell im Computer gespeichert, so kann jederzeit wieder darauf zurück greifen und weitere Feineinstellungen vornehmen.

Verletzungen / Unfälle kann es auf dem Lokomaten nicht geben, denn er stoppt sofort jede Bewegung, wenn z.B. ein Spasmus einschießt und unkontrollierte Bewegungen stattfinden.
Auf das Laufband kann man mittels einer angebrachten Rampe mit dem Rolli fahren und sich mit der Sitzhose herausheben lassen, wenn kein Restgehvermögen vorhanden ist.
Wer möchte, kann Musik oder Film laufen lassen während der Therapiezeit von etwa 60 Minuten zwei bis dreimal die Woche im Rahmen einer Rehamaßnahme. Die etwa 10 bis 12 in Deutschland stehenden Lokomaten sind ausschließlich in Kliniken zu finden, weil eine ambulante Therapie NOCH unbezahlbar ist. 4 davon sind für Kinder eingerichtet, unterschiedliche Gesamtgröße des Gerätes und der "Hilfsbeine", Geesthacht hat den einzigen in Norddeutschland nahe Hamburg, wo wir waren.

Man kann "normal" über das Laufband gehen oder den Schwierigkeitsgrad erhöhen mit Hindernissen oder verschiedenen Parcours, die eingestellt werden können. Man kann sich dabei selbst in einem Spiegel beobachten.
Man kann die Motorkraft der "HIlfsbeine so einstellen, dass sie 0% oder 100% Muskelkraft ersetzen, jede Abstufung dazwischen ist natürlich auch möglich. Auf diese Weise lernt der Kopf wieder den richtigen Gang und Muskelkraft wird langsam aufgebaut.
Jeder Patient wird vor und nach dem ersten und letzten Trainig gefilmt, um Veränderungen / Erfolge besser sehen zu können. Erfolge sind von Person zu Person und abhängig von der Vorerkrankung sehr unterschiedlich, Wunder darf man nicht erwarten.
Für eine nicht laufende Person kann es z.B. ein Erfolg sein, nach dem Training den Transfer aus und in den Rolli besser zu schaffen, weil evtl. die bessere Beinmuskelatur mehr belastet werden kann. Jemand, der eine kurze Laufstrecke hat, kann diese evtl. etwas verlängern, was in der eigenen Wohnung hilfreich sein kann. Andere brauchen wiederrum mehrere solcher Therapiemaßnahmen, bevor sich überhaupt eine Verbesserung zeigt.

Wir werden nächstes Jahr während der Sommerferien hoffentlich mindestens 3 Wochen dort aufgenommen, damit Jacqueline den Lokomaten testen kann. Dazu kommt natürlich noch tägliche KG, Wasser, Rollisport etc. Die Helios-Klinik Geesthacht behandelt Personen bis maximal 25 Jahre, haben sich auf Neurologie und Orthopädie spezialisiert, was genau das richtige für Jacqueline ist.

Gruß, Katrin

Antworten

  • KatrinHH hat geschrieben:
    Hallo!

    Wir haben letzten Montag den Lokomaten getestet, ob er für meine Tochter als Therapiegerät in Frage käme, trotz der starken Spastik (nach innen gedrehte Beine und Füße, Spitzfußgang beidseits, Laufstrecke verkürzt sich ständig, Rollikind) - ja!

    Es brauchte viel Geduld und Überredungskunst, Jacqueline davon zu überzeugen, sich in das große Gerät einhängen zu lassen, letztendlich haben wir es geschafft. Wir sagten, sie könne damit besser laufen, sie sagte, sie kann doch laufen...
    Sie stand / hing, was erst keiner für möglich gehalten hatte, mit durchgedrückten Knien und nach vorn gerichteten Füßen auf dem Laufband des Lokomaten und trainierte mit den "Hilfsbeinen", die motorisiert und stufenlos die Muskelkraft ersetzen, etwa 5 Minuten zur Probe.

    Man kann den Lokomaten an jede Person und Behinderungsart anpassen mit Sitzhose und anderen Halterungen. Die sitzhose wird in Karabinerhaken eingehängt, die Beine werden mit Gurten an Hüfte, Knie und Fuß an den "Hilfsbeinen" fixiert, die Füße bekommen vorne, hinten, rechts und links Gurte und unterhalb der Sohle eine Art zweite Sohle, um Schuh und Laufband zu schonen.
    Danach wird das Laufband in Gang gesetzt und der Patient mit einer Fernbedienung an den Karabinerhaken so weit hochgezogen, dass die Sohle so gerade eben das Laufband berührt. Die Einstellungen werden individuell im Computer gespeichert, so kann jederzeit wieder darauf zurück greifen und weitere Feineinstellungen vornehmen.

    Verletzungen / Unfälle kann es auf dem Lokomaten nicht geben, denn er stoppt sofort jede Bewegung, wenn z.B. ein Spasmus einschießt und unkontrollierte Bewegungen stattfinden.
    Auf das Laufband kann man mittels einer angebrachten Rampe mit dem Rolli fahren und sich mit der Sitzhose herausheben lassen, wenn kein Restgehvermögen vorhanden ist.
    Wer möchte, kann Musik oder Film laufen lassen während der Therapiezeit von etwa 60 Minuten zwei bis dreimal die Woche im Rahmen einer Rehamaßnahme. Die etwa 10 bis 12 in Deutschland stehenden Lokomaten sind ausschließlich in Kliniken zu finden, weil eine ambulante Therapie NOCH unbezahlbar ist. 4 davon sind für Kinder eingerichtet, unterschiedliche Gesamtgröße des Gerätes und der "Hilfsbeine", Geesthacht hat den einzigen in Norddeutschland nahe Hamburg, wo wir waren.

    Man kann "normal" über das Laufband gehen oder den Schwierigkeitsgrad erhöhen mit Hindernissen oder verschiedenen Parcours, die eingestellt werden können. Man kann sich dabei selbst in einem Spiegel beobachten.
    Man kann die Motorkraft der "HIlfsbeine so einstellen, dass sie 0% oder 100% Muskelkraft ersetzen, jede Abstufung dazwischen ist natürlich auch möglich. Auf diese Weise lernt der Kopf wieder den richtigen Gang und Muskelkraft wird langsam aufgebaut.
    Jeder Patient wird vor und nach dem ersten und letzten Trainig gefilmt, um Veränderungen / Erfolge besser sehen zu können. Erfolge sind von Person zu Person und abhängig von der Vorerkrankung sehr unterschiedlich, Wunder darf man nicht erwarten.
    Für eine nicht laufende Person kann es z.B. ein Erfolg sein, nach dem Training den Transfer aus und in den Rolli besser zu schaffen, weil evtl. die bessere Beinmuskelatur mehr belastet werden kann. Jemand, der eine kurze Laufstrecke hat, kann diese evtl. etwas verlängern, was in der eigenen Wohnung hilfreich sein kann. Andere brauchen wiederrum mehrere solcher Therapiemaßnahmen, bevor sich überhaupt eine Verbesserung zeigt.

    Wir werden nächstes Jahr während der Sommerferien hoffentlich mindestens 3 Wochen dort aufgenommen, damit Jacqueline den Lokomaten testen kann. Dazu kommt natürlich noch tägliche KG, Wasser, Rollisport etc. Die Helios-Klinik Geesthacht behandelt Personen bis maximal 25 Jahre, haben sich auf Neurologie und Orthopädie spezialisiert, was genau das richtige für Jacqueline ist.

    Gruß, Katrin


    In Hamburg gibt es noch ein Lokomat uns zwar im AK Eilbek.Da war ich zur Reha.
  • Hallo KatrinHH

    Schön, dass ihr bereits gute Erfahrungen damit gemacht habt!
    Wir drücken euch die Daumen, dass es klappt nächsten Sommer!

    Hast du auch unseren Artikel über den Lokomat gesehen? http://www.myhandicap.de/rehabilitation-myhandicap.html

    Liebe Grüsse
  • Hallo Andi!

    Wie sind denn deine Erfahrungen mit dem Lokomaten? Hat er dich irgendwie nach vorn gebracht (Fortschritte)?



    Hallo Maggie!

    Der Artikel ist gut, was mir aber fehlt und wie ich finde, wichtig ist, was in meinem Text steht:

    Die geringe Anzahl der Geräte auf ganz Deutschland verteilt, ein noch kleinerer Anteil davon für Kinder ausgelegt und alle nur in Kliniken stehend.
    10 bis 12 Geräte in Deutschland und nur 4 davon für Kinder - eine verschwindend geringe Zahl im Vergleich zu den vielen 100000 Patienten (Zahl ist "aus der Luft gegriffen"), die davon profitieren könnten und täglich werden es mehr durch Unfall und Krankheit. Die meisten wissen gar nicht, dass es den Lokomaten überhaupt gibt, habe noch in keiner Arztpraxis Werbung o.ä. dafür gesehen.

    Gruß, Katrin