was ist für euch Lebensqualität?

Hallo Ihr Lieben,
wie definiert Ihr für euch Lebensqualität. Ich weiß, für jeden Menschen bedeutet Lebensqualtät etwas anderes. Viele "Normalos" denken, dass ein Leben mit einer Behinderung keine Lebensqualität haben kann. (Finde ich überhapt nicht)

Mich interessiert, was ihr dazu denkt. Ich weiss, es gibt keine eindeutige Antwort auf die Frage. Ich habe mich vor 14 Jahren im Rahmen einer Seminararbeit an der Uni mal mit der Frage beschäftigt. Damals spielte das Thema Behinderung in meinem Leben noch keine Rolle. Mich interessiert, was sich bis heute geändert hat.

Liebe Grüße, Fluse

Antworten


  • Hallo Fluse!

    Lebensqualität ist für mich meinen Alltag mit den nötigen Hilfsmitteln bewältigen zu können oder zu dürfen.

    Besonderen Ausgleich und neue Lebensfreude brachte mir meine neue Mobilität weil ich dadurch wieder am Sozialen Leben teilhaben durfte.

    Das ich dafür so schwer kämpfen mußte und so lange finde ich heute noch traurig!Es waren genau 10 Jahre.

    LG
    SENDRINE 😛
  • Hallo Fluse,

    du hast Recht, Lebensqualität kann für viele Menschen unterschiedlich sein.
    Bei mir z.B. ist es so, dass ich seit geraumer Zeit auf Arbeitssuche bin und meine Behinderung es nicht gerade einfacher macht.Für mich ist Lebensqualität vorwiegend das Gefühl gebraucht zu werden, eine Aufgabe zu haben und sagen zu können "es war ein schöner Arbeitstag". Natürlich freut man sich auch, wenn das Konto wieder bessere Zeiten sieht, aber das kommt an zweiter Stelle.
    Wenn man einfach nur zu Hause sitzt und grübelt, wird man antriebslos, hat zu nichts mehr Lust, kann sich einfach über nichts mehr freuen, igelt sich ein, kommt sich einfach ziemlich wertlos vor, genau das ist für mich keine Lebensqualität.

    LG Marry

  • Für jeden Menschen bedeutet Lebensqualität etwas anderes. Einigkeit besteht aber bei den meisten Menschen darüber, dass die Lebensqualität von folgenden Faktoren abhängt:

    körperlicher und geistiger Zustand - Beschwerden durch eine Krankheit oder ihre Behandlung - das seelische Befinden - soziale Beziehungen - ein harmonisches Zusammenleben - die materiellen Verhältnisse - die Umgebung, in der man lebt
  • Vielleicht muss ich meine Frage noch einmal konkretisieren: Was bedeutet Lebensqualität für euch persönlich?
    Ich gehe z.B. gern ins Programmkino und freue mich, wenn ich dahin komme
    Ich freue mich über das Gefühl, gebraucht zu werden.
    Ich freue mich über meine barrierefreie Wohnung
    Ich finde es gut, Lösungen zu finden, für Probleme, die mir ausweglos schienen,
    ich freue mich über mein Handbike,
    bestimmt fällt mir noch mehr ein.
    Das sind für mich Aspekte, die Lebensqualität ausmachen.
    Wie ist es bei euch persönlich?

    LG, Fluse
  • Hallo Fluse,

    Lebensqualität bedeutet für mich neben Gesundheit auch einen Lebenstandard zu haben, der human ist. Hartz IV zählt dazu jedenfalls nicht! Auch eine mehr behindertengerechte Wohnung zählt für mich dazu.

    LG

    Surfer
  • Hallo Fluse,

    Lebensqualität bedeutet für mich, dass sich mein aktueller Gesundheitszustand nicht verschlechtert, ich alles weiterhin so akzeptiere und das beste daraus ziehen kann, wie es ist, meinen Humor und meine (meist) positive Lebenseinstellung nicht verliere.
  • Liebe Fluse,

    für mich bedeutet Lebensqualität mein Leben so leben zu können das ich mich wohl fühle und nicht das Gefühl habe auf etwas verzichten zu müssen. Mein Rollstuhl und mein Handbike geben mir die Mobilität, die ich früher als Fußgänger hatte. Meine barrierefreie Wohnung und meine Hilfsmittel bedeuten Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Es ist mir egal ob ich eine Küchenmaschine brauche um einen Gurkensalat machen zu können und ob ich durch meine Stadt rolle oder gehe. Obwohl ich deutlich weniger Geld habe als früher und obwohl ich mit meinen Einschränkungen nicht mit gesunden Menschen mit halten kann, so kann ich doch das tun was mir Freude macht. Ich kann mit dem Handbike die Natur genießen und mir öffentlichen Verkehrsmitteln dort hin fahren, wohin es mich zieht und wenn sich meine Gesundheit verschlechtert, finde ich neue Wege das Leben zu genießen. Mein Leben ist anders, aber irgend wie doch nicht. Ich finde ich habe eine genauso gute Lebensqualität wie früher, als ich noch nicht bewegungseingeschränkt war. 😉

    Gruß Karin
  • Liebe Leute,

    KarinM hat geschrieben:
    Mein Leben ist anders, aber irgend wie doch nicht. Ich finde ich habe eine genauso gute Lebensqualität wie früher, als ich noch nicht bewegungseingeschränkt war. 😉




    Diesen Satz will ich mal ganz dick unterstreichen und x-fach mit Ausrufungszeichen versehen, denn ....
    ... nur weil etwas plötzlich anders ist, bedeutet es nicht automatisch das es qualitativ schlechter ist.

    Es kommt darauf an wie man damit umgeht und was man daraus macht.

    LG
    Tom

    P.S. Ich finde meinen Rolli einfach nur cool. 😃
  • lenbensqualität ist für mich:

    mich so zu nehmen zu können, wie ich jetzt bin
    meine körperlichen grenzen zu kennen aber auch
    grenzen im kopf (bei mir und den anderen) zu überschreiten. 😀

    ganz wichtig in meiner entwicklung
    ist wirklich, das ich an meiner körperlichkeit
    nicht verzweifle, es angenommen habe und
    es im prinzip keine negative relevanz mehr hat.

    viele guten morgengrüsse

    handschuh


  • surfer hat geschrieben:

    Lebensqualität bedeutet für mich neben Gesundheit auch einen Lebenstandard zu haben, der human ist. Hartz IV zählt dazu jedenfalls nicht! Auch eine mehr behindertengerechte Wohnung zählt für mich dazu.


    Hallo Fluse, 😀

    Lebensqualität ist für mich klar, auch Dinge zu tun, die nicht so alltäglich sind.
    Am Do gehe ich z.B. in die Oper.

    Meine Meeris gehören auch dazu, oder einfach mal essen gehen, bzw Trompete spielen.

    Garten und Natur sind auch für mich entscheidend. Ich bin sehr froh darüber, das ich viele Dinge tun oder erledigen kann.
    Das gibt mir ein Gefühl von einem wertvollen Leben, auch als beeinträchtigter Mensch.

    Grüsse von Marianne
  • Vielen Dank für eure spannenden Antworten.

    Nun will ich mal andersherum fragen: Welche Erlebnisse schränken Eure Lebensqualität ein? Bei mir ist es so, dass ich mich ärgere, wenn ich etwas unternehmen möchte und es geht nicht, weil ich nicht hinkomme, wenn es keine Infos zu Zugänglichkeiten gibt, wenn Bekannte nicht mitdenken. Manchmal gilt eben nicht: Geht nicht, gibt es nicht!

    Oder akzeptiert ihr alle Grenzen? Vielleicht ist das etwas, was ich lernen muss, weil ich mein Leben anders kennengelernt habe und erst später durch die Ms eingeschränkt wurde. Bin gespannt auf eure Berichte dazu.

    LG, Fluse
  • Liebe Fluse,

    wenn Menschen unbeabsichtigt nicht an Barrierefreiheit denken und unsicher mit mir um gehen, stört mich das nicht. Aber wenn rücksichtslos regelmäßig vergessen wird das ich auf bestimmte Dinge angewiesen bin oder ich von vorn herein von Aktivitäten ausgeschlossen werde weil ich im Rolli sitze und man noch nicht einmal fragt ob ich mitkommen könnte, stört mich das schon. Aber noch schlimmer finde ich, wenn ich keine drei Meter weit rollen kann, ohne das wild fremde Menschen mir übertrieben Hilfestellung leisten und sauer werden wenn ich Dinge alleine tue, weil ich es kann. Das ist oft wie Spießrutenlaufen, denn diese Menschen sind so darauf fixiert jedem Rollifahrer an dem sie vorbei laufen zu helfen, daß sie ständig und ohne Vorwarnung ungefragt ein greifen und dem Rollifahrer seine gerade ausgeübte Tätigkeit entziehen. Sie sind weder durch ein höfliches "nein danke", noch durch ein mürrisches "laß mich in ruhe" davon ab zu halten. Das schlimmste jedoch ist für mich, daß die Beobachten bei solch aufdringlichem Helfeverhalten kein Verständnis dafür zeigen, daß der Rollifahrer nicht möchte das fremde Menschen ungefragt in seinen Rucksack greifen und ihn an der Ausübung seiner Selbständigkeit hindern. Man bekommt keine Wertschätzung dafür das man noch fast genauso viel kann, wie ein ein gesunder Fußgänger. Nur ein hilfsbedürftiger Rollifahrer ist ein guter Rollifahrer. Das stört mich gewaltig, denn eigentlich sollten sie doch alle darüber freuen, wenn man trotz Behinderung gut mit seinem Alltagsleben zurecht kommt. Leider wird ständig das Gegenteil erwartet. Da wundert es mich auch nicht, daß wir Rollifahrer von vielen Dingen ausgeschlossen werden ohne einmal zu versuchen ob wir vieleicht doch hätten mit machen können. 🙁

    Gruß Karin
  • Liebe Karin,
    ja, ausgeschlossen werden, weil andere für mich denken und meinen, ich will das bestimmt nicht, finde ich sehr einschränkend und ärgerlich. Auch wenn Leute absichtlich nicht an Barrierefreiheit denken.

    Mit übergriffiger Hilfsbereitschaft habe ich keine Erfahrungen. Bei mir akzeptieren Leute ein "Nein, danke". Ich werde auch immer gefragt, ob ich das will. (Vielleicht sind die Hamburger doch anders als die Düsseldorfer) 🥺

    LG, Fluse
  • Hallo Fluse, 😀

    da ich auch ms habe, kenne ich das wo ich auf einem Male mein Brot oder Toast nicht mehr allein schmieren kann. 🙁

    Meine linke Hand hat oft eine hohe Spastik, einschiessend. Deshalb ist die 'Steuerung' darüber sehr schlimm für mich.

    Momentan bekomme ich wegen Luftprobleme und hoher Luftfeuchtigkeit Cortison, und die Schwüle ist einfach schlimm, weswegen ich heute nicht nach draussen kann.
    In dieser Situation akzeptiere ich, denn man muss auch lernen Hilfe anzunehmen, obwohl mir das nicht immer gelingt.

    Kämpfen und Ziele erreichen sind sehr wichtig, doch Hilfe anzunehmen ist für mich schlimmer!

    Grüsse von Marianne
  • Hallo,

    ich denke schon eine Weile darüber nach, was Lebensqualität für mich bedeutet. So richtig in Worte fassen kann ich das aber noch nicht, deswegen nur mal ein paar kleine Ansätze, spätere Erweiterung nicht ausgeschlossen.

    Lebensqualität bedeutet für mich.

    Morgens den Tag mit einer warmen Dusche beginnen zu können,

    die Tasse Cappuccino am Vormittag mit meinen Kollegen,

    Arbeit zu haben und mir so mein Leben selbst finanzieren zu können,

    ein Spaziergang in der Natur,

    Freunde zu haben, mit denen ich reden kann und die ich um Hilfe bitten kann,

    selbst darüber zu bestimmen, wie ich mein Leben gestalte (naja zum Großteil)

    an einem freien Tag die Seele baumeln lassen zu können.

    das wars fürs erste.

    LG Xandria
  • Fluse hat geschrieben:
    Liebe Karin,
    ja, ausgeschlossen werden, weil andere für mich denken und meinen, ich will das bestimmt nicht, finde ich sehr einschränkend und ärgerlich. Auch wenn Leute absichtlich nicht an Barrierefreiheit denken.

    Mit übergriffiger Hilfsbereitschaft habe ich keine Erfahrungen. Bei mir akzeptieren Leute ein "Nein, danke". Ich werde auch immer gefragt, ob ich das will. (Vielleicht sind die Hamburger doch anders als die Düsseldorfer) 🥺

    LG, Fluse


    Liebe Fluse,

    ich hatte schon öft Situationen die regelrecht in Nötigung und für mein Empfinden auch in Gewalt gegen meine Selbstbestimmtheit ausarteten, nur weil man durchsetzten wollte mir bei etwas zu helfen, daß ich deutlich sichtbar schon alleine am machen war. Aber ich habe auch fest gestellt, daß dieses distanzlose Helfen sehr viel mit Bildung, dem sozialem Niveau der Kultur und der Ausbildung zu tun hat. Ein Nachbar und ich legen heute lieber weite Wege zurück wenn wir einkaufen gehen wollen, anstatt in Supermärkte in unserer Nähe zu gehen.

    Gruß Karin
  • Naja,bei mir fälls das wichtigste dazu "Freunde, Freundin und Job" !
    Ich sollte ja lebenlang gelähmt sein und niemals laufen und sitzen können aber Dank Caritas und meine Mutter kann ich es und kann selbstständig leben.
    Aber ich denke, wenn man keine Freunde und keine Familie (außer meine Mutter) hat ist
    es sehr schwer durch das Leben zu kämpfen.
    Letzte Woche war ich beim Tee-Treff für behinderte und da waren Menschen mit Handicap aus Wohnheim und sie scheinen zufrieden und vertrauen zu haben, was bei mir fehlt.
    Beim Judo sind alle sehr nett, lustig und hilfsbereit und im normalen Sportverein wurde ich ausgelacht oder war außenseiter.
    Was mein größter Wunsch beruflich ist, was zu machen, wo ich kranke, alte oder menschen mit Handicap helfen kann, weil das ist ein sinnvoller Beruf für mich !
    Ich habe Bücher über Russland, China usw. gelesen und habe gelernt wie es die Menschen dort schlechter geht und trotzdem weniger meckern als ich und andere Menschen in Deutschland !
    In diesen Länder spielt "Familie, Freunde und zusammenhalt noch eine große Rolle.
    Wir haben keine "einfache Lebensqualität" aber statt aufgeben können wir uns gegenseitig helfen, anfreunden usw. ! 😃
  • Lebensqualität bedeutet für mich: Geniessen können!

    Da ich den riesigen Vorteil von hilfsbereiten Freunden und Familienmitgliedern habe, geniesse ich wo ich nur kann. Dazu zählt halt auch die Selbstbestimmtheit. Wenn ich nicht geholfen werden möchte 😺 😺 kann ich auch schon 'mal grantig werden.

    Und wenn mich jemand verar... schon recht. Da spielt aber wiederum das Handicap keine Rolle. Schussel und "Hans guck in die Luft" gehen auch "Normalos" auf den Keks, halt nur anders. Wer also zum 100ersten Mal meine Situation vergisst, kriegt was zu hören!

    Die Sonnenstrahlen im Frühling
    Mitten im Wald auf 'ner Lichtung
    Pfannkuchen mit Erdbeeren

    Wer mich hindert das zu geniessen, obwohl ich es deutlich mitgeteilt habe, hat sich einen Satz warme Ohren verdient. Jetzt 'mal ehrlich oder... 😉
  • gully hat geschrieben:
    Lebensqualität bedeutet für mich: Geniessen können!

    Da ich den riesigen Vorteil von hilfsbereiten Freunden und Familienmitgliedern habe, geniesse ich wo ich nur kann. Dazu zählt halt auch die Selbstbestimmtheit. Wenn ich nicht geholfen werden möchte 😺 😺 kann ich auch schon 'mal grantig werden.

    Und wenn mich jemand verar... schon recht. Da spielt aber wiederum das Handicap keine Rolle. Schussel und "Hans guck in die Luft" gehen auch "Normalos" auf den Keks, halt nur anders. Wer also zum 100ersten Mal meine Situation vergisst, kriegt was zu hören!

    Die Sonnenstrahlen im Frühling
    Mitten im Wald auf 'ner Lichtung
    Pfannkuchen mit Erdbeeren

    Wer mich hindert das zu geniessen, obwohl ich es deutlich mitgeteilt habe, hat sich einen Satz warme Ohren verdient. Jetzt 'mal ehrlich oder... 😉


    Hallo Frank,

    ich Ich finde Du machst das genau richtig. Ich glaube genießen zu können ist der Schlüssel, um überhaupt in jeder Lebenslage auch etwas Lebensqualität zu finden. 😉

    Gruß Karin

  • Hallo Leute,

    Genau wie bei Black würde es für mich auch Lebensqualität bedeuten einen Job zu haben der mit Behinderten zu tun hat.

    1. Ich möchte Behinderten helfen die eigene Mitte zu finden, wobei Erfolg dabei relativ ist. Für den einen ist das Studium ein Erfolg, der andere ist schon froh, wenn er oder sie in die WfB kann und man den Weg dorthin ebnet.

    2. Wenn man Behinderte, die dazu fähig sind in der Reha - oder Behi -Beratung einsetzen würde, könnte die eigene Behinderung positiv eingbracht werden durch Erfahrung und mehr Verständnis.
    Und auch beim Eingestzten würde es weit weniger stören, daß die Behinderung da ist, weil er oder sie behindert sein dürften. Auch das kann zur Lebenqualität gehören.

    LG

    Surfer

Diese Diskussion wurde geschlossen.