Psychisch Kranke Mütter

Optionen
Hallo zusammen,

gibt es ihr jemanden im Forum, der sich mit dem Thema "psychische Krankheit und Schwangerschaft bzw. Kinder" auskennt ? z.B. eine Hebamme, Frauenarzt oder selbst Betroffene ?

Ich habe die Diagnose "schizoaffektive Erkrankung", muss Medikamente nehmen (Abilify 15 mg und Trevilor 225 mg), ich weiß nicht wie lange noch, könnte mir aber trotzdem vorstellen, in den nächsten Jahren irgendwann Mutter zu werden und würde mich über eure Erfahrungen und Tipps freuen.

Ich finde irgendwie wenig Infos zu dem Thema, ich denke, weil sich viele nicht vorstellen können, dass man trotz einer psychischen Krankheit Kinder haben will.
Oder manche meinen, solche Menschen sollten sich gar nicht erst vermehren von wegen Vererbung der Krankheit und so. Finde ich ziemlich beschissen so eine Einstellung
🥺

Also danke für eure Hilfe schon mal !

Antworten

  • Guten Tag Loreley,

    ich bin davon überzeugt das die von dir genannte Einstellung, - nur durch ein Art "Nichtwissen- Nichtverstehen" entsteht. Doch auch durch Berührungsängste der anderen Person / Personen dir gegenüber zu der Thematik an sich.

    Zu deiner Anfrage, denke ich mal das dein behandelnder Arzt der beste Ansprechpartner ist. Zumal dieser dich durch die Behandlung, Medikamentation/ Einnahme etc. am besten kennt. Oft haben Betroffene große Scheu / Scham davor zu der Behandlung Fragen zustellen. Dies finde ich ist und sollte unbegründet sein. Da der Arzt ja auch Vertrauensperson ist und so vieles erfährt was ein Außenstehender /de nicht weiß.

    Von daher versuche es einfach mal. Ich weiß aus eigener Erfahrung das dies ein bisschen Überwindung kostet, doch oftmals sich lohnt. Heute bin ich so weit das ich immer nachfrage, nach-hake, - wenn ich etwas nicht verstehe. Auch in meinem Fall war dies ein langer Prozess. Und so sollte ja auch ein gutes Patient / Arzt- Beziehung in der Gestaltung sein.

    Und so wird dir dein behandelnder Arzt auch sagen können ob es ok ist und wenn es zu einer Schwangerschaft kommt, wie du dich selbst, -in welcher Form Verhalten musst. In deinem Fall wird bestimmt die ein oder andere Veränderung auf dich zukommen. Gerade weil eine Medikamentation besteht. Ich wünsche dir alles Gute, schöne Pfingsten,- Mfg Lyn 😉

  • Hallo loreley!
    ich bin selbst Mutter von drei ganz tollen Kindern, trotz psychischer erkrankung!
    wenn du interesse an Austausch hast kannst du dich gern melden...
    bin in erster Linie wegen meiner körperlichen Behinderung hier im Forum... die psychische passt hier nicht rein (wie ich persönlich finde!)!
    aber wie gesagt... wenn du magst kannst du dich gern melden und wir können uns austauschen!!!

    Liebe Grüße
    Manja
  • Liebe Loreley,

    ich freue mich sehr über Deinen Kinderwunsch und möchte Dir gerne einige Deiner Ängste nehmen. Mit einer chronischen Krankheit schwanger zu werden ist nie einfach, aber auch nicht unmöglich. Frauenärzte und Kinderärzte haben viel Erfahrung damit, welche Miedikamente in einer Schwangerschaft weiter genommen werden dürfen und welche Medikamente nicht mit einer Schwangerschaft vereinbar sind. Sie kennen das Risiko für's Kind sehr gut und werden Dich die ganze Schwangerschaft hindurch begleiten und Dein Kind intentiv betreuen. Eventuell werden die Ärzte auch empfehlen für die ersten drei Monate oder auch die ganze Schwangerschaft hindurch auf andere Wirkstoffe aus zu weichen, die nicht so effektiv auf Deine schizoaffektive Erkrankung wirken, weil diese Mwdikamente für das Kind besser verträglich sind. Ganz genaue, auf Dein persönliches Krankheitsbild bezogene Informationen bekommst Du, wenn Du Dich an ein Neonatalzentrum (Uniklinik/Frauenklinik) in Deiner Nähe wendest, daß Dich auch während der Schwangerschaft begleiten soll. Dort bekommst Du auch detailierte Informationen, wie Du Dich während der Kinderwunschzeit verhälst, ohne Deinem zukünftigen Baby zu schaden.

    Lieben Gruß
    Karin
  • Liebe Loreley1986,

    ich habe unseren Fachexperten gebeten, sich um Deine Frage zu kümmern. Vielleicht kann dieser Dir wichtige Hinweise und Ratschläge mitgeben lassen. Dir ansonsten alles Gute!

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Hallo zusammen,

    erstmal danke für eure Antworten. Ich könnte mir frühestens nächstes Jahr vorstellen, schwanger zu werden, wenn ich meine Abschlussprüfung hinter mir habe. Im Moment traue ich mich noch nicht, das bei der Psychiaterin anzusprechen. Sollte ich dann eben mal machen 😉
    Ich habe ja einen festen Partner seit fast 2 Jahren, es würde halt finanziell schwierig werden, weil er nur EU-Rente bekommt und ich wahrscheinlich arbeitssuchend wäre, und mit einem kleinen Kind auch nur Teilzeit arbeiten könnte.
    Gibt da noch andere Hilfen vom Staat außer Kindergeld ?
  • Liebe Loreley,

    extra Kindergeld weil man behindert ist gibt es nicht. Aber selbst wenn ihr beide aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten gehen könnt, werden eure Kinder vom sozialen Netz gut aufgefangen. Meine Erfahrung im Umgang mit Kindern aus Hartz IV Familien hat mir gezeigt, daß diese Familien finanziell oft besser zurecht kommen als allein stehende Hartz IVer, wenn diese nicht gerade übermäßig viel rauchen und ihr Geld in Fertigprodukte oder Markenware stecken. Außerdem sind in vielen Kommunen viele Freizeit- und Bildungsangebote für Kinder aus finaniell benachteiligten Familien kostenlos. Die Kinderbetreuung, egal ob Kita oder Tagesmutter wird auch immer häufiger kostenfrei angeboten, auch wenn bei den Eltern keine Berufstätigkeit besteht, damit die Kinder aus benachteiligten Familien es später einmal besser haben werden.

    Aber vieleicht ist das ja bei euch alles gar nicht nötig und Du kannst trotz Kinder vollzeit arbeiten gehen während Dein Mann die Kinder gemeinsam mit einer Kindertante (Nanny) oder im Wechsel mit einer Tagesnmutter betreut. Außerdem, auch Dein Mann darf sich zur Rente 400€ hinzu verdienen. Du siehst, es gibt viele Wege und Möglichkeiten trotz Behinderung, Rente und niedrigem Einkommens seiner kleinen Familie ein gutes Zuhause zu geben. 😉

    Lieben Gruß
    Karin
  • Liebe Loreley1986,

    zu Ihrer Anfrage möchte ich Ihnen ein paar Informationen bieten, die Ihnen hoffentlich Wege und Möglichkeiten aufzeigen, Ihr Ziel zu erreichen.

    Grundsätzlich ist Ihr Ansatz, sich frühzeitig Gedanken zu machen, sehr förderlich.

    Bestimmte Medikamente sind in der Schwangerschaft eindeutig nicht geeignet, weil sie dem heranwachsenden Baby nicht gut tun, wenn sie über Plazenta und Nabelschnur in den Körper des Kindes gelangen.
    Es gibt hierzu entsprechende gute Fachliteratur und Ihre behandelnde Psychiaterin oder Neurologin bzw. auch die Frauenärztin kann dazu sicher kompetente Information liefern.
    Wichtig ist, dass Sie bei geplanter Schwangerschaft rechtzeitig bei allen verantwortlichen Ärztinnen (oder Ärzten) mit offenen Karten spielen.

    Es sind dann nämlich zwei Dinge gegeneinander abzuwägen:
    Welche Medikamente und in welcher Dosis sind vertretbar, so dass das Kind nicht geschädigt wird?
    Welche Maßnahmen müssen beachtet werden, damit die Schwangerschaft (z.B. durch die damit verbundenen hormonellen Umstellungen, die allgemeine Mehr-Belastung, etc.) nicht zu einer Verschlimmerung der psych. Krankheit führt, also die Mutter geschädigt wird?

    Wenn Sie sich mit den Expertinnen zusammen frühzeitig Gedanken machen, dann sind vorbereitende Medikamentenumstellung (z.B. auf ein Medikament, dass Sie dann auch während der ganzen Schwangerschaft nehmen können, wenn alles glatt läuft) und auch vorbereitende bzw. die Schwangerschaft begleitende Psychotherapie und das Organisieren für Hilfen nach Geburt des Kindes sicher kein Thema. Hier gilt, dass rechtzeitige Planung alleine schon viele Probleme verhindern helfen kann.

    So gibt es z.B. eine ganze Reihe von Einrichtungen hier in München, die sich auf die Unterstützung von Müttern mit psychischer Krankheit und ihren Kindern spezialisiert haben.
    Wenn es bei Ihnen Thema wird, kann Ihnen sicher auch Ihre Frauenärztin wieder helfen. Oder Sie wenden sich an Beratungsstellen, z.B. pro familia, Donum Vitae, die Caritas oder andere.
    Sollten Sie eine Psychotherapeutin haben, kann auch diese bei Kontaktaufnahmen unterstützend sein.

    Auch für den Fall, dass sich bei Ihnen während der Schwangerschaft Komplikationen im psychischen Bereich einstellen sollten, so stünde einem stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik nichts im Wege. Für psychisch kranke Mütter in München und Umgebung bietet hier z.B. das Isar-Amper-Klinikum Klinikum München-Ost mit seiner Station 71 (Mutter-Kind-Station) einen Ort an, an dem die Ärztinnen und die Psychologin sowie die Sozial-Pädagogin speziell für die Arbeit mit und Versorgung von Mutter und Kind bzw. schwangeren Frauen geschult sind.

    Ich hoffe, dass ich Ihnen die Sorge darum, dass psychisch kranke Mütter auch heute noch diskriminiert werden, ein wenig nehmen konnte.
    Der Weg einer Frau mit psychischer Erkrankung, wenn sie Mutter werden will, ist sicher noch nicht so leicht wie manch anderer Weg. Da haben Sie sicher Recht.
    Aber - wenn Sie sich Hilfe suchen wollen - Sie müssen diesen Weg nicht alleine gehen.

    Freundliche Grüße,

    Eva-Maria Groh
  • MyHandicap User
    Optionen
    Hallo zusammen,

    also ich habe jetzt den ersten Schritt gemacht und meinem Hausarzt von dem Kinderwunsch erzählt. Der hat mich zum Frauenarzt überwiesen, weil der sich besser auskennen würde mit der Wirkung von Medikamenten in der Schwangerschaft, gehe dann am Montag dahin. Bei der Psychiaterin habe ich Ende Oktober den nächsten Termin, ich denke da werde ich das Thema Kinderwunsch auch ansprechen.
    Das Problem sind eigentlich weniger die Psychopharmaka, sondern dass bei mir jetzt auch Bluthochdruck festgestellt wurde, und ich Blutdrucksenker nehmen muss. Im Moment Ramipril, und das ist in der Schwangerschaft nicht verträglich, also müsste ich das umstellen.
    Habe etwas Angst vor den Gesprächen, aber die Reaktion von meinem Hausarzt war eigentlich ganz positiv. Ich habe ja auch noch mind. 3 Monate Zeit, so lange bis ich mit meiner Ausbildung fertig bin und eventuell will ich danach auch noch eine Zeit lang arbeiten, wenn ich einen Job finde.
    Wie hoch ist nochmal das Elterngeld (wieviel Prozent vom letzten Gehalt ?)

    liebe Grüße
    L.
  • MyHandicap User
    Optionen
    Liebe Loreley,

    das hört sich doch ganz gut an. Ich finde es richtig, dass Du das Thema Kinderwunsch bei Deinen Ärzten und Deiner Therapeutin ansprichst. So können frühzeitig Lösungen angegangen werden, beispielsweise eine Umstellung der Medikamente.

    Zum Elterngeld: Wenn ich richtig liege, sind das aktuell 65% vom durchschnittlichen Monatsgehalt der letzten zwölf Monate - jedoch minimal 300 Euro und maximal 1.800 Euro.

    Bei weiteren Fragen kannst Du Dich jederzeit an uns wenden.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • MyHandicap User
    Optionen
    Hallo Loreley,

    es ist schön von Deinen ersten Schritten zu lesen. Bestimmt läßt sich einen Weg finden, der eine Schwangerschaft zu läßt ohne das Baby zu sehr zu gefährden. Ich wünsche Dir jeden Falls sehr viel Glück dabei. Du kannst übrigens mit Deinem Frauenarzt auch darüber reden wie es wäre wenn Deine Schwangerschaft von einem Zentrum für Risikoschwangerschaften betreut wird. Dort arbeiten die Gynäkologen mit Psychartern und Kinderärzten Hand in Hand. Nimmt eine Mutter während einer Schwangerschaft nicht ganz unbedenkliche Medikamente oder ist chronisch krank, möchten auch die Kinderärzte während der Schwangerschaft das Kind untersuchen.In einem Zenrtum für Risikoschwangerschaften würdest Du von Ärzten betreut werden, die viel Erfahrung mit kranken schwangeren Müttern haben.

    Liebe Grüße
    Karin
  • Ich habe jetzt doch einen Rückzieher gemacht und den Kinderwunsch erstmal aufgeschoben. Gibt verschiedene Gründe, z.B. dass ich mich insgesamt noch nicht fit genug fühle und mein Freund auch sehr unsicher ist, ob er schon bereit ist, Vater zu werden.

    Ich hatte in der letzen Zeit wieder ein paar Fehltage bei der Ausbildung, wo ich nur im Bett herumgelegen habe, und sowas könnte ich mir mit einem Kind einfach nicht leisten. Ich brauche irgendwie noch mehr Disziplin. Fühle mich gerade total beschissen deswegen und bin froh, dass ich nicht so vielen Leuten von meinem Kinderwunsch erzählt habe. Manche denken dann vielleicht : "die weiß gar nicht, was sie will" oder so.

    Ich habe jetzt bald die Abschlussprüfung und finde das Lernen ziemlich anstrengend, dann will ich, wenn die Ausbildung mal geschafft ist, mit meinem Freund zusammenziehen, und den Umzug stelle ich mir auch nicht so leicht vor. Dann noch schwanger zu werden, das wäre mir einfach zu viel auf einmal.

    Ich fühle mich irgendwie auch schuldig, ich weiß gar nicht, wem gegenüber. Meinem geplanten Kind oder so.
    Eine Freundin von mir hatte mal eine Abtreibung und der ging es damals auch schlecht. Bei mir ist es ja gar nicht soweit gekommen.
    Ich traue mich einfach noch nicht, diese Verantwortung zu übernehmen.

    liebe Grüße, L.
  • Hallo,

    ja inzwischen hat sich die Situation soweit geändert, dass ich meine Ausbildung abgeschlossen habe und nach 4 Monaten Arbeitslosigkeit einen, wenn auch befristeten Job bei einer Zeitarbeitsfirma bekommen habe.
    Mein Freund ist weiterhin EU-Rentner. Meine Frage ist z.B. würde er Elterngeld bekommen, wenn er seinen Job in der Reha-Werkstatt aufgeben würde, wenn wir ein Kind hätten. Die Rente würde er auf jeden Fall weiter bekommen.
    Wenn ich zu Hause bleiben würde, was eher wahrscheinlich ist, hätte ich Anspruch auf ca. 650 € Elterngeld für 12 Monate. Das ist etwas mehr als seine Rente, aber auch kein großer Unterschied.
    Ja die größte Frage ist weiterhin : wovon sollte unsere Familie leben ?
    Könnten wir Wohngeld beantragen ? Würde sich unsere finanzielle Situation verbessern, wenn wir heiraten würden, und welche Steuerklassen wären dann sinnvoll ?
    Da ich noch Vermögen habe, vor allem Aktien, ist auch die Frage ob das irgendwie angerechnet wird bzw. ob ich an dieses Geld herangehen muss ?
    Denkt nicht, dass ich nur Geld im Kopf hätte, aber das ist doch eine zentrale Frage, wenn man Kinder will..und bei uns wäre es sehr schwierig.
    😡
    Trotz allem will ich nicht auf Kinder verzichten.

    vielen Dank für eure Ratschläge
    Loreley
  • Liebe Loreley1986

    Schön, dass du uns auf dem Laufenden hältst!

    Da du jetzt ganz andere Fragen hast, schlage ich vor, dass du diese im Forum "Recht&Soziales" stellst. Dort bekommst du von den richtigen Fachexperten Antwort. Hier der direkte Link dorthin: http://www.myhandicap.de/forum.html?&tx_mmforum_pi1[action]=list_topic&tx_mmforum_pi1[fid]=3

    Liebe Grüsse und alles Gute
Diese Diskussion wurde geschlossen.