Präimplantationsdiagnostik

Hallo zusammen,

wie ich gerade in einer Pressemitteilung des Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen gelesen habe, ist die Diskussion über Vertreter und Befürworter der Präimplantationsdiagnostik wieder neu entfacht.

http://www.behindertenbeauftragter.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2011/PM25_VerleihungEthikpreis_cm.html

Diskussion freigegeben, was denkt ihr ...

Antworten

  • Dass dieser Peter Singer von der Giordano-Bruno-Stiftung den Ethik Preis verliehen bekam ist ein Skandal erster Güte. P. Singer befürwortet nicht nur die Abtreibung Behinderter, sondern legitimiert in seinen Thesen auch die Tötung bis zu drei Monate nach(!) der Geburt. Er argumentiert u.a. mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung. Beispiele für Behinderungen, deren Träger er das Lebensrecht nicht nur in Frage stellt sondern verweigert sind z. Bsp. Glasknochenkrankheit oder Hydrocephalus (Wasserkopf).
    Zweifellos gibt es Behinderungen, die gewaltige Kosten verursachen. Wenn aber eine Gesellschaft die in der Lage ist, aber nicht bereit ist diese Kosten zu tragen, dann bekomme ich es mit der Angst zu tun.

    Sobald ich die Quellen für meine obige Behauptungen zusammen gesucht habe schreibe ich Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, wie auch an die Giordano-Bruno-Stiftung.
    Dieser Singer ist unterste Schublade. Ich kann gar nicht soviel kotzen wie mir schlecht wird bei dem Namen.

  • Hallo Klaus 123,

    Ich kenne die Sache mit Peter Singer auch. 1997/98 habe ich mein Soz.Päd.- Praktikum bei der LAGH- Bayern.e.V gemacht. Die Abkürzung bedeutet Landesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte e.V in München. In diesem Verband werden die Selbsthilfegruppen gebündelt, vertreten und teilweise finanziell unterstützt.
    In einer ihrer regelmäßigen Schriften, die sie intern Perspektiven nennen haben sie auch über diesen Peter Singer berichtet. Die LAGH konnte Druck auf den damaligen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber ausüben, so daß er Singer, den er bereits offiziel nach München in die Staatkanzlei geladen hatte, wieder ausladen mußte, weil der gesamte öffentliche Druck auf die CSU damals zu groß wurde.
    Bestimmt findet sich auf über Google Suche der Internetseite Landesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte etwas zu dem Thema.

    LG

    Surfer
  • Hi surfer

    Ich kann mich noch gut an eine TV Diskussion erinnern mit P. Singer und einem Rolli (Spina bifida), Peter Radtke (Glasknochenkrankheit) und einer Studentin (Hydophalus).
    Bei allen drei Behinderungsarten hält Singer die Tötung für legitim, weil zu teuer, für die Eltern zu belastend (wie wenn es ein Recht auf gesunde Kinder gäbe) usw. Direkt darauf angesprochen meinte er lediglich in den drei Fällen wäre es eben ein "Fehler"


    ok waren keine 3 Monate "nur" 4 Wochen

    "Es stimmt, dass Peter Singer in den 1980er Jahren – im Rekurs auf frühere Modelle in verschiedenen Kulturen – vorschlug, Säuglinge bis 28 Tage nach der Geburt nicht als volle Rechtspersonen zu behandeln. Unter bestimmten Bedingungen wäre es somit Eltern möglich, schwerstgeschädigte Neugeborene zu töten, ohne deshalb angeklagt zu werden. Philosophisch begründet wurde dieser Vorschlag mit der unbestreitbaren Tatsache, dass Säuglinge in diesem Alter (ob behindert oder nichtbehindert!) noch keine „Personen im empirischen Sinn“ sind, da sie noch nicht über ein Bewusstsein ihrer selbst verfügen, die Zukunft noch nicht antizipieren können etc."

    Quelle: http://hpd.de/node/11627

    Diese seiner Thesen hat er 1993 revidiert und den Zeitpunkt auf die Geburt vorverlegt.
  • Hallo zusammen ,

    ich kann es auch nicht Nachvollziehen das eine
    Person mit solch perversen Gedanken zur und über
    die Ethik hier einen Preis für seine Thesen bekommt.

    Die Rechtfertigungsversuche die auf der Stiftungseite
    versucht werden sind für mich sehr fragwürdig und
    abartig.
    http://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/zur-debatte-um-peter-singer

    Es gibt viele Seiten zu dieser Person, aber um es einfach zu machen
    für die die sich mit den Aussagen Peter Singer´s befassen
    wollen. Hier noch Link´s
    http://www.religion-online.de/Unterrichtstexte/Ethik/SINGERCO.doc
    http://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/signal-fuer-tierrechte-aufgeklaerte-streitkultur

    Ich denke wie meine Vorredner diese Preisverleihung sollte (muss)
    verhindert werden !!!!!!!!!!!!!!!!


  • Rollylady hat geschrieben:.......Ich denke wie meine Vorredner diese Preisverleihung sollte (muss)
    verhindert werden !!!!!!!!!!!!!!!!

    Dies finde ich auch!!

    Frage: Was können wir da konkret tun?

    Hat jemand von euch Vorschläge?


    Schönen Feiertag

    Ann-Kathy
  • Klaus123 hat geschrieben:
    Ich kann mich noch gut an eine TV Diskussion erinnern mit P. Singer und einem Rolli (Spina bifida), Peter Radtke (Glasknochenkrankheit) und einer Studentin (Hydophalus).
    Bei allen drei Behinderungsarten hält Singer die Tötung für legitim, weil zu teuer, für die Eltern zu belastend (wie wenn es ein Recht auf gesunde Kinder gäbe) usw. Direkt darauf angesprochen meinte er lediglich in den drei Fällen wäre es eben ein "Fehler"


    Ich habe diese Sendung auch gesehen und ehrlich gesagt war ich entsetzt darüber, was dieser Mann in Anwesenheit von Behinderten sagte, aber auch das die Diskusionsteilnehmer diesem Peter Singer nicht deutlicher die Meinung sagten. Ich hätte mich damals total gerne in diese Diskusionenrunde eingemischt und Herrn Singer mal ein paar sehr deutliche Fragen gestellt. Nein, dieser Mann hat keinen Preis verdient!

    Ganz besonders belastend fand ich die Zeit, als ich noch sehr jung war und noch recht viele Spina bifida Kinder geboren wurden. Nach der Geburt wurde der offene Rücken nur operiert, wenn die Eltern Ja zum Leben ihres Kindes sagten. Ich hatte damals als Kinderkrankenwester stets die Aufgabe diese kleinen nicht operierten Würmchen enteder so lange zu betüdeln bis sie starben, oder den operierten Babys jede Unterstützung zu geben die sie brauchten, um einen guten Start ins Leben zu haben.

    Bewerten durfte ich diese Situation nicht. Aber ich durfte mir anhören wie negativ diese Klinikärzte diese Behinderung sahen und ich mußte mit Eltern um gehen, die sich nicht trauten Ja zum Leben mit Behinderung zu sagen, weil sie Angst hatten damit ihrem Kind etwas sehr schlimmes an zu tun. Für mich kam nur das weiter leben in Frage, deshalb ergriff ich hin und wieder Partei für das kleine Wesen und fragte die Eltern was sie denn machen würden, wenn ihr Kind mit zehn Jahren verunfallt und dann für den Rest seines Lebens Querschnittgelähmt ist. Plötzlich begriffen diese Eltern diesen Vergleich und sagten jedes mal Ja, natürlich Leben lassen und taten alles dafür tun das dieses neugeborene Kind ein lebenswertes Leben hat.

    In den Fällen, in denen ich mich eingemischt hatte ist diese präkere Situation immer gut aus gegangen und alle Eltern haben ihre Entscheidung Ja zum Leben mit Behinderung nie bereut. Aber ich weiß auch, daß einige meiner PflegekollegInnen die Einstellung der Ärzte und die von Peter Singer auch heute noch teilen. Sie sehen nur die schweren Fälle des Klinikalltags und verschließen ihre Augen vor denen, die ihr Leben trotz Behinderung meistern. Damals sind immer wieder Neugeborene mit Spina bifida an Infektionen gestorben, weil die Entscheidung ob dieses Leben lebenswert ist und es sich lohnt, die offene Stelle am Rücken zu verschließen, bei den verunsicherten Eltern blieb. Die jenigen, die einen guten Start in Leben hatten, zeigen uns auch heute noch, daß man ein Leben mit Behinderung auch genießen kann.

    Das Leben mit Behinderung und/oder Krankgheit ist nicht immer leicht, doch nur der betroffene kann entscheiden ob sein Leben so viel oder so wenig Qualität hat, daß es sich lohnt zu bleiben oder zu gehen. Diese Entscheidung mit Hilfe der Präimplantationsdiagnostik zu treffen halte ich für genauso fragwürdig, wie zu entscheiden ob man einem Neugeborenen das Leben schenkt oder es sterben läßt. Aber ich befürworte die Präimplantationsdiagnostik bei wiederholt auftretenden Mißerfolgen schwanger zu werden. Aber nur, um diesen Frauen ausschließlich überlebensfähige Embryos zu implantieren und ihnen damit die Chace auf eine Schwangerschaft zu erhöhen, denn mit der bei uns aktuellen Methode kommt es nicht selten vor, daß Frauen nach bis zu zwanzig Versuchen Kinderlos bleiben aber im Ausland, wo die Präimplantationsdiagnostik erlaubt ist, sofort schwanger werden.


    Gruß Karin



  • So.. Ich habe mir jetzt wirklich eine ganze Nacht um die Ohren geschlagen, weil mich das Thema sehr aufwühlt, eben aus den Gründen die Karin auch aufgeführt hat.

    Allerdings bei dem Preis geht es ausschließlich um tierethische Forderungen. Ausgezeichnet wurde das Engagement im Rahmen des Great Ape Projects:

    "Unterstützt von renommierten Primatologen wie Jane Goodall fordert das Great Ape Project für Orang-Utans, Gorillas, Bonobos und Schimpansen einige jener Privilegien ein, die bisher nur für Menschen gelten: Recht auf Leben, Recht auf Freiheit und ein Verbot der Folter. Es würde somit als strafbares Unrecht gelten, Menschenaffen in medizinischen Experimenten zu schädigen, sie in Gefangenschaft unter unwürdigen Bedingungen zu halten, zu Tode zu richten oder ihren Lebensraum zu zerstören"

    Das sind Forderungen mit denen ich - auch wenn sie von H. Singer kommen - durchaus konform gehe. Kurz gesagt mit der Preisverleihung habe ich kein Problem.

    Wie ich schrieb meine Meinung über P.Singer beruht insbesondere auf die TV Sendung. Die letzten 20 h habe ich mich mit den Thesen in Seinem Buch "Praktische Ethik" auseinandergesetzt. Wikipedia war ein guter Einstieg:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Praktische_Ethik

    Seine ethische Einstellungen zum Bereich "arm und reich" "Asylpolitik" und auch "Tier" teile ich auch,obwohl ich nicht Vegatarier bin. Allerdings beim Thema Euthanasie, also der von ihm vertretenen Wahlmöglichkeit der Eltern über Leben und Tod auch von Säuglingen widerspreche ich auf das allerschärfste.

    Seite 238
    Leben nehmen: Menschen
    "Angenommen, eine Frau, die zwei Kinder geplant hat, hat ein normales Kind und bringt dann ein hämophiles zur Welt. Die Belastung, die dieses Kind bedeutet, dürfte den Verzicht auf ein drittes Kind unvermeidbar machen; sollte aber das behinderte Kind sterben, so würde sie noch ein weiteres Kind bekommen. Es ist auch plausibel anzunehmen, daß die Aussichten auf ein glückliches Leben für ein normales Kind besser wären als für ein hämophiles.
    Sofern der Tod eines behinderten Säuglings zur Geburt eines anderen Säuglings mit besseren Aussichten auf ein glückliches Leben führt, dann ist die Gesamtsumme des Glücks größer, wenn der behinderte Säugling getötet wird. Der Verlust eines glücklichen Lebens für den ersten Säugling wird durch den Gewinn eines glücklicheren Lebens für den zweiten aufgewogen. Wenn daher die Tötung des hämophilen Säuglings keine nachteilige Wirkung auf andere hat, dann wäre es nach der Totalansicht richtig, ihn zu töten."
    Zitat ENDE

    Wer sich ein Auto anschafft hat einen Anspruch darauf, dass er ein vollfunktions-fähiges Exemplar erhält, welches alle zugesicherten Eigenschaften erfüllt. Wenn dies nicht der Fall ist zurückgeben oder bei massiven Mängel - ab in die Schrottpresse.
    Wer sich entscheidet Kinder anzuschaffen hat weder eine Garantie noch einen solchen Anspruch. Wer das nicht akzeptiert soll es seinlaßen oder doppelt und dreifach verhüten.

    I C H B I N K E I N A U T O


    Wenn ich mir jetzt eine Mütze Schlaf geholt habe werde ich heute noch an die giordano-bruno-stiftung schreiben und zu der Stellungnahme von Michael Schmidt-Salomon ausführlich, aber um so deutlicher Stellung nehmen (danke Rollylady für den link)

    Zudem habe ich mich gestern noch zum Festakt in der Nationalbibliothek angemeldet und inzwischen eine Einladung bekommen. Vielleicht besteht auf Grund der Mail vorab und Schmidt-Salomons Hinweis "Sollte ich mich in diesem Punkt irren, lasse ich mich im Rahmen einer fairen, offenen Diskussion natürlich eines Besseren belehren." die Gelegenheit zu einem Gespräch.

    Die Einladung erfolgte auf meinen Namen, die mail natürlich unter Angabe meines vollen Namens - ein Zuordnung ist also möglich, wenn ich morgen dort bin.

    Klaus

    (Bin mir noch am überlegen ob ich mein dunkles Jacket anziehe oder mein T-shirt vom TÜV mit der Aufschrift "Ohne erkennbare Mängel" und einem TÜV Stempel. Aber das Thema läßt eigentlich kein Raum für Humor)


    @Karin

    Darf ich anonymisiert Auszüge aus deinem posting für meine Stellungnahme verwenden ?
  • Klaus123 hat geschrieben:
    So.. Ich habe mir jetzt wirklich eine ganze Nacht um die Ohren geschlagen, weil mich das Thema sehr aufwühlt.....

    Wenn ich mir jetzt eine Mütze Schlaf geholt habe werde ich heute noch an die giordano-bruno-stiftung schreiben und zu der Stellungnahme von Michael Schmidt-Salomon ausführlich, aber um so deutlicher Stellung nehmen....

    Zudem habe ich mich gestern noch zum Festakt in der Nationalbibliothek angemeldet und inzwischen eine Einladung bekommen. Vielleicht besteht auf Grund der Mail vorab und Schmidt-Salomons Hinweis "Sollte ich mich in diesem Punkt irren, lasse ich mich im Rahmen einer fairen, offenen Diskussion natürlich eines Besseren belehren." die Gelegenheit zu einem Gespräch...

    Hallo Klaus,

    du hast meine volle hochachtung dafür, dass du dich dermaßen einsetzt und so couragiert bist.


  • Klaus123 hat geschrieben:
    @Karin

    Darf ich anonymisiert Auszüge aus deinem posting für meine Stellungnahme verwenden?


    Lieber Klaus,

    gerne, sehr gerne erlaube ich Dir anonymisierte Auszüge meiner Erfahrungen in Deine Stellungnahme zu integieren.

    Mich wühlt dieses Thema auch sehr auf und würde ich nicht so weit weg wohnen, würde ich Dich morgen wahnsinnig gerne begleiten und unterstützen. Als Outfit empfehle ich Dir Dein schwares Sakko plus dieses TÜV-T-Shirt. Ich finde es kann nicht schaden in solchen Situationen ein wenig zu provozieren. 😉

    Übrigens, jedes mal wenn ich Eltern, die während der Schwangerschaft oder nach der Geburt ihres behinderten Kindes große Zweifel hatten ob denn dieses neu entstandene Leben überhaupt lebenswert sei, nach zwei, drei oder vier Jahren wieder traf, waren das immer sehr glückliche Eltern, die sehr glückich waren sich für und nicht gegen ihr behindertes Kind entschieden zu haben. Alle sagten mir, das sie sich ein Leben ohne ihr behindertes Kind nicht mehr vorstellen können und würden es um nichts in der Welt hergeben. Behinderte Kinder, egal ob Down Syndrom, Spina bifida, Hämophilie oder Schwerstmehrfachbehindert, sind in den meisten Fällen sehr lebensfrohe Kinder. Ich habe wärend meiner Tätigkeit in einer Körperbehindertenschule fast immer sehr zufriedene Kinder um mich gehabt. Jedes Kind hat diese Chance verdient.

    Gruß Karin
  • Hallo Klaus 123,


    meine allergrößte Bewunderung deinem
    Engagement gegenüber.

    Wie KarinM gesagt hat, ein bisschen
    zu provozieren kann nicht schaden,
    also sage ruhig deutlich was du denkst,
    auch wenn das anderen nicht passt.

    Ich hoffe sehr, dass Du Erfolg hast
    und hätte dich auch herzlich gerne
    damit unterstützt wenn ich früher
    davon erfahren hätte.

    Elen