Intersexuelles Kind soll operiert werden?

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MyHandicap User
MyHandicap User ✭✭✭
bearbeitet 4. Nov 2021, 12:35 in Familie & Kinder
Hallo

ich habe eine sehr schwierige frage. ich suche eigentlich keine abschliessende Antwort, aber ich möchte das Thema anregen und auch Infos und Meinungen sammeln um Freunde von mir zu unterstützen.

Freunde von mir haben letzte Woche ein intersexuelles Kind bekommen. Das heisst das Kleine ist männlich und weiblich zu gleich. die ärzte drängen die eltern nun das kind so schnell wie möglich "anzupassen" an ein mädchen. ich habe dazu etwas im internet gelesen und finde es einfach nur furchtbar was den babys damit angetan werden. Kinder die weiblich angepasst werden (diese OP ist einfacher) werden jahrelang regelmässig penetriert damit die vagina offenbleibt. betroffene sprechen davon dass dies für sie an sexuellen missbrauch herankam!!
andererseits wird es für ein "unangeglichenes" kind in der schule sicher super schwierig. soll es aufs mädchen- oder jungen-WC?
wie kann man als eltern überhaupt eine solche entscheidung treffen? was wenn man das kind an ein mädchen angleicht und nach 6 jahren merkt man, das das kind eigentlich ein junge gewesen wäre? ist es dann transsexuell?

ich versuche wirklich, meine freunde irgendwie zu unterstützen aber ich bin überfordert, genau wie sie selbst auch. eine solche entscheidung ist für einen menschen doch viel zu gross. egal wie man sich entscheidet, es kann kreuzfalsch sein!

Sonst ist das kind kerngesund und sogar ich als mann kann nur sagen: Jööö!
Es erschreckt mich wie agressiv die ärtze vorgehen. sie nötigen die eltern regelrecht zu einer OP, dabei ist das kind doch gesund. soll man ein gesundes kind wirklich unters messer legen, plus risiko mit vollnarkose, schmerzen, komplikationsgefahr?

Die Eltern wollen eigentlich gar nicht operieren, noch nicht jetzt, sie wollen einfach ihr kind gesund und glücklich sehen. muss das mit dem rumschnipseln denn wirklich schon so früh sein? oder muss es überhaupt sein?

Ich bin gespannt auf eure ansichten/ gedanken/ kritik/ lob/ überlegungen/ ideen...!

Grüsse
haagen
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Antworten

  • Habe letzhin eine Fernsehsendung gesehen von direkt Betroffenen. Ev. hilft diese Seite etwas weiter:

    http://www.intersex.ch/
  • hallo hagen

    ich finde es super das du informationen für deine Freunde suchst.
    es ist ein schwieriges thema, wo ich so aus den stehgreif keine antwort habe, aber ich denke es istnicht so einfach wie es aus deinen Posting heraus kamm.
    bin ja selber ein vater und ich habe es immer so gemacht jeden schaden oder unnötige operationen von meinen sohn fernzuhalten.
    ich kann mir nur allzu gut vorstellen, wie die eltern unter strom stehen, aber du hattest ja auch geschrieben das es den/der kleenen körprelich gut geht, also warum nun alles über das knie brechen.

    das der jetzige zustand in der zukunft probleme machen wird, ist ganz klar, denn leider steht die gesellschaft gegenüber "nicht alltägliche Krankheiten" nicht gerade offen gegenüber und man sollte aufpassen das zu den körperlichen manko nicht noch noch ein seelisches dazu kommt.

    Wie sieht es den mit einen Austausch mit anderen betroffenen aus ? habe ein bischen gegooglet , aber leider keinen erfolg.

    werde mal weiter auf der suche gehen und mich dann wieder über das forum melden.

    ich weiß das ich dir keinen vernüftigen vorschlag machen konnte , aber es waren meine Gedanken.

    Bis dahin
    Blinki
  • Lieber Horgen

    Super, dass Du Dich hier gemeldet hast. Ich selbst bin Mutter eine IS-Kindes und Präsidentin des Vereins SI-Selbsthilfe Intersexualität. Ich kann genau nachvollziehen, was diese Eltern durchmachen. Bitte gib ihnen schnellstmöglich meine Adresse damit sie mich mit Fragen löchern können.

    Unsere Kleine ist bald 12 Jahre alt und sie wurde nicht operiert. Sie hat keine Depressionen, sie wächst ohne Lügen auf, sie darf so sein wie sie ist und sie ist erst noch glücklich so. Es ist also absolut unnötig kosmetische Operationen an Kleinkindern durchführen zu lassen!

    Ich hoffe, die Eltern melden sich bei uns. Wir können ihnen sicherlich einige praktische Tipps mit auf den Weg geben. www.si-global.ch

    Herzliche Grüsse
    nineli70
  • Hi Nineli

    Ich hab mich auch schon mal in dieses Thema eingelesen (erstaunlich, wo man durch planloses Surfen im Internet überall hinkommt!
    Beim Lesen hat sich mir der Eindruck erschlossen, dass die Hauptproblematik nicht die Zuteilung des falschen Geschlechts ist, sonder überhaupt die Zuteilung, weil sich die Betroffenen nicht als männlich oder weiblich fühlen, sondern beides oder gar als ein eigenständiges Geschlecht.
    Die Antwort auf Haagens Frage wäre dann also, nein, das Kind fühlt sich nicht transsexuell, wenn die Eltern sich für das eine oder andere (falsche) Geschlecht entscheiden, sondern es fehlt ihm dann generell ein Teil seiner körperlichen Persönlichkeit?

    Habe ich das so richtig verstanden?

    Tut mir leid, dass ich so umständlich frage, aber das Thema erscheint mir unglaublich komplex!

    Liebe Grüsse von Laure
  • Haagen hat geschrieben:

    Die Eltern wollen eigentlich gar nicht operieren...

    Grüsse
    haagen


    ... und dabei sollten die Eltern es dann auch belassen!!!

    Hallo haagen,

    Deinen Freunden herzliche Glückwünsche zum gesunden Baby!

    Rein gefühlsmäßig würde ich sogar vermuten, dass eine solche operative "Anpassung" gesetzeswidrig ist und gegen die Menschenrechte verstößt. Da soll an einem Neugeborenen herumgeschnitten und jahrelang reingebohrt (Zwangspenetration) werden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Gesetzgeber das gutheißt. Wäre mal interessant, eine Fachmeinung zum Thema zu erhalten.

    Wenn das Kind irgendwann selbst entscheiden kann, wie es leben möchte, kann immer noch eine solche Operation ins Auge gefasst werden; aber dann entscheidet das Kind dies selbst und nicht die Eltern, schon gar nicht irgendwelche Ärzte. Eine spätere OP dürfte ja immer noch möglich sein. Wenn die Ärzte sich wirklich so aggressiv verhalten, würde ich sofort das Krankenhaus wechseln.

    Zum Glück haben wir Gesetze, die uns "schützen" – es soll ja Länder geben, da wird den Mädchen direkt nach der Geburt die Klitoris abgeschnitten, damit sie keine Lust empfinden können ... monsterhaft sowas.

    Noch eine kurze Anmerkung: Ganz toll finde ich den Eintrag von Nineli70 und ihr Angebot.

    freundliche Grüße
    vom Zornröschen


  • Sag deine Freunde, dass sie nicht OP genehmigen !
    Wenn das Kind so 16 Jahre alt ist, dann soll sie sich entscheiden !
    Ihre Eltern können sich durch Selbsthilfegruppe oder versuchen andere Eltern zu finden, wo sie mit Kind das gleiche Problem haben !!!

    Ich rede nicht über meine Erkrankung aber bekomme Homonspritzen und merke, dass die Spritzen mich stimmungsmäßig ändern, nach paar Tage nach der letzte Spritze.
    Außerdem sollte ich bestimmte Homonspritzen erhalten, weil die Ärzten damals meinten ich werde nur 1,40 m groß und meinte Mutter sagte Nein und bin 1,75 m groß geworden !
    Außerdem gibt es Männer mit Mikropenis und die haben es auch nicht leicht aber wie man im Internet auch lesen kann, gibt es Männer mit Mikropenis die verheiratet sind und glücklich.
    Es ist für die Elten schwer aber keine OP und hauptsache das Baby geht es sonst gut und wünsche das Kind und seine Eltern alles Gute und finde es super, dass Du dir Gedanken machst und das nenne ich wahre Freunde !!!

    Viele Grüße
  • Lieber Haagen,

    früher hat man solche Babys sofort operiert und über ihren Kopf hinweg bestimmt, ob sie eine weibliche oder männliche Rolle spielen sollen. Heute weiß man das ist falsch! Doch leider gibt es immer noch Ärzte, die nicht mit der Zeit gehen und die Erfahrungen die zu früh in eine weibliche oder männliche Rolle gezwängte Menschen gemacht haben rücksichtslos ignorieren.

    Selbst wenn das Kind mehr weiblich als männlich aus sieht oder umgekehrt, kann man darauf keine Rückschlüssse auf die tatsächlich wahrgenommene Sexualität dieses Menschen machen. Für die psychosoziale Entwicklung und auch für die Rolle die es im späteren Erwachsenenleben spielen wird, ist es ganz wichtig das es alle seine Organe behält und sich später selbst entscheiden kann, ob es männlich oder weiblich ist oder seinen Körper so läßt wie er ist. Vernünftige Kinderärzte untstützen heute Eltern von intetesexuellen Kindern, ihr Kind so zu nehmen wie es ist.

    Problematisch ist auch die Namensgebung, weil die Behörden kein drittes Geschlecht zu lassen. Viele Intersexuelle in Deutschland kämpfen nicht nur dafür, daß intersexuelle Menschen nicht zu früh in eine männliche oder weibliche Identität gedrängt werden, sie kämpfen auch dafür, daß bei den Behörden ein drittes Geschlecht anerkannt wird, denn nicht jeder Intersexuelle fühlt sich als Erwachsener eindeutig männlich oder weiblich. Er fühlt sich interesexuell und das möchte er auch in seinem Paß stehen haben.

    Gruß Karin


  • Lieber Haagen,

    rate deinen Freunden dringend ab von der OP.
    Das Kind muss die Möglichkeit haben im
    entsprechenden Alter selbst darüber zu entscheiden,
    ob es sich operiern lässt oder nicht. Es muss schließlich
    ein ganzes Leben, damit leben und wird bestimmt nicht
    glücklich sollte es sich irgendwann als Mann fühlt.

    In der Schule habe ich eine Ausarbeitung über das Thema
    geschrieben und habe in meinen Recherchen nur
    gelesen, dass es den operierten Kindern später sehr schlecht
    geht.

    Gruß,
    Elen
  • deafMami hat geschrieben:Laure hat geschrieben: ...die Hauptproblematik nicht die Zuteilung des falschen Geschlechts...das Kind fühlt sich nicht transsexuell, wenn die Eltern sich für das eine oder andere (falsche) Geschlecht entscheiden, sondern es fehlt ihm dann generell ein Teil seiner körperlichen Persönlichkeit?


    Das Problem ist vor allem, dass diese Kinder - so wie sie sind - nicht willkommen sind. Eine OP löst keine solchen Probleme, im Gegenteil: es entstehen nur weitere damit. Diese OP's sind irreversibel - es wird einfach in Kauf genommen, dass diese Kinder im Genitalbereich keine Gefühle mehr haben... Transsexualität ist etw. völlig anderes. Diese Menschen KÖNNEN selbstbestimmen! Und in unseren Augen hat jeder nur SELBST das Recht über seinen Körper zu bestimmen.

    Und dann eine Frage zum Nachdenken: Wie fühlt man sich eigentlich "richtig Weiblich / richtig Männlich / Transsexuell / etc."? Unser Problem besteht doch in unserem "Schubladen-Denken". Warum kann man nicht einfach so sein wie man ist und sich damit erst noch gut fühlen?

    Das Hauptproblem bei unseren IS-Kindern ist, dass sie kein Recht auf Selbstbestimmung bekommen. Dies ist unseren Augen gesetzeswidrig und deshalb NICHT akzeptabel. Bei Beschneidungen von z.B. afrikanischen Mädchen ist klar, dass dies eine Menschenrechtsverletzung darstellt. Warum ist es bei unseren IS-Kindern nicht so?...

    Liebe Grüsse, nineli70
  • nineli70 hat geschrieben:
    Das Hauptproblem bei unseren IS-Kindern ist, dass sie kein Recht auf Selbstbestimmung bekommen. Dies ist unseren Augen gesetzeswidrig und deshalb NICHT akzeptabel. Bei Beschneidungen von z.B. afrikanischen Mädchen ist klar, dass dies eine Menschenrechtsverletzung darstellt. Warum ist es bei unseren IS-Kindern nicht so?...

    Liebe Grüsse, nineli70


    ...ich denke weil in früheren Zeiten dieses dritte Geschlecht tot geschwiegen wurde. So wie alles was nicht der Norm entsprach. Bei anderen Fehlbildungen ist das früher doch genauso gewesen. Tausende Kinder wurden vor der Öffentlichkeit versteckt.

    Als ich als ganz junge Kinderkrankenschwester das erste mal so ein Kind sah, haben wir Kollegen uns nur flüstern darüber unterhalten und alles dafür getan, daß dieses Nachricht sich nicht auf der Station verbreitet. In meiner Ausbildung lernte ich, daß es für das Kind das beste sei, wenn das "überflüssige" Geschlecht weg operiert wird, denn es braucht ja nur ein. (Höre immer noch diesen Satz meiner Stationsschwester, wenn ich daran denke). Die Eltern hatten damals zu entscheiden welches Geschlecht ihr Kind haben soll. Oft waren sie damit überfordert aber sie fügten sich ihren Schuldgefühlen und dem Willen der Respektpersonen in weiß.

    Auch wenn es immer noch viele Ärzte gibt, die sich nicht von dem lösen können was sie einmal als junger Arzt gelernt haben, sind wenigsten die Kinderärzte in Unikliniken mit speziellen Zentren offener. Durch die seit wenigen Jahren statt findende Öffentlichkeitsarbeit und dem Druck betroffener Eltern und Betroffenen ändert sich ganz langsam die Meinung in den Köpfen der Ärzte. Doch so ein Prozess braucht Zeit und Kinderheilkundebücher weden nur alle paar Jahre neu geschrieben. Trotzdem sehe ich diese Entwicklung optimistisch. Junge Eltern sind heute aufgeklärter und auch die Öffentlichkeit wird seit ein paar Jahren regelmäßig mit diesem Thema komfrontiert. Außerdem kämpfen immer mehr betroffenen Organisationen ziemlich hörbar für ihre Rechte. Das gab es früher nicht.

    Ich bin mir ziemlich sicher das es nicht mehr lange dauert bis Eltern nicht mehr gezwungen werden ihre intersexuellen Kinder operieren zu lassen. Auch wenn es ein sehr steiniger Weg sein wird, die Anerkennung als dem was diese Menschen sind, nämlich intersexuell, wird es in Zukunft bestimmt auch geben. Homosexuelle Menschen haben in den letzten dreißig Jahren doch auch sehr viel Gerechtigkeit dursetzten können. Warum sollten intersexuelle Menschen das nicht auch schaffen können. 😉

    Gruß Karin
  • KarinM hat geschrieben:
    nineli70 hat geschrieben:
    Das Hauptproblem bei unseren IS-Kindern ist, dass sie kein Recht auf Selbstbestimmung bekommen. Dies ist unseren Augen gesetzeswidrig und deshalb NICHT akzeptabel. Bei Beschneidungen von z.B. afrikanischen Mädchen ist klar, dass dies eine Menschenrechtsverletzung darstellt. Warum ist es bei unseren IS-Kindern nicht so?...

    Liebe Grüsse, nineli70


    ...ich denke weil in früheren Zeiten dieses dritte Geschlecht tot geschwiegen wurde. So wie alles was nicht der Norm entsprach. Bei anderen Fehlbildungen ist das früher doch genauso gewesen. Tausende Kinder wurden vor der Öffentlichkeit versteckt.


    Grundsätzlich teilen wir Ihre Meinung. Was jedoch auch sehr verletzend für IS-Betroffene ist, ist die Sprache in welcher man sich mit ihnen "unterhält". Typisch für medizinisches Personal (inkl. Ärzte) sind Wortwahlen wie "Fehlbildungen". Es handelt sich aber bei IS nicht um "Fehlbildungen" - es ist einfach eine andere Variante der Natur - ich denke nicht, dass irgendjemand als "Fehlbildung" "betitelt" werden möchte. Aber auch dort werden Fortschritte gemacht. Eine speziell gegründete Arbeitsgruppe einer Uniklinik hat sich der "Wortwahl für Intersexuelle" gewidmet.

    Wir sind auch der Meinung, dass es einfach noch seine Zeit brauchen wird um die gängige Praxis von "möglichst rasch operieren" zu kippen. Und in vielen Bereichen der Medizin hat sich erst etwas bewegt nachdem Betroffene und Eltern sich zu Worte gemeldet haben. In diesem Sinne: sie werden sicherlich wieder von uns hören... 😉

    Liebe Grüsse
    nineli70
  • Ich möchte hier einfach
    mal klar stellen das Intersexualität und Transsexualität
    zwei paar Schuhe sind !!!!!

    Zudem ist es so das in Deutschland Eltern von Intersexuellen
    Kindern nicht zur OP gezwungen werden können !!!!


    Das einzigste Problem das es gibt ist das es Schwierigkeiten
    bei den Behörden gibt wenn es um die Geschlechtszuweisung
    in der Geburtsurkunde geht. Allerdings gibt es nach dem
    Personenstandgesetz PStG ab § 46 möglichkeiten Geschlecht
    und Name in diesen Fällen auch nachträglich ändern zu lassen

    Wenn Eltern ihrem Kind zwangsweise ein Geschlecht oder
    Geschlechterrolle aufzwingen, ist das aus meiner Sicht
    eine Vergewaltigung und Körperverletzung die später
    sehr oft zu seelischen Problemen führt
  • Hallo zusammen

    tausend dank für all eure antworten! sie haben sehr, sehr geholfen!

    ich bin erstaunt das kein konservativer schädel sagte "man müsse an das wohl des kindes denken und nicht denn kopf einziehen ob der entscheidung welches geschlecht gewählt werden soll"! Das sagte der artzt im spital nämlich.

    es freut euch sicher zu hören das sich die eltern entschieden haben das kind nicht zu operieren. Leider ist der kampf damit noch lange nicht vorbei. Nineli70, sie wollen jetzt erst mal ein paar montae ruhe haben. sie werden sich aber bei dir melden wenn sie fragen haben.

    Gibt es vielleicht ein buch zum thema erziehung von IS-Kindern? oder eber ein ratgeber wie man seinem kind kein gender aufzwingt? (unbewusst geschiet das ja trotzdem superschnell).
  • Hallo Haagen

    Das sind tolle News, vielen Dank, dass du sie mit uns teilst!

    Was mich an der ganzen Geschichte schockt, ist die unglaubliche Parallele zu Eltern, die gerade ein gehörloses Kind bekommen haben. Die Ärzte denken immer noch, dass das Leben ohne Hörvermögen nicht lebenswert ist und klammern die Gebärdensprache und die Gehörlosenkultur völlig aus. Sie reden den Eltern ein, sie seien Rabeneltern, wenn sie ihren kleinen Babies kein Hörimplantat in den winzigen Schädel bohren lassen. Und das obwohl das Kind ohne Implant viel weniger Risiken eingeht. Das ein Implant dann auch funktioniert und ob das Kind das überhaupt will, ist schliesslich nicht gegeben.

    Ich finde es unverständlich, dass Ärzte, die doch die Gesundheit erhalten sollten, Eltern empfehlen völlig gesunde Kinder unter das Messer zu legen! Und ihnen auch noch ein schlechtes Gewissen machen!

    Nineli, ich habe im Tagesanzeiger ein ganz tolles Interview mit einer betroffenen Mutter gelesen und ich bin mir sicher, dass diese Mutter und du und ich den selben Frust erleben mussten mit den Ärzten. Unsere Kinder sind "ausser der Norm" geboren und sofort sollten sie mit aller Gewalt angepasst und in eine Schema gezwängt werden. Dass Menschen auch ausserhalb dieses Schema glücklich sein könnten, ja sogar glücklicher und körperlich gesund bleiben dabei!! Ich halte es dies, wie du, als klare Verletzung des Menschenrechtes des Kindes.

    Tut mir leid. In mir kamen gerade alle diese Gefühle wieder hoch, diese Hölle, die ich im Spital mit diesen ignoranten Ärtzen erleben musste. Wie man uns damals völlig im Stich gelassen hat und uns einfach zu etwas zwingen wollte, das wir doch gar nicht wollten.
    Meine beiden Kinder sind übrigens sehr glücklich ohne Hörimplant.

    Liebe Grüsse,
    Laure
  • Es gibt ein schönes Kinderbuch, welches sich "Lila" nennt. Die Eltern können es unter: http://www.intersexuelle-menschen.net/ bestellen/herunterladen. 😀 Dieses kann helfen das Thema IS ihrem Kind einmal "näher" zu bringen. Auch für andere kleinere Kinder im Umfeld kann es genauso gut zur "Aufklärung von IS" benützt werden wie auch in Kindergärten oder Spielgruppen.

    Ansonsten gibt es leider keinen Leitfaden "wie erziehe ich mein IS-Kind". Das wäre ja auch zu einfach... 😉 Aber mit ein bisschen Fantasie ist es eigentlich gar nicht so schwer. Wichtig ist für diese Kinder, dass sie wissen, dass sie "switchen" dürfen.

    Ein offener Umgang mit dem Thema nimmt der Gesellschaft meistens "den Wind aus den Segeln". Je mehr etwas "verheimlicht" wir umso interessanter wird es für die Leute. Wir haben einfach unsere Bekannten+Verwandten darauf angesprochen und ihnen IS erklärt (je nach Wissensstand den wir gerade hatten). Die Resonanzen waren meist sehr positiv. Und wenn es einmal jemand nicht verstehen kann/will und diese Person auch nicht mehr darüber wissen/lernen will, dann muss man das halt akzeptieren.

    Falls die jungen Eltern irgendwelche Frage im Umgang mit IS haben sollten, dann dürfen sie sich jederzeit gerne bei uns melden. Auch bei Bedarf von praktischen Alltagstipps (wie machst Du das in dieser Situation, etc.) 😀

    Schön, dass sich die Eltern zu Gunsten des Kindes entschieden haben.

    Liebe Grüsse (auch an die Eltern + viel Glück+Freude für die Zukunft)
    nineli70
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