Was kann ich tun?

hallo!

Kurz zu meinem Leidensweg:

Ich wuerde vor ca. einem Jahr auf dem Heimweg von der Arbeit vom Auto ueberfahren. Ich habe eine mehrfragmentaere Radiusfraktur mit Gelenkbeteiligung im linken Arm und ein Haarriss im Steissbein erlitten.

Seitdem bin ich arbeitsunfaehig und wurde 4 Mal an dem linken Arm operiert. In der letzen OP (Kapandji) wurde mir die halbe Elle entnommen und das Handgelenk mit Schrauben teilversteift. Jetzt ist es mir wieder moeglich den Arm mit Hilfe des anderen Arms zu drehen (Subination war nach dem Bruch nicht mehr moeglich). Alle Finger (ausser der Kleine) sind seit dem Unfall taub.

So nun zu meiner Frage:

Ich habe seitdem immer wieder darauf gepocht eine Wiedereingliederung zu machen, da ich meine Arbeit wirklich liebe. Es gelang mir leider nur:
- 2 Stunden Arbeit
- 30 Minuten Pause
- 1 Stunde Arbeit
- 15 Minuten Pause
- und eine wirklich schon gequaelte letzte Stunde mit mehreren Unterbrechnungen.

Seit der letzten OP kann ich den linken Arm garnicht mehr einsetzen. Ich habe starke Schmerzen (ich nehme zur Zeit Tramadol dagegen) und der Arm schwillt an, sobald ich ihn minimal belaste. Damit ich aber ueberhaupt wieder eine Eingliederung machen kann, moechte ich es gerne mit einer Einhandtastatur versuchen (die BG moechte die Kosten dafuer uebernehmen).

Wie siehts aus, wenn ich mit der Einhandtastatur nicht meine vollen 8 Stunden schaffe? Kann ich die Stunden reduzieren? Und wenn ja, uebernimmt jemand die Gehaltsdifferenz (BG oder die Versicherung vom Unfallverursacher)? Und kann ich evtl. sogar eine Rente bekommen?

Ich wuerde mich ueber jede Antwort oder/und Tipp freuen.

liebe Gruesse
louny

Antworten

  • Hallo liebe lounly,

    ich kann mir gut vorstellen das Du Angst davor hast nicht mehr alles so schaffen zu können wie man es von Dir erwartet. Das falscheste was man tun kann ist diesen Erwartungsdruck zu erfüllen und sich dabei zu überfordern. Deine Kollegen bzw. Dein Chef wird damit zurecht kommen das Du nicht die gleiche Leistung bringen kannst wie jemand der mit beiden Armen arbeiten kann, aber Dein Chef und Deine Kollegen werden bestimmt nicht glücklich sein wenn Du vor Erschöpfung zusammen brichst. Das wichtigste ist das Du zeigst das Du bemüht bist Dein Bestes zu geben und nicht jammerst, dann wirst Du ganz bestimmt auf viel Verständnis stoßen.

    Ich selber weiß nicht wie es ist nur einen Arm nutzen zu können. Ich sitze im Rollstuhl. Aber unsere Chat-Moderatorin Handschuh (Christiane) weiß wie das ist. Sie hat vor mehr als zehn Jahren bei einem Autounfall einen Arm verloren und gelernt damit zu leben. Sie ist berufstätig und nutzt auch einen Computer. Ich habe ihr gesagt sie soll sich Deinen Thread einmal anschauen. Wenn Du willst kannst Du auch persönlich Kontakt zu ihr aufnehmen in dem Du ihr eine PN schreibst.

    Fast jeder von uns stand oder steht mit seiner Behinderung vor einer ähnlichen Aufgabe. Es ist als wenn alles was man bisher für's Leben gelernt hat nicht mehr funktioniert. Aber Du wirst sehen, man kann sich an vieles gewöhnen und nach einer unendlich lang vorkommenden Zeit des übens und zurecht findens, wird es irgend wann so sein, als würde man schon immmer mit seinem Handicap leben. Man lernt damit zu zurecht zu kommen und Dinge zu können, die man früher für unmöglich gehalten hat. 😉

    Liebe Grüße
    Karin

    Handschuh
    http://www.myhandicap.de/index.php?id=2187&tx_mmforum_pi1[action]=forum_view_profil&tx_mmforum_pi1[user_id]=1061
  • Guten Morgen Lounly,

    Du bist ein BG - Wegeunfall auf dem Weg zur Arbeit. Ist dieser Wegeunfall durch die BG anerkannt ist sie dein Ansprechpartner und Leistungsträger, die Haftpflicht für deinen AG = Arbeitgeber.

    Sollte es dir in der Zukunft nicht möglich sein voll zuarbeiten und bei dir bleibenden Schäden über die 26 Woche nach abgeschlossenem Heilverfahren bestehen ist die BG verpflichtet das Renten-verfahren ab der 26. Woche auf den Weg zubringen. ( Bereits während der 78 Wochen zum VL = Verletztenentgeldzahlung).

    Dies bedeutet für dich, das die BG ein Gutachten über deine Restgesundheit erstellen lässt durch einen Gutachter der deine Restgesundheit bewertet. Die MdE = Minderung der Erwerbsfähigkeit und die GdS = Grad der verbleibenden Schädigung.

    Dies ist geregelt im SGB VII §§ 56 Voraussetzung und Höhe des Rentenanspruchs. Ein Link für dich zum nachlesen zum besseren Verständnis.

    http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_7/__56.html

    Zum Gutachten, Gutachter;
    Du hast ein Wahlrecht und Einfluss von 3 vorgeschlagenen Gutachter durch deine BG einen zu wählen. Hast jedoch auch die Möglichkeit selbst einen zu benennen mit der Fachrichtung zum Gutachten. Ist das Gutachten erstellt, hast du Anspruch auf eine Kopie um Einsicht zubekommen ob alles richtig ist im Gutachten und alle Schädigungen richtig, vollständig aufgeführt wurden. Und in dem Gutachten steht wie hoch deine verbleibenden Schädigung ist zu einer MdE.

    ( Achtung! hier sehr ganz genau schauen, denn die Bgs verharmlosen die Dauerschädigung, Behinderung gern und so sinkt dein Rentenanspruch)

    Tip an dich;

    Fordere Akteneinsicht bei deinem SB = Sachbearbeiter zu beiden Akten PA = Papierakte und zu der ELA = Elektronische Akte am PC. Dein behandelnder D- Arzt liefert alle paar Wochen Behandlungs berichte an deine BG um zu dokumentieren wo du stehst - Gesundheitlich zum Heilverfahren. Und ich vermute das du nicht über deine Rechte aufgeklärt worden bist. Schaue bitte im SGB VII ab den §§ 26 da steht alles was dir zusteht.

    http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_7/

    Solltest du etwas nicht verstehen zu melde dich bitte, nochmals dann helfe ich dir zum besseren Verständnis. Ich wünsche dir gute Besserung, Mfg Lyn 😉




  • louny hat geschrieben:
    hallo!

    Kurz zu meinem Leidensweg:

    Ich wuerde vor ca. einem Jahr auf dem Heimweg von der Arbeit vom Auto ueberfahren. Ich habe eine mehrfragmentaere Radiusfraktur mit Gelenkbeteiligung im linken Arm und ein Haarriss im Steissbein erlitten.

    Seitdem bin ich arbeitsunfaehig und wurde 4 Mal an dem linken Arm operiert. In der letzen OP (Kapandji) wurde mir die halbe Elle entnommen und das Handgelenk mit Schrauben teilversteift. Jetzt ist es mir wieder moeglich den Arm mit Hilfe des anderen Arms zu drehen (Subination war nach dem Bruch nicht mehr moeglich). Alle Finger (ausser der Kleine) sind seit dem Unfall taub.

    So nun zu meiner Frage:

    Ich habe seitdem immer wieder darauf gepocht eine Wiedereingliederung zu machen, da ich meine Arbeit wirklich liebe. Es gelang mir leider nur:
    - 2 Stunden Arbeit
    - 30 Minuten Pause
    - 1 Stunde Arbeit
    - 15 Minuten Pause
    - und eine wirklich schon gequaelte letzte Stunde mit mehreren Unterbrechnungen.

    Seit der letzten OP kann ich den linken Arm garnicht mehr einsetzen. Ich habe starke Schmerzen (ich nehme zur Zeit Tramadol dagegen) und der Arm schwillt an, sobald ich ihn minimal belaste. Damit ich aber ueberhaupt wieder eine Eingliederung machen kann, moechte ich es gerne mit einer Einhandtastatur versuchen (die BG moechte die Kosten dafuer uebernehmen).

    Wie siehts aus, wenn ich mit der Einhandtastatur nicht meine vollen 8 Stunden schaffe? Kann ich die Stunden reduzieren? Und wenn ja, uebernimmt jemand die Gehaltsdifferenz (BG oder die Versicherung vom Unfallverursacher)? Und kann ich evtl. sogar eine Rente bekommen?

    Ich wuerde mich ueber jede Antwort oder/und Tipp freuen.

    liebe Gruesse
    louny


    hallo louny,

    evtl. magst du dich mit mir austauschen.
    ich bin gelernte bürofachfrau mit div.
    weiterqualios und durch einen unfall den linken
    arm verloren.
    ich bin voll berufstätig und sehr aktiv.
    wenn du magst, stehe ich dir gern, soweit ich kann und
    darf, mit rat und tat zur verfügung. (per pm?)

    viele grüsse
    handschuh
  • Liebe louny,

    bezüglich Deiner Fragen rund um reduzierte Arbeitszeit / Einkommensausgleich empfehle ich als Einstieg folgenden Artikel:

    http://www.myhandicap.de/erwerbsminderung-berufsunfaehig.html

    Man kann eine Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) beziehen und trotzdem weiterarbeiten. Bei der vollen EM-Rente kann der Betroffene weniger als drei Stunden täglich arbeiten und bei der halben zwischen drei und sechs Stunden täglich.

    Falls Du weitere Fragen zu diesem Thema oder zu anderen Punkten hast, fühl Dich frei, sie hier zu posten.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • KarinM hat geschrieben:
    Hallo liebe lounly,

    ich kann mir gut vorstellen das Du Angst davor hast nicht mehr alles so schaffen zu können wie man es von Dir erwartet. Das falscheste was man tun kann ist diesen Erwartungsdruck zu erfüllen und sich dabei zu überfordern. Deine Kollegen bzw. Dein Chef wird damit zurecht kommen das Du nicht die gleiche Leistung bringen kannst wie jemand der mit beiden Armen arbeiten kann, aber Dein Chef und Deine Kollegen werden bestimmt nicht glücklich sein wenn Du vor Erschöpfung zusammen brichst. Das wichtigste ist das Du zeigst das Du bemüht bist Dein Bestes zu geben und nicht jammerst, dann wirst Du ganz bestimmt auf viel Verständnis stoßen.



    Hallo liebe Karin,

    vielen Dank fuer deine lieben Worte. Die Angst nicht mehr alles so angehen zu koennen, wie damals, ist wirklich sehr gross. Ich setze mich sehr unter Druck und moechte den Unfall und alle Schmerzen einfach vergessen. Ich fuehl mich im Moment einfach ein bisschen im Stich gelassen, da sich nichtmal meine Rechtsanwaeltin richtig um die Sache kuemmert. Ich hoere immer nur "das dauert, das braucht viel Zeit.. wir wissen ja noch nicht welche Schaedigung bleibt..". Ok, das kann ich verstehen. Aber ich habe nichtmal die Sachen erstattet bekommen die kaputt gegangen sind wie z.B Kleidung.

    Die Aerzte in der Klinik intressiert nicht ob ich Schmerzen habe. Der Arm wird gedreht und wenn ich es auch nur wage zusammen zu zucken oder mir die Traenen wegzuwischen, heisst es: "Ja, dass das wehtut ist normal!".. ich hab schon jedes Mal Bauchschmerzen, wenn ich da hin muss.

    liebe Gruesse
    louny
  • Handschuh hat geschrieben:
    hallo louny,

    evtl. magst du dich mit mir austauschen.
    ich bin gelernte bürofachfrau mit div.
    weiterqualios und durch einen unfall den linken
    arm verloren.
    ich bin voll berufstätig und sehr aktiv.
    wenn du magst, stehe ich dir gern, soweit ich kann und
    darf, mit rat und tat zur verfügung. (per pm?)


    x done: Guck mal in dein Postfach :]

    liebe gruesse
    louny
  • Liebe lounly,

    ich kann Dich ja so gut verstehen. Auch ich mußte mit Orthopäden und Chirurgen ähnliche Erfahrungen machen. Sicher, es ist nicht immer zu verhindern, daß Untersuchungen weh tun, aber manchmal glaube ich, dem einen oder anderen dieser Ärzte ist das Gefühl für seinen Patienten beim Operieren abhanden gekommen. 🙁

    Du mußt diese Untersuchungschmerzen nicht ertragen. Ich habe viele Jahre in der Kinderklinik gearbeitet. Unsere kleinen Ptienten bekamen vor schmerzhaften Untersuchungen und Eingriffen immer ein Schmerzmittel. Das geht bei Erwachsenen auch. Frag mal den Arzt der Dich immmer untersucht. Ich bin sicher das er Dir vor der nächsten Untersuchung gerne ein Schmerzmittel gibt. 😉

    Auch bei chronischen Schmerzen kann man was machen. Man kann sie wie eine eigenständige chronische Krankheit behandeln. Ich mache das schon seit Jahren und bin dank der Schmerztherapie die ich täglich nehme viel fitter und belastbarer geworden. Wenn man die Ursache für den Schmerz nicht oder noch nicht beheben kann, dann sollte man den Schmerz medikamentos behandeln. Aushalten sollte man ihn nicht. Nicht nur weil er unangenehm ist, es ist für unseren Körper auch nicht gerade gesund ständig starke Schmerzen ertragen zu müssen.

    Für die Therapie chronischer Schmerzen gibt es in fast jedem größeren Krankhaus eine Schmerzambulanz. Laß Dich doch in Deiner Klinik mal von so einem Schmerzdoktor beraten. Vieleicht findest Du gemeinsam mit ihm einen Weg, der Dir den Alltag zu hause und auf der arbeit viel leichter macht. 😀

    In einer Schmerzambulanz arbeiten immer speziell ausgebildete Anästhesisten. Deshalb findet man eine Schmerzambulanz immer in der Anästhesieabteilung.

    Lieben Gruß
    Karin

  • Hallo,

    Dinge, Gegenstände die bei dem Unfall zu Bruch gegangen sind, muss die BG ersetzen ist auch im SGB VII geregelt. Und ja du wirst einen sehr langen Atem benötigen um am Ende das zu bekommen was dir zusteht.

    In meinem BG - Fall ist es das 9 Jahr in dem Ich Klage gegen die BG, ich habe alle Prozesse gewonnen und bekomme trotzdem nicht das was mir zu steht. Kopf hoch und lasse dich einfach nicht unterkriegen. Die BG und auch Versicherungen spielen auf Zeit um nicht leisten zu müssen, - in meinem Fall klappt das nicht, da mein zweiter Name Geduld ist, - grinse. Mfg Lyn 😉
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