Unmöglich Arbeit zu finden ....

Hallo,

ich bin neu hier und inzwischen schwer depressiv. Man hat mir Jahrelang vorgehalten "Mach deinen Schulabschluss, mach deine Ausbildung sonst erreichst du nix im Leben". Ganz ehrlich ich hab mich an das gehalten und doch nichts erreicht.

Seit einem Jahr suche ich vergebens nach Arbeit. Ich schreibe Firmen an, bringe Bewerbungen Persönlich vorbei, schreibe Bewerbungen individuell auf jede Firma, aber nicht mal ein einzigstes Vorstellungsgespräch gab es.

Aus lauter verzweiflung habe ich schon 1 jahr extrem schlecht bezahlt in einer Kneipe gearbeitet und nun trage ich Zeitungen aus. Bei Aushängen vor "Aushilfe gesucht" gab es auch nen herben Rückschlag denn ich war zu jung dafür und hab den Beruf als Verkäuferin nicht gelernt sondern als Technische Zeichnerin im Anlagen- und Maschinenbau.

Meine Ausbildung war nicht gerade traumhaft, da man mich ständig drückte und absolut fertig machte und dennoch habe ich es gepackt.

Aber wozu müsste ich mich 3,5 Jahre diesem Psychoterror unterwerfen nur um jetzt mit nix da zu stehen 😡

Was soll ich denn noch machen? Ich gehe doch auch nicht zu den Firmen und sage ich möchte mindestens 1 Million € im Monat verdienen.

Ich bin jung, habe erfahrung mit Pc Kenntnissen in jeder art und bin auch für neue programme schnell zu begeistern, umzugsbereit, teamfähig usw.

Kann es vielleicht sein das die arbeitgeber mein Äußeres abschreckt? Ich bin nähmlich nur 1,54m klein und wirke nicht wie 23 J. sondern werde oft für 14-16J. geschätzt und auch so behandelt aber dafür kann ich doch nichts. Ich bin echt am verzweifeln weil ich umbedingt wieder arbeit haben möchte sonst dreh ich noch total am Rad und mir ist egal ob Büro oder Zeichnerin oder sonst was auch da bin ich für alles offen.

😡 😡 😡

Antworten


  • Hallo,

    das es nicht leicht ist einen Job zu finden wissen wir ja alle. Biete doch den Firmen ein 'Praktikum an oder eine Probearbeitszeit von ein paar Tagen an damit gibst du den Arbeitgebern die Chance dich kennen zu lernen. Hast du eine Behinderung oder so?
    Denke nicht das das Aussehen eine große rolle spielt beim Arbeiten. Hoffe aber nicht das man dir deinen Unmut ansieht denn wenn man deine Zeilen so liest denkt man schon das du alles wiederwillig machst. Dir hat deine Ausbildung nicht gefallen etc. oder mach evtl. eine neue Ausildung oder bilde dich durch Fernlehrgänge weiter in deinem Alter ist ja noch alles möglich.

    liebe grüße

    Bizi 😃
  • Ich kann das gut nachvollziehen. Übrigens habe ich genau das gleiche gelernt wie du, habe aber mehrere Jahre Berufserfahrungen im Sondermaschinenbau und Anlagentechnik sammeln können.

    Arbeite jetzt in einer neuen Fa.; aber mit Zeichnungen habe ich nicht mehr viel zu tun, obwohl mir das immer viel Spaß gemacht hat. Die neue Arbeit macht auch viel Spaß, mach mich nicht tot dabei und habe jetzt auch was zu melden. Finanziell ist es auch ordentlich besser. Aber ohne die Berufserfahrungen hätte ich hier keine Chance gehabt.

    Um deine Frage zu beantworten: ja die Firmen schauen auf das Aussehen, Behinderung, haben Berührungsängste und Vorurteile. Ohne Vitamin B , schlechte Aussichten, nach meinen Erfahrungen.

    Es gibt aber einige Hilfen wenn man eine Behinderung hat, wenn willst kann ich dir Tipps geben.

    Was ich außerdem leider in den letzten Jahren mitbekommen habe, der richtige angestellt Technische Zeichner in Deutschland aus stirbt. Das heißt: Firmen leihen sich Zeichner oder lassen die Zeichnungen im Ausland fertigen. Indien ist da grade im Trend. Ich selber sehe dass nicht für sinnvoll, da doch die Qualität drunter leidet. Soll aber nicht heißen, dass die im Ausland nix können, aber die direkte Kommunikation fehlt. Besser währe, die Konstruktion, Zeichnungserstellung und Endmontage unter einem Dach und wenn möglich die Fertigung der Teile im Werk oder näheren Umgebung.
    Und unterm Strich ist das günstiger, weil man nicht so viel nachbessern muss und kann dadurch die Termine besser halten. Das wollen die Bosse und Manger aber nicht wahr haben, die sehen erstmal nur die Zahlen und zum Schluss geht de Rechnung nicht auf. Aber das Zauberword dafür ist Leiharbeiter.
    Kommunikation ist das A und O, so können viele Fehler noch im Vorfeld vermieden werden.
    Das ist genau mein Job jetzt Kommunikationsfehler aufzudecken.

  • Hallo Skyhorse, es kommt nicht auf die Größe an, sondern auf das können. Wie Bizi schon schrieb, wenn Du die Ausbildung nur ungern gemacht hast, warum hast Du diese zuende gemacht? Spätestens mit 18 Jahren hättest Du doch sagen können, das liegt mir nicht, ich höre mit der Ausbildung auf, und mache was anderes. Geh doch mal zum Arbeitsamt und lass Dich von denen beraten, bzw. such das BIZ, Berufsinformationszentrum vom Arbeitsamt auf. Vielleicht solltest Du wirklich eine andere Ausbildung machen, da Du noch sehr jung bist. Ich war mit einer Gehbehinderung teilweise 2-3 Jahre am Stück arbeitslos, hatte so manchen Tag 3-4 Absagen im Briefkasten. Ich bin trotzdem am Ball geblieben, und habe bei einer Behörde einen Job gefunden. Manchmal liegt es aber auch daran, das die Bewerbung nicht so gut geschrieben ist, dafür gibts genug im Netz bzw. Bücher, die man sich kaufen kann, wie bewerbe ich mich richtig etc...Hast Du den bei den Firmen mal nachgefragt, woran es liegt, das sie Dir eine Absage geschickt haben? Manchmal liegt es an der Qualifikation, manchmal an der Behinderung oder wie schon erwähnt auch manchmal am Stil der Bewerbung.

    Und Du solltest an Deinem Selbstbewußtsein arbeiten, nicht alles schlecht reden. Manchmal reicht schon ein anderer Haarschnitt, ein anderer Kleidungsstil, das man etwas älter aussieht, bei Frauen etwas Farbe im Gesicht etc...Und wahre Freunde, die einen aufmuntern, wenn Du mal wieder einen Durchhänger hast, weil mal wieder eine Absage im Briefkasten war. Lass den Kopf nicht hängen.

    Hast Du hier schon mal in die Jobbörse geschaut, ob das evtl. was für Dich dabei ist? Wenn nicht, mach das mal, vielleicht findest Du ja hier was, oder setz hier einfach mal ein Stellengesuch rein.

    Ich drück Dir die Daumen, das Du bald einen Job findest.
  • Hi Skyhorse,

    mach dir keinen kopf bin in genau der gleichen lage nur das ich meinen zeichner als zweit ausbildung gemacht habe und auch nichts finde seit letztes jahr januar bin ich fertig mit der ausbildung. 3 vorstellungsgespräche hatte ich 2 bei leiharbeitsfirmen und eines in einer richtigen ohne nennenswerte ergebnissse... bei weit über 100 bewerbungen.
    Seit gestern beziehe ich hartz 4 und könnte nur noch kotzen die erste ausbildung kann ich nicht mehr machen wegen meiner behinderung und als zeichner kann ich keinen fuß fassen, weis da auch keinen ausweg mehr. Aber so sprüche wie hoffnung nicht verlieren oder am ball bleiben baun natürlich immer sehr auf *ironie*
    Das mit den praktikas und probetagen hat bei mir auch noch nichts gebracht, interessierte auch noch keinen.


  • Hallo!

    Als ich die Beiträge gelesen habe ist mir meine Jugendzeit wieder vor Augen geführt.
    Lerne was dann bist Du was.Solange Du Deine Füße unter meinen Tisch stellst machst Du das was wir sagen.Lehrjahre sind keine Herrenjahre usw.

    Irgendwann hatte ich die Schnautze voll und hab mir eine Bleibe gesucht und somit hatte ich meine eigene Insel wo ich mich zurückziehen konnte auch fühlte ich mich irgendwie frei.Da ich nicht wußte was ich arbeiten könnte und jahrelangen zwängen und Diktaturen ausgeliefert war ging ich immer schnurrstracks in die Firmen die mich Neugierig gemacht haben und habe mich angeboten.
    Geld war für mich immer zweitrangig sondern ich mußte mich wohl fühlen und brauchte ein Harmonisches miteinander.
    Was ich damit sagen will ist versucht in Euch reinzuhorchen was ihr gerne arbeiten würdet und wenn ja wo? Was ist für Euch wichtig und warum?
    Was würdet ihr für Euren Traum tun?Was macht Euch angst?
    Ich bin heute bereits in Rente und das mit 55 Jahren und wenn ich zurückblicke denke ich gerne an die wunderschönen Augenblicke meiner Tätigkeiten welche mir auch halfen unschöne Erlebnisse zu überstehen.Heute sehe ich das als reichtum den wie sagte mein Großvater:"Arbeit schändet nicht!" Doch die Tätigkeiten welche ich gemacht habe sind verpönt und gelten bei vielen als Minderwertig doch mich haben sie gelehrt das Leben zu meistern und einen besonderen Blick für das wesentliche zu bekommen.
    Das wünsche ich Euch jungen Leuten.Seht den Augenblick als Chance den ihr seit stark!LG SENDRINE 😺
  • Hi,
    Ich verstehe dich gut. Ich bin 21 Jahre alt, sehe aber aus wie ca. 13. Ich Sitze im rolli und mein aussehen lässt die Leute oft denken, ich schaffe das nicht.
    Nun zu dir: geh vielleicht bei den Firmen persönlich vorbei und schlage ein paar Tage Probearbeit vor... Oder dass du ein Praktikum bei ihnen machst und wenn ihnen deine Arbeit gefiel, koennen sie dich dann einstellen.

    Viel Glück

  • Kleiner Scherz am Rande!


    Ihr seid um die 20 und seht aus wie 13 oder 15 Jahre?

    Jetzt ist mir klar warum ich mit 54 J. schon in Rente bin. 😆

    Ihr schaft das!!LG SENDRINE 😆
  • Erstmal vielen lieben Dank für die netten Antworten.

    Also das mit Praktika und probearbeit biete ich generell an auch in meiner Bewerbung steht immer drin das ich auch jederzeit für ein praktikum bereit bin. Soweit es mir möglich ist bringe ich meine Bewerbungen immer Persönlich vorbei so wie gestern aber all das bringt dennoch nichts es kommen absagen über absagen. Nein ich gehe nicht in null acht fünfzig klamotten da hin sondern habe mir mehrmals im winter nen ast abgefroren in Anzug und all dem. Das sieht schick aus hält aber nicht sonderlich war und sogar etwas schminke lege ich dann auf obwohl ich davon absolut nichts halte. Neue Frisuren (kurzschnitt womit ich mich aber überhaupt nicht wohlgefühlt habe) bewerbungen standart und persönlich ich habe wirklich alles ausprobiert immer ohne erfolg. Meine bewerbung habe ich vom Arbeitsamt checken lassen, auch damals von meinem Ausbildungsbegleiter und da nen kurs mit gemacht aber auch das hat alles nichts gebracht ich glaube da ist es mir erlaubt inzwischen auch vieles negativ zu sehen da das einfach realität ist.

    Meine Ausbildung habe ich damals nicht abgebrochen weil ich zum einen keine 2 jahre für nichts habe durchgemacht zum anderen was ich anfange beende ich auch egal wie und eine abgeschlossene ausbildung ist einfach wichtig egal ob sie zum schluss noch Spaß gemacht hat oder nicht. Hätte ich dann eine andere versucht zu bekommen wäre die erste frage immer gewesen warum ich die erste denn abgebrochen habe denn sowas kommt nicht gut an.

    Ich habe mich jetzt versucht als Sekretärin im Öffentlichen Dienst zu bewerben und hoffe vielleicht da eine kleine chance zu haben auch ohne entsprechender Ausbildung.

    Natürlich würde ich auch eine andere Ausbildung machen und da komme ich dann ja nicht schlechter weg als mit Hartz 4 oder? Das problem ist nur ich brauche eigendlich endlich Geld für ein Auto das würde mir mein leben ja schon erleichtern da ich hier auf dem Land wohne.

    Mich ärgert es einfach das ich 3,5 Jahre total verschendet habe =(
    Meine erste Ausbildung war in einem BBW in hannover ich weiß nicht ob ich in einem richtigen Betrieb was bekommen würde. Ich hab mir alles etwas einfacher vorgestellt und nicht so verdammt kompliziert und die Schulden für den Führerschein und der Unterhalt für mein Therapiepony das sitz mir alles schwer im Nacken.

    Geld alleine macht zwar nicht Glücklich aber kein Geld macht einen Krank.


    Glg Sky


  • Hallo Sky,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀

    Dass der Arbeitsmarkt heute nicht einfach ist, wird einem wohl jeder bestätigen können. Dass es für Arbeitnehmer mit Behinderung noch einmal schwieriger ist, ist wohl auch kein großes Geheimnis.

    Diese Erfahrung haben wohl viele von uns gemacht.

    Gerne hätte ich Dir angeboten, dass Du deine Bewerbung mal mit unseren Fachexperten besprichst. Aber Du sagst ja, sie wurde schon von Fachleuten überprüft.

    Tatsächlich hilft am Ende nur dran bleiben. Vielleicht magst Du aber auch mal in den Arbeitsbereich unserer Webseite schauen und dich dort inspirieren lassen. Denn manchmal muss man auch seinen ganz eigenen Weg finden (da spreche ich aus Erfahrung 😉 )
    http://www.myhandicap.de/arbeitsuchend-behinderung-job.html
    http://www.myhandicap.de/arbeitssuchende-jobs-menschen.html

    Was Deine Depressionen betrifft, so sind diese nichts wofür Du dich schämen musst. Denn es ist schon verständlich, dass es einige Kraft braucht.
    In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Tipps unseres Psychologen Tim hinweisen:
    http://www.myhandicap.de/psychologische-tipps-handicap-de.html

    Gern kannst Du dich auch direkt an unseren Psychologen Tim wenden. Du erreichst ihn per Email an Tim.Glognermyhandicap[dot]de
    Da Tim nur an zwei Tagen in der Woche bei uns im Büro ist, kann es manchmal ein wenig dauern bis er antwortet. Aber er meldet sich auf jeden Fall bei Dir, sobald Dein Anliegen ihn erreicht 😀

    Bei weiteren Fragen wende Dich gern jederzeit wieder an mich oder meine Kollegen! Wir freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀

  • Hallo Leute,

    Ich kann nur sagen mir geht es genauso. Ich habe mich von der Sonderschule bis zum Studium hochgearbeitet, Soz. Päd. auch abgeschlossen, das Zweitstudium Sonderpäd. M.A konnte ich nicht mehr ganz abschließen. (Fahrtkosten und Studiengebühren), aber trotzdem nichts behindertengerechtes zu finden.
    Ihr wißt auch, daß die in der BA ab einem gewissen Alter auch keine Umschulung mehr zahlen.
    Und besonders als ich jünger war, habe ich auch durch meine geringe Körpergröße mit 20 ausgesehen wie höchstens 15.
    Einer hat sogar glatt gesagt, daß das aussehen würde, als wenn im Betrieb ein Kind arbeitet.

    Gruß

    Surfer


  • Ich könnte gerade echt kotzen.

    Meine ehemaliger Ausbildungskollegin hat mir nun erzählt das sie morgen in Hamburg ein Vorstellungsgespräch hat und ich freu mich auch für sie. Andererseit frag ich mich was der scheiß eigendlich soll. Da laden die jemanden aus Hannover nach hamburg ein aber ich mich bewerbe (wohne 30 min. von Hamburg entfernt mit Zug) dann kommen radikale absagen.

    Ehrlich am liebsten würde ich ja vor den nächsten Zug springen weil ich mich nur noch wie dreck fühle
  • Hallo Skyhorse87,

    hmm, ich kann dich da in der Situation wirklich verstehen und es auch nachvollziehen, wie du dich da fühlst, aber laß den Kopf nicht hängen (und spring ja nicht vor einen Zug), denn es liegt nicht an dir, sondern an der Gesellschaft (und den darin agierenden Unternehmen) in der wir hier leben......

    Allenthalben kommt in Deutschland das Thema Fachkräftemangel wieder auf die Tagesordnung............
    Meine Meinung dazu ist, das es in D keinen Fachkräftemangel gibt, denn es gibt genügend arbeitssuchende Ingenieure, Meister und Facharbeiter.
    Falls es vereinzelt doch einen gewissen Mangel an Fachleuten gibt, so sind doch die Unternehmen selbst daran schuld, haben sie es doch versäumt entsprechende Leute auszubilden. Auch seitens der Arbeitsagenturen (und erst recht bei den "ARGEn") wird an Ausbildung gespart oder es werden Leute in Berufe umgeschult, in denen es derzeit noch Arbeitslose gibt.
    Meiner Meinung nach ist der "Fachkräftemangel" nur ein Vorwand um billige ausländische Fachkräfte anzulocken und deutsche Fachleute "abzuschieben" (z.B.in die Arbeitslosigkeit).

    Lies dir doch bitte mal durch, was ich vor einiger Zeit in einer Kolumne auf der Webseite vom MMB.e.V. gefunden habe:

    "Fachkräftemangel? Da hinter den Bäumen, da irgendwo muss der Wald sein!

    Kolumne vom 23.10.2010

    Es ist jedes mal dasselbe. Sobald sich eine Besserung der Wirtschaftslage abzeichnet, geht die Panikmache in der anderen Richtung los.
    Hilfe, wir haben nicht genügend Fachkräfte. Die brauchen wir unbedingt, sonst sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig. Die krisengeschüttelte Wirtschaft könnte sich erholen, wäre da nicht der Fachkräftemangel.
    Dann bilden sich wieder zwei Fraktionen.
    Die eine: "Wir müssen unbedingt im Ausland Spezialisten rekrutieren".
    Die andere: "Wir müssen unbedingt alle Langzeitarbeitslosen umschulen".
    Beide Thesen werden heiß und kontrovers diskutiert. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass die Zahlen eine ganz andere Sprache sprechen.
    von Robert Schneider

    Irgendwie erinnert mich das an Kulturen, in denen ständig die selben Gebetsmühlen gedreht werden. Beständigkeit ist durchaus etwas Positives. Manchmal hilft es aber auch, den Blick nicht vom Tellerrand begrenzen zu lassen.

    So ganz privat möchte ich jetzt auch einmal etwas zur Diskussion beisteuern.
    Wenn man nämlich den Schreihälsen auch nur ansatzweise glaubt, dann reichen einzelne Maßnahmen sowieso nicht aus, da muss ein ganzes Paket her!
    Erst einmal, stellt doch die Spezialisten wieder ein, die zu Beginn der Krise entlassen wurden. Das sollte schon mal die gröbsten Lücken füllen.
    Mit ausländischen, Entschuldigung, mit Fachkräften aus anderen Kulturkreisen und mit Umschulungsmaßnahmen können weitere Löcher gestopft werden.
    Die Taxi fahrenden Ärzte und Ingenieure bringen auch noch ein bisschen.

    Eine Lösung, die sich preiswert und effektiv anbietet, wird dabei mit einer Vehemenz ignoriert (ja, das geht!), die ohne Beispiel ist.

    Wir haben in Deutschland einen Pool an gut ausgebildeten und hoch motivierten Fachkräften, die sich ständig weiter bilden und nur darauf warten, endlich eingesetzt zu werden.
    •Fachkräfte, die häufig über langjähriges Expertenwissen verfügen.
    •Fachkräfte, die nicht eingeflogen werden müssen, die nicht erst deutsch lernen müssen, denen keine Wohnung gesucht werden muss und die nur einen minimalen Integrationsbedarf haben.
    (Gut, eventuell brauchen die ein angepasstes Auto, das ist aber immer noch billiger, als die bisher präferierten Lösungsansätze.)
    •Fachkräfte, die nicht erst durch Umschulungsmaßnahmen geschaffen werden müssen.
    •Fachkräfte, die einen unterdurchschnittlichen Krankenstand haben und gerne auch mal zu unüblichen Zeiten arbeiten.
    •Fachkräfte, die den Firmen die Ausgleichsabgabe ersparen und für die es sogar noch Gehaltszuschüsse geben kann.

    Ich spreche von Menschen mit Behinderungen.
    Menschen, die vielleicht durch einen Unfall aus dem aktiven Berufsleben gerissen wurden und ganz heiß darauf sind, wieder zu arbeiten.
    Menschen, die von klein auf behindert sind, aber eine hervorragende Ausbildung erhalten haben und jetzt mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Praktika abgepeist werden.
    Menschen, die kognitive Schwächen als Stärke nutzen, sich zum Beispiel nicht so leicht ablenken lassen.

    Die sind schon da, die müssen nicht erst eingeflogen oder nachgeschult werden!

    Beispiele gibt es genügend:

    Im angeblich so vom Fachkräftemangel bedrohten IT-Bereich werden Menschen benötigt, deren Kopf und Hände funktionieren.
    Funktionierende Beine sind keine Bedingung.
    Wobei die Hände durchaus die Hände von Assistenten sein können. Welcher nicht behinderte kann schon seine Hände bitten, für die Kollegen etwas aus der Kantine mitzubringen.

    Moderatoren, Sprecher, alle die beispielsweise mit dem Telefon arbeiten, brauchen zunächst erst mal eine angenehme Stimme.
    Visuelle Fähigkeiten sind da eher sekundär.

    In vielen unterstützenden Berufen fehlen Menschen, die anpacken können, die auch mal ein nettes Wort übrig haben.
    Die müssen nicht unbedingt alle hoch begabt sein.

    Ein angenehmer Nebeneffekt dabei:
    Behinderte Menschen, die sozialversicherungspflichtg tätig sind, kosten die Gemeinschaft weniger und zahlen sogar noch Beiträge, was wiederum den maroden sozialen Finanzen zugute kommt.
    Die Sozialbehörden werden entlastet und könnten endlich ihren Auftrag so erfüllen, wie es der Gesetzgeber vorsieht.
    Die Krankenkassen könnten ihren Vorständen endlich wieder adäquate Gehälter zahlen und vielleicht wären auch noch ein paar Euro für sinnvolle Hilfsmittel übrig. So ganz spontan fallen mir da Inkontinenzartikel ein, die (zuzahlungsfrei) auch mal eine ganze Nacht durchhalten.

    "Ja, aber so ein Behindi im Büro, wie sieht denn das aus? Da kann man doch keinen Kunden reinlassen".
    Das hat wirklich mal jemand in meiner Hörweite gesagt.
    Die Person wog ca. 150 kg bei geschätzten 165 cm Scheitelhöhe, trug eine pinkfarbene Hose zu einer orangenen Jacke. Da blieb sogar mir die Spucke weg.
    Manchmal ist es gar nicht so klar, wer hier eigentlich die Benachteiligten sind.

    Die Zeiten, in denen man Behinderte zu Hause versteckte, die gehen so langsam ihrem Ende entgegen, wenigstens bei uns.
    Berührungsängste kann man abbauen.
    Wir müssen Menschen mit Behinderungen nicht kostenintensiv mit irgenwelchen therapeutischen Pseudo-Tätigkeiten versorgen.
    Die können ganz prima ihren eigenen Beitrag leisten und wollen das auch, wenn man sie nur lässt!

    Denkt mal darüber nach, liebe Entscheider - aber nicht zu lange.
    Denn jetzt, genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das riesige Potenzial an hoch motivierten Unterstützern und hervorragend geeigneten Fachkräften zu erschließen."

    Quelle: http://www.mobil-mit-behinderung.de/content/columnnews/19920.htm

    Und noch etwas möchte ich dazu anmerken. Es gibt m.M. in Deutschland jede Menge Arbeit, nur will diese Arbeit niemand entsprechend bezahlen...Fachleistungen möchte man hier offensichtlich so billig wie möglich (umsonst) haben. Nur leider geht diese Milchmädchenrechnung irgendwann nicht mehr auf.
  • Skyhorse87 hat geschrieben:
    Ich könnte gerade echt kotzen.

    Meine ehemaliger Ausbildungskollegin hat mir nun erzählt das sie morgen in Hamburg ein Vorstellungsgespräch hat und ich freu mich auch für sie. Andererseit frag ich mich was der scheiß eigendlich soll. Da laden die jemanden aus Hannover nach hamburg ein aber ich mich bewerbe (wohne 30 min. von Hamburg entfernt mit Zug) dann kommen radikale absagen.

    Ehrlich am liebsten würde ich ja vor den nächsten Zug springen weil ich mich nur noch wie dreck fühle


    Kommt mir bekannt vor. Da heisst es. 30 bis 60 Min Arbeitsweg ist für die Stelle zu weit. Und dann werden Leute aus dem Ausland eingestellt!

    Ausserdem ist Dein Artikel von der Kolumne echt klasse! In der Schweiz krähen sie rum, dass 38'000 IT Fachleute fehlen! Wo denn? Wieso habe ich dann immer noch keinen Job? Und wieso kriegen die pro Stelle immer noch ca. 700 bis 1200 Bewerbungen? Und meine Behinderung ist nach aussen nicht unbedingt sichtbar.
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