Anstellungspflicht für Behinderte

Hallo Community

Findet ihr es sinnvoll, dass Firmen Bussen zahlen müssen, wenn sie Behinderte nicht anstellen. Siehe auch folgenden Beitrag in der NZZ: http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/firmen_sollen_behinderte_anstellen_muessen_agenx_1.8306368.html

Meiner Meinung nach kommt es auf die Höhe der Busse an, die die Firmen zahlen müssen. Fraglich ist es auch, ob es für behinderte Menschen sinnvoll ist, dass sie durch Zwang zu einer Stelle kommen. Viele Betriebe sind ja logistisch gar nicht vorbereitet darauf. Was denkt Ihr?

Antworten

  • HI

    Ja, das ist schon schwierig vorallem schon, weil was zählt alles als Behinderung? Sind das Leute, die spezielle Anpassungen brauchen am Arbeitsplatz? Z.B. ich bin ja mit meiner Prothese auch "behindert", aber bei der Arbeit wissen das nur meine Freunde, meinen Boss geht das ja nichts an. Wenn das einer komisch findet, sag ich immer "Sagst du deinem Chef, dass du Schuheinlagen trägst oder dass du die 3. Zähne hast?".
    Ich finde es auch falsch, wenn ein Unternehmen eine Person mit Behinderung anstellen MUSS, obwohl andere Bewerber fachlich viel geeigneter gewesen wären.
    Ich finde das sehr schwierig einzuschätzen, ob dieses Zwingen gut oder schlecht ist. Klar, es ist gut, wenn eine Unternehmung Menschen mit Behinderungen anstellen, auch für das Unternehmen selbst (Stichwort Diversität!).
    Weiss nicht, was denken die anderen?

    Gruss, Phil
  • Hallo Leute,

    In Deutschland ist es auch so, daß Firmen eigentlich 5% Behinderte einstellen müssen, wenn sie 20 Angestelte oder mehr haben. Ansonsten, wenn die Quote nicht erfüllt wird müssen sie eine Ausgleichsabgabe pro nicht besetztem Schwerbehindertenplatz zahlen. (SchwbG)
    Es ist allerdings so, daß der Betrag steuerlich absetzbar ist, wenn z.B. Firmen Aufträge an WfB s vergeben.
    Warum es sowohl die staatlichen als auch die privaten Stellen nicht einhalten ist sehr unterschiedlich, einerseits liegt es an den Behinderten (Art und Schwere der Behinderung, fehlende Qualifikation, Vorurteile aber auch der Behinderte verkauft sich oft schlecht bei der Vorstellung usw.) und auch gesetzliche Regelungen wie der erweiterte Kündigungsschutz spielen eine Rolle.
    Andererseits sind es oft genauso gut nur Ausreden von den Stellen bzw. den Entscheidungsträgern über das Personal.
    Aber ihr habt schon recht, nur bestrafen bringt nichts. Und schon gar nichts, daß wir genommen werden, weil es ein Muß ist.
    Besser Zuschüsse für Stellen, die Behinderte einstellen, Zugeständnisse für mehr Personal usw.
    Vielleicht ist eine Mischung aus Abgabe und Förderung die beste Methode, die aber dann in ganz Europa gelten sollte.

    Gruß

    Surfer

  • Hallo,

    ergänzend möchte ich sagen, daß die Ausgleichsabgabe zwischen 250 und 400€ pro nichtbestzten Arbeitsplatz liegt. Die Berechnung ist sehr komplex. Außerdem können beschäftigte Auszubildende (wenn ich richtig informiert bin 2 pro 1 Pflichtplatz) angerechnet werden. Leider ist es so, daß trotz zahlreicher Förderprogramme die Firmen keine oder sehr wenige Menschen mit Handicap einstellen. Die meisten Arbeitgeber wollen keine zusätzlichen Verpflichtugen dem Arbeitnehmer gegenüber eingehen. Die durchschnittliche Beschäftigungsquote liegt zwischen 2 und 3%.

    LG Nobby
  • Hallo !

    da ich seit 18 Jahren Rollstuhlfahrer bin, ärgert mich das gewaltig, dass viele Arbeitgeber die "Strafe" von monatlich 105 Euro zahlen als einen behinderten ein zustellen.

    Wer überwacht den das eigentlich ? und wird es dann auch gemacht ??

    Ich finde es muss dies schon längst verändert werden das die Srafe deutlich höher angesetz wird. Weil wenn ich eine Firma hätte, und keinen Arbeitnehmer einstelle der behindert ist, und ich dann meine 100 - 150 Euro Stafe zahle. Da lache ich nur als Chef. Weil erstens kann ich das wiederum von den Steuern absetzen, und was sind schon für mich als Firmeninhaber 100 - 200 Euro monatlich .

    Da frage ich mich schon immer, sind wir nur so viel Wert ?

    Und ich finde das die Agentur für Arbeit deutlich mehr den Arbeitgeber mit Aufklärarbeit unterwiesen werden muss, um informiert zu sein .

    Weil ich höre heute noch immer den Satz . Ohje Ohje, kein behinderten weil die haben ja einen gesonderten Kündigungsschutz..... ( Das sagt doch alles)

    Oder das der Arbeitgeber informiert wird, was eigentlich ein "Zuckerl" ist, wenn ich als Arbeitgeber einen behinderten einstelle dann vom Arbeitsamt die ersten zwei Jahren eine Eingleiderugnshilfe bekomme. Das heisst eigentlich das mir dann der behinderter in den zwei Jahren sag ich mal weniger Kostet als 600 euro monatlich obwohl der einen Bruttolohn bekommt von mhhm sagen wir mal 1700 Euro.

    An was liegt es dann wirklich ?

    Grüsse
    Makkal





  • Hallo zusammen

    Die Strafe sprich Ausgleichsabgabe ist lächerlich gering. Diese zahlen die Arbeitgeber aus der Portokasse. Ich fände eine Abgabe in höhe des durchschnittlichen Tarifgehaltes der jeweiligen Branche (meist die Gehaltsgruppe 3 für Angestellte) für angemessen. Dann würden die Arbeitgeber sicher stärker darüber nachdenken, ob sie für dieses Geld nicht doch einen schwerbehinderten Menschen einstellen. Die Firmen müssen jährlich eine Personalstatistik an die Integrationsämter schicken. Diese berechnen dann die Beschäftigungsquote. Es gibt eine ganze Reihe an finanzielle Anreize für die Wirtschaft. Es gibt u.a. Lohnkostenzuschüsse von bis zu 100% bis zu 5 Jahre lang.(hängt unter anderem vom Alter und Behinderungsgrad ab) Man kann die Wirtschaft leider nicht zwingen, Menschen mit Handicap einzustellen. Oder was auch mitunter vorkommt, sie kassieren die Zuschüsse, aber sie werden nicht an die Betroffenen in Form von Gehalt weitergeleitet. Kontrolle ist leider schwierig.

    LG Nobby

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