Kann man im Internet oder per Lektüre die Gebärdenprache erlernen? In unserer Umgebung trifft man hä


Ein paar Kilometer von meinerm Wohnort befindet sich eine Schule für taubstumme Menschen.
Man trifft sich z.B. im Bus oder an der Haltestelle, oder auch im Krankenhaus.
Oft wird man etwas gefragt und dann tut es mir Leid, nicht zu verstehen oder nicht antworten zu können,
Deshalb würde ich sehr gern zu Hause lernen.
Wer kann mir helfen?

Danke im Voraus von Tari

Antworten

  • Liebe Tari

    Ich wiederhole gerne, was ich erst von kurzem schon Zornröschen geschrieben habe:

    Bitte tu mir einen Gefallen, und überarbeite deinen Beitrag und zwar, ersetze bitte alle "taubstumm" durch "gehörlos". Der Begriff "taubstumm" ist eine sehr böse und diskriminierende Beleidigung, die ich als Mami von gehörlosen Kindern nicht dulden möchte.

    Und jetzt das warum: Gehörlose sind nicht stumm. Stumm ist man nur, wenn man keine Stimmbänder hat oder aus psychischen Gründen nicht mehr in der Lage ist, die Lautsprache anzuwenden (Mutismus). Gehörlose können sich auch in Lautsprache verständigen, nur machen sie das meist nicht so gerne, weil es für Hörende seltsam klingt.

    Aber, selbst wenn Gehörlose die Lautsprache tatsächlich nicht anwenden könnten, wären sie dennoch nicht stumm. Stumm impliziert nämlich "sprachlos" und das sind sie überhaupt nicht. (Glaub mir, meine beiden Teenies können mich auch in Gebärdensprache fast zu Tode quatschen... icon_wink.gif ) Ihre Sprache ist die Gebärensprache und sie kämpfen weltweit für deren Anerkennung.

    Ich nehme an, dass du sicher niemanden verletzten wolltest, sondern dass du das einfach nicht gewusst hast. In Zukunft bitte: Nicht mehr "taubstumm" sagen, wenn du niemanden verletzten willst.

    Weitere Infos zu Kursen etc. findest du in dem anderen Thread: http://www.myhandicap.ch/forum-ch.html?&tx_mmforum_pi1[action]=list_post&tx_mmforum_pi1[tid]=12194&tx_mmforum_pi1[page]=1&tx_mmforum_pi1[sword]=lehren#pid59521

    Danke und liebe Grüsse
    Laure
  • Liebe Tari,

    die Gebärdensprache beinhaltet sehr viele verschiedene Gebärden, die aber autodidaktisch schwer zu erlernen sind, wenn man keine Gundkenntnisse hat. Ja, man kann sich im Internet die Gebärden und auch das Fingeralphabeth herunter laden. Besser geht es aber wenn man einen Lehrer hat und sich mit seiner Hilfe in die Gebärdensprache einführen läßt. Wenn man die Grundlagen schon kennt, ist das autodidaktische Lernen leichter. Die Volkshochschule und das ASG-Bildungsforum bieten regelmäßig solche Kurse an.

    Lieben Gruß
    Karin

    http://www.gebaerdenlexikon.ch/
  • Liebe Tari,

    An der LMU-München am Institut für Sonderpädagogik haben die 3 Fachbereiche Gehörlosen und Schwerhörigenpädagogik und der Fachbereich Lern- und Geistigbehindertenpädagogik durch Prof. Kannewischer und Prof. Leonhardt gemeinsam eine vereinfachte Gebärdensprache entwickelt.
    Auch manche Volkshochschulen bieten Gebärdensprachkurse an.

    Gruß

    Surfer
  • deafMami hat geschrieben:
    Liebe Tari

    Ich wiederhole gerne, was ich erst von kurzem schon Zornröschen geschrieben habe:

    Bitte tu mir einen Gefallen, und überarbeite deinen Beitrag und zwar, ersetze bitte alle "taubstumm" durch "gehörlos". Der Begriff "taubstumm" ist eine sehr böse und diskriminierende Beleidigung, die ich als Mami von gehörlosen Kindern nicht dulden möchte.

    Und jetzt das warum: Gehörlose sind nicht stumm. Stumm ist man nur, wenn man keine Stimmbänder hat oder aus psychischen Gründen nicht mehr in der Lage ist, die Lautsprache anzuwenden (Mutismus). Gehörlose können sich auch in Lautsprache verständigen, nur machen sie das meist nicht so gerne, weil es für Hörende seltsam klingt.

    Aber, selbst wenn Gehörlose die Lautsprache tatsächlich nicht anwenden könnten, wären sie dennoch nicht stumm. Stumm impliziert nämlich "sprachlos" und das sind sie überhaupt nicht. (Glaub mir, meine beiden Teenies können mich auch in Gebärdensprache fast zu Tode quatschen... icon_wink.gif ) Ihre Sprache ist die Gebärensprache und sie kämpfen weltweit für deren Anerkennung.

    Ich nehme an, dass du sicher niemanden verletzten wolltest, sondern dass du das einfach nicht gewusst hast. In Zukunft bitte: Nicht mehr "taubstumm" sagen, wenn du niemanden verletzten willst.

    Weitere Infos zu Kursen etc. findest du in dem anderen Thread: http://www.myhandicap.ch/forum-ch.html?&tx_mmforum_pi1[action]=list_post&tx_mmforum_pi1[tid]=12194&tx_mmforum_pi1[page]=1&tx_mmforum_pi1[sword]=lehren#pid59521

    Danke und liebe Grüsse
    Laure




    Oh, Das war mir allerdings nicht bewusst
    Es hat sich halt in die umgangsprache eingeschlichen, so wie viele andere unsägliche Begriffe; Ich wollte Sicher niemanden beleidigen!
    Mir liegt nur am Herzen, mit den Betroffenen reden zu können, denn zwar können wir uns oft mit Händen und Füßen einigermaßen verstehen und wir haben sogar manchmal viel Spaß dabei, Natürlich sind Gehörlose nicht "Dumm"! Ich neige sogar zu der Ansicht, dass Gott ihnen durch ihr Handicap viele andere Gaben verliehen hat,
    Zum Beispiel haben drei der jungen Leute vor einem Jahr ein glänzendes Abitur abgeliefert!
    Für mich ist das Gehörlos sein, auch nicht so ganz von der Hand zu weisen, Ich trage seit Jahren zwei Hörgeräte, muss aber feststellen, dass mein linkes Ohr nun gänzlich die Arbeit aufgibt, Man hat dann schon größere Probleme, in Gesellschaft wenn viele reden, bin ich ziemlich allein. Man kann nicht mehr räumlich hören und so ein Gespräch "rauscht" förmlich an mir vorbei, Auf der Straße höre ich nicht, wenn ein Auto kommt und schon deshalb wird man äußerst unsicher.Also kann ich mich deshalb recht gut in Menschen, die GAR nichts hören, hineinversetzen
    Und schon deshalb möchte ich die Gebärdensprache erlernen,Ich mag diese Menschen, die so gar kein SElbstmitleid kennen und ihr Leben ausgezeichnet in den Griff bekommen!

  • Hallo Tari,

    "vereinfachte" Gebärdensprache ist zum Lernen nicht zu empfehlen. Universitätsfachleute in der Gehörlosenpädagogik sind meistens keine Experten im Bereich Gebärdensprache und unterrichten sie auch nicht.
    Es gibt inzwischen viele professionell arbeitende, gehörlose Gebärdensprachdozenten,
    die an Volkshochschulen, in Firmen, Bildungszentren, Sprachschulen oder privat Gebärdensprachkurse geben.

    Hier unten ist eine kleine Linkliste mit Informationen zur Gebärdensprache und zu Lernmaterial.
    Allerdings muss man dazu sagen, dass - ähnlich wie in anderen Sprachen -
    auch bei der Gebärdensprache der direkte Kontakt zu den "Benutzern" notwendig ist. Ein rein privates Lernen am PC führt oft nicht zum erhofften Erfolg.
    Gebärdensprache ist visuell-manuell und dreidimensional, auch Mimik und Gestik spielen eine große Rolle und die Grammatik unterscheidet sich stark von der der deutschen Sprache. Außerdem gibt es in der Gebärdensprache dialektale Unterschiede, die nicht auf jeder Lernsoftware oder in Büchern zu finden sind.

    Insofern solltest du auf jeden Fall parallel zur Nutzung von Software einen Gebärdensprachkurs besuchen. (Einfach mal bei google deinen Wohnort und "Gebärdensprachkurs" eingeben: ).

    Allgemeine Infos zu Gehörlosigkeit, zu Gebärdensprache und zum Umgang mit gehörlosen Menschen:
    http://www.gehoerlosen-bund.de/dgb/index.php?option=com_content&view=section&layout=blog&id=8&Itemid=57&lang=de

    WRD-Sendung / Thema Gehörlosigkeit:
    http://www.planet-wissen.de/sendungen/2009/02/17_gehoerlos.jsp

    Gebärdensprachkurse bundesweit:
    http://www.gehoerlosen-bund.de/gebaerdensprache/gebaerdensprach_angebote.htm

    Lernmaterial:
    http://www.kestner.de/n/verlag/verlag-produktuebersicht.htm

    Deutsches Fingeralphabet zum Ausdrucken:
    http://www.lvglth.de/download/Fingeralphabet_Foto.jpg

    Info-Website:
    http://www.visuelles-denken.de/

    Da du geschildert hast, dass dein Gehör sich immer weiter verschlechert, wäre für dich selbst vielleicht folgendes Rehazentrum zu empfehlen:
    http://www.hoergeschaedigt.de/

    Alles Gute!


  • Liebe Saphira,

    du hast mich mit deinen Ratschlägen regelrecht glücklich gemacht!

    Dass du mir sogar eine Reha empfohlen hast, hat mich überrascht, denn daran hatte ich ,in Bezug auf mein Gehör,noch gar nicht gedacht!

    Ich werde nun alles versuchen, um mich in der Gebärdensprache zu bilden,und das auch meinen Kindern empfehlen, die sich schon seit einiger Zeit dafür interessieren.

    Vielen herzlichen Dank!
    Tari
  • Hallo Tari,

    danke, freut mich sehr! Und - ja, man sollte auch an sich selber denken: ).


  • Hallo Tari,
    seit Jahren möchte ich auch gerne die Gebärdensprache lernen, deshalb hat mir eine gute Freundin eine CD-Rom geschenkt. Die CD-Rom heißt "777 Gebärden Teil 1", ISBN: 3-00-001312-1, vom Karin Kestner Verlag (www.kestner.de). Insgesamt gibt es 3 CD und noch 2 CD extra für Kinder ab 3 Jahren. Um ein paar Grundbegriffe zu lernen, finde ich die CD nicht schlecht.
    Vielleicht ist das ja was für den Anfang und damit du dich etwas mit den Gebärden "anfreunden" kannst.


    Gruß Elektra68


    P.S. meine Tochter(11) hat auch schon einige kleine Sätze mit der CD gelernt.

  • Hallo Elektra,

    das ist genau das, wonach ich suchte!
    Vielen Dank für den Tipp!

    Liebe Grüße von Tari
  • ja, die grammatik ist stark vereinfacht. verben werden nicht konjugiert (gibt also nur infinitive), wenn ich das in erinnerung habe. außerdem gibt es ein starres aber einfaches satzschema und nicht so viele präpositionen.
    deswegen haben geburtsgehörlose manchmal probleme, sehr verschachtelten sätzen zu folgen.
  • Hi Kakkfrosch

    Worauf bezieht sich deine Aussage, auf die vereinfachte Gebärdensprache oder auf die richtige?
    Es ist nicht ganz korrekt zu sagen, dass die GS nur Infinitive und weniger Präpositionen verwendet. In der GS werden diese nur völlig anders dargestellt. Linguistische Untersuchungen haben gezeigt, dass die gleichen grammatischen Elemente in der GS vorkommen wie in jeder anderen (Laut-)Sprache, für Laien sind diese jedoch schwer zu erkennen. Das Satzschema und die Satzstellungen sind alles andere als starr und sehr komplex. Die GS ist deshalb für Hörende relativ schwierig zu erlernen und ich würde es auch keinem empfehlen (der keine linguistische Grundkenntnisse hat) empfehlen, es "auf eigene Faust" zu versuchen.
    GS-Anfänger machen häufig den Fehler, dass sie die einzelnen Gebärden auf die Wörter (und Satzstruktur) der Lautsprache projezieren, was ein ziemlich unverständliches Gebilde ergibt (Vergleichbar mit der Wort-für-Wort-Übersetzung eines Computerprogramms). Das wäre dann die LBG, lautsprachbegleitendes Gebärden, das keine eigenständige Sprache ist. Zwischen LBG und GS besteht ein riesiger Unterschied!

    Gebärdensprachbenutzer haben nicht deshalb Mühe mit der lautsprachlichen Grammatik, weil ihre eigene vereinfacht wäre (was sie ja eben keinesfalls ist), sondern weil sie sich grundlegend davon unterscheidet, sprich eine andere Sprachfamilie ist. Für Nutzer germanischer Sprache (Deutsch, Englisch etc.) ist die Grammatik von z.B. asiatischen Sprachen auch eher schwierig zu lernen, weil man die ganzen Grundstrukturen anders anwenden und somit neu lernen muss.


    Liebe Grüsse

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