Gebärdensprache lehren

Hallo Leute
wie lehrt man einrn Geherlosen Menschen die Gebärdensprache?

Antworten

  • Hallo mikko,

    das ist wirklich eine interessante Frage! 😀

    Wir haben ja zwei Mitarbeiter im Kollegium, die gehörlos sind. Ich werde Deine Frage an die beiden weiterleiten. Es kann allerdings ein wenig dauern, bis Du eine Antwort bekommst. Denn der Kollege, von dem ich selbst genau weiß, dass die Gebärdensprache seine Muttersprache ist, ist diese Woche noch im Urlaub.

    Wünsche Dir eine gute Zeit 😀
  • Lieber mikko2010,

    ich bin der besagte Muttersprachler 😀

    Deine Frage ist etwas vage gestellt, aber ich probiere sie trotzdem zu beantworten. Denn die meisten gehörlosen Menschen können die Gebärdensprache bereits, warum also sie darin schulen? Wenn Du aber gehörlose Kinder meinst, dann ist die Antwort eigentlich einfach:

    Gehörlose Kinder erlernen die Gebärdensprache in erster Linie entweder bei ihren ebenfalls gehörlosen Eltern - halt so wie "hörende" Kinder ihre Sprache quasi automatisch erlernen (es gibt auch hörende Eltern, die nach der Geburt eines gehörlosen Kindes anfangen, selbst die Gebärdensprache zu erlernen, um sich dann darin mit dem Kind zu kommunizieren).
    Oder aber wenn die hörenden Eltern die Gebärdensprache nicht bzw. kaum beherrschen, spätestens im Kindergarten / in der Schule, wo die Kinder die Gebärdensprache von gehörlosen Mitschülern oder gebärdensprachkompetenten Pädagogen erlernen.

    Wenn Du noch weitere Fragen zum Thema hast, nur zu 😀

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Ihr Lieben...,
    das Thema Gebärdensprache interessiert mich schon recht lange. Wenn mich jemand fragt, welche Sprache ich gerne noch erlernen würde, ist meine Antwort : "die Gebärdensprache".
    Dazu sei gesagt: Ich kann ganz "normal" hören und auch sprechen, aber es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, wie gehörlose Menschen sich mithilfe der Gebärdensprache "unterhalten". Ich könnte da stundenlang zuschauen, so toll und bemerkenswert finde ich das. Es gibt ja auch einige Filme mit gehörlosen Schauspielern (ein Film hieß, glaube ich "Gottes vergessene Kinder"?!).
    Ein großer Wunsch von mir wäre es, die Gebärdensprache zu erlernen und dann als Gebärdensprachen-Dolmetscherin gehörlosen Menschen zu helfen, beispielsweise an Gerichten oder bei Behörden ihre Belange besser durchsetzen zu können. Leider wohne ich hier in einem ziemlichen Kaff und ich wüßte auch nicht, wie ich einen solchen Wunsch verwirklichen könnte. Ich bin auch schon 45 Jahre und ob man mir eine Umschulung finanzieren würde. Zutrauen würde ich es mir.
    Hat jemand eine Idee? Danke für jeden Input.
    Liebe Grüße

    [Beitrag auf Userwunsch editert]
  • Liebes Zornröschen

    Bitte tu mir einen Gefallen, und überarbeite deinen Beitrag und zwar, ersetze bitte alle "taubstumm" durch "gehörlos". Der Begriff "taubstumm" ist eine sehr böse und diskriminierende Beleidigung, die ich als Mami von gehörlosen Kindern nicht dulden möchte.

    Und jetzt das warum: Gehörlose sind nicht stumm. Stumm ist man nur, wenn man keine Stimmbänder hat oder aus psychischen Gründen nicht mehr in der Lage ist, die Lautsprache anzuwenden (Mutismus). Gehörlose können sich auch in Lautsprache verständigen, nur machen sie das meist nicht so gerne, weil es für Hörende seltsam klingt.

    Aber, selbst wenn Gehörlose die Lautsprache tatsächlich nicht anwenden könnten, wären sie dennoch nicht stumm. Stumm impliziert nämlich "sprachlos" und das sind sie überhaupt nicht. (Glaub mir, meine beiden Teenies können mich auch in Gebärdensprache fast zu Tode quatschen... 😉 ) Ihre Sprache ist die Gebärensprache und sie kämpfen weltweit für deren Anerkennung.

    Ich nehme an, dass du sicher niemanden verletzten wolltest, sondern dass du das einfach nicht gewusst hast. In Zukunft bitte: Nicht mehr "taubstumm" sagen, wenn du niemanden verletzten willst.

    Danke und liebe Grüsse
  • Liebe deafmami,

    tut mir leid..., das wußte ich nicht.

    Leider kann ich selbst meinen Beitrag nicht mehr verändern.
    Ich werde die Redaktion bitten, dies für mich abzuändern.

    Bitte nicht böse sein. Liebe Grüße auch an Deine Kinder.

    Manu
  • Jetzt muss ich mich entschuldigen! Ich dachte, man könne seinen eigenen Beitrag immer verändern, aber das geht wohl nur in der ersten Minute.

    Zu deiner Frage übrigens: Es ist natürlich immer toll, eine neue Sprache zu lernen und je mehr Leute Gebärdensprache sprechen desto besser. Du musst dir aber im Klaren sein, dass du bereit sein solltest, dich auch mit der Gehörlosenkultur auseinanderzusetzen. Das beinhaltet mehr als nur ihre Sprache zu lernen. Eigentlich ist es tatsächlich so, dass das eine ohne das andere nicht möglich ist. Die Kultur lässt sich nicht verstehen ohne Gebärdensprache und die Gebärdensprache nicht ohne die Kultur.
    In Gebärdensprache lässt sich übrigens alles sagen, sie ist kein Kommunikationsbehelf, sondern eine vollwertige Sprache wie jede Lautsprache auch. Sie hat ihre eigenen Grammatik, ist von Land zu Land verschieden, hat sogar Dialekte, und verändert sich wie eine normale Sprache auch. Meine Teenies reden typischen Slang, wie hörende Teenager auch, halt einfach in Gebärdensprache. Meine Gebärdensprache finden sie altmodisch und langweilig.
    Es wird also ganz schön viel neues auf dich zu kommen!
    Aber es lohnt sich!

    Ausserdem ist das Üben nicht ganz einfach, weil man die Sprache halt nicht einfach anwenden kann, indem man ein Buch liest und so den Wortschatz erhöhen kann. Am besten ist es, sich viel, viel, viel mit Gehörlosen zu unterhalten. So habe ich es auch gelernt. Ok, bei mir war es praktisch, dass ich davon gleich zwei zu Hause habe. 😉

    Aber es tut mir leid: Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass du genug gut wirst, um Dolmetscherin zu werden.
    Ich weiss nicht, wie die Ausbildung in Deutschland ist. In der Schweiz wird ein linguistisches Studium (Germanistik, Übersetzen, Anglizistik etc) vorausgesetzt, sowie bereits fliessendes Anwenden und verstehen der Gebärdensprache (das beinhaltet auch 5 Kurse, die je ca. 9 Monate dauern). Auch muss man sich in der Kultur bereits auskennen. Dolmetschen ist ein sehr anspruchsvoller Beruf mit einer der härtesten Ausbildung überhaupt. Muss man das ganze noch in einer Sprache machen, die von Aufbau und Denkweise so verschieden ist wie die Gebärdensprache zur Lautsprache, ist das noch viel anspruchsvoller.

    Hier ein Link zum Einlesen: http://www.gebaerden-sprache.ch/index.php?wissenswertes


  • Liebe Zornröschen,

    ich kann deafMamis Äußerungen unterstreichen. Es ist nicht nur das Erlernen einer kompletten Sprache mit eigenem Aufbau, sondern es stehen auch Inhalte wie Übersetzung und Linguistik an. In Deutschland gibt es meines Wissens an vier Standorten die Möglichkeit, Gebärdensprachdolmetschen zu studieren: Hamburg, Zwickau, Magdeburg und Frankfurt am Main.

    Zwar gibt es auch (unter anderem in Bayern) so genannte berufsbegleitende Ausbildungen (über drei Jahre) zum staatlich anerkannten Gebärdensprachdolmetscher - hier erfolgt der Unterricht blockweise an einem Wochenenende im Monat, zusätzlich kommen zwei oder drei Blockwochen im Jahr hinzu. Aber diese Ausbildung setzt Vorkenntnisse in der Gebärdensprache / in der Gehörlosenkultur voraus.

    Wenn Dich die Gebärdensprache trotzdem nach wie vor interessiert, so empfehle ich als Einstieg einen Kurs an der Volkshochschule. In fast jeder größeren Stadt wird an der VHS die Deutsche Gebärdensprache (DGS) unterrichtet. Nach dem ersten Basiskurs (im Schnitt 12 Abende) gibt es meistens Aufbaukurse.

    Wenn Du noch Fragen hast, schieß los 😀

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • deafMami hat geschrieben:....Ich dachte, man könne seinen eigenen Beitrag immer verändern, aber das geht wohl nur in der ersten Minute.........

    Geht so lange, bis ein neuer Beitrag darunter steht.

    BTW: Ich wusste das mit dem Begriff "taubstumm" übrigens auch nicht. Gut, jetzt darüber Bescheid zu wissen und in dieser Hinsicht keine dummen Fehler zu machen.

    Gruß
    Charly
  • Liebe deafMami und lieber Tom,
    vielen Dank für Eure weiteren Ausführungen.
    Allerdings bin ich jetzt fast schon enttäuscht. Ich denke, ich sollte lieber nicht nach für mich unerreichbaren Sternen greifen.
    Liebe Grüße

    @CharlyBrown – man kann auch schon nicht mehr den eigenen Beitrag verändern, sobald dieser bewertet wurde.


  • Tom_MyHandicap hat geschrieben:
    In Deutschland gibt es meines Wissens an vier Standorten die Möglichkeit, Gebärdensprachdolmetschen zu studieren: Hamburg, Zwickau, Magdeburg und Frankfurt am Main.



    hallo tom_myhandicap,

    damit brauche ich ja nicht mehr posten wie du vorgeschlagen hast, zum glück komme ich nur 30 km von magdeburg. jedenfalls danke ich dir.

    lg ralle
  • Hallo zusammen

    zum Thema Gebärdnsprache muß ich auch mal eine dumme Frage stellen. Kann man die Gebärdensprache auch mit einer Hand erlernen? Ist für zusätzlich bewegungseingeschränkte Menschen eine wichtige Frage.

    LG Nobby
  • Lieber Nobby,

    danke für die gar nicht so dumme Frage 😀

    Hm, bei der Gebärdensprache werden bei einem Großteil der Gebärden beide Hände benutzt. Ich kenne jedoch einige gehörlose Menschen, die nur noch einen (funktionierenden) Arm besitzen - diese können sich auch mit dieser einen Hand verständigen. Es ist also einen Versuch wert 😀

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Liebes Zornröschen

    Natrürlich wollte ich dich nicht demotivieren. Aber ich denke, mit einer ehrlichen direkten Antwort ist dir besser geholfen. Ich erlebe es häufig in meinem Umfeld, dass die Leute gerne Gebärdensprache lernen möchte oder sogar Dolmetscher. Leider verwechseln viele den Beruf Gebärdendolmetscher mit dem eines Sozialarbeiters und vergessen dabei auch, dass es ein linguistischer Beruf ist, der gewisse sprachliche Kompetenzen voraussetzt. ("Normale" Dolmetscher haben übrigens ähliche Probleme)

    Lies doch einfach mal ein bisschen was zu dem Thema, z.b das Buch "Schrei der Möve" von und über die gehörlose Schauspielerin Emmanulle Laborit. Wenn es dich dann immer noch packt, dann mach einen Kurs. Es ist ja auch ohne berufliche Ambitionen spannend, eine neue Sprache zu lernen, vor allem eine so schöne Sprache wie Gebärdensprache!

    Herzliche Grüsse
    Laure
  • Hallo deaf Mami,

    Wie Tom schon gesagt hat erlernen gehörlose Kinder die Gebärdensprache geauso automatisch über die Interaktion mit den Eltern wie Hörende. Es entwickelt sich daheim eine sogenannte Home sign language.
    Wenn die Eltern z. B. gehörlos sind und die Kinder hörend, so entwickeln die hörenden Kinder trotzdem Gebärdensprache, wenn sie auch unterschiedlich ausgeprägt ist.
    Noch deutlicher tritt das hervor, wenn die Kinder taub aber Eltern hörend sind, dann hat das Kind oft eine breitere Gebärdensprache als die Eltern.
    Aus diesen Unterschieden heraus zwischen Hörenden und Tauben Familienmitgliedern entwickelt sich dann eben oft die vereinfachte Home sign Language, die eben nur im vertrauten Umfeld gebraucht und vollständig erfaßt wird.
    Anders liegt der Fall wenn das Kind ertaubt und die Gebärdensprache vorher nie erlernt werden mußte.
    Dann muß beim Kind für jeden bisherigen Laut jede Gebärde eingeführt werden und auch das Lippenlesen als in diesem Fall noch wichtigeres Mittel muß von Grund auf erlernt werden. Auch die Eltern müssen Gebärden und das Ablesen Schritt für Schritt sowohl im getrennten Unterricht als auch gemeinsam erlernen, angeleitet durch Logopäden, Sprachheilpädagogen und auch Lehramtsleute.
    Am Institut für Sonderpädagogik an der LMU- München, Leopoldstr.13 hat Frau Professer Kannewischer im Fachbereich Lern- und Geistigbehindertenpäd. zusammen mit Frau Prof. Leonhardt von der Gehörlosenpäd. eine vereinfachte Gebärdensprache entwickelt, die nicht nur für die angesprocheneen Behinderungsarten leichter erlernbar sein soll, sondern vor allem als leichter einführbar und erlernbar gilt, wenn keine Gehörlosigkeit vom frühen Kindesalter an vorlag.
    In solchen Fällen, wo jemand früher voll gehört hat, wird auch viel öfter das Cochlear implantat empfohlen, als umgekehrt, wobei das nie das komplette Gehör zuückbringen kann.

    Gruß

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