Praktikumsplatz - wie geht es weiter? Schule/Ausbildung nach Schwerbehinderung ...

Hallo,

habe eben dieses Forum im Net gefunden und muss gleich mal eine Frage loswerden.

Mein Sohn (20 J.) erlitt vor ca. 1 Jahr einen unverschuldeten Verkehrsunfall mit Schleudertrauma, Schädelhirntrauma u. Verletzung des re. Knies.

Kurz vor seinem Abi musste er ohne Abschluss von der Schule abgehen. Nun versuchte er, durch ein einjähriges Praktikum seinen Fachhhochschulabschluss zu erreichen. Das ist möglich mit 12 vollendeten Schuljahren und einem Jahr Praktikum.

Leider schafft er sein Praktikum nicht. Obwohl die Arbeit einfach ist, hält er sie nicht 8 Std. am Tag durch.

Seit dem Unfall hat er Konzentrations- u. Gedächtnisprobleme, bekommt leicht Kopfschmerzen bei geistiger Anstrengung u. körperlicher Anstrengung, kann mit seinem verletzten Knie nicht lange stehen und gehen.

Wie soll es nun weitergehen? Was kann er machen? Gibt es verkürzte Arbeitszeiten für Praktika bei Schwerbehinderung (er hat 50 %)?

Welche Ausbildung könnte er machen, wenn er sich nichts richtig merken kann - ansonsten aber sehr intelligent ist? An wen kann er sich wenden? Ans Arbeitsamt sind jetzt erst mal alle Unterlagen gegangen, eine medizinische Untersuchung dort steht bevor.

Außerdem wird mein Sohn immer depressiver ... Obwohl die Chance besteht, dass sich seine Behinderungen noch (wenigstens zum Teil) zurückbilden können, hat er allen Mut verloren.

Wäre froh über jeden Ratschlag,

Rubinchen

Antworten

  • Hallo Rubinchen

    Erstmal ganz herlich willkommen in unserem Forum! Bestimmt findest du hier viele nette Leute und Unterstützung!

    Nun zu deiner Frage: Ich habe sie an einen unserer Fachexperten weitergeleitet. Sicher bekommst du bald eine Antwort von ihm.

    Viel Kraft und Mut und liebe Grüsse
  • Hallo Rubinchen,

    Falls Dir das mit dem FOS - Abschluß Sorgen macht, kann ich unabhängig davon, in welchem Bundesland ihr seid konkreten Rat geben.
    In München gibt es die Fachoberschule der Stiftung Pfennigparade. Dort machen Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam den Abschluß, wobei der Schwerpunkt auf den Behinderten liegt, d.h. der Behinderte wird bevorzugt aufgenommen, Zeitverlängerung bei Prüfungen,usw. sind kein Problem.
    Ich selbst habe 1992 dort die FOS abgeschlossen und die Lehrkräfte kümmern sich so weit es geht um jeden Einzelnen oft sehr persönlich, weil die Klassengröße bei max. 13 Personen liegt. Die Mehrheit der Leute schafft es.
    Seit einigen Jahren ist die Schule zudem staatlich anerkannt.
    Wegen der Kosten Internatsunterbringung mußt Du den Antrag beim Bezirk Deines Heimatortes stellen. Im Internat sind es Einzelzimmer.
    Des weiteren können Beratungsdienste der Pfennigparade sicher beim Antrag helfen.

    Kontakt

    Stiftung - Pfennigparade
    Barlachstr.36-38
    80804 München

    Tel: 089/30616-0

    Direktorin Martina Weide- Gertke

    Internet: www. Stiftung Pfennigparade.de dann unter weiterführende Links unter www. ebs. de gehen. ebs ist die Abkürzung für Ernst Barlach Schulen.
    Auch die Stiftung MyHandicap kooperiert mit der Pfenniparade.

    Gruß

    Surfer

    PS. Leider darf man aus Schutzgründen den bürgerlichen Namen nicht nennen, nur über die persönliche Mail, die in diesem Forum für jeden User einzeln eingerichtet ist.
    Aber ich bin mir sicher, einige wenige Lehrkräfte werden mich noch kennen.
    Besonders die Rektorin, meine ehemalige Mathelehrerin, denn ich war absolut unterirdisch und bin trotzdem durchgekommen.


  • Hallo,

    vielen Dank für den Tipp! Es gibt doch immer noch Möglichkeiten, von denen man keine Ahnung hat.

    Ich dachte, für meinen Sohn wäre es einfacher, ein Jahr Praktikum zu machen, da ihm das Lernen so schwer fällt ... Leider ist das wohl nicht der Fall.

    Über den Schulabschluss hinaus mache ich mir natürlich überhaupt Sorgen, wie es beruflich für ihn weitergehen kann, wenn er körperlich nicht arbeiten kann wegen seinem kaputten Knie und den Kopfschmerzen und wenn er sich wenig merken kann... Hoffe, dass eine Reha da noch Verbesserungen bringen kann. Sie ist - wie gesagt - beantragt und ich hoffe, dass sie bald genehmigt wird. Wie ging es für dich nach dem Abschluss weiter?

    Viele Grüße und vielen Dank,

    Rubinchen
  • Hallo Rubinchen,

    ich möchte mich Surfers Rat anschließen. Die Pfennigparade hat gerade in den letzten Jahren sehr viel Erfahrung in der Unterstützung von Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma gewonnen. Es gibt dort auch ein eigenes Projekt "REVERSY", in dem Menschen mit Schädel-Hirn-Traumata eine begrenzte Zeit aufgenommen und individuell gefördert werden http://www.reversy.de/.
    Anschließend gehen die Betroffenen wieder aus dem Projekt heraus und machen ihre Ausbildung oder nehmen eine Arbeit auf. Vielleicht braucht der Sohn auch noch etwas Zeit für seine Rehabilitation? Der Unfall ist erst ein Jahr her, das ist nicht lange. Früher wurden den Menschen mit Schädel-Hirn-Traumata mehrere Jahre Reha finanziert, heute sind es oftmals nur wenige Wochen und das ist entschieden zu wenig. Da ist es gut, wenn er in einer Einrichtung wie etwa REVERSY, das sich auf Übergangsszenarien spezialisiert hat, noch weiter etwas zu regenerieren.

    Das Zweite, worauf ich hinweisen möchte, sind die sogenannten Nachteilsausgleiche bei Prüfungen. Sollte der Sohn doch noch versuchen, seine Schule fertig zu machen, müssen ihm die behinderungsbedingt notwendigen Nachteilsausgleiche gewährt werden. Dies kann zum Beispiel eine Verlängerung der Prüfungszeit sein, aber auch eine Schreibkraft, der er die Texte diktieren kann oder aber eine Pause während der Prüfung zur Regeneration. Die Einzelheiten müssen immer mit der betreffenden Schule ausgehandelt werden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mubika