gibt es keine autistischen mädchen?

Hallo

Ich komme wieder mal mit einer Frage, mit der ich mich als komplett unwissend oute, die ich aber schon noch interessant finde.

Wenn man so Berichte über Autismus liest, ist da immer nur von männlichen Personen die Rede. Gibt es denn keine Mädchen/Frauen mit Autismus? Mir fällt echt auf, dass es ganz viele Krankheiten gibt, die nur männliche Personen haben, aber nicht Frauen und auch solche, die zwar von Frauen an ihre Kinder weitergegeben werden, aber eben nur an die männlichen. Da stellt sich mir die Frage, haben Frauen Supergene?? (Meine Freundin würde mich jetzt mit einem spöttischen Blick bedenken, der Bände spricht: "Ihr armen, schwachen Männer..." ;-) )

Gruss

Antworten

  • Hallo Maloney,Hallo Leute,

    1) Erbkrankheiten allgemein

    Bei vielen genetisch bzw. erblich bedingten Behinderungen sind Jungen häufiger betroffen, als Mädchen. Meist 4:1. Das liegt am häufigsten daran, daß die Chromosomen bei Frauen anders konstruiert sind, wie bei Männern. Während das männliche Geschlecht über nur ein X-Chromosom an den Genom- Strängen 1-22 verfügen hat das weibliche Geschlecht 2 X-Chromsome. Entscheidend für Erbkrankheiten ist zum größten Teil das X-Chromosom, d.h. ist ein X- Chromosom defekt oder geschädigt, gleicht es beim weiblichen Geschlecht das zweite meist ungeschädigte Chromosom aus.

    2)Andere Ursachen für Autismus weitgehend ohne Genetik

    Trotzdem gibt es auch Mädchen mit Autismus.
    Allgemein hat man bei vielen Autisten herausgefunden, daß meist beide Eltern zum Teil weit überdurchschnittlich intelligent waren.(ab IQ 145) Bei vielen, aber nicht allen Autisten hat man eine Vergrößerung der Hirnregion vor allem rechts gefunden, was als Ursache neben der Chromosomenvererbung angesehen wird.
    Bei Einzelfällen konnte auch Sauerstoffmangel während der Geburt nicht ausgeschlossen werden, wenn dadurch das Sprachzentrum des Gehirns vor allem in der Erfassung und Verarbeitung ,aber zum Teil auch in der Produktion geschädigt wurde. Auch mangelnde Gehirnreifungsprzesse können nicht ausgeschlossen werden.
    Aber auch eine familiäre Häufung in der Familie kann ursächlich für Autismus sein, wenn z.B. beim Vater schon Fälle in der Familie waren und gleichzeitig die Mutter auch eine versteckte Diposition aufweist.
    Autismus kann aber auch durch totale sprachiche Isolation in den ersten Lebensjahren entstehen, d.h. der Säugling kriegt von der Umwelt überhaupt keine sprachlichen Impulse. Dadurch wird die Entwicklung der Nervenzellen und Vernetzungen im Gehirn verhindert, die vor allem auch die Sprachentwicklung ermöglichen. Das Sprachzentrum im menschlichen Gehirn steht übrigens spätestens mit 14 beim Eintritt der Geschlechtsreife still, d.h. fehlende Sprachentwicklung kann dann nicht mehr korrigiert werden.

    3)Zusammenfassung wann auch bei Mädchen

    Autismus bei Mädchen ist also möglich, bei starker familiärer Häufung, Annomalien in der Gehirnentwicklung, Schädigung und mangelnde Reifungsprzesse im Gehirn oder fehlender sprachicher Input. Wenn es Mädchen dann haben, sind sie auch stärker autistisch als betroffene Jungen.
    Hauptsächlich ist aber Vererbung dafür verantwortlich, so daß in der Tat durch die Veerteilung der Chromosomen Jungen weit stärker betroffen sind, als Mädchen.

    Gruß

    Surfer

  • Hallo Surfer,

    hast du ganz toll geschrieben und in sich die Frage beantwortet. Und ja bei Frauen / Mädchen ist es leicht stärker ausgeprägt laut Aussage der Wissenschaft. Eine sehr wichtige Tatsache ist das Personen mit Autismus früher nicht die Frühförderungen erhielten wie es heute der Fall ist. Viele Betroffene haben gute Fähigkeiten die es wert sind gefördert, gefordert zu werden und es gibt andere die so gar mit einer Inselbegabung ( besondere Fähigkeiten )ausgestattet sind. Ein sehr guter Link und gut ge - beschrieben.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus

    Für mich ist Autismus eine tiefgreifende Störung in der Verarbeitung von Infos im Kopf ( Entwicklungsstörung) und in den Formen, Graden sehr unterschiedlich, vielfältig. Es ist ganz Salopp gesprochen, jedoch keinesfalls abwertend zu sehen, zu betrachten, sondern ganz im Gegenteil der Fall. Mfg Lyn 😉
  • Danke surfer! Jetzt fühl ich mich richtig schlau 😎

    Hier gibt es ja auch einige Artikel zu dem Thema, die habe ich gerade gelesen, deshalb bin jetzt überhaupt drauf gekommen.
    Ich kenne niemanden mit Autismus. Ist mir auch noch nie wirklich jemand aufgefallen (ich beobachte z.B. sehr gerne die Leute), ich muss mal nachschauen, wieviele es eigentlich in der CH gibt.

    Gruss
    Phil


  • Sagte meine mitlesende Frau auch: „Ihr armen, schwachen Männer...“, und als wir die Ausführungen von surfer durch hatten, war ich noch ärmer und schwächer!!
    Sonst liest sie so gut wie nie mit, aber so schnell konnte ich gar nicht scrollen, und schon hatte ich wieder mal mein Fett weg.
    Und dann setzt Lyn mit der Ausarbeitung von Wiki noch einen drauf, und jetzt gehe ich freiwillig spülen..... 😺
    LG Jochem
  • Doch gibt es. Sogar hier im Forum. Außerdem hatte ich wärend meiner Berufstätigkeit auch weibliche Autisten zu betreuen. Egal ob Asperger oder anderer Autismus, er ist nicht nur auf Männer beschränkt. Aber wie bei anderen Erkrankungen auch, seit ihr Männer einfach anfälliger. Wie sonst wäre sonst wohl das weibliche Bild der Krankenschwester entstanden, wenn ihr Männer uns nicht bräuchtet. Wir brauchen es euch zu pflegen und ihr braucht es von und gepflegt zu werden. Ich finde das ist eine gerechte Rollenverteilung. 😆

  • Guten Morgen Jochem,

    sieh es positiv, Frau ist stolz wenn diese für Mann da sein darf, - und ich denke Deine Frau auch, 😉 .

    Und ja Phil,

    es gibt auch wie durch Karin beschrieben Autisten w/m im Forum, - nur viele trauen es sich nicht zu sagen, - weil immer noch ein sehr großes Schubladendenken, Vorurteile zu den meisten Personen besteht. Sicher ist die Kommunikation ein wenig schwieriger zueinander, untereinander, - nur mit ein wenig Geduld, - können beide Seiten viel voneinander lernen, sich geben. Mfg Lyn 😉
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