diskriminierung von hörgeschädigten bei Autofahren lernen

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Hallo zusammen

Ich will mal nicht von mir reden sondern von der tochter einer guten freundin von mir. Es ist keine schöne geschichte.

Die Tochter meiner Kollegin ist hochgradig schwerhörig und wollte eignetlich Autofahren lernen und hat sich schon so darauf gefreut. Sie hat die Theorieprüfung bestanden und auch schon mit ihrem vater viel geübt und kann schon recht gut autofahren.
Aber: Sie findet keinen fahrlerher!! Sie hat halb winterthur angeschrieben und sobald sie sagt, dass sie hochgradig schwerhörig ist und lippenlesen muss, bekommt sie entweder gar keine antwort mehr oder die sagen ihr, dass "sie diese verantwortung nciht übernehmen können". WAS SOLL DAS?! Einer hat sogar gesagt, dass sie sich das autofahre abschminken soll (Zitat!) weil horbehinderte im verkehr eine gefahr sind die man gar nicht auf die strasse lassen sollte!

Hörbehinderte sind doch keine Gefahr im Verkehr! Und was ist mit denen die voller lautstärke Musik hören so dass man es im umkreis von 1km noch hört. DIE sind viel eher eine gefhar!

Ich finde es sehr trautig und ich bin stinksauer!
Weiss jemand von euch vielleicht einen Fahrlehrer der nicht so ein arsch (sorry) ist?

LG, Klara *schnaub*

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  • MyHandicap User
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    Hallo Klara,

    ich selber bin durch eine schwere Krankheit vor 2,5 Jahren links ertaubt und rechts schwerhörig geworden. Trage ein Hörgerät und habe eine gewisse Resthörigkeit, die ohne Hörgerät sehr dumpf ist.

    Nachdem ich vom Rolli weg gekommen bin und einigermassen am Gehstock gehen konnte, keimte in mir der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit auf und dem entsprechend wollte ich wieder Autofahren, einen Führerschein besass ich ja schon seit 26 Jahren.

    Ich übte erstmal mit meinem Vater auf einem großen leeren Parkplatz, dann nahm ich in einer Fahrschule einige Stunden.
    Da man die Anweisungen des Fahrlehres ja hören muß, ist es schon besser, wenn man eine Resthörigkeit hat. Sich als Neuling auf Mund ablesen, Verkehr und dem Auto zu konzentrieren halte ich für sehr schwer, aber nicht für unmöglich.
    Man muß sich viel mehr und öfters umsehen, viel mehr den gesamten Verkehr beobachten.

    Es gibt in Köln spezielle Fahrschulen für ertaubte, wie die den praktischen Unterricht vollziehen, kann ich Dir nicht sagen.

    Da man als Fahrschüler keinen Führerschein besitzt, haftet der Fahrlehrer für jede Situation.
    In Deutschland werden Fahrlehrer mit nur wenigen Punkten zum Strassenverkehrsamt bestellt und müssen sich Rechfertigen!
    Das da die Fahrlehrer also sehr Vorsichtig sind, kann ich also nachvollziehen.

    Als eingefleischter Autofahrer hat man nach einer Neurologischen Erkrankung übrigens die Pflicht sich selbst reel einzuschätzen und notfalls sich bei der objektiven Beurteilung der eigenen Fahrtüchtigkeit sich von kompetenter Seite Rat und eine fachliche Beurteilung zu holen.
    Ich habe nicht nur ein paar Fahrstundenm genommen, sondern in einer ambulanten Reha, das Angebot wahrgenommen, mich in einer Fahrstunde von einem weiteren Fahrlehrer und einem Neuropsychologen beurteilen zulassen, was ich mit der Note gut abschloss und das dementsprechende Schriftstück immer bei mir führe.
    Denke das nicht jeder der so lang sein Führerschein hat und Gesund ist, dies mit einer 2 abschliesst.

    Niemand will etwas böses, doch die allgemeine Sicherheit hat oberste Priorität.

    Ich würde an Eurer Stelle mal nach speziellen Fahrschulen googeln, oder den Schwerhörigen Verband der Schweiz kontaktieren.



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    Viel Glück und Erfolg
    Cross
  • Hallo Crossover

    Da muss ich dir leider ganz entschieden widersprechen.

    Man kann Spätertaubte und geburtsschwerhörige/ -gehörlose Menschen nicht gleichsezten. Wer schon von kleinauf oder sogar schon seit geburt hörgeschädigt ist, hat gelernt, die akustischen Defizite visuell zu kompensieren. So ist es zum Beispiel wissenschaftlich erwiesen, dass Gehörlose ein viel weiteres Gesichtsfeld haben. Das heisst, sie müssen sich eben nicht dauernd umsehen, sie sehen auf einen Blick viel mehr und viel detailierter als Hörende oder Späterertaubte.
    Es gibts sogar eine statistische Erhebung, die belegt, dass Gehörlose und Schwerhörige weniger Unfälle als Hörende bauen.
    Meine beiden Teenager sind ja von Geburt an gehörlos und sehen mit einem Blick Dinge, die ich nicht mal bei näherem Hinsehen sehe. Es kam auch schon vor, dass ich mich - als Hörende - auf mein Gehör verlassen habe und die Strasse überqueren wollte. Meine Tochter aber riss mich dann zurück, sie hat das Auto gesehen, das ich überhört hatte.

    Ich sehe die grössere Gefahr, wie Suneschii, bei Leuten, die laut Musik hören und dadurch unaufmerksam sind. Sie haben eben noch nie gelernt, wie sie ihre akustischen Defizite, die sie durch die laute Musik temporär ja haben, visuell zu kompensieren. Somit sind diese Leute viel gefährlicher im Strassenverkehr.

    Dass Menschen mit einer Hörbehinderung abgelehnt werden von Fahrlehrern ist deshalb eine grobe und völlig unberechtigte Diskriminierung und inakzeptabel!

    Dass es schwierig ist, wenn man Lippenlesen muss (mit Gebärdensprache geht das etwas einfacher), ist jedoch richtig. Da muss man sich halt etwas organisieren, die Infos noch im Stand geben und weitere Anweisungen möglichst mit Handzeichen angeben.

    Suneschii, ich kann dir gerne die Telefonnummer eines Fahrlehrers geben, der die halbe Klasse (alle hochgradid schwerhörig) meiner beiden Kinder unterrichtet hat. Er hatte bisher nie Probleme mit den Schwerhörigen und Gehörlosen und alle haben bestanden.


    Liebe Grüsse, Laure

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