Schichtarbeit bei Morbus Meniére (Drehschwindel, Tinnitus, Hörverlust)

Hallo und guten Tag,
ich leide seit einiger Zeit unter Morbus Meniére (Drehschwindel, Tinnitus, Hörverlust). Deshalb war ich auch schon mehrmals über zum Teil mehrere Wochen krank und auch in stationärer Krankenhausbehandlung. Besonders durch den Drehschwindel war ich nicht mehr in der Lage zu stehen und schon gar nicht zu arbeiten.
Zurzeit bin ich wieder seit einige Monaten in der Lage zu arbeiten; Tinnitus und Hörverlust immer noch sehr stark, Drehschwindel zum Glück nur noch schubweise und schwächer.

Mein Arbeitgeber möchte jetzt im Herbst die Arbeitszeit von normalen Bürozeiten auf Früh- und Spätschicht umstellen. Ich mache mir große Sorgen, ob das für meine Gesundheit wegen meiner Vorerkrankung gefährlich sein könnte.

1) Welche gesetzlichen Regellungen gibt es?

2) Kann ich gezwungen werden mit meiner Erkrankung im Schichtdienst zu arbeiten?

3) Welche Gründe gibt es, die einen Schichtdienst ausschließen?

4) An wen kann ich mich wenden?

5) Ist der Betriebsarzt der richtige Ansprechpartner?

6) Wo kann ich mich informieren?

Im Voraus besten Dank für jede Hilfe!
enero99

Antworten

  • Hallo Enero99,

    ich habe deine Fragen an unsere Fachexperten weitergeleitet. Da deine Fragen doch sehr umfangreich sind, bitte ich dich, dich ein wenig zu gedulden, bis ihre Antworten eintreffen.

    Ich hoffe sehr, dass sie dir weiterhelfen können.

    Viele Grüße von
    Michaela
  • Hallo Enero,

    zunächst einmal würde ich Dir raten, nicht von vorneherein anzunehmen, dass Dir die Schichtarbeit schadet. Wenn nicht vorab etwas Wichtiges dagegen spricht ( wie etwa dringendes Abraten Deiner Ärzte), würde ich im Vorfeld noch nicht die Pferde scheu machen, sondern es erst einmal ausprobieren, wie sich die Schichtarbeit bei Dir wirklich "anfühlt". Ansonsten könnte es sein, dass der Arbeitgeber sich auf den Standpunkt stellt, dass Du nur nicht magst und das wäre eine schlechte Ausgangsbasis für weitere Verhandlungen. Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass der Arbeitgeber sich auf den Standpunkt stellt, dass er Dich aufgrund der veränderten betrieblichen Bedingungen nicht mehr brauchen kann. Und dann müsste erst geklärt werden, ob es betrieblich möglich wäre, einzelne Personen von der Schichtarbeit freizustellen. Falls nein, kommt es womöglich zur Kündigung.
    In manchen Betrieben ist es auch so, dass Personen, die von der Wechselschicht freigestellt sind, immer nur in der gleichen Schicht eingesetzt werden. Kennst Du denn die genauen Uhrzeiten schon, zu denen die Schichten gefahren werden sollen?

    Zu Deinen Fragen:
    ad 1 ) Der Arbeitgeber hat eine sog. Fürsorgepflicht für Dich. Das bedeutet, dass er Sorge dafür tragen muss, dass Gefahren für Deine Gesundheit abgewendet werden. Dazu muss aber erst klar sein, dass die Schichtarbeit Dir wirklich schadet. Ein Attest der behandelnden Ärzte kann da sinnvoll sein, aber ich würde dieses wirklich nur dann vorab vorlegen, wenn es unumgänglich ist. Auf keinen Fall sollte man solche Aktionen quasi "präventiv" machen.

    ad 2) Du kannst natürlich nicht gezwungen werden, Schichtarbeit zu machen. Niemand kann zu irgend einer Arbeit gezwungen werden. Es kann aber im "worst case" das passieren, was ich oben bereits beschrieben habe.

    http://www.juraforum.de/forum/arbeitsrecht/zwangsweise-umstellung-von-tag-auf-wechselschicht-zulaessig-323336

    ad 3) die Gründe für den Ausschluss von Schichtarbeit können durchaus medizinische sein, wie Du sie vorbringst

    ad 4) Du kannst Dich an den Betriebsrat wenden. Wenn Du schwerbehindert oder einem schwerbehinderten Menschen gleichgestellt bist, auch an die Schwerbehindertenvertretung.

    ad 5) Der Betriebsarzt ist nicht Deine Interessenvertretung. Er hat eine neutrale Position einzunehmen und hat die Verpflichtung, den Arbeitgeber auf zu berücksichtigende Faktoren bei Deiner Beschäftigung hinzuweisen. Der Betriebsarzt kann also anhand von medizinschen Unterlagen, die Du ihm vorlegst, prüfen, ob Du wechselschichtfähig bist.

    ad 6) einfach googeln, das Netz ist voll von Infos 😀

    Ich wünsche Dir viel Erfolg!

    Mubika
  • Sorry, ich habe eben bemerkt, dass der Link nicht funktioniert, hier noch ein Versuch:

    http://www.juraforum.de/forum/arbeitsrecht/zwangsweise-umstellung-von-tag-auf-wechselschicht-zulaessig-323336

    MfG
    Mubika
  • Hallo,
    ich hab gerade deine Frage erst gefunden.
    Ich kann nichts zur Gesetzlichen Lage sagen weis aber aus erfahrung das die Schichtarbeit egal ob im 2 Schicht oder 3 Schichtsystem ganz schön ansträngender ist als normale Arbeitszeiten und wenn du dann noch Gesundheitlich angeschlagen bist wird es nicht einfacher die Umstellung zu schaffen.
    Ich würde auf grund der Gesundheit versuchen eine Probezeit von 4 Wochen im Schichtdienst aus zu handeln das hat mein Mann auch gemacht und erst wenn das gut klappen sollte würde ich es machen.
    Leider ist es in vielen Firmen so die auf Schicharbeit Umstellen das Mann oder Frau keine andere möglichkeit hat und somit nacher gezwungen ist zu überlegen ob man dann auf gibt deshalb wäre es gut auch das zu überlegen.
    Wenn es klappt wäre es ja schön aber wenn nicht dann einen plan B zu haben ist auch nicht schlecht.
    Ich wünsche viel erfolg bei deinem Vorhaben und vieleicht haben die Experten noch Hilfreiche tips zur Hand.

    Gruß
    Herbi

  • Hallo enero99,

    Ich würde mich an deiner Stelle auf die neue Situation einlassen (ich welcher Form auch immer, Probezei usw.). Du weißt ja wirklich nicht, wei es dir mit dieser neuen Arbeitsform geht. Da der Arbeirgeber grundsätzlich die Art und Weise der Arbeitsplätze selbst gestalten kann, bleibt dir auch erst mal nicht anderes übrig. Aber nur mit einer positiv neugierigen Herangehensweise machst du auch möglichst gute Erfahrung. Wenn sich dabei herausstellt, dass es nicht geht, kannst du es dann auch aus den gemachten konkreten Erfahrungen begründen.

    Mit allem was rauskommt, ist es in zweiter Linie auch wichtig, mit deinem Arbeitgeber im Gespräch zu bleiben oder es zu suchen. Nur im Austausch werdet ihr gemeinsame Lösungen finden. Und das zeigt auch dein Interesse an einer ehrlich und machbaren Lösung.

    Viele Grüße und viel Erfolg

    Michael
  • Hallo Enereo99

    Tut mir sehr Leid, dass auch Du von Tinnitus und Co. betroffen bist! -Wahrlich kein Vergnügen das Ganze! (wollte hier den roten Smile, der immer wieder den Kopf an die Wand anschlägt beifügen nachträglich beim Durchlesen, der kommt aber leider nicht mehr bei mir- zumindest nicht an der richtigen Stelle...)

    Zu Deinen rechtlichen Fragen kann ich nicht Stellung nehmen, weil ich mich diesbezüglich nicht auskenne im Arbeitsrecht und da wir in der Schweiz wohl teilweise auch andere Bestimmungen haben dazu.

    Aber ich wollte Dir doch kurz noch einige Tipps geben:

    Von Menièrschem Drehschwindel bin ich glücklicherweise (noch) nicht betroffen - ist wohl auch das Schlimmste, was Du da bei all den Sachen haben musst -! Mir hat das nur mal der Homöopath ausgelöst für etwa eine halbe Stunde, das war furchtbar, da kann man dann wirklich kaum mehr etwas machen! -

    Seit einigen Jahren habe ich auch einen definitiven lauten Tinnitus - aber halt von einem Schleudertrauma her. (Jahrelang wurde ich fürs Trauma zuerst mal natürlich als Simulantin hingestellt und nicht richtig behandelt, - wohl desegen hat sich dann nach Jahren der Tinnitus eingestellt...).

    Ich nehme seit Jahren Ginkgo (das verbessert die Durchblutung im Gehirn und wenn man einen Tinnitus hat, sollte man das nehmen laut Ärzten. Irgendwann habe ich dann gedacht, warum fresse ich eigentlich dieses Zeug überhaupt, es pfeift ja trotzdem. Habe dann aber feststellen müssen/dürfen, dass es das Pfeifen doch etwas leiser macht, als wenn ichs nicht nehme. Jetzt hat mir der Arzt ein noch stärkeres Ginkgoprodukt verschrieben (wegen meinem (normalen) Schwindel - der aber höchstwahrscheinlich von eben meinen kaputten Hals-Brustwirbeln her kommt. Seither habe ich wirklich weniger Schwindel. Ich hätte das nie gedacht, dass das gegen den Schwindel von meinen Hals-Brustwirbeln her etwas bringt. Ich bin mir sehr bewusst, dass mein normaler Schwindel nicht mit dem Deinigen Drehschwindel zu vergleichen ist und ich glaube auch nicht, dass das etwas helfen würde in diesem Fall.
    Aber ich könnte mir vorstellen, das ein Homöopath mit seinen Mitteln vielleicht noch etwas lindern könnte bei dem Menièrschen Drehschwindel, - müsste man halt mal ausprobieren. Gegen den Tinnitus hilft Homoopathie kaum (wohl nur wenn man Glück hat). Dieser Arzt sagte mir damals auch, dass Ohrgeräusche nur schwer zu beeinflussen sind.
    Seit einigen Jahren mache ich Neuraltherapie (eine Alternativtherapie)am Ohr wo es pfeift. Das sind mehrere kleine (wirklich nicht schmerzhafte) Spritzen alle 1-2 Wochen. (Neuraltherapie kann man auch noch gegen andere Gesundheitsbeschwerden einsetzen). Und obwohl ich eigentlich nicht daran geglaubt habe, wurde das Pfeifen etwas leiser dadurch. (Leider leide ich auch noch unter Elektrosmog, die den Tinnitus leider aber wieder verstärkt (bestätigt auch der Arzt...!! Wohne leider grad neben der Bahn her und früher neben einer Mobilfunkantenne...
    Ich könnte Neuraltherapie also weiter empfehlen, aber ich weiss nicht, wer da was und wieviel dran bezahlt bei Euch- ebenso in der Homöopathie nicht - (In der Schweiz allenfalls durch eine Zusatzversicherung teilweise gedeckt).
    Ich nehme auch Spagyrik gegen das Pfeifen (Viscum/Conium Complex 125 und es gibt auch noch andere, die etwas wirken sollen. Muss man halt mehrmals am Tag nehmen und ist bei uns auch nur teilweise durch die Zusatzversicherung gedeckt).

    Es gibt auch noch das Retraining, wo man das Pfeifen zu überhören lernen versucht (bin aber nicht sehr überzeugt davon, dass das etwas helfen kann, bei mir habe ich jedenfalls nachts beim Einschlafen immer die gleichen Probleme... - Man könnte auch noch einen "Noiser" hinters pfeifende Ohr einsetzen, der das Pfeifen irgendwie übertönen soll. Bin auch da skeptisch, weil ich denke, dass das einem Seitenschläfer wie mir ja dauernd weh und drücken tun muss nachts.

    Ich bin mir (leider) sehr bewusst, dass ich Dir für/bei Deinem schlimmsten Problem - dem Drehschwindel - leider nicht weiter helfen kann. Ich weiss einfach, dass mir damals als ich den Ohrenarzt aufsuchte wegen des Tinnitus, er mir Betaserc (anstelle von Ginkgo) verschrieb (habe ich aber nicht vertragen). Ob das etwas helfen könnte gegen den Schwindel, weiss ich nicht.

    Ich wünsche Dir alles erdenklich gute bei Deinem Weg, auch was Deine Arbeit anbelangt und dass Du gute Ärzte hast oder findest und diejenigen Therapien, die Dir auch wirklich etwas helfen.

    Liebe Grüsse
    Rita7

    PS. Bei uns in der Schweiz gibt es Selbsthilfegruppen für Tinnitusbetroffene und Leuten mit solchen Problemen. Obs das für Menièrschen Drehschwindel auch gibt, und auch in Deutschland weiss ich leider auch nicht.


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