Wenn ich meine Prothese anziehen will wehrt sich alles in mir geht das vorbei?

Ich wurde am 24.02.10 amputiert.Wenn ich die prothese anziehen will,das kriege ich einfach nicht fertig. Ich weiss dass es eine Sache vom Kopf her ist. Es klappt nur dann wenn z.b. die KG kommt

Antworten

  • hallo schwan,

    ich würde dir sehr gerne versichern, das das vergeht.
    das kann aber keiner für dich voraussagen 😀
    ich kann dir aber von meinen erfahrungen berichten.
    bei mir war die armamputation 1990. also schon ne
    ganze weile her.
    in mir sträubte sich alles gegen dieses starre hässliche
    kalte ding. dazu kam, das ich durch den unfall nicht
    gut im oberkörper mobil war. da war das anlegen der
    prothese doppelt belastend und schwer.

    mir sagte damals ein ergotherapeut, die prothese anziehen
    wird irgendwann wie das morgendliche strümpfe anziehn. völlig
    automatisch und *normal* wenn du dich drauf einlässt und nicht aufgibst.

    ich machte mich konsequent dran und versuchte es immer wieder.
    auch wenn es mich noch so störte. es ist wichtig, das gerade bei
    armamputation ein gegengewicht da ist, damit man nicht so schief
    wird.

    ich fand es zum beispiel angenehmer, nicht gleich nach der dusche
    und eincremung die prothese anzulegen. also etwas warten. auch mag ich sie lieber im winter anhaben als im sommer. also suche ich mir im sommer öfter prothesenfreie zeiten. (das geht besser mit einer armprothese als bei einem bein. )

    hinzukam das der meister in der orth. werkstatt mit mir zusammen
    werkelte, sodass meine prothese angenehmer zu tragen war.
    ein lange währender prozess war das bei mir aber nach und nach
    doch erfolgreich.

    das würde ich dir gerne raten. hab geduld und scheue dich nicht, deine
    probleme mit der prothese anzusprechen. überfordere dich nicht und geb
    dir zeit. aber, wenn du die prothese nutzen willst, dann bleib am ball. gib nicht auf. 😀

    wenn du noch fragen hast, kannst du mich gerne auch per pm kontakten.

    viele grüsse
    christiane

  • Hallo,Joerg
    So,wie Christiane schon schrieb, kann amn nicht von einem auf den anderen schliessen.Auch, wie bei Christiane, ist es ein Unterschied, ob Arm- oder Beinprothese.
    Doch bei uns Beinamputierten stellt sich eher die Frage, willst du mit einer guten Prothese laufen oder für immer im Rolli sitzen,mit den ganzen Behinderungen, die dir im Rolli in den Weg gestellt werden. Warte ein wenig ab, dann wirst du dich auch an deine Prothese gewöhnen. Du solltest nur sicher sein, das die Prothese zu 100% passt.
    Wenn nicht, mach deinem Orthopädie-Techniker die Hölle heiß, bis du eine passende Prothese hast.
    Ich wünsch dir alles Gute und die Kraft, dich mit DEINER PROTHESE, anzufreunden.
    Viele Grüße , rolf
  • Hallo Schwan,

    wie Du selbst schreibst wurde der Eingriff am 24-2-2010 vorgenommen. Da ist es ganz verständlich das Du es vom Kopf her noch nicht kannst. Gebe Dir selbst die Zeit die Du benötigst. Doch nicht nur den Gedanken an und zu der neuen Situation, sondern auch zu der Alten. Verabschiede diese die Alte Zeit ganz bewusst, denn dann nimmst Du das Jetzt / das Morgen besser an. Setze Dich da mit auseinander und dann schaue in die Zukunft was Dir alles möglich sein wird mit der neuen Alternative.

    Rolf und auch Christiane gaben Dir tolle Hinweise auf was zu achten ist in der Zukunft und was wichtig ist. Und vieleicht solltest Du das TV ausschalten und dafür mit einem Kumpel, einer guten Freundin einfach mal einen Spaziergang machen. Du selbst wirst sicherer im anlegen der Prothese, Dein Selbstbewusstsein wird wachsen und ehe Du Dich versiehst wird es auch für Dich etwas ganz normal was in den Alltag und zu Dir gehört. Versuche es einfach, stehe bitte auf und hole Dir Dein Leben jeden Tag ein Stück zurück.

    In diesem Sinne, Mfg sam 😉


  • Hallo Schwan,

    mach dich nicht irre, es dauert seine Zeit bis das alles reibungslos klappt. Deine Amputation ist ja sozusagen noch taufrisch. Ausserdem hast du ja wohl höchst wahrscheinlich noch die Interimsprothese, also deine erste vorläufige. Mit dieser sollst du ein Gefühl dafür entwickeln wie sich eine prothese anfühlt und die handhabung derselben erlernen. Was du auf keinen Fall tun solltest, ist das du die Prothese nicht oder kaum benutzt. Du musst dich wenn es nicht anders geht dazu zwingen, du wirst sehen je öfter du sie trägst umso sicherer und vertrauter wirst du mit ihr. Irgendwann macht es dann
    " Klick " bei dir und das Problem ist gelöst.
    Es kann dir vielleicht auch helfen eine Tabelle zu erstellen in der du alle Dinge gegenüberstellst die du mit bzw. ohne Prothese tun/nicht tun kannst.
    Diese schaust du dir dann jeden Morgen an. Das hat meine Therapeutin mit mir auch gemacht, ich fand das sehr hilfreich.

    LG Proxyma

  • Lieber Schwan,

    wenn man sich nie mit einer Behinderung auseinandersetzten mußte ist man Überwältigt von den Gefühlen, Ängsten und Problemen. Bitte mach Dir keinen Kopf und nimmt Dir die Zeit die Du brauchst um Dich an alles zu gewöhnen. Du bist gerade am Anfang eines völlig neuen Lebens und hast es warscheinlich vorher nie bei jemand anders gesehen. Der Verlust einer Extremität, plötzlich behindert zu sein, ist nicht einfach zu bewältigen. Hinzu kommt der gesellschaftliche Druck, die Erwartung, daß man wie andere Beinamputierte mit seiner Prothese laufen lernt. Doch Du mußt nicht die gesellschaftlichen Erwartungen erfüllen. Du bist Du und die anderen sind die anderen.

    Wenn Dich der Verlust Deines Beines noch zu sehr beschäftigt und Du deshalb dieses künstliche Bein noch nicht akzeptieren kann, dann laß Dir Zeit. Als kleiner Junge hast Du auch Monate gebraucht bis Du Laufen konntest. Wenn Du diese Prothese zu sehr als Belastung empfindest, weil Du damit nicht zurecht kommst, dann ist das auch o.k. Du mußt nicht unbedingt zwei Beine haben und Du mußt nicht unbedingt laufen lernen, wenn Du Dich in Deinem Rollstuhl sicherer fühlst und damit viel fitter, selbständiger und mobiler bist. Keiner muß laufen lernen nur weil es in der Natur des Menschen liegt zu laufen. Es gibt viele Beinambutierte wie Dich, die sich für den Rollstuhl und gegen die Prothese entschieden haben.

    Egal wofür Du Dich entscheidest, wäre es immer wichtig, eine Situation so lange zu üben, bis man wirklich weiß wohin man gehört. Wenn Du zur Zeit nur mit Hilfe Deiner KG die Prothese anziehen kannst, ist das volkommen o.k. Du mußt Dich deswegen nicht schämen. Irgend wann wirst Du angekommen sein in Deinem neuen Leben. Jeder von uns mußte auch erst seinen persönlichen Weg finden. Bis wir wieder mitten im Leben standen oder saßen, hat es eine lange Zeit der positiven und negativen Erfahrungen gegeben. Das wichtigste ist niemals auf zu geben und nicht den Weg gehen den andere sich für Dich ausgedacht haben, sondern seinen eigenen Weg zu finden. Trotz Behinderung! 😉

    Lieben Gruß
    Karin
  • Hallo Schwan,
    bei mir war die Amputation am 03.10.009. Mir ging es am Anfang genauso wie Dir. Für mich war die Prothese einfach nur das blöde Ding, und gehörte nicht zu mir. Ich habe sie nicht angezogen, und bin lieber mit Krücken rumgehüpft. Irgendwie habe ich mich für die Prothese geschämt. Jetzt ziehe ich sie gerne jeden Morgen an. Man kann einfach viel mehr machen und ist endlich wieder selbständig. Warte einfach ab, irgendwann gehört sie zu Dir, und Du kannst sie ohne Probleme anziehen. Wenn Du irgendwelche Fragen hast, kannst Du mir gerne schreiben. Viele liebe Grüße Natascha
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