Freiwillig ausscheiden oder auf die Kündigung warten ?

Hallo zusammen,

jetzt kommt ein gewaltiges Problem auf mich zu und ich hoffe daß mir hier jemand helfen kann.

Zur Info kurz vorab von mir:
Ich habe einen Schwerbehindertenausweis (Gdb 60% - unbefristet, Kennbuchstabe G).

Jetzt das Problem:
Ich arbeite in München und unser Unternehmen baut deutschlandweit 850 Stellen ab.
Gestern ist unsere Betriebsratsvorsitzende(BVS) auf mich zugekommen und hat mich gefragt, wie es mir denn gesundheitlich geht, weil sich manche Kollegen/innen was meine Person betrifft, ihr gegenüber große Besorgnis geäußert haben.
Die BVS fragte mich, ob ich nicht schon einmal darüber nachgedacht hätte, eine Erwerbsunfähigkeitsrente zu beantragen.
In den nächsten Tagen wird in unserer Firma ein Aushang ausgehängt, in die sich jeder eintragen kann, der das Unternehmen freiwillig verläßt und dafür eine Abfindung bekommt.
Es wäre mir also möglich durch ein freiwilliges Ausscheiden eine solche Abfindung zu erhalten.
Ich habe mich bereits bei unserer Personalabteilung erkundigt wie hoch in meinem Falle eine solche Abfindung wäre.
Diese beliefe sich für meine 12-jährige Unternehmenszugehörigkeit und Berücksichtigung meiner Schwerbehinderung auf brutto € 56.000,--
Allerdings gilt dieses Angebot nur bis 10.06.2010.

Nun weiß ich, daß eine Kündigung an einen Schwerbehinderten durchaus auch möglich ist, wenn das Unternehmen zuvor dies beim Integrationsamt beantragt hat und dieses zustimmt.
Wenn ich mich nicht für ein freiwilliges Ausscheiden entscheide, ist es aufgrund der Unternehmenslage durchaus denkbar, daß die Firma diesen Weg geht.
Und was ist dann ?
Die Frage ist, wie sicher ist es, daß dieses Amt einer Kündigung zustimmt oder nicht ?

Ich bin sehr unsicher, wie ich mich entscheiden soll.
Schließlich ist es in der heutigen Zeit ja extrem ungewiss, ob man nochmals eine Arbeit findet.
Ich habe zwar gestern schon beim Integrationsfachdienst angerufen, um einen Beratungstermin zu vereinbaren und meine Daten wurden bereits aufgenommen, aber ich muss nun warten, bis mich einer der Berater zurück ruft und mir einen Termin gibt.

Wo könnte ich als Schwerbehinderter im Fall der Fälle sonst noch eine neue Arbeit herbekommen ?
(Ah ja, falls jemand etwas weiß, ich bin gelernter Großhandelskaufmann, wohne in Landshut und Arbeitswege bis zu 80 – 100 km sind für mich normalerweise kein Problem.)
Und wie wahrscheinlich ist es, daß man wieder einen job bekommt ?

Jetzt will ich hoffen, nichts vergessen zu haben und hoffe, daß mir hier jemand weiterhelfen kann.


Ich grüße Euch mit etwas Verzweiflung

Tom

Antworten

  • Hallo Tom,
    ich werde mal Rechtsanwalt Florian Teßmer auf deine Anfrage aufmerksam machen, vielleicht hat er einen guten Tip für dich.

    Viele Grüße,
    Iris, Redaktion MyHandicap

  • Hallo Iris,

    lieben Dank.

    bei der Abfindungssumme habe ich mich vertan.
    Richtig beläuft sich diese auf brutto € 29.600,--


    Viele Grüße
    Tom
  • Hallo,
    also ich würde rein aus dem Instinkt herraus nicht freiwillig gehen.
    Weil das auch nachteile haben kann.
    Ich würde mich Kündigen lassen.
    Weil erstends kann es sein das Du nicht betroffen bist und dann haben
    sich deiner Entledigt auf elegante Weise.
    Denn Behinderte und allein Stehende sind mit die ersten die dran glauben müssen.
    So hört man es immer wieder.
    Soweit ich weis bekommst du vom Arbeitsamt eine Sperre wenn du selbst Kündigst wie lange die aber ist weis ich nicht.
    Zum andern wird die Abfindung auch gerechnet wenn Du keine Arbeit findest und
    beim Amt einen Antrag stellen willst.
    Ich weis das von vielen so die bei meinem Mann in der Firma waren.


    Und wenn du nicht betroffen bist hast du deine Arbeit ja vieleicht doch noch länger.
    Die Chance ist schon da und sollte man nicht aus den Augen verlieren und die Abfindung
    verlierst du auch so oder so nicht.
    Nach 12 Jahren steht sie dir zu.
    Ich würde einen Job nicht einfach aufgeben und wenn dann nur wenn ich einen anderen hätte.
    Vieleicht sagen ja die Experten was anderes.

    Das ist meine Meinung.

    Gruß
    Herbi


  • Hallo Tom,
    ich würde Herbie auch zustimmen. Denn 29000 € sind nicht unbedingt viel Geld zumal Du eine Sperrfrist von 12 Wochen bekommst und das Geld auch noch angerechnet wird. Und die
    Aussicht auf eine. neue Arbeit ist auch nicht rosig. Sicher versuchen die immer zuerst die Masche von wie gehts Dir? Wir machen uns Sorgen blabla. Aher auch bei einer betriebsbedingten Kündigung gilt, Schwerbehinderte nicht so einfach. Da muss sich der Arbeitgeber was anderes einfallen lassen. Wenns hart auf hart kommt nimm Dir einen Anwalt um Nachteile für Dich zu vermeiden .
  • Hallo,

    es ist eine unglaubliche Unverschämtheit von der Betriebsratsvorsitzenden zu dir zu kommen und dir nahe zu legen zu kündigen WEIL du gesundheitlich angeschlagen bist. Was die Betriebsrätin da macht ist meines Erachtens Mandatsverletzung. Habt ihr denn keine Schwerbehindertenvertretung?

    Wenn aber dein Arbeitgeber genau so argumentiert (also du bist gesundheilich nicht fit), wird er vor jedem Arbeitsgericht Probleme bekommen. Eine betriebsbedingte Kündigung Schwerbehinderter ist möglich, aber es MUSS eine Sozialauswahl vorliegen und in dem spielt eben eine Rolle, ob du Schwerbehinderter bist, wie leicht du wieder einen Job findest, wie alt du bist, ob du unterhaltsverpflichtet bist etc. In dieser Sozialauswahl werden alle Mitarbeiter sozusagen "bewertet" und es bleibt dann die Frage, ob du überhaupt gehen müsstest.

    Es ist leider sehr häufig der Fall, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter unter Druck setzen und angeben, das Abfindungsgebot sei nur bis dann und dann gültig. Ob das Angebot ok ist, könnte nur ein Jurist einschätzen, denn das hängt vom Unternehmen, deinem Einkommen, der Dauer deiner Betriebszugehörigkeit etc. ab. Manchmal hilft auch pokern und zwar dann, wenn man gute Chancen vor dem Arbeitsgericht hat. Aber das kann nur ein Anwalt beurteilen, denn der kennt die aktuellen Urteile der Arbeitsgerichte und die Abfindungshöhen.

    Fazit: ich würde auf keinen Fall kündigen und ich würde das Geld ans Bein binden (wenn du nicht eine Rechtschutzversicherung hast) und zum Anwalt gehen. Schließlich würde ich deine nette Betriebsratsvorsitzende mal nach der Sozialauswahl fragen.

    Viel Erfolg
    Susanne

    PS Der Integrationsfachdienst ist schon mal eine gute Adresse. Leider habe aber ich die Feststellung machen müssen, dass die sich juristisch nicht besonders auskennen. Also Vorsicht und einen zweiten juristischen Rat einholen!


  • Hallo!

    Ich schließe mich meinen Vorschreibern an.

    Warte den Juristen ab und entscheide dann.

    Viel Glück und mach Dir keine Sorgen vorerst!! 🥺

    Lieben Gruß
    SENDRINE 😺
  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure weiteren Antworten.
    Ich habe heute nochmal mit einem anderen Betriebsratsmitglied darüber gesprochen.
    Dieser drückte sich eher so aus, daß noch überhaupt nich gewiss sei, wen dies alles betrifft - also ob diese Aktion auch für die Niederlassungen , oder nur den Hauptsitz betrifft.

    Ich bin sehr geneigt meinen Namen NICHT auf diese Liste zu setzen.
    Und Euere Antworten bestärken mich darin.

    Auf die Antwort des Rechtsanwalts bin ich auch sehr gespannt.

    Lieben Gruß
    Tom
  • Hallo Tom,

    wichtig ist jetzt für Dich an erster Stelle, dass Du abwartest, wer alles auf die "Liste" kommt. Und falls Du tatsächlich drin sein solltest, nimm Dir einen Anwalt. Lass Dich nicht unterkriegen und aus der Ruhe bringen.

    Viel Glück.
    Liebe Grüße
    Mehmet (Cavus)
  • Hallo Thom,

    das sind ja keine guten Nachrichten für Dich. 🙁 Trotzdem finde ich, daß Du keine voreilige Entscheidung treffen solltest. Den Tipp von Carvus erst einmal ab zu warten ob Du zu den Betroffenen gehörst, finde ich gut. Ich an Deiner Stelle würde aber auch versuchen Deinem jetzigen Arbeitgeber zuvor zu kommen und mich einfach mal auf verschiedene Jobangebote bewerben. Vieleicht kannst Du ja, bevor man Dich raus schmeißt, noch schnell den Arbeitgeber wechseln und trotzdem die Abfindung mit nehmen. Schließlich wechselst Du ja in ein deutlich unsichereres Arbeitsverhältnis, wenn Du den Arbeitgeber wechelst. Anders ist das natürlich wenn Dich Dein Job belastet und Du das Gefühl hast es wäre besser in Frührente zu gehen. Diese Entscheidung kann Dir hier keiner abnehmen, denn nur Du selber weißt wie mühsahm es für Dich ist, jeden Tag zur Arbeit zu gehen.

    Viel Glück! 😉
    Karin
  • Hallo Thom,

    aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass du ein Angebot irgendwann annehmen solltest. Versuche es, wenn ihr ihn habt, über den Betriebsrat. Der handelt in deinem Sinn. Und bewerben solltest du dich trotzdem.
    Eins ist sicher, ein Aufhebungsvertrag sieht immer besser aus als eine Entlassung.
    Viele Grüße und viel Glück, Michael

  • Hallo Thom!

    Vor vielen Jahren,war mein Mann vor einer ähnlichen Situation und inzwischen hat sich bestimmt einiges verändert,jedoch möchte ich Dir trotzdem schreiben,wie wir es gelöst haben.


    Wir sind mit dem Angebot von der Firma zum damaligen Arbeitsamt,bei denen wir im Vorfeld einen Termin ausgemacht hatten und haben dort nachgefragt,wie es aussehen müßte,damit mein Mann nicht allzu viel von der Abfindung einbüßen muß.

    Der Herr war sehr nett und hat uns dabei große Hilfe gebracht.
    In Deinem Fall,könntest Du nach der Beprechung in der Arge und das ausloten,wie es mit Beschäftigungen ausschaut,evtl. mit dem Ergebnis ins Integrationsamt um weitere Vorgehensweise zu besprechen.
    Hoffe jetzt nichts verkehrt geschrieben zu haben,den Integrationsamt war mir für Menschen mit Handicap nie ein Begriff und hab ich erst im Forum gelernt.
    Wünsche Dir ganz viel Glück das beste für Dich Erkunden zu können.
    Gruß
    SENDRINE 😺
  • Hallo Thom,

    freiwillig Kündigen ist keine gute Idee.

    Sperrfrist vom AA , Abfindung wird angerechnet.

    In dem anderen Fall gibt es eine Betriebsbedingte Kündigung.

    http://www.info-arbeitsrecht.de/Arbeitsrecht_Kuendigung/Arbeitsrecht_Kuendigung_1/betriebsbedingte_kuendigung.html

    Hier was zum Aufhebungsvertrag :

    http://www.contentmanager.de/magazin/artikel_360_der_aufhebungsvertrag.html

    http://www.arbeitsrecht.de/

    http://www.hensche.de/Rechtsanwalt_Arbeitsrecht_Handbuch_Abfindung_Alg.html


    mfg
    Kijara
  • Hallo Thom,

    hat sich in Deiner Sache schon etwas getan? Dein letztes Posting zu diesem Thema ist einige Zeit her.

    Grüße
    von
    Mubika

  • Hallo Mubika und alle Anderen,

    seitens meines Arbeitgebers hat sich nichts Neues getan.
    Die Konditionen des Aufhebungsvertrages bleiben seitens des AG bis zum 10.06. bestehen.
    Ich habe meinen direkten Vorgesetzten jetzt nochmal darauf angesprochen, der mir dann gesagt hat, daß es aufgrund der derzeitigen wirtschaftl. Situation deutschlandweit zu 850 betriebsbedingten Kündigungen kommen wird - wer allerdings davon betroffen sein wird, ist noch offen.
    Er sagte mir, daß unsere Niederlassungsleitung mir dieses Angebot gemacht hat, weil man den Eindruck hat,daß sich mein Gesundheitszustand verschlechtert hat und bevor es irgendwann vielleicht keine Abfindungen gibt, man mir diese Gelegenheit bieten möchte.

    Ich habe meinem Chef gesagt, daß ich keinen Aufhebungsvertrag unterzeichnen werde. Schon gar nicht, so lange ich nicht von einer anderen Firma eine Zusage habe !
    Dafür zeigte er Verständnis und meinte, daß ich nicht so sehr auf die Frist schauen soll. Ebenso könnte man noch etwas auf die Abfindungssumme drauf legen.

    Was ich nun von meiner Seite getan habe:
    Nächste Woche habe ich einen Termin beim Integrationsfachamt.
    (Interessant ist, daß ich in meinen Personalunterlagen eine Integrationsvereinbarung des Unternehmens aus dem Jahr 2002 gefunden habe ...)

    Dann bekomme ich demnächst noch ein Termin beim Arbeitsamt bei einer Sonderstelle für Arbeitssuchende mit Behinderung.

    Außerdem habe ich schon ein paar Bewerbungen geschrieben - eine davon ging an SIGEMA, aber noch keine Reaktionen bekommen.
    Allerdings sind meine Bewerbungen erst vom letzten Wochenende, also ist es vielleicht noch ein bischen früh.

    Ich halte jedenfalls auch die Augen nach Stellenausschreibungen offen.


    Trotzdem ist mir nicht wohl und ich habe natürlich Angst keine Arbeit mehr zu finden ... 🙁


    Drückt mir alle Daumen.

    Liebe Grüße
    Tom

  • Hallo Tom,

    deine Aktivitäten in der Sache sind super. Du sorgst vor und verschaffst dir ein weiteres Standbein.

    Klar, auch ich wäre in so einer Situation nicht gut drauf. Dennoch möchte ich dir raten zu kämpfen. Hast du eine Rechtschutzversicherung? Wenn ja, würde ich zu einem Anwalt gehe, damit du mehr Klarheit bekommst und im Notfall auch das Beste aus der Sache rausholst. Dennoch kann ich mich nur wiederholen: eine betriebbedingte Kündigung läuft nicht so einfach. Und schon gar nicht mit der Begründung „ach, ich finde ihnen geht’s nicht so gut“. Krankheitsbedingte Kündigungen sind zwar möglich aber auch die sind nicht so einfach. Also was wollte dein Chef eigentlich sagen? Bist du in den letzten 12 Monaten länger als 6 Wochen krank gewesen?

    Bei den Arbeitsämtern gibt es sogenannte Reha/SB Berater, die für Schwerbehinderte zuständig sind. Scheinbar hast du dort einen Termin. Super!

    Was besagt denn die Integrationsvereinbarung?
    Annette


  • Hallo Thom,

    hoffentlich wird Dir der Besuch beim Integrationsamt und bei der Agentur für Arbeit etwas Informationen bringen! Vor allem würde ich an Deiner Stelle dort auch nachfragen, was davon zu halten ist, dass Dir soche Abfindungsangebote mit Druckcharakter gemacht werden. Bei der Agentur für Arbeit solltest Du Dich speziell nach den genauen Konditionen erkundigen für den Fall, dass Du das Abfindungsangebot doch annehmen wolltest. Womöglich nützt Dir die Abfindungssumme in Falle einer länger dauernden Arbeitslosigkeit nichts, denn es könnte sein, dass diese Abfindungssumme größtenteils auf das Arbeitslosengeld angerechtet wird. Auch hier musst Du Dich sehr genau erkundigen. Sollten Dir die beiden Termine bei den Ämtern nichts bringen, würde ich Dir auch dazu raten, Dich an einen Fachanwalt für Arbeitsrecht zu wenden.
    Was Deine Bewerbung bei der von Dir genannten Firma anbetrifft, so vermute ich, dass Du Dich bei dem Namen etwas vertippt hast und dass es sich hier um einen Münchner Integrationsbetrieb der Softwarebranche handelt, der vorwiegend Menschen mit Körperbehinderungen beschäftigt. Hier würde ich an Deiner Stelle mit vorsichtigem Optimismus an die Sache herangehen, denn gerade diese Firma ist dafür bekannt, dass sie eine Menge Stellenangebote ins Netz stellt, tatsächlich damit aber nur Beschäftigte für eine der gleichen Stiftung angehörende Werkstätte für Behinderte Menschen anlockt.

    Ich wünsche Dir viel Glück bei all diesen schweren Entscheidungen und in dieser für Dich schwierigen Zeit!

    Mubika
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