Wie lernt man Sprechen?!

Liebe Leute,

ich hab mal ne interessante Frage: wie lernen die Kleinkinder eigentlich sprechen? Wissen sie dann alleine, wo man die Zunge bei den vielen Konsonanten und Vokalen hinzulegen hat?! Ich hab bei der Erziehung noch nie jemanden beobachtet, der seinem Kind sagt, wie man richtig sprechen kann?

Gruß Keana

Antworten

  • Hallo Keana,

    hab da was gefunden:


    Wann ein Kind sprechen lernt
    Kinder erlernen das Sprechen in den ersten zwei Lebensjahren. Ein Baby beginnt seine Zunge, seine Lippen, seinen Gaumen und jeden erscheinenden Zahn zu benutzen, um damit Geräusche zu machen (ooh und ahhs in den ersten beiden Monaten; Brabbeln in den dann folgenden paar Monaten). Schnell werden aus den Tönen echte Wörter („mama“, und „baba“ kommen dabei manchmal mit vier bis fünf Monaten heraus). Von da an fängt Ihr Kind an, sich Wörter zu merken, die es von Ihnen, Ihrem Partner und jedem anderen Menschen in der Umgebung hört. Zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr beginnt es Zwei- und Drei-Wortsätze zu bilden.

    Wie es sich entwickelt
    Genau genommen ist das erste Jammern nach der Geburt bereits der erste Schritt in die Welt der Sprache. Es drückt damit den Schock aus, den es empfindet, wenn es plötzlich aus der warmen, behaglichen Umgebung im Bauch der Mutter gelangt und sich statt dessen an einem neuen und vergleichsweise ungemütlichen Ort wieder findet. Von da an bringt es Geräusche, Töne und Wörter heraus, die später sein Sprechen formen.

    Sprechen ist untrennbar verbunden mit dem Hören. Durch "zuhören wie andere Menschen sprechen", erfährt Ihr Baby wie Wörter klingen und wie Sätze konstruiert sind. Tatsächlich glauben viele Wissenschaftler, dass das Verstehen von Sprache bereits beginnt, während das Baby noch im Uterus ist. Genau so, wie Ihr Baby sich an das Geräusch Ihres Herzschlags gewöhnt, gewöhnt es sich auch an den Klang Ihrer Stimme. Schon wenige Tage nach der Geburt ist es in der Lage, Ihre Stimme von den anderen zu unterscheiden.

    1 bis 3 Monate
    Die erste Kommunikationsform Ihres Babys ist "Schreien". Ein durchdringendes Schreien bedeutet möglicherweise, dass es Hunger hat, während ein Wimmern vielleicht bedeutet, dass die Windel gewechselt werden soll. Mit dem Älter werden entwickelt es ein köstliches Repertoire von Gurgeln, Seufzen, Schnalzen gleich einer „Geräuschfabrik“. In Bezug auf das Verstehen von Sprache, sagen Sprachwissenschaftler, dass vier Wochen alte Babys bereits Silben wie „ma“ und „na“ unterschieden können.

    4 Monate
    In diesem Stadium fängt Ihr Kind an zu brabbeln und Konsonanten mit Vokalen zu kombinieren. Das erste „Mama“ oder „Baba“ entfährt ihm jetzt und wenngleich es Ihr Herz zum Schmelzen bringt, verbindet Ihr Baby diese Laute noch nicht mit Ihrer Person. Das kommt erst später, wenn es ca. 1 Jahr alt ist.

    Die Versuche Ihres Babys zu sprechen, klingen vielleicht wie ein unkontrollierter Monolog in einer anderen Sprache mit endlos verbundenen Wörtern. Das Artikulieren ist ein Spiel für Ihr Baby. Es experimentiert mit seiner Zunge, den Zähnen, Gaumen und Stimmumfang, um alle möglichen lustigen Geräusche zu machen. Das Brabbeln klingt auch noch immer gleich, egal ob Sie englisch, französisch oder japanisch sprechen ... . Sie bemerken vielleicht, dass Ihr Baby einige bestimmte Klänge favorisiert (z.B.„ka“ oder „da“) und sie immer und immer wieder wiederholt weil es mag wie es klingt und wie es sich dabei im Mund anfühlt.

    6 bis 9 Monate
    Das Gebrabbel klingt nun, als würde es Sinn ergeben. Das liegt daran, dass es Ihre Töne und Betonung nachahmt. Fördern Sie das, indem Sie ihm vorlesen.

    12 bis 17 Monate
    Es benutzt nun ein oder mehr Wörter und versteht deren Bedeutung. Es probiert Betonung aus, indem es z.B. die Stimme anhebt, wenn es etwas fragt. Es realisiert die Wichtigkeit des Sprechens und wie Vorteilhaft es ist, seine Bedürfnisse durch Kommunikation mitzuteilen.

    18 bis 24 Monate
    Sein Vokabular umfasst jetzt ungefähr 200 Wörter, die meisten sind Nomen. Zwischen 18 und 20 Monaten lernen Kinder 10 oder mehr Wörter am Tag. Manche lernen alle 90 Minuten ein neues Wort – also achten Sie auf Ihre Ausdrücke! Jetzt werden außerdem Zwei-Wort-Sätze gebildet, wie z.B. „komm her“. Mit etwa zwei Jahren wird es Drei-Wort-Sätze bilden und einfache Melodien singen. Das Verständnis für die eigene Person entwickelt sich und es wird beginnen, von sich selbst zu sprechen – was es mag und was nicht und was es denkt und fühlt. Fürwörter verwirren es dabei jedoch und Sie werden beobachten, dass es sie vermeidet und z.B. „Ball werfen“ sagt, anstelle von „ich werfe“.

    25 bis 36 Monate
    Es kämpft jetzt vielleicht mit sich, um das richtige Maß beim Sprechen zu finden, wird es aber schnell erlernen. Es beginnt nun auch die Anwendung der Fürwörter zu beherrschen, wie z.B. ich, mich, und du. Zwischen zwei und drei Jahren erweitert sich sein Vokabular auf 300 Wörter, es verwendet Nomen und Verben miteinander um komplette einfach Sätze zu bilden wie z.B. „Ich spiele Ball“.

    Mit etwa 3 Jahren wird Ihr Kind zu einem anspruchsvolleren Redner: Es ist in der Lage, eine längere Unterhaltung zu führen, seine Tonlage und Wortwahl anzupassen. Zum Beispiel wird es einfachere Vokabeln verwenden, wenn es sich mit einem anderen Kind unterhält, jedoch mehr formulieren, wenn es mit Ihnen spricht. Außerdem spricht es verständlich, sagt seinen Namen und sein Alter.


    Lieben Gruß Andrea




  • Hallo Andrea,

    ich bin beeindruckt! 😉

    Hallo Keana,

    um überhaupt sprechen zu können, sind gewisse Verbindungen im Gehirn notwendig, die die Motorik der Sprechorgane steuern und das gedachte in Worte umsetzt. Diese Entwicklung dauert mehere Jahre und bedarf viel Übung. Andrea hat das ja schon hervoragend erklärt. Eltern sollten in der Spracherziehung ihre Kinder immer korriegieren, wenn die Kinder gramatikalische Fehler machen, oder die Aussprache hinkt. Bekommt ein Kind nicht die nötige Aufmerksamkeit in Sachen Kommunikation, kommt es zu Sprachentwicklungsverzögerungen, die sich auf die Beschulbarkeit des Kindes und seine gesammte spätere Entwicklung auswirken. Da es in den letzten Jahren immer mehr Kindergartenkinder gab, die das Sprechen bis Schulbeginn nicht ausreichend beherrschten, gibt es seit zwei Jahren für alle Kindergartenkinder einen Sprachtest. So herausgefilterte Kinder können noch rechtzeitig vor Schulbeginn trainiert werden, denn ohne Sprache kein Lesen und Schreiben lernen.

    Wie sehr das Gehirn an der Fähigkeit des Sprechens beteiligt ist, erkennt man sehr gut an Menschen, die z.B. durch frühkindliche Hirnblutungen oder einen Schlaganfall zwar gesprochenes problemlos verstehen, aber gedachte Worte und Sätze nicht aussprechen können. Diese Menschen bleiben oft zeitlebens stumm, können zuhören und verstehen, manchmal können sie lesen und schreiben, aber halt nicht sprechen.

    Gruß Karin


  • Hallo Keana,

    im Gegensatz zum "Sprache lernen" meinst du wohl auch die Fähigkeit von Kindern, bestimmte Laute und irgendwann Worte zu artikulieren, also auszusprechen. Je nach Landessprache läuft das "intuitiv" ab durch Nachahmen und Wiederholen von dem, was Babys und Kleinkinder hören und gesagt bekommen.

    Kindern, die "normal" hören, muss man normalerweise nicht sagen, wie sie Worte aussprechen sollen, sie tun es einfach.

    Mehr wissenschaftlich erklärte Infos findest du hier:

    http://www.mutterspracherwerb.de


  • Hallo Leute,

    vielen Dank für Eure hilfreichen Informationen.

    Ich hab mir bis jetzt nur 7 Konsonanten merken können, wie man das richtig ausspricht.

    Nun bin ich auf die Idee gekommen, so ein Sprecherzieherisches Buch zu kaufen, wo man das alles wieder schriftlich hinterlegt hat...

    Bis denne

    keana
  • Hallo Keana,

    ich habe Dich ja mal sprechen gehört. Deine Aussprache finde ich sehr gut. Nur ein geschultes Ohr hört das Du schwerhörig bist. Da gibt es nicht viel zu verbessern. 😉

    Lieben Gruß
    Karin


  • Hi Karin,

    vielen lieben Dank für Deine Mitteilung. Och, ich hab den Ehrgeiz so gut sprechen zu wollen wie die Nachrichtensprecher das machen. In Englisch hab ich mir ja schon so ein Buch gekauft. Allerdings mag ich die englische Sprechweise mehr und versuche diesen schönen Satzklang ins Deutsche auch zu übertragen.

    Ich möchte das ich auch nicht mehr überlegen muss, wo ich die Zunge immer hinlegen muss, deshalb die Frage, wieso die Kinder das dann alle automatisch wissen.

    Gruß Keana

    Einen schönen lieben Tag wünsche ich Euch allen, bin vielleicht morgen erst wieder online 😀.
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