Warum glotzen Leute nur so blöd auf Narben? Fühle mich wie eine Aussätzige

ich habé viele Narben und einige davon leider auch am Hals und im gesicht. immer wenn ich draußen bin, glotzen die leute so blöd, starren mich an. manchmal macht e mir nix aus. aber zur zeit ist es schlimm. wie geht man damit um?

Antworten

  • Ich habe auch eine Tagesform.

    Manchmal hilft der Rückzug, Abstand, Pause vom angeglotzt werden. Es gibt auch Kolleg/innen, die mich schon dumpf anstierten, wenn sie sich selbst vergassen - von denen ziehe ich mich auch langsam zurück. Abstand ist immer gut.

    Manchmal bin ich dann in "Attack Dog" Stimmung. Da habe ich schon sehr aggressiv reagiert. Das fährt denen ein, das vergessen die nicht so schnell. Das plant man nicht, es explodiert eher.

    Es gibt auch die Variante, ein aggressives T-Shirt anzuziehen, habe ich auch schon gemacht. "Gwaltsack" vom Label Zwirnkammer, oder auch was selbstgedrucktes. Das führt auch dazu, dass sich andere wenigstens teilweise ihres Starrens schämen.

    Was die sanfteste und beste Variante ist, ist mit einer guten Freundin oder einem guten Freund Tee trinken zu gehen oder eine Spaziergang miteinander zu machen. Für mich ist es das angenehmste überhaupt, man wird vom Ausgegrenzten wieder etwas zum Menschen, und das ist irgendwie das wichtigste.
  • hallo fritzi

    ich habe auch viele narben: am linken arm vom selbstverletzten und jetzt an den amputierten beinen. bin mir also das anstarren gewöhnt.
    Ich denke, es gibt da zwei annäherungspunkte: den philosophischen und den praktischen. zum praktischen: ich starre zurück. wirkt immer, braucht aber etwas übung. oder du kannst direkt auf die leute zugehen, mit einem spruch wie "noch nie einen ausse-rirdischen gesehen?" das tönt vielleicht etwas unsensibel, du sollst dir ja auch deine eigenen sprüche erarbeiten, die zu dir und deiner persönlichkeit passen. es geht einfach darum, dem gegenüber aufzuzeigen, wie unmöglich sie sich benehmen.

    nun zum philosophischen annäherungspunkt: meiner erfahrung nach fürchten sich die menschen vor dem unbekannten. und trotzdem wollen sie es erforschen. daher die neugier. an und für sich ist das starren ein uralter trieb, die suche nach dem neuen, das auskundschaften des unbekannten. ich will damit keinesfalls die starrende gemeinde in schutz nehmen, es ist einfach, wie ich die sache sehe. im gegeteil, ich habe eine zeitlang sehr unter dem starren gelitten, bis mir ein freund (auch amputiert) den tip mit dem zurück starren gab.

    vielleicht entwickelst du mit der zeit eine eigene strategie, wie du mit dem angestarrt werden umgehen kannst. ich wünsche es dir auf jeden fall. und viel erfolg mit welcher strategie auch immer. eines musst du dir auf jeden fall bewusst sein dünnhäutigkeit kann man sich in unserer situation nicht leisten. aber das weisst du ja schon.

    alles gute wünscht dir

    kara

    ps: gerade eben kommt mir etwas in den sinn: vielleicht gibt es bei euch in deutschland sogar seminare, wie man sich in solchen situationen verhalten soll?
  • Auch "Body scars"
    Seit meiner Geburt habe ich Marfan, mit 3 1/2 verbrühte ich meinen Unterleib mit kochender Lauge, nach meinem Unfall bin ich insgesamt an Beinen, Becken, Armen und Kopf ca. 65 mal operiert worden und die Ärzte fragten meist, ob noch irgenwo eine Stelle am Körper ohne Narben sei.
    Klar das jeder mich anstarrt, zuletzt in der Kur wo ich war, aber irgendwann im Leben kriegst du ein dickeres Fell, fragst ob die Leute evtl. ein Foto möchten, und dann berührt es einen nicht mehr ganz so stark, insbesonders dadurch das ich eine ganz liebe Frau kennengelernt habe und seit 3 1/2 Jahren glücklich verheiratet bin.
    Lass alles seinen Lauf, irgendwann gewöhnt man sich dran.

    Gruß
    Christens

  • Hallo,

    ich denke das Starren ist nicht böse gemeint. Die Leute gucken sich das an, was aus der Norm fällt und machen sich dabei keine Gedanken, wie es dem dabei geht, der angestarrt wird. Ich habe auch eine sehr große und breite Narbe auf dem Rucken und mein Rolli ist schon von weitem zu sehen. Oft drehen die Leute sich fünf-, sechsmal nach mir um und merken gar nicht das sie mich damit belästigen. Manchmal versuche ich mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen. Sie bestätigen, daß ihnen nicht bewußt war das sie gestarrt haben. Aber es gibt auch diese, die der Meinung sind, daß sie das Recht dazu haben, anderesartige an zu starren. Leider hat diesen Menschen keiner beigebracht, das es sich nicht gehört, andere an zu starren. Das Anstarren macht mich manchmal wütend und ich kann es nicht immer gleichgut ertragen. Wenn Menschen mit dem was sie tun auf mich all zu aufdringlich wirken, schenke ich ihnen ein Foto von mir mit den Worten: "Hier, schenk ich Dir. Damit kannst Du mich den ganzen Tag angucken." Das mag etwas provozieren sein, aber es tut gut in diesem Moment etwas Agression abgelassen zu haben.

    Gruß Karin
  • Hallo fritzi

    ich habe des problem nur etwas anders.
    wenn ich mit meiner mutter in der stadt unterwegs bin
    da glotzen uns die leute auch immer an.
    Nur weil sie im Rollstuhl sitzt und ein nicht behindertes kind hat.
    Ich habe noch drei brüder und die haben uach nichts.
    Als meine Muttermal mit meinen brüdern(als sie noch klein waren)
    an einer bushalte stelle dran vorbei gegangen ist saßen da zwei alte damen drin.
    Als meine mutter dran vorbei gegangen ist haben sie gesagt ,,Krüppel,,
    dürfen keine kInder kriegen.
    Da meine mutetr ihnen eiskalt gesagt ja und wer sorgt später mal für ihre rente.
    Und ist eiskalt weiter gegangen.
    bis ich mal eine frage reingestellt habe
    wo ich gefragt warum die leute imemr so doof gucken.
    Und Karin hat mir sehr gut geholfen damit umzugehen
    das die gucken.
    Vorher habe ich immer alle doof gucken lassen aber
    karin hat recht konfrontier sie damit was sie machen das ist immer
    noch am besten.Ich mache es einfach so nach dem rat von Karin ,,ZUNGE RAUSTECKEN"
    Als sie damit davon kommen zu lassen mit dem was sie tun.
    Weil ansonsten werden sie es nie lernen mit menschen die ein handicap
    haben umzugehen und mit ihnen leben zu können.
    weil für diese menschen gibt es eine bestimmte norm
    im kopf und wenn man diese erfüllt ist man unten durch.
    probier einfach der zu bleiben der du bist und idch nich zu verstellen egal was die anderen reden,denken,meinen usw.
    so kommst viel weiter als wenn du dich verstellst weil wenn die menschen merken du fühlst wohl in deiner haut dann fällst es dir auch viel leichter die leute damit zu konfrontieren.
    Ich hoffe ich konnte dir helfen!!


    Liebe Grüße

    Menschenkönigin
  • Liebe Fritzi,
    ja, alles was aus der Norm fällt, das fällt auf. Und die Menschen, ach, die wissen ja gar nicht wo sie überall hinschauen sollen.
    Ich versteh dich sehr gut, dass du unter deinen Narben leidest. Aber weißt du, auch wenn sich das jetzt vielleicht ein bisschen abgehoben anhört, aber jeder Mensch hat seine Narben, seine wunden Punkte, die noch nicht verheilt sind, oder nie verheilen werden. Du trägst deine Narben nach außen. Wie Karin so schön schreibt, lass dir dadurch das Leben nicht vermiesen.
    Und wenn die Leute schaun, dann lass sie schaun. Solln sie doch.
    Kennst du das Lied von den Ärzten: "Lass sie reden"?
    Hier ist der Link dazu: http://www.youtube.com/watch?v=CPoblHSA_FM
    Ich habe auch viele Narben. Sichtbare und unsichtbare.
    Bei meinen sichtbaren haben ich das "Glück", dass man sie nur sieht, wenn ich angezogen bin. Ich bin deshalb jahrelang nicht in die Sauna gegangen, obwohl ich es so gerne wollte. Letztes Jahr hab ich endlich damit angefangen. Klar, die Leute schaun manchmal schockiert. Aber weißt du, dann solln sie. Deshalb lass ich mir die warme Sauna nicht vergellen. Allerdings, das muss ich zugeben, habe ich Probleme mit Freunden in die Sauna zu gehen. Fremde sind mir egal.
    Heuer war ich auch erstmals Nacktbaden. Für mich ist das sowas wie eine Konfrontationstherapie. Und weißt du, es geht.
    Wenn man sich seiner selbst sicher ist!
    Ich wünsch dir viel Kraft mit deinen Narben aufrecht durchs Leben zu gehen.
    Alles Liebe,
    Lina

  • Hallo Lina,

    ist schon komisch, mir geht es genauso wie Dir. Mit Freunden die man von früher kennt, etwas zu machen bei dem man sich die Blöße geben muß, der Rollstuhl im Mittelpunkt steht oder Narben präsentieren muß, fällt auch mir viel schwerer als bei fremden Menschen. Nur ganz langsam, von Jahr zu Jahr gewöhne ich mich daran, daß ich mich für meine Freunde verändert habe. Fremde Menschen kennen mich nur so, wie ich jetzt bin. Da ist es leichter.

    Gruß Karin
  • KarinM schrieb:
    Hallo Lina,

    ist schon komisch, mir geht es genauso wie Dir. Mit Freunden die man von früher kennt, etwas zu machen bei dem man sich die Blöße geben muß, der Rollstuhl im Mittelpunkt steht oder Narben präsentieren muß, fällt auch mir viel schwerer als bei fremden Menschen. Nur ganz langsam, von Jahr zu Jahr gewöhne ich mich daran, daß ich mich für meine Freunde verändert habe. Fremde Menschen kennen mich nur so, wie ich jetzt bin. Da ist es leichter.

    Gruß Karin


    Aber es gibt auch Behinderte, die haben seelische Narben und trampeln ueber andere Leute dann hinweg. Das merken andere auch. Das ist nicht einfach, das zu ertragen.

    Man kann verschieden darauf reagieren. Ich nehme sowas meist nicht hin, sondern bezahle es ueblicherweise mit derselben Muenze zurueck - dann ist das Erstaunen und Wehklagen aber meist gross (denn Austeilen klappt gut, nur Einstecken nicht). Aber wie gesagt, 'c'est le ton qui fait la musique'. Andere geben auf, sagen nichts - die stoerts auch, und die sagen Dir das nicht. Aber gerade lauten Deutschen muss mans meist laut sagen. NICHT WAHR?

    Ich bin nicht mehr an dem Ort, an dem ich dieses Forum uneingeschraenkt fuer Behinderungsthemen geeignet halte. Im Gegenteil. Und das sage ich ganz klar und deutlich: es haengt damit zusammen, dass diese Dinge hier stehen, ohne dass die Reaktionen *vorher* und *nachher* beruecksichtigt werden / wurden:


    Moneyba schrieb:
    Lese diesen Thread zufällig und bin erstaunt darüber, wie ihr mit euren "Befindlichkeiten" umgeht. Ja, wir sind alle auf unterschiedlichste Art körperlich behindert und ja, jeder hat sein Schicksal zu meistern. Der eine braucht dafür mehr Zeit als der andere, manche überwinden es nie. Dennoch: Wir leben in einer Gesellschaft, in der es möglich ist, auch mit einer schweren oder schwersten Behinderung ein durchaus lebenswertes Leben zu haben. Selbstmitleid kann da eigentlich nur schaden. Phantomschmerzen sind grausam, doch jeder muss für sich einen Weg finden damit umzugehen. Der Verlust von Körperteilen ist ganz sicher traumatisch und/oder sein Leben im Rollstuhl verbringen auch. Aber es gibt auf dieser Welt Millionen Menschen ( z. B. Indien, z. B. Afrika )die haben trotz Behinderung weder einen Rollstuhl noch eine Prothese, geschweige denn etwas vernünftiges zum Essen. (ANMERKUNG VON DER REDAKTION: DER LETZTE SATZ WURDE GELÖSCHT/ WIR BITTEN AUF DIE GEFÜHLE VON BETROFFENEN RÜCKSICHT ZU NEHMEN/ DAS THEMA WURDE DAHER GESCHLOSSEN/WEITERE ANMERKUNGEN ODER KRITIK BITTE DIREKT AN DIE REDAKTION)


    KarinM schrieb:In jedem OP stehen fest verschließbare Tonnen, die eine spezielle Kennzeichnung haben. Nur dort hinein kommen diese Körperteile und werden später als Sondermüll in einer Müllverbrennungsanlage unter großer Hitze separat verbrannt. Danach bleibt nichts mehr übrig was als ehemals menschlich gedeutet werden könnte. Die Asche wird wie die Asche anderen Mülls auf Deponien entsorgt. Mit tot geborenen Kindern verfährt man ähnlich. Nur die "Entsorgung" sieht heute Gott sei dank besser aus. Meistens zu mindest.


    Das ist ja vollkommen nicht normal. Sicherlich hat sich in Deutschland in den letzten 70 Jahren schon einiges verbessert, aber ueber die massive psychische Traumatisierung, die sich eben auch in seelischen Narben aeussert, in der Faehigkeit, adaequat zu reagieren, darf man nicht hinwegsehen - das verarbeiten viele nicht produktiv. Fuer derartige Situationen empfehle ich als Einstieg, dass man sich z.B. den sehr gut gelungenen Film "WINTERKINDER" von Jens Schanze ansieht. Und bevor das jemand falsch versteht: es geht hier nicht um eine "Anklage" sondern ausschliesslich um emotionelle Qualitaeten.

    http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/specials/101269/index.html

    Was dann die Reaktionen Deiner Umgebung angeht: das ist sicher ein Teil vom Ganzen, da ist der optische Anblick nur eins. Darueber koennte man nachdenken.
  • Ich glaube es ist ein natürlicher Habitus des Menschen, auf Dinge zu starren/sehen/schauen, die anders sind als die Norm oder einfach auffallen. Ich denke, das darfst du nicht persönlich nehmen, aber viele Menschen machen es einfach, ohne großartig darüber nachzudenken, dass es andere eventuell verletzt oder angreift.
  • da hast du bestimmt recht mit.
    ich kenn es auch, das sich ein betrachter quasi beim anstarren selbst vergisst und wenn ich zurückblicke oder ihn anspreche, derjenige erschrickt.

    aber dennoch, es ist nicht schön und überhaupt nicht angenehm derart angestarrt zu werden. 🙁
    und jeder tag ist nicht gleich und die tagesform, sowas zu ertragen ist sehr unterschiedlich.

    besten gruss
    christiane
  • sarihuli schrieb:
    Ich glaube es ist ein natürlicher Habitus des Menschen, auf Dinge zu starren/sehen/schauen, die anders sind als die Norm oder einfach auffallen. Ich denke, das darfst du nicht persönlich nehmen, aber viele Menschen machen es einfach, ohne großartig darüber nachzudenken, dass es andere eventuell verletzt oder angreift.


    Sehe ich genau so, gehe viel weg, vorallem in clubs, in der regel bin ich der einzige im Rollstuhl und da ich alleine unterwegs bin oft einwenig auf dem presentier teller.

    Blicke sind normal, den mal realistisch gesehen, es entspricht nicht der norm das wer ungewöhnliche narben oder andere behinderungen hat. Das es oft nur bei blicken bleibt aber die leute sich nicht trauen auf einen zu zugehen ist auch ganz normal finde ich, die meisten haben einfach so sehr angst was falsches oder verletztendes zu sagen das sie lieber auf abstand bleiben...

    Zu der frage wie man damit umgeht, ich selbst denk mir nichts dabei, die schauen vielleicht auf den rollstuhl aber deshalb bricht mir doch kein zacken aus der krone auch können sie nicht sehen was ich denke, daher fühle ich mich nicht bedrängt. Ab und an wenn ich merke das sich wer besonders schwer tut rede ich mit dem (gut zugegeben meistens eher mit der *g*) und es kommen nette gespräche zu standen. Man muss sich lediglich bemühen alle fakten etwas zu verzuckern, damit meine ich nicht lügen sondern ab und an ein paar harte sachen etwas blummiger umschreiben, andere fühlen sich sonst nicht so gut.

    Man sollte und darf auch nie vergessen das man durch die behinterung welcher art auch immer nunmal einfach was hat wo vielen frend ist und die blicke und fragen keine beleidigung oder lustigmachen sind sondern einfach nur interesse ist. Niemand will einen bedrängen oder böse.
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