Was macht euch jeden Tag Mut aufs Neue zu kämpfen

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das würde mich interessieren. ich habe das gefühl hier sind viele mutige kämpfer vrsammelt...

f.
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  • Hallo Fritzi

    Das ist Wahrscheinlich deshalb so weil wir das Leben lieben und uns nich unterkriegen lassen.Ich persönlich lebe nach diesem Motto:

    Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

    Ich denke mal das sagt Alles.

    LG Tierchen
  • Ich kann mich den Worten von Tierchen nur anschließen.

    Im vorigem Jahr um diese Zeit war meine Tochter hochschwanger und ich habe nach dem dritten Schlaganfall mit dem Leben gekämpft.

    Ich wollte meine Enkelin wenigstens einmal sehen, bevor ich sterbe,dann habe ich sie gesehen und gekämpft, denn dieses kleine süße Wesen, wollte ich nicht ohne Oma auf dieser Welt lassen.

    Heute seh ich sie fast täglich und sie gibt mir immer weiter Mut und Kraft, auch wenn es sehr schwer ist. Ich kämpfe.

    LG Kerstin
  • Das Leben hat noch viele schöne Dinge für mich,die möchte ich nicht verpassen,ausserdem muss ich ja die Versicherung ärgern und Sie zahlen lassen -LG Erich
  • Weil das Leben einfach viel zu viel Spaß macht als es auf zu geben. Es ist doch egal wie man sein Leben genießt. Warum sollte es weniger schön sein nur weil es in der Natur des Menschen liegt zu laufen. Man kann doch rollend die gleichen schönen Dinge erleben. Mein Leben ist das gleiche geblieben. Die Erde dreht sich in die gleiche Richtung. Deshalb genieße ich mein Leben egal was kommt.

    Karin
  • Das ich nicht allein bin mit meinen Ängsten und Sorgen.

    Mut zu Kämpfen machte mir auch die Autorin Helen Satorius, die plötzlich erblindete, und Marathon gelaufen ist.Das macht mir ebenfalls Mut, und ich weiß das ich es auch schaffen kann.

    Ich will jetzt kein Marathon laufen, aber alleine das Kämpfen, das mansein Ziel erreicht darauf kommt es an.


    Fee
  • 😉 hallo Fritzi,

    Deine Frage rüttelt wieder wach, sie allein macht schon Mut, weiter zu kämpfen.

    In mir steckt die Hoffnung, alles wird gut und nicht alles ist schlecht !

    Weiß ich doch, dass es zwar im Leben oft anderen Einflüssen auch unterliegt, welche es Einem manchmal sehr schwer machen, das Leben so zu nehmen, wie es ist und Momente zu schaffen, die man trotzdem genießt.....

    Zu Anderen sage ich oft, "wenn Du möchtest, dass es Dir gut geht, trotz Handicap, trotz der Dinge, die Dich ärgern, trotz des schlechten Wetters, trotz Problemen, trotz,trotz,trotz......., dann kannst NUR DU SELBST Etwas dafür tun, dass es Dir trotzdem gut geht".

    Ich vergaß schon fast, mir das selber zu sagen, hier in diesem Forum sehe ich viele Menschen, die auch jeden Tag auf`s Neue den Mut haben zu kämpfen, sogar Humor aufbringen, auch, wenn sie es wahrlich nicht leicht haben, denn wir alle sind nicht allein, und das macht mir Mut !

    Ich achte wieder täglich auch auf die kleinen Dinge, über die man sich erfreuen und lächeln kann, versuche, sie nicht zu übersehen.

    Das ich es wieder oder noch kann, das macht MIR Mut 😉

    Lieben Gruß
    catcat


  • Ich kaempfe gar nicht. Ich suche vielmehr immer noch etwas nach meinem neuen Gleichgewicht.
  • Hallo!
    Ich möchte mich dem Spruch von Tierchen anschließen.
    Leider kämpfe ich schon zu lange und gibt mir und auch meinem Mann immer mehr das Gefühl,es nimmt uns immer mehr Energie.

    Immer wieder begegnet mir unendliche Machtgier und wenig menschlichkeit.
    Aber dann sind da Menschen,die auf uns zählen und denen wir wichtig sind,das bringt bisher immer wieder Kraft zurück und läßt uns weiter machen.

    Manches allerdings geben wir auf,wenn wir für uns wissen,das wenn wir weitermachen daran zugrundegehen.
    Den es gibt Dinge,die regeln sich irgendwann von selbst und die Zeit nutzen wir um wieder Kraft zu tanken.
    Bisher hatten wir das Glück immer wieder Menschen zu begegnen,die uns gezeigt haben,das es sich lohnt zu leben und wir unseren Weg weitergehen sollten und das
    macht uns dann dankbar.
    Gruß-SENDRINE
  • am anfang waren es meine kinder. zum zeitpunkt des unfalls waren es zwei und sie waren unter 5 jahren. ich wollte sie sehen und im arm halten und die dinge tun, die eine mutter macht. mit viel geduld meiner familie (besonders der ersten zwei kinder) ging es tag für tag besser, trotz diverser rückschläge.
    und als das dritte kind kam, ging es nicht anders. jeden tag aufs neue hindernisse überwinden und die blicke ertragen. aber, er ist bald stolze 18 und wie die anderen zwei, für mich ein prachtkerl. 😀

    ich wollte stark sein für meine kinder, meinem mann und auch für mich. aufgeben kam und kommt nicht in frage. auch wenn diverse seelische talfahrten vorkommen.

    und mittlerweile möchte ich meine erfahrungen gerne mit anderen betroffenen teilen, damit sie evtl. nicht so lange brauchen wie ich, um sich nicht optisch zu verstecken.
    spüren, das sie nicht allein sind
    sich freier fühlen und wie karin auch sagte, das leben zu geniessen da, wo es geht.
    lachen, weinen, trauer, wut, spass....alle facetten des lebens und noch mehr, das will ich für jeden menschen, egal wie er aufgestellt ist und auch für mich 😉

    vielen dank für das schöne interessant thread-thema 😉

    schönen abend noch
    der *handschuh*

  • Ohne diese Kämpfer wär die Welt ein wenig Ärmer dran.

    Ich find es schön wenn sich die Menschen freuen
    weil sie sich sonst nicht Trauen würden.
    Wenn mein Vater die Hilfsmittel hat die er braucht und wußte nicht auf was er eigentlich verzichtet hat.
    Oder die alte Dame die jetzt endlich ihren Rollstuhl hat und keine Angst mehr hat
    um zu fallen.
    Das Kind das endlich die Therapie bekommt die es so dringend brauchte.
    Wenn wir der KK wiedermal gezeigt haben wo es lang geht.
    Wenn die Menschen merken Hoppla ich bin ja gar nicht alleine es gibt ja soviele dann
    ist es das was wir erreichen wollen.

    Aber es scheint nicht immer die Sonne es gibt auch Regen und dann geh ich ins Forum und schon geht die Sonne wieder auf.

    Immer wenn du denkst es geht Nicht mehr
    kommt irgend wo ein Lichtlein her.

    Gruß
    Herbi
  • Was mir Mut macht jeden Tag aufs neue ist Gott, der seinen Sohn Jesus Christus nicht
    verschonte für mich, für uns aller Sünden hinzugeben.Wie könnte er uns nicht auch alles geben
    was wir an Kraft,Mut,Liebe täglich brauchen.
    Es macht mich glücklich ein Kind Gottes zu heissen und in seiner grossen Fürsorge und Liebe
    leben zu dürfen.
    Wie es in der Bibel geschrieben steht im Römer 8,28 Wir wissen das aber denen die Gott lieben alle Dinge
    zum besten dienen!

    Jeder ist nur ein Gebet von Gott entfernt. Seine Liebe reicht für alle Menschen auf dieser Erde aus.
    Nahet euch Gott und er wird sich euch nahen!

    Wir brauchen nicht einen grossen Glauben, wir brauchen einen kleinen Glauben an einen
    grossen Gott dem nichts unmöglich ist und mit dem kleinen Glauben an einen grossen Gott gehen
    viele Wünsche in Erfüllung die einer selber es Nie geschaft hätte aber mit der Kraft und Hilfe gottes der jedes Gebet seiner Kinder erhören wird ist alles Möglich!

    Die Liebe ist das wichtigste was einen Menschen nach vorne treibt, was Mauern zerschlegt und auch Brücken baut zueinander! So wie wir andere Menschen behandeln so werden wir auch behandelt und es macht mir jeden Tag Mut in diesem Bewusstsein alles um mich herum sehen zu dürfen denn keiner möchte von anderen schlecht behandelt werden und so versuche ich andere immer so zu behandeln wie ich behandelt werden möchte!

    Liebe erträgt alles und wer kann von sich schon sagen, dass er/sie einem liebenswürdigen Menschen widerstehen kann? Gewinnt die Menschen mit Liebe und Ihr werdet selber davon erfreut!Geben bereitet Freude das habe ich immer wieder efahren! Aus der Tiefe des Herzens kommen die Worte über deine Lippen und ganz schnell erkennst du was in dem HErzen eines Menschen steckt wenn du auf seine Worte achtest! Wovon das Herz voll ist davon spricht der Mund? Und wie ist es in deinem täglichen Leben?

    Wünsche euch alles gute!

    Lieber Gruss
    bili


  • Fuer mich ist es so, dass ich mich seit der Verlust der Hand sehr angeschossen fuehle. Also das Gleichgewicht ist etwas hinueber. Inzwische kommt es manchmal wieder, moment-weise vielleicht. Aber es ist erstmal fuer vieles weg.

    Dann ueberlege ich mir folgendes:

    1) Nur, wenn ich rausgehe, Sachen unternehme, Dinge tue, die ich eigentlich machen will, nur dann kann ich mich langsam etwas erholen. Auch wenn ich mich nicht "erhole" geht es mir besser, z.B. sagen wir eine Ausstellung anschauen zu gehen, einen Film, oder Leute zu treffen.

    2) Man wird zwar angeglotzt und das nimmt einem erstmal schon etwas Energie. Aber ein Lieblingsspruch aus dem Film Watchmen (2009) ist von Rorschach, der sagt "Ihr verkennt die Lage... nicht ich bin hier mit euch eingesperrt, sondern ihr seit hier mit mir eingesperrt." Man kann den Spiess jederzeit umdrehen. Die Prothese bunt anzustreichen hilft etwa - dann werden Glotzer sich gegenseitig fuer ihr Anstarren Schaemen/Fremdschaemen (es lohnt sich, sowas mal genau zu beobachten), sich gegenseitig beim Starren kontrollieren, sich Ausbremsen. Und wer sind diese Pappnasen eigentlich! Nur dadurch, dass man immer wieder diesen Situationen ausgesetzt ist, kommt man irgendwann dahin, dass man damit fuer einen selbst adaequater umgeht. Zurueckstarren ist genauso OK wie boese schnaubend ganz nahe hinzugehen.

    3) Es gibt Sachen, die gehen schwer, nicht, muehsam. Die werden wenn ueberhaupt nur durch konstantes Rumprobieren besser, durch das Organisieren geeigneter Hilfe, Hilfsmittel. Oder ertraeglicher. Irgendwann fand ich heraus, wie ich die verdammte Badehose so zubinde, dass sie wirklich haelt - denn erst wenn mir die Badehose runterrutscht (auch wenn man das kaum sieht, nur schon das *Gefuehl*) fuehle ich sich so richtig behindert. Es gibt so viele Dinge, die man technisch herausbekommen muss. Hat man die erst beisammen, das macht dann schon sehr viel aus. Meine Hemden buegeln dauert lange, ziemlich lange - aber jetzt weiss ich endlich, wie ich das aushalte 😀 und es geht viel besser, seit ich mir einen kleinen billigen Fernseher neben das Buegelbrett gestellt habe. Tomaten im Supermarkt in diese duennen Beutel packen - wahnsinnig schwierig am Anfang. Jetzt gehts 😀 langsam aber es geht. Dazu muss man die verdammten Beutelrollen genau anschauen und rausfinden, wie man diese Beutel losbekommt. Ich nehme mir auch die Zeit dafuer. - Im Restaurant bestelle ich, was ich will - wenn ich es nicht schneiden kann (ich kann kaum je was schneiden) dann sage ich der Bedienung ob sie es nicht in der Kueche schneiden lassen koennen. Ich habe auch damit aufgehoert, nur Sachen zu bestellen, die man nicht schneiden muss.

    4) Ich sollte schon deswegen erkennbar behindert in die Oeffentlichkeit (statt es zu verstecken, den Arm in die Jackentasche stecken..), damit Behinderung in der Oeffentlichkeit bleibt. Es geht ja auch alle was an. Es ist wichtig, den Alltag in der Oeffentlichkeit abzuhalten - denn nur dann bleibt er dort auch einigermassen ertraeglich. Genau wie das Schweizer Militaer dauernd auf den Bahnhoefen rumsteht: es geht darum, Praesenz zu markieren. Den oeffentlichen Raum in Anspruch zu nehmen. Ich bekomme auch keinen Steuererlass, keine Mehrwertsteuer verbilligt - ich habe also das 100%ige Recht dazu. Ich gehe fuer Euch, fuer Dich, fuer uns alle raus 😀 denk/t dran und tu/t das auch fuer mich 😀

    5) Manchmal hat der Tag nur 24 Stunden. Ist trotzdem ein Tag.

    6) Ich bin behindert - das ist so. Das aendere ich auch nicht wirklich. Und jetzt habe ich schon die Wahl, umsichtig aktiv Umstaende und Zukunft zu gestalten, oder es sein zu lassen. Dann nehme ich wenns geht die Aktivvariante.



    Und so ist es das neue Gleichgewicht, das ich suche - zwischen Geduld und Ungeduld, was geht und was geht nicht.


  • hallo ihr lieben,
    das sind so tolle antworten, das hab ich nicht erwartet. es macht mir mut, dass zu lesen, weil ich spüre, dass ihr auch so große probleme hattet oderhabt und nicht aufgebt, weil ihr gewachsen seit. ich bin sehr gerührt und werde eure antworten immer wieder lesen, wenn ich gread sehr traurig bin, danke

    ganz herzlich eure fritzi
  • Danke Swisswuff, du sprichst mir mit dem, was du geschrieben hast so aus dem Herzen.
    Ja, ich sollte auch aufhören mir zu überlegen, was ich bestelle, nur weil ich es nicht schneiden muss.
    Aber du vergisst etwas ganz entscheidendes: Du schreibst: Ich BIN behindert,
    Ich schreibe: Ich HABE eine Behinderung.

    Ich bin nicht behindert, ich habe eine Behinderung. Durch diesen Satz, sehe ich mich ganz, ich bin nicht auf meine Behinderung reduziert, sondern habe noch ganz viele andere Dinge die zu mir gehören und eben auch meine Behinderung. Versteht ihr, was ich meine????

    Und was mir Mut macht? Meine Freunde und meine Familie. Meine Arbeit im Kindergarten, den Kinder sehen die Dinge so an, wie Erwachsene es leider oft verlernt haben.

    Lieben Gruß Katharina
  • Danke, Bill, swisswulf und Katharina,

    Eure Zeilen zu lesen, tut gut und verbindet die Gedanken, Ihr teilt Eure mit vielen hier, da bin ich mir sicher ....es wird mir warm um`s Herz und gibt Kraft für die Dinge, die da sind und die da noch kommen. Eure Zeilen und Worte sind Ausdruck Eurer Herzen und Ihr Habt unheimlich viel Kraft und Mut, die Energie nicht aufzugeben und gebt diese Anderen weiter, das ist gut und ich danke Euch, denn das habe ich gerade gebraucht 😉

    Alles Gute

    catcat
  • Auch den Zeilen von Fritzi schließe ich mich an, stimmt 😉

    Herbi, Du hast Recht, danke, Dein Spruch am Ende ist wohl wahr, das ist so, sonst wären wir alle nicht mehr da. Daran sollten wir immer denken, denn es geht ja immer weiter....

    Nach jedem Regen kommt immer wieder Sonnenschein 😉 ja

    lG catcat
  • Ihr Lieben…,
    schönes Thema - dazu möchte ich auch meinen Senf abgeben…
    Es gibt Tage, an denen es mir relativ leicht fällt, glücklich zu sein und mich auch über „kleine“ Glücksmomente zu freuen. Ich freue mich dann über ein leckeres Eis oder einen fettigen Hamburger mit Pommes von Mac Donalds, freue mich, dass mein Mann Arbeit hat und die Kids gesund sind. Ich verzweifle nicht daran, dass ich kaum noch gehen kann, sondern freue mich, dass mir noch einige Schritte möglich sind! Ich genieße meine Sexualität, auch wenn ich wegen meiner Behinderung nicht sämtliche Kamasutra-Stellungen beherrsche; freue mich über Kurzurlaube an der Nordsee oder darüber, dass heute die Sonne scheint und meine Familie immer genug zu essen hat…..

    Doch manchmal klafft das so ein fieses, schwarzes Loch und fleht mich an, mich darin zu verkriechen und in Selbstmitleid zu verfallen. Es flüstert mir ins Ohr: „Du arme Sau, alles ist sooo furchtbar schlimm“. Dieses Loch hat einen ganz merkwürdigen Namen: Depression, oder so ähnlich. Wie kann ich dieses miese hinterhältige Ding überlisten?
    Ich hab da ja so meine Eigenarten: manchmal stopfe ich unkontrolliert Süßigkeiten in mir rein oder ich saufe einfach so eine ganze Pulle Wein, die mich dann ziemlich unsanft ins Delirium befördert. Dabei denke ich an die vielen armen Schweine, die dieses Zeug täglich zum (über)leben brauchen und bin happy mit der Gewissheit, dass es mir wieder bessergehen wird, sobald ich meinen vorübergehenden Frustrausch ausgeschlafen habe. Es kommt auch vor, dass ich irgendwelche Leute zusammenfalte, die gar nix für meine Situation können, nur weil sie mich krumm angucken. Manchmal müssen sämtliche Emotionen raus und dazu benötige ich halt ein Ventil. Dann muss auch alles erlaubt sein: toben, weinen, schreien – der Phantasie dürfen keine Grenzen gesetzt werden. Ausflippen ist erlaubt! Yeeeeeeeeeeees!!!
    Die Gaffer sind die schlimmsten. Als hätten die Leute selbst keine eigenen Probleme, als sich um meine zu kümmern? Aber mal ehrlich, ich glotze ja selbst auch, wenn jemand „anders“ ist. Liegt sicherlich in der Natur des Menschen und mir hilft es ja auch, Menschen zu sehen, denen es schlechter geht als mir. Ich fühle mich dann irgendwie leichter und irgendwie doch noch „ganz gut bedient“.
    Grundsätzlich hängt meine Stimmung von meiner jeweiligen Tagesverfassung ab. Wichtig ist, die Gabe zum glücklich sein nicht zu verlieren. Wir haben nur dieses eine Leben. Einmal endet jede Reise - oftmals leider früher als man ahnt.

    Grüße vom Zornröschen

  • Katharina schrieb:

    Aber du vergisst etwas ganz entscheidendes: Du schreibst: Ich BIN behindert,
    Ich schreibe: Ich HABE eine Behinderung.

    Ich bin nicht behindert, ich habe eine Behinderung. Durch diesen Satz, sehe ich mich ganz, ich bin nicht auf meine Behinderung reduziert, sondern habe noch ganz viele andere Dinge die zu mir gehören und eben auch meine Behinderung. Versteht ihr, was ich meine????




    Ja, ich verstehe es, aber ich kann meinen Zustand nicht so grammatikalisch festmachen.

    Wenn ich den Muellsack mal wieder nicht gut zukriege, wenn ich wieder einen Milchkarton fallenlasse, die Seife in der Dusche nicht ueberall hinbekomme, beim Zaehneputzen die Zahnbuerste falsch manipuliere und sie fliegt runter, eine Kiste nicht richtig tragen kann - dann nuetzt es mir nichts, Durchhalteparolen zu formulieren. Ich bin behindert, Punkt. So siehts aus. Aus irgendeinem Grund heisst es so, und es ist auch die objektive Realitaet. Wenn Dus nicht glaubst, gehts Du Bogenschiessen. Wenns mir zu gut geht machts irgendwann bumm, ich fliege auf die Nase. Letztes Jahr hat es mich zweimal fast hingeschnetzelt, als ich meinte, 1-haendig auf dem Fahrrad sicher zu sein. Denkste. Es gibt ja einen Grund, warum es mir dann erstmal schlecht geht, warum ich enttaeuscht bin, ungeduldig werde, und so weiter - ich *bin* behindert. Ich kann mir da nichts vorluegen - also, ich kann, ich machte das auch schon, aber es kam immer wieder auch schief raus. Das will ich nicht verniedlicht wissen. Das nehme ich dann doch lieber so 1:1 zur Kenntnis.

    Und dann kuemmere ich mich drum, wie ich dann das Problem gebacken kriege.
  • Katharina schrieb:
    Aber du vergisst etwas ganz entscheidendes: Du schreibst: Ich BIN behindert,
    Ich schreibe: Ich HABE eine Behinderung.

    Ich bin nicht behindert, ich habe eine Behinderung. Durch diesen Satz, sehe ich mich ganz, ich bin nicht auf meine Behinderung reduziert, sondern habe noch ganz viele andere Dinge die zu mir gehören und eben auch meine Behinderung. Versteht ihr, was ich meine????

    Und was mir Mut macht? Meine Freunde und meine Familie. Meine Arbeit im Kindergarten, den Kinder sehen die Dinge so an, wie Erwachsene es leider oft verlernt haben.

    Lieben Gruß Katharina


    Hallo Katharina,

    Du sprichst mir aus dem Herzen. (freu) Weißt Du das es sogar im Amtsdeutsch Mensch mit Behinderung und nicht mehr der Behinderte heißt? Weißt Du das es im Amtsdeutsch barrierefrei und nicht mehr Behindertengerecht heißt. Man hat das geändert. Der Menschenwürde wegen! Wie oft werden wir im Alltag auf unsere Behinderung reduziert. Wie oft wird nicht der Mensch, sondern der Rollstuhl gesehen. Wie oft treffem völlig fremde Menschen Entscheidungen über unseren Kopf hinweg oder verweigern uns am Leben teil zu nehmen, nur weil sie uns auf unseren Rollstuhl reduzieren. Anfang der Woche entschied ein Busfahrer mir die Türe nicht auf zu machen, weil er dachte ich könnte nicht einsteigen. Meine Bitte die Türe zu öffnen und meine Versicherung das ich es ohne Hilfe schaffe, stimmte ihn nicht um. Es war ein älter Niederflurbus. Für mich kein Problem. Aber der Fahrer sah ein Problem weil er mich auf meinen Rollstuhl reduzierte. Kinder würden das nie tun. Sie sehen dich so wie du bist. Sie würden nie in Frage stellen das ein Mensch der nicht laufen und gesunde Hände hat, die er uneingeschränkt benutzen kann. Ich arbeite auch täglich mit Kindern und genieße es jedes mal ich selber sein zu dürfen. Neulich fragte mich eines meiner Pflegekinder: "Karin warum benutzt Du im Schwimmbad die Behindertenumkleidekabine. Du bist doch gar nicht behindert? Du hast doch nur einen Rollstuhl".

    Gruß Karin
  • KarinM schrieb:Kinder würden das nie tun. Sie sehen dich so wie du bist. Sie würden nie in Frage stellen das ein Mensch der nicht laufen und gesunde Hände hat, die er uneingeschränkt benutzen kann. Ich arbeite auch täglich mit Kindern und genieße es jedes mal ich selber sein zu dürfen. Neulich fragte mich eines meiner Pflegekinder: "Karin warum benutzt Du im Schwimmbad die Behindertenumkleidekabine. Du bist doch gar nicht behindert? Du hast doch nur einen Rollstuhl".


    Das ist natürlich sehr schön.

    Allerdings ist es ja überhaupt nicht meine Erfahrung, dass Kinder einen "so sehen wie man ist" - was auch immer damit gemeint ist: bin ich denn, wie ich mir einbilde zu sein - oder kann ein Freund oder eine Freundin das klarer und besser formulieren, wie ich bin?

    Kinder starren, schreien, zeigen unverhohlen unbegründete Angst, rempeln, fassen an - kein im Durchschnitt nur empfehlenswertes Kollektiv. Kinder, die einen gut kennen, die sind vielleicht etwas anders - aber mir sind verklemmte Erwachsene lieber als ungebremste Kinder.

    Wie wir konkret aussehen, das spielt vermutlich schon eine Rolle. Wenn Dein Körper intakt ist oder nicht, wenn er gelähmt ist oder nicht, wenn Veränderungen weg vom normalen Aussehen da sind - das muss man mitberücksichtigen.

    Ich werde daher nie die Kindererfahrungen machen, dir Du machst. Im besten Fall ist ein Kind, das ich treffe, das erste Mal leicht verstört.... dann ist es schon wichtig, die Prothese anzuziehen.

    Eines Abends läuteten sie bei mir an der Tür an Halloween. Da waren drei Kinder die was sagten. Ich verstand sie erst nicht und ging zum Tor - etwa 2 m - wo sie standen. Sie wirkten ganz extrem erschrocken, versuchten zurücjzugehen, waren wie angefroren, kleinlaut auf einmal. Ich war mir nicht im Klaren darüber, was da wohl los war und gab ihnen irgendeine Tüte Gebäck mit. Später fiel mir ein, dass ich meinen Arm gar nicht anhatte und das vor dem Hintergrund einer beleuchteten Tür eben einfach Schiss macht.
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