Dürfen Behinderte aus dem Schwitzkasten verbannt werden?

Hallo Zusammen,

habe den folgenden Artikel zufällig im Internet gefunden (siehe Link)

--> http://www.tz-online.de/aktuelles/bayern/tz-sauna-verbot-fuer-behinderten-457401.html

Was haltet Ihr davon? Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich persönlich empfinde das als eine Unverschämtheit und alles was Das Hotel dazu zu sagen hat, sind PURE AUSREDEN!!!

tststs...Unglaublich!

Greetz

Frodo

Antworten

  • Hallo Frodo,

    wie du an der Reaktion siehst ist dieses Thema nicht ganz unproblematisch. Als ich den Artikel heute früh gelesen habe, war mit klar dass er hier einen Eintrag findet.

    Zu dem aktuellen Thema gibt es sicher viele Ansichten und Meinungen. Sieh es einfach mal so, es gibt Menschen die Arbeiten das ganze Jahr hart auf ihren Urlaub hin, sie kommen in das Hotel wollen sich erholen und von den ganzen Belastungen abschalten und werden wieder mit der Realität konfrontiert.

    Ich fahre selbst jedes Jahr in Urlaub in ein rollstuhlgerechtes Hotel nach Italien, bin unter ganz normalen Feriengästen und habe auch immer wieder netten Anschluß mit Deutschen, Italienern, Engländern und Holländern.

    Bis heute kam hier keine negative Reaktion. Lies den Artikel bitte noch mal genau und überlege an was es evtl. liegen kann dass die Urlaubsgäste so reagiert haben.


    Es ist auch zu überlegen ob nicht das in der Nähe liegende VDK Hotel Karoli die bessere Lösung gewesen wäre. Hier ist alles aber auch alles auf Rollstuhlfahrer abgestimmt und somit wäre auch ein entspannterer Urlaub für die Ehefrau des Behinderten möglich gewesen.
    Gruß Schriftenfuzzi
  • Hallo ihr lieben,

    nach dem ich mir diesen Artikel durchgelesen haben, muß ich sagen, ich kann beide Seiten vestehen. Wären die Hotelgäste grundsätzlich gegen den Besuch Behinderter gewesen, könnte ich Frodos Aufregung verstehen. Aber hier handelt sich um einen Mann, der auf Grund neurologischer Schäden, sabberte, vieleicht auch lallte oder andere nicht alltägliche Geräusche machte. Er war der Sprache nicht mehr mächtig. Als ich in meinem Beruf neu war, ekelte mich der Anblick solcher Menschen auch. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es Pflegepersonal gibt, dem der Umgang mit Menschen, die sabbern wie ein zahnendes Kleinkind, nichts aus macht. Auch wenn der Umgang mit diesen Menschen zur Routine geworden ist, unangenehm ist es trotzdem. Wie schwer muß es für Menschen sein, so einen Anblick aus zu halten, wenn sie so etwas noch nie zuvor gesehen haben und das auch noch in einem Hygienebereich wie der Sauna? Sicher wäre dieses Paar in einem rolligerechten Hotel besser aufgehoben gewesen. Aber der Hotelmanager hätte auch einen Kompromiss finden können. Er hätte diesem Paar eigene Saunazeiten anbieten können. So wäre jeder zufrieden gewesen und ich bin sicher, daß dieses Paar sowieso beim nächsten Wellness-Urlaub ein anderes Hotel gewählt hätte.

    Gruß Karin


  • Lieber Frodo, lieber Schriftenfuzzi, liebe Karin,

    eine interessante Diskussion habt ihr da gestartet. Ich möchte gerne folgenden Gedanken einwerfen. Auch Menschen, die vielleicht nach gängigem Geschmacksempfinden wenig ansehnlich sind oder auf Grund einer Krankheit Geräusche von sich geben, die nicht der Etikette entsprechen, haben ein Recht an einem öffentlich zugängigen selbstgewählten Ort dieses oder jenes zu tun oder zu lassen wie andere eben auch.

    Ich finde den Gedanken heikel und auch gefährlich, jemanden auf Grund seiner Krankheit und seines Aussehens von Aktivitäten auszuschließen, weil andere ihn eklig finden.

    Vielmehr sehe ich, dass sich die anderen vielleicht ein wenig in Toleranz üben sollten und sich vielleicht mal mit den eigenen Ekelgefühlen auseinandersetzen sollten. Es könnte nämlich sein, dass sie auch eines Tages sabbernd im Rollstuhl sitzen. Da würden sie es auch nicht schön finden, wenn andere sagen: Ihh, die sind ekelig, die sollen weg.

    Was meint ihr?
    Liebe Grüße Iris, Redaktion MyHandicap
  • Hallo Iris,

    genau das Wort Toleranz ist die richtige Einstellung.
    Aber auch Toleranz anderen nichtbehinderten gegenüber ist ein wenig Toleranz angebracht.

    Ich für meinen Teil bin bisher immer gut gefahren wenn ich nicht alle Rechte die mir zustehen auch bis zum allerletzten ausgereizt habe.

    Ich nenne hier einmal ein Beispiel: Damit wir mit unseren Rollstühlen überall barrierefrei hinkommen sollten die Randsteine abgesenkt sein. Wenn ich nun dies zu 100 % einfordere so komme ich mit Blinden und Sehbehinderten in Konflikt. Durch das Absenken ist das Ende des Bürgersteiges sehr schwer ertastbar.
    Rampen auf Messen oder Volksfesten sind oft technisch nicht an die geforderte % Zahl umsetzbar da sonst die Rampen so weit in den Fußweg ragen daß besonders sehbehinderte darüber stolpern können. Also Toleranz, wie in vielen Dingen, ist das goldene Mittelmaß oft zielführender.

    Wie Karin schon erwähnte hätte hier mit Sicherheit ein Kompromiss gefunden werden können.


    Nur so gehts.


    Gruß Schriftenfuzzi
  • Hallo Schriftenfuzzi,

    ja, ich gebe dir Recht: Toleranz ist das Zauberwort. Wobei ich einen Unterschied sehe zwischen dem Absenken von Bordsteinen und dem Akzeptieren von Menschen, die nicht dem gängigen "Schönheits- und Gesundheitsideal" entsprechen.

    Um es anders zu sagen: Wären alte, schwache und auch behinderte Menschen besser in die Gesellschaft integriert, das heißt: sichtbar im Alltag, wären sie kein "ungwohnter" Anblick, von dem sich einige abgestoßen fühlen könnten.

    Ich glaube, darauf müssen wir hinarbeiten. 😀

    Viele Grüße,
    Iris Redaktion MyHandicap
  • Hallo Iris,


    ich stimme Dir voll und ganz zu. Aber leider ist unsere Gesellschaft nicht so tolerant und aufgeklärt, wie wir uns das wünschen. Deshalb plediere ich doch lieber für die Lösung mit der eigenen Saunazeit anstelle eines Rauswurfs. Menschen, die im Alltag normaler Weise absolut isoliert von Menschen mit Behinderung leben, kann man in so kurzer Zeit nicht an diese ungewohnte Situation gewöhnen. Es liegt an uns. Wir sollten uns nicht so viel zurück halten. Uns so oft es geht unter die Leute mischen. Nur so können wir erreichen daß es normal ist, uns dabei zu haben.

    Gruß Karin
  • Hallo Iris!
    Ich stimme Deinen Argumenten voll und ganz zu.
    Danke Dir für Deine Auführung.
    Gruß
    SENDRINE
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