Fliegen mit Rollstuhl (insb. WC-Nutzung) - wie?

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Hallo,

ich werde für meinen nächsten Urlaub einen 5-stündigen Flug haben. Da es sich um einen Aktiv-Rollstuhl handelt, sehe ich dabei keine Probleme (auch falls ich auf einen Bord-Stuhl umsteigen muss).

Allerdings kann ich mir den Toilettengang noch nicht vorstellen. Ich katheteriesiere (mit Beutel) und bin somit nicht zwingend auf ein WC angewiesen. Gibt es andere - befahrbare - Räumlichkeiten?

Wie sind eure Erfahrungen?

Danke & Gruß.

Antworten

  • Hallo celevator,

    fliegen mit dem Rollstuhl ist klar möglich. Aber Flugzeugbauer haben sicher zu allerletzt an Rollstuhlfahrer gedacht, als sie die Teile gebaut haben...

    Zum Ablauf:
    Es ist ganz wichtig, dass Du VOR dem Flug bei der Airline (ggf. über Dein Reisebüro) angibst, dass Du Rollstuhlfahrer bist. Diese Anmeldung muss mind. 48 Std. vor Abflug geschehen.
    Es gibt international gültige Abkürzungen für Passagiere mit Handicap. Wenn Du dich gar nicht ohne Deinen Rollstuhl fortbewegen kannst, bist Du ein WCHC-Passagier (wheelchair to cabin seat).

    Deinen eigenen Rollstuhl musst Du als Gepäck aufgeben. Am Flughafen bekommst Du einen Leihrollstuhl. Da die Gänge in einem Flugzeug sehr schmal sind, wirst Du mit einem speziellen Transferstuhl in die Maschine gebracht.

    Da nur auf Langsstreckenflügen Bordrollstühle Pflicht sind, musst Du diesen Bedarf vorher unbedingt anmelden. Vor dem Start solltest Du dich vergewissern, dass der auch wirklich an Bord ist. Wenn nicht, hinterher auf jeden Fall bei der Airline beschweren.

    Auch wenn es einen solchen Stuhl gibt, dürfen Dir die FlugbegleiterInnen NICHT beim Umsetzen oder dem Toilettengang helfen. Deshalb ggf. in Begleitung reisen.

    Flugzeugtoiletten sind (wie alles da oben) sehr eng. Einen anderen, seperaten Raum gibt es nicht.

    Wie das mit dem Kathederisieren bei evtl. Turbolenzen ist, weiß ich nicht.

    Weitere Infos findest Du auch unter http://www.myhandicap.de/fliegen_behinderte_info.html

    Eine sehr ausführliche Reportage zum Thema barrierefreier Flugverkehr war auch in der Frühjahrsausgabe des Magazins HANDICAP.

    Bei weiteren Fragen stehe ich Dir gern zur Verfügung. Gerne kannst Du dich auch noch an unseren Fachexperten für Reisen, Konstantin Voßwinkel (Community-Nick: Disabled Travel Consultant), wenden.

    Noch ein persönlicher Tipp von mir: Wenn bei der Reise etwas nicht so klappt, freundlich und diplomatisch (nicht unterwürfig!) bleiben. Damit kommt man weiter, als wenn Du dich aufregst und alle anmotzt. Dann sind die auch eher gewillt, eine Lösung zu finden. Denn sie wollen helfen und dich nicht bloß ruhig stellen 😉
  • Daniel
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    Hallo Justin,

    danke für die ausführliche Antwort.

    Ich hatte mich auf dieser und anderen Seiten, aber auch in der 'Handicap' schon schlau gemacht. Auch der bisherige Kontakt mit dem Anbieter (AIDA) war sehr gut. Trotzdem blieb eben die Frage mit dem 'Wasserlassen'.

    Mir würde im Prinzip reichen, wenn man sich mal ein paar Minuten hinter einem Vorhang oder bspw. Decke verstecken könnte. Vielleicht liest das ja noch jemand, der entsprechende Erfahrungen gemacht hat.

    Natürlich hast du recht, mit freundlichem und offenem Auftreten erreicht man i.d.R am meisten; nicht nur im Flieger.

    ps. die Reise ist erst im Dezember... habe also noch etwas Zeit bevor ich mir in die Hose machen muss 😉
  • mabila
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    Hallo,

    ich würde auf jedenfall bei der Airline nachfragen, was das für ein Type Maschine ist. Wenn das ein größerer Airbus ist, sind die Chancen größer, dass die ein Behinderten WC haben, das etwas größer ist (nicht die normalen Abmessungen. Aber größer als normal.) Aber das kommt auf die Maschine an. Und wo es hingeht. Mit welcher Airline fliegst du denn?
    Gern kannst du mich anrufen, wenn du Fragen hast.

    Konstantin Voswinkel


  • Daniel
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    @Konstantin: Die Airline kenne ich noch nicht, wird vom Anbieter erst kurzfristig festgelegt/bekannt gegeben (je nach Kontigenten). Und ja, ich werde mich dann mal direkt an die wenden...
  • Daniel
    Optionen
    Hallo miteinander,

    mein Urlaub ist vorbei und ich möchte nun meine Erfahrungen weitergeben.

    Der Flug wurde über AIDA gebucht. Dabei habe ich angegeben, dass ich ohne Rollstuhl nicht könnte und musste die Maße angeben. Alles andere hat der Veranstalter übernommen. Vorweg: Es hat bestens geklappt (Flughafen Hannover und Teneriffa Süd)

    Als "WCHC" wird man am Flughafen beim Boarding von zwei Mitarbeitern abgeholt und mit dem eigenen Rollstuhl bis zur Einstiegstür gebracht; dort setzt man über auf einen schmalen Sitz, der gekippt und gerollt werden kann. Achtung: der Gang und auch die "Sackkarre" ist sehr schmal. Die Rollstuhlplätze befinden sie immer in den Reihen, die am weitesten von Türen und Notöffnungn ernfernt sind. Bei mir in der Boing 737 waren dies die Reihen 6 und 7. Der Rollstuhlfahrer muss am Fenster sitzen, damit die beiden neben ihm ungehindert aufstehen könnten.

    Thema WC an Board. Das kann man im Flieger vergessen. Man kommt ohne Laufen nicht zur Toilette. Evtl. ist dies in größeren Maschinen möglich. Ich denke im dringenden Notfall könnte man auch auf dem Sitzplatz katheterisieren. Und sonst eben kurz vorher noch mal das WC aufsuchen.

    Falls euch weitere Details interessieren, einfach melden.
  • celevator schrieb:
    Hallo miteinander,

    mein Urlaub ist vorbei und ich möchte nun meine Erfahrungen weitergeben.

    Der Flug wurde über AIDA gebucht. Dabei habe ich angegeben, dass ich ohne Rollstuhl nicht könnte und musste die Maße angeben. Alles andere hat der Veranstalter übernommen. Vorweg: Es hat bestens geklappt (Flughafen Hannover und Teneriffa Süd)

    Als "WCHC" wird man am Flughafen beim Boarding von zwei Mitarbeitern abgeholt und mit dem eigenen Rollstuhl bis zur Einstiegstür gebracht; dort setzt man über auf einen schmalen Sitz, der gekippt und gerollt werden kann. Achtung: der Gang und auch die "Sackkarre" ist sehr schmal. Die Rollstuhlplätze befinden sie immer in den Reihen, die am weitesten von Türen und Notöffnungn ernfernt sind. Bei mir in der Boing 737 waren dies die Reihen 6 und 7. Der Rollstuhlfahrer muss am Fenster sitzen, damit die beiden neben ihm ungehindert aufstehen könnten.

    Thema WC an Board. Das kann man im Flieger vergessen. Man kommt ohne Laufen nicht zur Toilette. Evtl. ist dies in größeren Maschinen möglich. Ich denke im dringenden Notfall könnte man auch auf dem Sitzplatz katheterisieren. Und sonst eben kurz vorher noch mal das WC aufsuchen.

    Falls euch weitere Details interessieren, einfach melden.



    Hallo celevator,

    schön das Du Deine Erfahrungen mitteilst.
    Das hört sich doch alles echt gut an, bis auf die Toilette.

    Danke für Deine Ausführungen.

    Herzliche Grüsse * Kerstin
  • Ja vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht! Ich selbst bin auch Rolli-Fahrerin, aber noch nie als solche geflogen. Das letzte Mal war es 1991.... und da war ich noch Fußgänger....
    Jetzt habe ich eine bessere Vorstellung wie es ablaufen könnte!
  • Hallo Celevator,

    ich bin erst jetzt auf Deine Frage gestoßen (da ich noch neu bin). Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Wenn ich schon früher auf Deine Frage gestoßen wäre, hätte ich Dir dasselbe geschrieben. Ich bin nämlich schon einige Male geflogen. Ich selbst kathederisiere mich nicht, sondern habe eine Reise-Urinflasche bei mir, die ich am Sitzplatz anwende. Natürlich verdecke ich den Vorgang diskret mit meiner Jacke. Aber man kann das mit allem Möglichen machen, was halt gerade zur Hand ist. Da ich sowieso nicht alleine fliegen kann, hilft mir meine Begleitung und leert die Flasche schließlich im Bord-WC aus. In diesem Fall haben es die Männer eindeutig leichter. Ich habe jedoch auch schon erlebt, daß Frauen sich mit einer untergeschobenen Pfanne beholfen haben. Übrigens möchte ich darauf aufmerksam machen, daß es auch eine Frauen-Urinflasche gibt.

    Es grüßt Dich,

    berlino