Was muss ich beim Umgang mit einem Spastiker beachten? Grundregeln im Umgang gesucht.

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Habe einen Kollegen, der ist Spastiker. Gerne möchte ich auf seine Bedürfnisse stärker eingehen, kann aber seine Signale nicht immer richtig deuten. Gibt es ein paar Grundregeln?

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  • MyHandicap User
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    Hallo Ursi,
    warum sprichst du nicht einfach mit deinem Kollegen? Spastiker ist nicht gleich Spastiker. Um wirklich individuell zu unterstützen ist ein persönliches Gespräch der beste Start.
  • MyHandicap User
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    Ich wurde auch mal nach Grundregeln im Umgang mit Amputierten gefragt (-: Meine Lieblingsantwort auf "darf ich mal Deinen Stumpf anfassen" ist "ja, aber Achtung dann bekommst Du Fusspilz" (moeglichst ohne loszuprusten sondern mit ganz ernsthaftem Gesicht).

    Die Gesellschaft moechte natuerlich aus Behindertengruppen so Pakete machen, so Einheitspakete eben, man wird zu einer Mini-Masse vereinheitlicht, und die sollen eine Art Umgangs-Bedienungsanleitung haben.

    Diese erhoffte Bedienungsanleitung soll dann dazu fuehren, dass man als unbedarfter Mitmensch ohne Investition von Gefuehlen, Aufwand, Stress, Anstrengung ein glattes Wohlfuehlprogramm abziehen kann.

    Was ist es, was dahintersteckt: die Annahme einer Vereinheitlichung im behinderten Menschsein. Eine (geringe aber vorhandene) *Entmenschlichung* und eine *Herabwuerdigung* steckt hinter der Frage, "wie geht man mit so jemand wie Euch/Dir um".

    Goldene Regeln:

    1) Behinderte sind wie alle anderen Menschen, nur behindert. Das geht gerne vergessen. Gerade wenn ich so eine Frage lesen, muss ich sagen, OHA, wir fangen erst mal bei Punkt 1 an und reiben den mal rein.

    2) Begegnung ist Begegnung. Die kann man hinkriegen, aber man kann sie auch vereiern. Das ist mit allen Menschen so. Das hat das Menschsein so an sich. Es kann natuerlich genauso ueberall an der Kinderstube fehlen, und jeder hat mal einen guten oder schlechten Tag. Ob behindert oder nicht, siehe Punkt 1, ist egal.

    3) Freundschaft ist ein natuerlicher Prozess. Wenn Gefuehle nicht da sind, sind sie nicht da. Ganz einfach. Das betrifft alle. Siehe Punkte 1 und 2.

    4) Empathie nicht unterschaetzen. Gefuehle sind eben immer mal wieder wichtig. Aber nicht die eigenen Gefuehle mit denen des Gegenuebers verwechseln...

    5) Manchen darf man die Einkaufstasche einpacken, anderen nicht. Man weiss aber nicht vorher, wem einpacken und wem nicht und alleine das Nachfragen ist ein moeglicher Fettnapf. Daher also Viel Glueck!

  • MyHandicap User
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    Hallo Ursi,

    auch wenn die Auswirkungen der Spastik so wirken, als sei Dein Kollege hilfsbedürftig, muss das nicht unbedingt so sein. Warscheinlich hat er diese Behinderung sein Leben lang und gelernt damit um zu gehen. Was für Dich umständlich aussieht, ist für ihn evtl. ganz normal. Deshalb solltest Du möglichst wenig, in das was er tut, eingreifen. Nehme Dich in acht, ihm seine Selbständigkeit zu nehmen. Egal wie mühsam es wirkt, wenn er es selber tut. Er wird es zu schätzten wissen, nur dann eine Hilfestellung zu bekommen, wenn er es für nötig hält. Wann und wo er Hilfsbedürftig ist, kannst Du am besten in einem Gespräch mit ihm heraus finden. Grundsätzlich kannst Du aber davon ausgehen, dass er was sagen wird, wenn er Deine Hilfe benötigt. Deshalb solltest Du bei allen Menschen mit Behinderung erst dann eingreifen, wenn diese Dich bitten oder in einer Notsituation sind. Es gibt nämlich nichts schlimmeres, als Tag täglich darum Kämpfen zu müssen, seine Selbständigheit zu erhalten.

    Der Alltag eine behinderten Menschen sieht meist so aus, dass man kaum eine Tätigkeit zu Ende bringen darf, ohne dass man sie wärend des Tuns aus der Hand gerissen bekommt. Wenn Du etwas tust, das Dich anstrengt, es Dir aber nichts ausmacht, dass es anstrengend ist, möchtest Du diese Tätigkeit auch in Ruhe zu Ende machen dürfen, ohne dass man Dich daran hindert.



    Gruss Karin
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