Warum sind behinderte Menschen so schnell verletzt?

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Hallo, ich habe selbst keine Behinderung. Allerdings mein Vater und mein Freund haben eine. Daher habe ich viele Kontakte zu behinderten Menschen.

Was mir immer wieder auffällt: Behinderte Menschen fühlen sich, meiner Meinung nach, schnell angegriffen und sind schnell beleidigt. Dabei mein ich es ja gar nicht bös. Ich bin ein direkter Typ, der kein Blatt vor den Mund nimmt, aber niemals beleidigend oder so. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass bei der kleinsten Kritik viele behinderte Menschen sich schneller beleidigt zurückziehen als nichtbehinderte.

Was denkt ihr darüber? Hat jemand ähnliche Erfahrungen und woran liegt das?

Ina

Antworten

  • hallo ina,

    ich kann das nicht bestätigen. und ich glaube auch nicht, dass man das so pauschal sagen kann.

    vielleicht liegt es ja doch an dir?
  • das kann ich auch nicht bestätigen.
    ich hab täglich mit vielen menschen zu
    tun. mit/ohne behinderung.
    da habe ich nicht das gefühl, das
    behinderte schneller verletzt/beleidigt
    sind.

    ich würde es gern an einer stelle umdrehen
    (wenn ich darf)
    warum sind nicht behinderte oft beleidigt,
    wenn ich ihre hilfe nicht möchte? 😉

    lg
    christiane
  • Hallo Ina,

    ich kann die Aussage von Christina nur bestätigen. Ich lebe meinen Alltag genauso uneingeschränkt, unabhängig und selbständig wie früher, ohne Rollstuhl. Ich brauche im Alltag keine Hilfe. Aber pausenlos kommen "gesunde" Menschen an umd wollen mir bei Dingen helfen, bei denen ich keine Hilfe brauche. Dabei gehen diese Fußgänger in der Regel sehr aufdringlich vor und lassen es nicht zu, das ich auch die (für mich) leichteste Aufgabe alleine durchführen kann. Wenn ich mir zum Beispiel zum Einkaufen einen Einkaufswagen nehme, wird mir dieser pausenlos weggenommen, weil man mir "helfen" möchte. Es wird nicht gefragt ob ich das möchte oder ob es nötig ist. Diejenigen die fragen, ignorieren ein "nein danke".

    Sauer bin ich nicht wegen über Hilfsbereitschaft. Sondern weil man mir nicht erlaubt, Dinge zu können, die ich kann. Ich reagiere verärgert auf das bevormunden. Doch weil ich als Rollifahrer eigentlich nur möchte, daß man mich fragt, bevor man mir etwas aus der Hand reißt, das ich gerade tue, glauben diese übereifrigen Fußgänger, ich will mir nicht helfen lassen und ziehen beleidigt ab.

    Versuch doch mal Deine Angehörigen als "Nichtbehindert" wahr zu nehmen. Behandel sie nicht wie hilfsbedürftige Menschen. Gesteh ihnen zu, daß sie Dinge ohne Dein Eingreifen durchführen dürfen. Auch wenn Du der Meinung bist, daß sie es besser mit Hilfe täten. Du würdest Dir auch nicht helfen lassen, wenn Du selber klar kommst. Dir wird egal sein, ob es dich anstrengt, wenn du es schaffen kannst.

    Gruß Karin
  • Es ist so, dass ich bei mir selbst feststelle, dass ich seit meiner Behinderung gelegentlich Situationen erlebe, die, also, sowas gibts gar nicht. Das ist schlicht jenseits.

    Man wird in der Tat gelegentlich uminterpretiert, es gibt Leute - Nichtbehinderte - die mir vorschreibend / korrigierend sagen, wie ich mich fühle bzw. zu fühlen habe, die für meine Gefühle und deren Entwicklung sogar einen Zeitplan aufstellen, die mich nun nicht mehr um Einverständnis fragen in Situationen, wo das früher bei mir - und jetzt immer noch bei anderen - selbstverständlich ist/war. Eine weiterer Bereich ist das angestarrt werden. Es gibt ausserdem eine Reihe von Nichtbehinderten, die überraschenderweise den Kontakt zu Leuten wie mir suchen und die dann sehr forsch oder aufdringlich sind. Ich sehe mich also durchaus häufiger in Situationen, in denen es ganz anders zugeht als vor der Behinderung. Dabei wäre das nicht nötig, sich so aufzuführen.

    Was ich dann damit tue, mit diesen Situationen, ist wieder was anderes. Ich glaube nicht, dass Verbitterung oder Beleidigung notwendige Reaktionen sind - verstehe es aber sehr gut, wenn jemand so reagiert. Ich kann solche Situationen z.B. auch kreativ oder absurd uminterpretieren, mich gegen aufdringliche Personen auf eine ganz andere Art abgrenzen als durch Beleidigtsein. Christiane hat es angedeutet - oft sind es eben die Nichtbehinderten, die die schwierigen Verhaltensformen angesichts einer sichtbaren Behinderung an den Tag legen.

    Vor allem finde ich, dass sehr viele Nichtbehinderte eben freundlich, rücksichtsvoll und höflich sind, ausreichend angemessen reagieren, in Massen hilfreich und genügend vorsichtig im Umgang sind. Sichtbare Behinderungen sind für manche Nichtbehinderte halt eine Überforderung, eine Einladung, "Direktheit" mit Rücksichtslosigkeit zu verwechseln, da kommt es schon mal zu Verbitterung, Verletzung und Verärgerung bei Behinderten, besonders wenn sie das öfter oder sogar dauernd erleben müssen, das muss man schon wissen.

    Was passiert denn, wenn Du einmal besonders höflich statt "direkt" zu sein versuchst?
  • Hallo,
    habt vielen Dank für eure ehrlichen Meinungen. das hat mir schon zu denken geben. ich muss mein eigenes verhalten mehr beobachten. vielleiicht mein ich es auch einfach zu gut. das kann schon sein. danke für euer feedback.

    ina
  • Hallo Ina,

    es ist eine schwierige Geschichte! Jede Behinderung bringt schon eine große Umstellung mit sich wer einige Zeit Zahnschmerzen gehabt als nicht Behinderter kann sich ein Stück vorstellen wie es ist!
    Wenn man dann über Monate mit Schmerzen zu kämpfen hat geht dies arg an die Substanz!
    ich weis nicht wie es in der Schweiz ist aber hier in Deutschland kommt dann noch die fast tägliche Auseinandersetzung mit den Kostenträgern dazu!
    Also es kann schon passieren das ein Vertreter dann trotz "dicker Backe" sagt, sie machen mir doch da nur etwas vor - Ihnen geht es doch Bestens!

    Du musst als Betroffener aber trotzdem immer sachlich bleiben- man darf sich nicht mit gleicher Münze wehren!Man kommt sich manchmal vor wie ein Mörder der zu der Verwandschaft des Opfers gehen muss und sie um ein Stück Brot bitten muss!

    Wenn nun dazu kommt, dass Deine Behinderung nicht sofort sichtbar ist Rollstuhludgl. steht schon schnell einmal die Frage > Warum gehen Sie den nicht schaffen..<
    dann geht man einmal zum Arzt und stellt nach 10 Jahren einmal die Frage nach einer Reha ...Wenn dann die Antwort kommt >Sie wollen wohl wieder einmal in den Urlaub fahren..! Nun war dies noch ein sehr netter Arzt (Orthopäde..).
    Wenn man liest wie lange manches Verfahren in den Sozialgerichten geht wundert sich nicht das es da schon einmal .... einen Selbstmord gibt - dann heisst es immer so schön ja der/die Betroffene hatte Psychische Probleme...!

    Es ist für die Umwelt auch nicht unbedingt nachvollziehbar mit welchen Problemen man sich rumschlagen muss! Mitunter ist man schon genervt wenn man beim tippen (PC) zuviele Fehler macht weil u.a. eine Hand Probleme macht!
    Da man eine behinderung nicht immer anzusehen ist wird auch keine Rücksicht genommen, wenn man nicht so schnell kann - da wird schon mal "der Ellenbogen" rausgefahren..!
    Als ich einmal einkaufen war - hat mich ein Nichtbehinderter einmal richtig zur Schnecke gemacht! ich solle doch gefälligst rechts laufen! (ähnlich Autobahn..).

    Ich möchte nicht wissen wieviel Jahre ein Unfallopfer, Behinderter udgl. eher stirbt durch oben genannte Einflüsse!

    VG Stephanus
  • hallo,
    also ich bin nicht behindert, zumindest nicht körperlich. ich fühle mich schnell angegriffen und bin schnell verletzt, auch wenns das gegenüber gar nich so meint. ich schaff es immer wieder, alles so zu drehn, das es gegen mich und negativ gemeint is. das kann auch eine behinderung sein. 😀 ich arbeite mit blinden mit schwerst- mehrfacher beh. und so wie ich oder andere manchmal mit ihnen rede, können sie ganz schön viel wegstecken, könnt ich in der jeweiligen situation nich. lach. ich glaub das kann man nich pauschalisieren. vg flyaway
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