Ist es moralisch verwerflich, wenn Menschen mit Behinderung Aktfotos machen?

Hallo,

wollte mal wissen wie Ihr es findet, wenn Menschen mit Behinderung Aktfotos machen. Ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist, weil diese damit wirklich komplett am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Oder ob ich es verwerflich finden soll, da viele gesunde Menschen es nur aus Senstationslust ansehen (siehe Werbekonzept Benetton).

Über eure Meinungen würde ich mich freuen...
Grüße Gecko

Antworten

  • Hallo gecko8383,

    Sexualität gehört zum Mensch-Sein, wie Essen und Schlafen. Somit klar auch zu Menschen mit Behinderung.

    Jeder Mensch (egal ob mit oder ohne Behinderung) hat das Recht über seine Sexualität selbst zu entscheiden und sollte daher auch selbst festlegen, ob er Aktfotos von sich machen lassen möchte und was er dann damit anfängt. Auch ob er sie für sich und seine/n Partner/in behält, oder sie der breiten Öffentlichkeit präsentiert.

    Ich persönlich würde (momentan) keine Aktaufnahmen von mir machen lassen, weil ich derzeit mit meinem Körper unzufrieden bin (allerdings nicht aufgrund der Behinderung).

  • hallo gecko,

    zuerst einmal
    (ich weiss, ist unhöflich, eine frage mit einer gegenfrage zu beantworten 😉 )
    wie bist du auf dieses interessante thema gestossen?

    ich finde es nicht mehr oder weniger verwerflich, wie aktfotos von menschen ohne behinderung. für mich gehört das eine, sowie das andere zum leben und wenn die fotos gut gemacht sind, warum nicht? wichtig ist für mich, das sich das modell wohl fühlt und zu nichts gedrängt wird.

    es gibt hier schon extreme umsetzungen. zum beispiel in wien lebt ein fotograf, der bilder von amputierten frauen gemacht und ausgestellt hat. einige von den fotos, die ich gesehen habe, finde ich super schön und andere sind für mich grenzwertig.
    also das eigene bauchgefühl spielt eine grosse rolle. zu dieser fotoserie gibt es auch einen film *vom charme des makels* heisst er.
    oder das projekt: nobody is perfect. ich bin mir sicher, es gab vielspältige reaktionen dazu.

    und menschen, die aktofotos für ihre zwecke ge-/missbrauchen wird es immer geben, egal ob sie von behinderten oder nicht behinderten gemacht wurden.

    beste grüsse
    christiane


  • hallo,

    nach den letzten paralympics gab es im stern eine bilderserie. in der haben sich sportlerinnen ausgezogen. ich persönlich fand die bilder auch sehr attraktiv - aber manchmal hatte ich eben auch das gefühl die behinderung wird schon sehr in der vordergrung gerückt. deshalb hatte ich auch das gefühl, dass dieser teil schon wieder etwas auf die sensationslust anspielen soll...
    danke für eure feedbacks,

    euer gecko
  • ich frage mich, warum die frage überhaupt gestellt wird. der grad des voyeurismus in unserer gesellschaft ist eher hoch. alles, was da abweicht oder auffällt, wird gerne immer vorgeführt. behindert oder nicht.

    wichtig zur moral des foto-machens ist daher zuerst mal die frage, ob die person, die fotografiert wird, dem (rechtlich und praktisch gesehen) zustimmen kann und dem auch zustimmt.

    auf einer höheren ebene leide ich immer mal wieder darunter, dass behinderung stereotypisiert in den medien vorgeführt wird und dann den leuten in den köpfen herumspukt. diese hysterische dramatisierung, das ganz verstecken, oder schrille herzeigen - beides auffällig, beides komisch, beides irgendwo schräg. die prothesenhersteller, die ausser high-tech-demos und low-tech-klump kaum was bauen, das zehn jahre lang zuverlässig funktioniert: offenbar auch hier eine verzerrung mit der annahme, dass diese art """technologie""" den behinderten "genügen" "muss" und man sich aber gerne im fernsehen mit super-high-tech zeigt.

    sicher gibt es da irre aktfotos von behinderten. sicher sind da erfolgsgeschichten von sportlern. behinderte, nackt, sicher sicher. aber warum immer so krass? könnte man auch mal den unspektakulären, nicht besonders diskriminierenden und gewöhnlichen alltag einer behinderten person medialisieren? das vollkommen gewöhnliche, ohne diese andauernde verzerrung? wie wenig dieser prothetische klump, der da gebaut wird, wirklich immer hilft? das weiss im jahr 2009 kein mensch. die öffentlichkeit hat *keine* *ahnung*. vor diesem hintergrund finde ich dann die frage nach aktfotos schon speziell.

    da derartige verzerrungen eben ganz allgemein ein problem sind, und da für diese art aktfotos eben weitere verzerrungen angestrebt werden, finde ich das insgesamt schlecht. unabhängig davon, ob das einzelne foto schön ist oder weniger schön.
  • guten morgen oder besser mahlzeit 😉

    dein standpunkt zu diesem thema,
    finde ich sehr interessant lieber swisswuff.
    besonders der aspekt: den unspektakulären
    alltag zu zeigen.

    im ansatz hab ich das schon (durch zufall und
    meist zu *unchristlicher zeit* (spät abends oder zu früher
    morgenstunde) gesehen. und zwar auf zdf doku. da
    gibt es die sendung NORMAL
    dort hat es ab und an kurze beiträge mit diesem thema.

    kennst du die sendung guildo und seine gäste?
    hier macht gulido horn eine talkshow mit behinderten.
    mir gefällt diese runde sehr und guildo bequatscht
    völlig alltägliche situationen.

    der weg dahin, das behinderte völlig integriert sind
    ist noch lang und holprig. und im bereich der medien
    im besonderen.

    aber aktfotos an sich finde ich ok. wer es mag 😉
    kommt evtl. auch darauf an, was der fotograf und das aktmodell damit
    bewirken wollen.?!?

    im punkt vorführen *besonderer behinderter* gebe ich dir
    völlig recht. ich kenn das gefühl auch im kleinen. da wirst du
    hingestellt als was ganz aussergwöhnliches. dabei ist das, was ich tue
    gar nicht beeinflusst durch die behinderung. beruf, familie, sport, theater.
    oft vergesse ich, das mir was fehlt und dann wirst du sehr unsanft wieder
    drauf gestossen. nun ja....
    wenn das aber dazu führt, das andere behinderte dadurch mut
    schöpfen selber was anzugehen .... finde ich es wieder gut.
    an der stelle bin ich etwas zweigeteilt. so eine gute mischung,
    das wärs. 😀

    liebe grüsse
    christiane

  • gecko8383 schrieb:
    ...Ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist, weil diese damit wirklich komplett am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.


    möchtest du menschen mit handicap ausgegrenzen und sie bitten, keine fotos von sich machen zu lassen?
    es ist die freie entscheidung eines jeden, fotos machen zu lassen. ob und wie diese dann der öffentlichkeit präsentiert werden, steht demjenigen frei.
    natürlich gibt es menschen, die sich aus zweifelhaften gründen auf solche fotos stürzen. aber genau deshalb hab ich großen respekt vor jedem, der seine der öffentlichkeit präsentiert

    gecko8383 schrieb:
    Oder ob ich es verwerflich finden soll, da viele gesunde Menschen es nur aus Senstationslust ansehen (siehe Werbekonzept Benetton).


    ging es bei benetton nicht um tote?

    M
  • Hallo ....,

    ich habe ein Problem mit der ganzen Geschichte!
    Natürlich kann Jeder machen was er will - aber es ist inzwischen normal geworden ...wir brauchen noch Geld für eine gute Sache!
    Ja und sehr schnell ist man bei einem Nacktkalender selbst 80 -jährige Frauen machen da mit!
    Mit Voyeurismus hat dies nicht so arg viel zutun da sieht man dann höchstens einmal eine nackte Schulter und bei jüngeren ein klein wenig mehr!
    Es ist schwer einmal einen Tag keine Frau sehr leicht bekleidet zu sehen! Ob Werbung oder gewisse Zeitungen ala Bi.. oder Bli.. gleich auf der ersten Seite! man wird regelrecht mit so etwas zugeschüttet und ich bin wirklich nicht prüde - selbst unsere Bundeskanzlerin hat ein Kleid getragen (in Oslo) wo man gedacht hat da hat der Geschmack wohl etwas .... !
    Ja und wenn man dann im Sommer in den öffentlichen Verkehrsmittel mitfährt - ich habe nichts dagegen wenn man Nabelfrei läuft - aber müssen manche Hosen - Röcke so kurz sein dass einem das Hinterteil fast ins ... bei einer schlanken Frau mag dies ja noch gehen aber... usw.usw..

    VG Stephanus

  • hallo gecko,
    warum sollten sie, wie du schreibst, nicht komplett am gesellschaftl. leben teilnehmen?? wunder. is doch schnuppe, ob beh. oder nicht, jeder der es möchte und selbst bestimmen kann, kanns doch auch tun? find ich. vg flyaway
  • Warum sollten Menschen mit Hadycap nicht auch Aktotos machen dürfen? Ich verstehe nicht ganz wo der Unterschied sein soll.
    Ich denke das ist doch nichts anderes als ob jemand ohne Handycap Aktfotos macht.

    Entweder man möchte Aktfotos machen oder eben nicht, das akzeptiere ich ja, aber das davon abhängig zu machen
    ob jemand Handycap hat oder, wie auch einige Antworten hier aufzeigen,Menschen des Alters wegen lieber davon abhalten wollen finde ich doch recht unverständlich.
    Schönheit liegt im Auge des Betrachters und ich habe sehr viele Bilder gesehen auf denen Menschen mit Behinderungen, alte Menschen , dicke Menschen, dünne Menschen zusehen waren, und alles waren sehr schön. Viel liegt auch daran, wie die Bilder gemacht werden. Wenn dem Fotografen es gelingt ein Bild gut zu komponieren dann ist es völlig egal ob das Modell alt,gehandycapt,dünn,dick, oder sonstwas ist.

    Ich trage schon lange den Gedanken soetwas zu fotografieren. Leider noch niemanden gefunden die sich traut.
    Na vieleicht klappt das ja doch noch einmal, ich finde es jeden Falls sehr interessant und würde mich da gerne mal rantrauen.
    Man kann mir ja mal schreiben, evtl. ergibt sich was....

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