Wer kann mir was zu Polio sagen? Gibt’s das überhaupt noch?

Antworten

  • Die Kinderlähmung - auch genannt Poliomyelitis - ist eine hoch ansteckende, durch Viren übertragene Infektionskrankheit, die häufig zu bleibenden Lähmungen oder gar zum Tod führt. Durch flächendeckende Impfung ist die Kinderlähmung seit ca. 1960 in unseren Breitengraden sehr selten geworden. In der Schweiz und Deutschland gab es laut verlässlichen Angaben seit 20 Jahren bzw. 14 Jahren kein Kinderlähmungsfall mehr.

    Die Vorraussetzung, dass das so bleibt, ist: eine Durchimpfungsrate der Bevölkerung von rund 90 Prozent, d.h., dass von 100 Personen mindestens 90 gegen Kinderlähmung geimpft sind. Wird diese Rate unterschritten, besteht die Gefahr, dass die Kinderlähmung wieder ausbricht. Noch heute von Kinderlähmung betroffen sind Länder in Afrika (vor allem in der Subsahara-Region und am Horn von Afrika) und Asien (südostasiatische Länder mit dem Schwerpunkt Indien). Nicht geimpfte Reisende können sich dort infizieren.

    Wie wird die Kinderlähmung übertragen?
    Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch über Tröpfchen- oder Schmierinfektion, der Erreger kann aber auch durch Lebensmittel übertragen werden. Schlechte hygienische Verhältnisse begünstigen die Ausbreitung von Polio-Infektionen.

    Welche Symptome treten bei der Kinderlähmung auf?
    90 bis 95 Prozent der Fälle verlaufen ohne spezielle Symptome oder nur als harmlose Durchfallerkrankung. Nur in etwa einem Prozent der Erkrankungen kommt es zu Lähmungserscheinungen.

    Wie verläuft die Krankheit?
    Das voll ausgeprägte Krankheitsbild verläuft in vier Stadien:
    Initialstadium (Anfangsstadium):
    Die Erkrankung beginnt mit grippeähnlichen Erscheinungen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen, Bronchitis und Temperaturen bis 38,5 Grad. Ab und zu kommt es zu Durchfällen. Die Erscheinungen halten etwa zwei Tage an. Stadium 2 (genannt Latenzstadium): Die Symptome verschwinden für etwa ein bis drei Tage.


    PoliovirusDie Patienten fühlen sich wieder gesund. Vor-Lähmungsstadium: Es kommt erneut zu Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. Weitere Zeichen sind: Nackensteifheit, überdeutliche Sensibilität, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Muskelschwäche. Lähmungsstadium: Nach weiteren zwei Tagen treten bei 0,5 bis einem Prozent der Erkrankten asymmetrisch verteilte, schlaffe Lähmungen auf. Die Gefühlswahrnehmung bleibt erhalten. In schweren Verläufen kommt es zur Beteiligung der Atemmuskulatur mit Atemnot oder sogar Atemstillstand. Die Lähmungserscheinungen können sich voll zurückbilden.

    Wie lange dauert die Inkubationszeit?
    Meist zwischen einer und zwei Wochen, in Ausnahmefällen bis vier Wochen. Die Ansteckungsfähigkeit beginnt etwa zwei Tage nach der Infektion und kann Monate anhalten.

    Gib es eine Therapie bei Kinderlähmung?
    Nein. Die Behandlung erfolgt symptombezogen. Bei einer schweren Atemlähmung muss eine maschinelle Beatmung durchgeführt werden (früher: Eiserne Lunge). In der Rehabilitation spielt die Krankengymnastik (Physiotherapie) eine grosse Rolle.

    Wie können Sie der Kinderlähmung vorbeugen?
    Durch Impfung der gesamten Bevölkerung.
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