Eine Bekannte hat mir etwas von Emg-S-Geräten zur Therapie von Spastiken erzählt.

Wer hat damit Erfahrung?

Antworten

  • Erfahrung habe ich zwar keine damit. In "Ergotherapie und Rehabilitation", Ausgabe 08/2006
    ist dazu ein Artikel erschienen. Hier ein Ausschnitt: "Ein Schlaganfallpatient wurde sechs Monate bei der selbständigen Benutzung eines elektromyografisch getriggerten Stimulationsgeräts (EMG-S) begleitet. Hierbei wurde untersucht, ob positive Veränderungen in den Bereichen der Handmotorik, Spastizität sowie Sensibilität feststellbar sind und ob neuropsychologische Einschränkungen den häuslichen Gebrauch dieses Myofeedbackgeräts beeinflussen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass ein EMG-S eine sinnvolle Begleittherapie sein kann.

    Eine spastische Hand ist allgemein sehr schwer behandelbar. In neuester Zeit wird vermehrt in klinischen Studien im Rahmen der motorischen Rehabilitation von distaler Spastizität der Einsatz von elektromyografisch getriggerten Stimulationsgeräten (EMG-S-Geräten) untersucht. Die bisher veröffentlichten Studien klingen viel versprechend und postulieren meist signifikante Verbesserungen im Bereich der Spastizität und Handfunktion. EMG-SGeräte sind inzwischen von den Krankenkassen als medizintechnisches Hilfsmittel anerkannt. Für den selbständigen Einsatz dieser Geräte in häuslicher Umgebung übernehmen die meisten Kassen auf Antrag die Mietkosten.

    Im Rahmen einer Einzelfallstudie wurde ein Schlaganfallpatient mit Neglect während seines sechsmonatigen häuslichen Gebrauchs eines intensionsgesteuerten Myofeedbackgerätes begleitet. Mit diesem Gerät werden durch bloße Bewegungsvorstellungen Muskelkontraktionen elektromyografisch stimuliert. Das Ziel ist es dabei, dass die täglichen mental ausgelösten, repetitiven elektromyografischen Triggerungen die neuronale Plastizität auf Cortexebene - hinsichtlich der Spastik und der Handfunktion - positiv beeinflussen.

    Bewegungsvorstellungen triggern Muskelkontraktionen
    Auf dem Hilfsmittelmarkt gibt es mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Hersteller, die EMG-S-Geräte anbieten. Im Rahmen der neurologischen Rehabilitation werden diese Geräte unter anderem bei der Behandlung der allgemein sehr schwer behandelbaren spastischen Hand eingesetzt. Durch die repetitiven Triggerungen bspw. des M. extensor digitorum wird reziprok der spastische Antagonist gehemmt und gedehnt. Die repetitiven Triggerungen können dabei vom Gerät im zyklischen Modus (Wechsel zwischen Stimulation und Pause) ausgelöst werden. Darüber hinaus stehen Geräte zur Verfügung, bei denen Muskelaktivitäten auch mental ausgelöst werden können. Das bedeutet, dass mittels einer Bewegungs- oder Handlungsvorstellung eine Muskelkontraktion getriggert wird.

    Bei zerebral verletzten Patient/innen lösen die Versuche der motorischen Willküraktivität meist pathologische motorische Muster wie abnorme Irradiationen oder eine Verstärkung der Spastizität aus. Aus diesem Grunde sollen sich die Patient/innen die Bewegungen nur vorstellen. Das durch gezielte Denkprozesse entworfene Bewegungsprogramm wird von kortikalen und subkortikalen Bahnen über das Rückenmark an die ausführende Muskulatur geleitet. Eine entsprechende Spannungsveränderung in der Muskulatur kann von den ableitenden Elektroden gemessen und vom Gerät in eine Muskelstimulation (Kontraktion) umgewandelt werden.

    Das Wirkprinzip besteht darin, dass bereits durch die intensive Vorstellung einer Bewegung eine zentrale Erregung des motorischen Rindenfeldes und dadurch Mikrokontraktionen in den entsprechenden Muskeln ausgelöst werden. Die Grundlage dieses Wirkungsprinzips haben Kornhuber und Deecke bereits 1964 mit dem so genannten elektromyografisch nachweisbaren "Bereitschaftspotenzial" beschrieben. Durch häufige Wiederholungen soll dieser Bewegungsentwurf über Feedforward- und Feedback-Programme optimiert und eine adäquate neuronale Reorganisation auf Kortexebene unterstützt werden."
Diese Diskussion wurde geschlossen.