Wofür wird eigentlich ein Schlaflabor eingesetzt?

Antworten

  • Im Vergleich zu Fussgängern leiden Querschnittgelähmte generell viel häufiger an Schlafstörungen. Weit verbreitet unter ihnen sind nächtliche Atemstörungen und insbesondere das sogenannte "Schlafapnoe-Syndrom".

    Im SPZ Nottwil werden Atmung und Puls darum schon seit Jahren mittels cardiorespiratorischer Polygraphie regelmässig gemessen. Wenn in der Nacht die Atmung zu "schlafen" beginnt und keine Luft mehr in die Lungen gelangt, sinkt der Sauerstoffanteil im Blut. Dies wiederum gefährdet Organe mit grossem Sauerstoffbedarf und führt zu Komplikationen. Das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln sowie einen Herzinfarkt zu erleiden, ist bei solchen Patienten erhöht. Meist bemerken diese während der Nacht nichts von ihrer Atemstörung. Manche glauben sogar, gut zu schlafen, beklagen aber nicht selten Konzentrationseinbussen und vermehrte Müdigkeit am Tag.

    Neben Atemproblemen gibt es bei Querschnittgelähmten aber noch eine breite Palette von anderen Schlafstörungen wie beispielsweise Motorikstörungen und Schmerzsyndrome, die einer ausführlichen Abklärung mittels Polysomnographie (inklusive Hirnstrombild) bedürfen. Bei gewissen Patienten verstärken sich in der Nacht die Spasmen, die das Einschlafen verzögern und zu vermehrten Aufweckreaktionen führen. Ausserdem sind bei Querschnittgelähmten nachts auch periodische Fuss- und Beinbewegungen zu beobachten, welche die Schlafqualität teilweise massiv verschlechtern. Schmerzen und Gefühlsstörungen können insbesondere bei Patienten mit inkompletten Lähmungen zu Schlafstörungen führen. Infolge einer Funktionsunterbrechung im Rückenmark leiden Querschnittgelähmte zudem an empfindlichen Störungen der Temperaturregulation. Nächtliche Wechselbäder von Frieren und Schwitzen, heissen Köpfen und kalten Füssen sind keine Ausnahmen. Die Schweissdrüsen unterhalb der Läsionshöhe sind in ihrer Funktion gestört und die Blutgefässe der Haut (wichtig für die Wärmeverteilung) gehorchen den Befehlen des Gehirns nicht mehr. Auch epileptische Anfälle, Nebenwirkungen von Medikamenten und psychisch bedingte Ein- und Durchschlafstörungen können die Nachtruhe unterbrechen. Der Wegfall oder zumindest eine Minderproduktion von Melatonin (körpereigene Substanz) ist bei Tetraplegikern ebenfalls nachgewiesen worden.
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