Macht moderne Prothesenversorgung die Gehschule überflüssig?
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Physiotherapeutin im Reha-Zentrum Bad Gögging und leite dort die Prothesengehschule. Im Rahmen einer Fortbildung möchte ich eine Facharbeit schreiben mit dem Thema "Macht moderne Prothesenversorgung die Gehschule überflüssig?". Haben Sie hierzu Fachliteratur oder sonstige Informationen, die ich verwerten kann? Oder wissen Sie sonstige Quellenangaben?
Über eine positive Antwort würde ich mich sehr freuen!
Vielen Dank im Voraus! Mit freundlichen Grüßen
ich bin Physiotherapeutin im Reha-Zentrum Bad Gögging und leite dort die Prothesengehschule. Im Rahmen einer Fortbildung möchte ich eine Facharbeit schreiben mit dem Thema "Macht moderne Prothesenversorgung die Gehschule überflüssig?". Haben Sie hierzu Fachliteratur oder sonstige Informationen, die ich verwerten kann? Oder wissen Sie sonstige Quellenangaben?
Über eine positive Antwort würde ich mich sehr freuen!
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Die Fragestellung Ihrer Facharbeit ist zwar durchaus provokant formuliert, aber meines Wissens in der Fachliteratur noch nie aufgetaucht. Das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein: Eine moderne Prothesenversorgung macht die qualifizierte Gehschulung, wie sie bei Ihnen in Bad Gögging durchgeführt wird, nicht überflüssig, sondern umso mehr erforderlich!
Um die zunehmend komplexen Möglichkeiten moderner mechanischer Systeme (z.B. mit hydraulischer oder pneumatischer Standphasensicherung und Schwungphasensteuerung) oder mikroprozessorgesteuerter Systeme voll ausschöpfen zu können, benötigen die meisten beinamputierten Menschen eine verstärkte Unterstützung speziell geschulter PhysiotherapeutInnen mehr denn je in der Erstversorgungsphase, aber auch beim Wechsel des Prothesensystems
- auch wenn das von den Kostenträgern teilweise noch anders gesehen wird.
Moderne Gehschulkonzepte und Analysemethoden wie z.B. der "Gehen verstehen"-Ansatz der O.G.I.G.-Gruppe tragen diesem Umstand ja inzwischen auch verstärkt Rechnung.
Ich halte es übrigens ebenfalls für reine Spekulation, dass "Gehmaschinen", also motorbetriebene Prothesensysteme, wie sie etwa mit dem "Power Knee" ansatzweise schon vorliegen, eines Tages tatsächlich die Gehschule überflüssig machen könnten, indem sie das Gehen mit Prothese vollautomatisch steuern. Ein physiologisch korrektes Gehen verdankt sich ja nur zu einem Teil der fortschrittlichen Prothesentechnik und in entscheidendem Maße den körperlichen Voraussetzungen des oder der Amputierten. Hier ist und bleibt es die Hauptaufgabe der Physiotherapie und Gehschulung, die bestehenden Defizite auszuräumen und die Anwender für einen souveränen Umgang mit der modernen Technik zu mobilisieren.
Ich finde Ihre Fragestellung dennoch sehr interessant und nehme an, dass Sie sich dabei einiges gedacht haben. Wenn Sie möchten, können wir uns darüber einmal telefonisch austauschen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn Sie mich kontaktieren wollen.
Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute.
MyHandicap-Fachexperte Gunther Belitz
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