Partner mit Depressionen

Es gibt ein Thema das mich wirklich momentan nicht wirklich loslässt und vielleicht hilft es ja sich hier auszutauschen.

Ich und mein (Ex)-Partner sind seid 15 Jahren zusammen. Wir waren in der selben Klasse, sind Teenager Eltern geworden, ich musste zwangsweise für 2 Jahre das Land verlassen (meine Eltern wollten unbedingt weg ziehen, ich minderjährige, mein Kind hätte also mit meinen Eltern mit gemusst), ich kam wieder zurück, wir sind wieder zusammen gekommen und seid dem haben wir noch viele weitere Hürden in unserem Leben überstanden.

Es kam endlich der Punkt an dem wir uns endlich nur auf uns beide konzentrieren konnten. Jeder hat seine Ausbildung, Weiterbildung usw abgeschlossen, unser Kind hat ein Alter erreicht wo man sich nicht 24/7 drum kümmern muss, finanziell war auch endlich alles gut.

Wir haben vom heiraten gesprochen, Haus oder Wohnung kaufen, was man halt so tut. Wir waren ein wirklich unglaublich gutes Team, alles was uns das leben so in geworfen hat, haben wir überstanden.

Parallel hat er sich selbstständig gemacht, die Lage hat es hergegeben, Handwerker werden wie verrückt gesucht, den Meister hatte er in der Tasche und sein bester Freund mit den er während der Ausbildung kennengelernt hat und seit vielen vielen Jahren schon gemeinsam mit ihm gearbeitet hat, wollte ihn unterstützen und als gleichberechtigter Partner einsteigen.

Ich ging mit meinen Arbeitsstunden runter, ich wollte den Jungs anfänglich mit den Papieren helfen, bis sich alles eingependelt hat.

Kurz vorher suchen wir unsere Ringe aus und ich muss sagen, die Zeit vor der Selbstständigkeit war einer der schönsten Zeiten die wir hatten.

Wie immer am Anfang einer Selbstständigkeit treten Probleme auf, man arbeitet viel, Dinge werden kompliziert. Doch das größte Problem war, dass sein bester Freund und Partner ihn teilweise richtig im Regen stehen lassen hat, er unglaublich viel Mist gemacht hat, so dass er ihn aus der Firma werfen musste. Natürlich lief das nicht ohne großen Konflikt. Während dieser Zeit war mein Partner natürlich unglaublich gestresst, er musste viele Fehler ausbaden, die Firma stand auf der Kippe, aber das schlimmste, er hatte seinen besten Freund verloren.

Er distanziert sich auch immer mehr von mir. Eines Abends brach er dann zusammen. Er würde sich trennen wollen. Er hätte keine Gefühle mehr für mich. Es hat mich getroffen wie ein Schlag. Ich habe versucht mit ihm zu sprechen, ob alles nicht gerade viel wäre, Paartherapie usw. Doch er wollte erstmal weg. Ca eine Woche hatte er woanders geschlafen, kam dann wieder und meinte er wolle es versuchen. Es vergangen ein paar Monate in denen er sich wirklich wirklich viel Mühe gegeben hat. Aber man sah ihm an wie traurig er war. All die Zeit hab ich versucht ihm zu helfen "ist es nicht vielleicht eine Depression, ist das mit der Firma nicht vielleicht zu viel, wollen wir uns nicht Hilfe holen" nichts davon wollte er hören. Er würde das schon schaffen. Dann kam der Urlaub. Wir hatten einen wirklich schönen Urlaub, er gab sich alle Mühe mit mir, aber irgendwaa stimmte nicht. Er konnte es nicht genießen. Die Firma hat ihm schlaflose Nächte bereitet und es sah so aus als würde es die nächsten Wochen schwer werden. Die letzten Tage im Urlaub war er distanziert. Dann am ersten Tag zurück wieder ein zusammenbruch. Er kann nicht mehr. Er will die Firma schließen, sich trennen und gehen. Er könne das nicht mehr. Er muss das alles beenden.

Ich konnte das alles nachvollziehen, wir machen die Firma zu, kein Problem, aber bitte lass uns die Beziehung nicht beenden und bitte geh und such dir Hilfe. Darum hatte ich ihn gebeten. Er ging zu dem Psychologen unseres Sohnes, der aufgrund der dort ist um sein Selbstwertgefühl zu verbessern, da ihm Schule und Prüfungen wirklich Angst machen und unter Druck setzen. Er kennt uns alle sehr gut und steht uns immer mit Rat und Tat beiseite. Er sagte meinem Partner, dass es sehr Stark mach burn out bzw Depressionen aussieht.

Auch sah mein Partner dies endlich. Doch jetzt begann erst das ganze Chaos. Ich bat ihn, dass wir doch aus unserer Trennung eine Trennung auf Zeit machen könnten, denn ich verstehe, dass er in seiner jetzigen Situation nicht auch noch das lösen kann. Aber loslassen wollte ich noch nicht. Er ließ sich drauf ein.

Wir kommen zur Gegenwart.

Er schläft seit zwei Monaten auf dem Sofa. Die Firma ist in den letzten Zügen. Aber sowas löst sich leider nicht so schnell.

Anfangs wollte er nicht in eine Klinik. Dann wurde es immer schlimmer, also hat er eingesehen, dass es das beste ist. Nun sind aber ein paar Dinge passiert und er sagt er könne nicht in eine Klinik und diesen Scherbenhaufen hinterlassen. Er müsse hier bleiben und arbeiten. Aber er müsste ausziehen.

Der Plan war, er geht in eine Klinik, wir gehen auf Abstand damit jeder sieht was so in sich selber los ist und dann beginnen wir langsam wieder uns zu treffen. Zu sehen was da noch ist.

Natürlich war mein Wunsch, dass er sich in eine Klinik begibt, aber wenn er nicht gehen kann, ok, ich verstehe das Pflicht Gefühl dahinter und die Angst sich in eine Klinik zu begeben.

Anfangs hatte er sich gefreut. Das wir uns dann wieder kennenlernen, Daten usw. Das könnte schön werden.

Seit den neuen Problemen sieht er schwarz. Er redet von absoluter Trennung, wenn nur Freundschaft, er kann sich nicht vorstellen, dass die Gefühle zurück kommen. Er will seine Freunde nicht sehen. Er will einfach weg. Weg in seine eigene Wohnung und alleine sein.

Mich macht das alles nur fertig. Ich weiß, dass es momentan zu viel ist. Ich kann ihn so gut nach empfinden. Aber seit seinem neuesten "Loch" geht es mir auch unglaublich schlecht. Die Tatsache, dass er unseren Plan der Trennung auf Zeit gestrichen hat, hat mich hart getroffen.

Ich weiß gerade nicht wohin mit mir.

Getaggt:

Kommentare

  • @Mackarena Hallo Mackarena,

    danke, dass du viel über dich und deine Situation teilst. Das war bestimmt nicht leicht. Sicher gibt es einige Community Mitglieder die dir die gesuchte Hilfe durch Austausch zukommen lassen.

    Außerdem habe ich deinen Post auch an einen unserer Fachexperten weiter geleitet. Vielleicht helfen dir auch die Infos aus unserem Fachartikel zu Partnerschaft & Depression weiter.

    Alles Gute für dich und deinen Partner

    dein Team von EnableMe

    A collective EnableMe profile for former moderators' posts

    Ein kollektives EnableMe-Profil für die Beiträge ehemaliger Moderatoren

    Un profil collectif EnableMe pour les messages des anciens modérateurs

    Колективний профіль EnableMe для дописів колишніх модераторів

  • Liebe @Mackarena


    Ich habe mir jetzt nicht die ganze Geschichte durchgelesen. Kann aber verstehen, dass du einfach mal den Balast von der Seele schreiben wolltest. Auch kann ich vieles von dir nachempfinden, auf Grund meiner eigenen Geschichte. Deshalb versuche ich mal zu antworten - möglicherweise vielleicht nicht ganz das was du gerne hören würdest.


    Kümmere dich zuerst einmal nur um dich! Weil ist ein Partner an Depressionen erkrankt, zieht es unweigerlich das direkte Umfeld mithinunter.


    Eine Depression ist nun mal eine Erkrankung mit starken Stimmungswechseln, Tiefs, Gefühle der Sinnlosigkeit und Leere. Auch die Schwierigkeit mögliche Hilfen anzunehmen und das dauernde Grübeln gehören dazu.


    Du hast für ihn das Möglichste getan, nun musst du für dich deinen Weg gehen - vorerst alleine! Weil ob er die Hilfe annehmen will oder nicht, ist schlicht seine Entscheidung und oft braucht es bei uns Menschen erst einmal das "heftige" Aufknallen auf dem harten Boden der Tatsachen, bevor man aufsteht und nach Auswegen sucht. Das Problem dabei ist: jeder Mensch hat einen eigenen Leidens-Tief-Punkt. Dabei ertragen einige mehr und andere weniger Schmerz (egal ob körperlich oder seelisch) und solange dein (Ex-)Partner für sich seinen Tiefpunkt (noch) nicht erreicht hat, ist er auch nicht bereit die für in dringende Hilfe anzunehmen. Er ist einzig und allein für sein Leben verantwortlich. So wie du für dein Leben. Solange jedoch von deiner Seite her ständige Akzeptanz und Lösungsvorschläge für seine Situation kommen, wird das Ganze nur noch schlimmer und reisst dich mithinunter.


    Mir ist klar, dass das jetzt vielleicht etwas hart klingt. Aber wenn er "nur" ein Beinbruch hätte, dann müsste er auch alleine da durch. Bei psychischen Erkrankungen ist es das Gleiche. Nur oft eben nicht verständlich fürs Umfeld.


    Nimm selber therapeutische Unterstützung an. Gehe raus an die frische Luft, kümmere dich um deine Hobbys oder mache sonst Dinge, die dir wichtig sind. Denn sonst leidet deine Gesundheit darunter.


    Lieben Gruss

    Priska

    Dipl. Naturheilpraktikerin TEN und Neurofeedback-Therapeutin


    Naturpraxis Hitz - Heilkunde | Neurofeedback | Biofeedback

    Flühstrasse 5, 5415 Rieden AG, www.naturpraxis-hitz.ch

    • EMR Zulassung: Von Krankenkassen anerkannt
  • @Priska_Hitz

    Vielen Dank für dein Kommentar.

    Alles gut, irgendwie ist mir das auch klar. Man kann ihn natürlich nicht an der Hand nehmen. Die Hilfe sucht er sich wohl auch. Sein Drang zu "Flüchten" ist nur extrem. Er meint er kann sich mit all dem nur beschäftigen, wenn er zur Ruhe kommt.

    Tatsächlich und nach langem Überlegen und darüber reden ist das Problem wohl echt, dass es für ihn so Hoffnungslos ist, er nicht weiß ob er es wieder probieren möchte. Weil er gerade das Gefühl hat, dass es so bleibt. Er kann nichts schlechtes über mich sagen, nur gutes und sagt selber, dass es überhaupt nicht logisch ist, dass alles fallen zu lassen. Er will mich nicht verlieren, kann sich aber nicht vorstellen, eine Beziehung haben zu wollen. Raus gehört habe ich viele Schuldgefühle seinerseits. Ich bin abgeschweift. Meine Angst und das was mich fertig macht, ist das er gerade keine Chance mehr sieht und obwohl er nicht weiß was mal sein wird, kann er gerade nur dunkel sehen. Und obwohl ich das Gefühl total nachvollziehen kann, ist es genau das was mir so Angst macht. Was wenn es ihm besser geht und er dieser Beziehung gar keine Chance geben möchte.


    Ich gehe zum Glück auch regelmäßig zur Therapie. Ich versuche auch sehr viel für mich zu tun, aber manchmal lähmt es einen doch ganz schön.


    Vielen Dank!

  • Hallo Mackarena


    Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Erstmal herzlichen Dank für deine Offenheit, es gehört viel Mut dazu, so persönliche Passagen aus dem eigenen Leben zu teilen!

    Ich stimme mit @Priska_Hitz vollkommen überein. Es ist jetzt wichtig, dass du gut auf dich achtest. Den ersten Schritt, also der Gang zur Therapie, hast du ja bereits getan. Das ist ein guter Anfang.


    Ich stehe quasi «auf der anderen Seite», bin also die Partnerin mit Depressionen. Wie sehr Partnerpersonen und andere Angehörige unter dieser Krankheit leiden, erreicht die Betroffenen in akuten Phasen leider kaum. Zumindest war es bei mir jeweils so. Erst später bemerkt man, wie belastend die Situation für die Liebsten gewesen sein muss. Genau das sehe ich nun bei dir: Du hast dir sehr viel Mühe gegeben, deinen (Ex)-Partner unterstützt und ihn aufgefangen. Das hat viel Energie gekostet und jetzt spürst du, dass es dir nicht mehr gut geht. Das passiert vielen Angehörigen von Menschen mit (psychischen) Krankheiten. Sie kümmern sich so aufopferungsvoll um das Gegenüber, dass ein ganz wichtiger Grundsatz vergessen geht: dass Helfen nur dann möglich ist, wenn man selbst gesund ist.


    Das mag jetzt vielleicht plump klingen, aber aus meiner Sicht hast du alles in deiner Macht Stehende für deinen (Ex)-Partner getan. Wenn er einen Klinikaufenthalt (noch) nicht in Erwägung zieht, kannst du mit Engelszungen auf ihn einreden, es wird nicht viel nützen. In meinen schlimmsten Phasen hätten mich keine zehn Pferde zu einer stationären Therapie gebracht, auch die überzeugendsten Argumente meines Freundes nicht. Betroffene müssen selber dazu bereit sein, Hilfe anzunehmen.


    Ich kann dir nicht viel mehr raten, als das, was hier bereits geschrieben wurde. Schau gut auf dich, gehe weiterhin zur Therapie und vergiss nicht, dass dein (Ex)-Partner zwar unter einer Krankheit leidet, die seine Art zu denken und zu handeln beeinflusst, dass du aber nicht seine Psychologin bist. Was ebenfalls helfen könnte, ist eine Selbsthilfe-Gruppe für Angehörige von Menschen mit Depressionen. Dort lernst du Personen mit ähnlichen Geschichten kennen, die dir neue Wege aufzeigen. Auch Achtsamkeitsübungen oder das Entdecken neuer Hobbys, die dir Spass machen, können sich positiv auswirken.


    Ich wünsche dir von Herzen, dass die Situation bald erträglicher wird und du die nötige Distanz aufbauen kannst, um gut auf dich Acht zu geben.


    Liebe Grüsse

    Janine

  • Hi,


    ich war vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation, nur dass ich die depressive Person in der Beziehung gewesen bin. Ich würde dir hier gerne weiterhelfen, aber ich sehe dass schon viele sehr gute Antworten gepostet worden sind, denen ich mich absolut anschließen kann.


    Ich wollte auch eigentlich nur antworten um dir zu zeigen dass du nicht allein bist, dass du gesehen wirst und sich jemand Gedanken macht. Solltest du irgendwelche spezifischen Fragen haben, versuche ich natürlich gerne, dir zu antworten.


    alles Liebe!