Falsch abgebogen?

Falsch abgebogen?
Mein Name ist Olaf. Ich bin 52 Jahre alt. Zusammen mit meiner Frau Sabine und meiner 12-jährigen Tochter Sarah lebe ich in Hannover. Wir sind eine unternehmenslustige Familie. Wir bewegen uns gerne, verreisen häufig, sind neugierig und agil, genießen die Natur und gutes Essen. Ich bin nicht die Sportskanone, bewege mich aber bewusst mehrere Male die Woche im Stadtwald oder um den Maschsee. Am 17.03.2020, dem zweiten Tag des Lockdowns, war dann plötzlich alles anders. Diagnose Schlaganfall, halbseitige Lähmung auf der rechten Seite. Inzwischen ist die Reha beendet, ich bin aus dem Rollstuhl aufgestanden und das Leben nimmt wieder etwas an Fahrt auf. Der Kurs ist aber eher ungewiss. Ich habe eine anhaltende Fußheberschwäche, die es mir schwer macht, längere Strecken zu laufen. Mein rechter Arm macht auch noch häufiger Probleme. Hier kämpfe ich mit plötzlich auftretenden Muskelanspannungen durch Ausgleichsbewegungen, die mir den Alltag erschweren.
Mein Leben war bisher eine Wanderung auf einem schönen, gut ausgebautem Wanderweg, an dem alle Attraktionen gut beschrieben im Wanderführer stehen und ich an der nächsten Ecke weiß, welcher neue Ausblick mich erwartet. Auf diesen weiteren Weg und die zukünftigen Highlights habe ich mich gefreut.
Und dann ist mein Körper falsch abgebogen. Die Aussicht hat sich verändert, der Aufstieg wurde plötzlich viel steiler und eine wilde Schlucht tat sich nach der nächsten Biegung auf. Ich gehe weiter und entdecke nach einer Weile am Wegesrand kleine, zaghafte neue Perspektiven, die nicht im Wanderführer erwähnt werden. Diese kleinen Aspekte erweisen sich aber unverhofft als schön und einzigartig, wenn man sie erst einmal entdeckt hat. Nach dem ich einige Zeit gewandert bin, bemerke ich, dass ich nicht alleine bin. Um mich herum sind andere Wanderer. Diese Menschen habe ich bisher noch überhaupt nicht bemerkt. Ich komme mit ihnen ins Gespräch und wundere mich, dass ich mit Spannung meinem weiteren, ungeplanten Weg entgegensehe. Was wird mich noch erwarten?

Ich freue mich auf unsere Begegnung unter www.LebenmitSchlaganfall.Wordpress.com

Antworten

  • Ja Sirius, das sind harte Kursänderungen. Mich hat es vor über 10 Jahren mit damals 65 erwischt. Aber der Blog ist doch schon ein tolles Zeichen. Vielleicht treffen wir uns da einmal. Herzliche Einladung auch zu www.kleine-portionen.de
    Und weiterhin alles Gute von waldi
  • hallo waldi, gern geschehen 😉
    leider löscht kein moderator den anderen thread.
  • Manchmal geschehen Wunder eben durch Wunden.
    Es gibt Tage an denen verfluche ich meine ganze Fuss und Rückenscheisse
    An anderen Tagen bin ich einfach Glücklich wenn ich es zu Fuss und ohne Krücken zum Einkaufsladen und zurück schaffe.......
    Aktuell habe ich eine so gute Phase das ich sogar unsern Hausberg (von 500 auf 800 Meter )besteigen kann .
    Als ich noch 45 Jahre jünger war betreute ich einen MS Patienten; der sagte mir Glück ist wenn du selber scheissen kannst. Für mich heisst das nicht beklagen was msn nicht mehr kann ,sondern freuen was man immer noch kann..
    Ich rollte Robert ins Gemeinschaftszentrum in dem er den Kindern und Jugendlichen (meistens Migranten das Schachspiel beibrachte
    Es bringt uns weiter wenn wir mal den herum liegenden Steinen Brücken statt Mauern bauen !
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  • Sirius hat geschrieben:
    Falsch abgebogen?
    Mein Name ist Olaf. Ich bin 52 Jahre alt. Zusammen mit meiner Frau Sabine und meiner 12-jährigen Tochter Sarah lebe ich in Hannover. Wir sind eine unternehmenslustige Familie. Wir bewegen uns gerne, verreisen häufig, sind neugierig und agil, genießen die Natur und gutes Essen. Ich bin nicht die Sportskanone, bewege mich aber bewusst mehrere Male die Woche im Stadtwald oder um den Maschsee. Am 17.03.2020, dem zweiten Tag des Lockdowns, war dann plötzlich alles anders. Diagnose Schlaganfall, halbseitige Lähmung auf der rechten Seite. Inzwischen ist die Reha beendet, ich bin aus dem Rollstuhl aufgestanden und das Leben nimmt wieder etwas an Fahrt auf. Der Kurs ist aber eher ungewiss. Ich habe eine anhaltende Fußheberschwäche, die es mir schwer macht, längere Strecken zu laufen. Mein rechter Arm macht auch noch häufiger Probleme. Hier kämpfe ich mit plötzlich auftretenden Muskelanspannungen durch Ausgleichsbewegungen, die mir den Alltag erschweren.
    Mein Leben war bisher eine Wanderung auf einem schönen, gut ausgebautem Wanderweg, an dem alle Attraktionen gut beschrieben im Wanderführer stehen und ich an der nächsten Ecke weiß, welcher neue Ausblick mich erwartet. Auf diesen weiteren Weg und die zukünftigen Highlights habe ich mich gefreut.
    Und dann ist mein Körper falsch abgebogen. Die Aussicht hat sich verändert, der Aufstieg wurde plötzlich viel steiler und eine wilde Schlucht tat sich nach der nächsten Biegung auf. Ich gehe weiter und entdecke nach einer Weile am Wegesrand kleine, zaghafte neue Perspektiven, die nicht im Wanderführer erwähnt werden. Diese kleinen Aspekte erweisen sich aber unverhofft als schön und einzigartig, wenn man sie erst einmal entdeckt hat. Nach dem ich einige Zeit gewandert bin, bemerke ich, dass ich nicht alleine bin. Um mich herum sind andere Wanderer. Diese Menschen habe ich bisher noch überhaupt nicht bemerkt. Ich komme mit ihnen ins Gespräch und wundere mich, dass ich mit Spannung meinem weiteren, ungeplanten Weg entgegensehe. Was wird mich noch erwarten?

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    Hallo Olaf,

    "Falsch abgebogen ? " ist eine gute Frage für so eine Situation nach einem Schlaganfall, wenn man pöltzlich ganz anders ist als vorher, sich selber kaum noch wiederekennt, und sich einfach gesagt neu erfinden muß. Da kann es dann passieren, das man gedanklich und in seinem handeln falsch abbiegt, oder durch andere flasch abegogen wird. Aber wie das im Leben so ist, ist das "nicht viel anders" als wenn man sich auf dem Weg zu einem unbekannten Ziel, bei einem Ausflug verfährt / verläuft, und sich nicht plötzlich mehr auskennt. Wenn man Glück hat findet man von selbst wieder den richtigen Weg, trift Leute die einem richtig sagen wie es weiter geht, wenn man sie fragt, oder auch solche die einen auf einen Holzweg schicken.

    Da hilft dann wohl nur "in sich rein zu höhren" für sich mit Hilfe von Fachleuten, der Familie und co. klären was geht, neues ausprobieren und es sich in der neuen Situation so angenehm wie möglich zu machen. Je entspannter und gelassener man das angeht, um so eher findet man wieder zu seiner normalität. Die ist dann vielleicht nicht mehr die alte, aber um so eher man sich auf das "neue ich " einläßt, um so eher kommt man da wieder raus, und auf seinen Weg.

    😀 Helmut
  • Hallo Olaf,

    ich hatte zwar keinen Schlaganfall aber einen schweren Unfall August 2015, wo ich meinen rechten Unterschenkel verloren habe. Es war auch ein sehr harter steiler Weg für mich, aber ich habe, denke ich mal das schwerste erstmal hinter mir. Allerdings steht der Kampf vor Gericht mir immer noch bevor, das läuft alles leider immer noch, d.h. ich kann mit meiner Sache noch lange keinen Abschluß finden. Wie lange das auch noch dauert, kann ich leider auch nicht sagen, da die Termine bei Gericht immer wieder abgesagt werden.

    Dir auf jedenfall weiter gute Besserung und mach das beste draus, was anderes mache ich auch nicht.

    Gruss

    Paola aus Isernhagen