Wie gehe ich als Freund mit einer depressiven Person um? Wie kann ich ihr helfen?

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Eine Freundin leidet nach eigener Aussage an Depressionen. Sie hat gesundheitlich und anderweitig sehr viel durchgemacht. Wie kann ich als Freund dazu beitragen, dass ihre Lebensqualität wieder steigt und sie wieder ein lebensfroher Mensch wird.

Antworten

  • Ablenken, auf andere Gedanken bringen, spazieren gehen.
    Zuhören und herausfinden, was der Person gut tun würde, über was sie sich freut aber auch einfach nur reden lassen.
  • MyHandicap User
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    Vielen Dank für die Tipps. Ich habe gelesen, dass Sport auch förderlich ist. Sie hatte einen Bandscheibenvorfall. Da könnte ich mit ihr zusammen entsprechenden Sport versuchen.
  • Moderater Sport ist immer gut.
    Außerdem gehören Depressionen immer in ärztliche Behandlung. Damit meine ich nicht, daß sofort Medikamente genommen werden sollen, sondern daß angedacht wird, ob psychotherapeutische Hilfe sinnvoll wäre.
  • MyHandicap User
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    aus medizinischer Sicht ist sie schon in Behandlung. Ich möchte nur helfend einwirken, weil wir befreundet sind. Noch mal vielen Dank für die Beratung. 😀
  • MyHandicap User
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    Hallo usi261,

    zunächst einmal herzlich willkommen in der Community! Schön, dass Du MyHandicap gefunden hast 😀
    Eine Übersicht, wie das bei uns funktioniert, bietet dieses kurze Video (selbstverständlich auch mit Untertiteln): http://www.myhandicap.de/guided-tour.html

    Es ist sehr schön, dass Du für Deine Freundin da sein möchtest. Du hast aus der Community schon einige gute Hinweise erhalten (vielen Dank dafür, pflegling 😀 ).
    Wichtig ist in jedem Fall, die fachkompetente Unterstützung für Deine Freundin. Wie Du schreibst, erhält sie die bereits. Sehr gut!

    Du, als Freund, kannst für sie da sein. Sollte es mal zu Zurückweisungen Deiner Freundin kommen, nimm diese nicht gleich persönlich.

    Wir wünschen Euch alles Gute!

    Wenn wir Dich noch in irgendeiner Form unterstützen können, kontaktiere uns gern jederzeit. Wir alle hier freuen uns, wenn wir helfen dürfen 😀 Gern kannst Du an dieser Stelle auch berichten, wie es weiter geht.
  • MyHandicap User
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    Hallo Justin,

    vielen Dank für Deine Antwort und den Hinweis wegen der Zurückweisung. Das habe ich kürzlich erlebt. Wir sind in WhatsAPP in Kontakt. Wegen einer Kleinigkeit, die ihr nicht gefiel war sie beleidigt und hat tagelang nicht geschrieben. Jetzt weiß, durch Dich, wie ich damit umzugehen habe. Sie macht sowieso einen sehr empfindlichen Eindruck und geht schnell hoch. Ich werde jetzt sehr vorsichtig mit ihr umgehen.

    Liebe Grüße

    Uwe
  • MyHandicap User
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    Hallo usi261,

    Du fragst:
    Wie kann ich als Freund dazu beitragen, dass ihre Lebensqualität wieder steigt und sie wieder ein lebensfroher Mensch wird.


    Meine Antwort lautet: "gar nicht!" (Das Ausrufezeichen ist wichtig.)
    Warum so meine Antwort lautet?
    Weil Du nichts davon schreibst, ob sie auch aus ihrem Tief raus kommen mag. Ob sie selbst für sich kämpft, oder sich damit rausredet, dass sie viel durchgemacht hat:

    Sie hat gesundheitlich und anderweitig sehr viel durchgemacht.



    Menschen sind verschieden. Und wie es klingt, geht es ihr schon lange ziemlich mies.
    Ich bin selbst vor einigen Jahren aus der ARGE ausgegliedert worden (in die Erwerbsunfähigkeit rein, wegen gesundheitlicher Defizite. Habe selbst Freunde, die aufgrund ihres Gesundheitszustandes als erwerbsunfähig gelten. Was habe ich gelernt in dieser Zeit? - Man kann sich nicht gegenseitig unterstützen. Man kann sich nur selbst helfen. Mit Begleitung. Am meisten tat/tut es gut, bei Freunden nicht die Erkrankung im Vordergrund zu wissen (dafür gibt es Therapeuten und ähnliches), sondern die Gelassenheit. Das Leben neu kennenlernen. Freund sein. Natürlich gehört dazu auch mal das Zuhören. Dann aber mit dem Wissen, dass der Gegenüber sich abgrenzen kann. Das ist enorm wichtig, um nicht in irgendeine "Mitleid-Rolle" zu fallen. Freunde haben keine unterschiedlichen Ebenen. Freunde sind gleichberechtigt. Es gibt unterschiedliche Phasen im Leben. Wenn Du hier jedoch schreibst, dass Du sie unterstützen möchtest, aus ihrer Phase rauszukommen, wo bleibt dann Deine!?

    Bitte lernt das Leben kennen. Das ist wichtig.
    Lernt achtsam miteinander zu sein. Die kleinen Dinge wertzuschätzen. Nach einem Treffen BEIDE das Gefühl zu haben: ja, ich bin innerhalb meiner Grenzen geblieben und ich fühle mich ausgelassen/ruhig. Dies kann schon ein gemeinsamer Kaffee sein. Oder auf einer Wiese ein Eis schlecken. Vielleicht mit den Füßen im Wasser und sich auf den Augenblick besinnen. Oder über die Enten gemeinsam reden.... erzählen, was so fasziniert.

    Ja... das wären meine Lichtblicke. Zugegeben. Für mich wäre es auch schön, ein Puzzle zu legen... schweigend. Im Hintergrund vielleicht ruhige Musik wahrnehmen.


    Vielleicht könnt ihr rausfinden, was euch gut tut. Ja, euch. Auch Dir. Bitte rutsche nicht in diese "Helferrolle". Das kann Freundschaften zerbrechen. Findet raus, was ihr helfen kann. Vielleicht kannst Du tatsächlich in diesem Moment etwas mehr für Dich da sein. Wenn sie auch irgendwann etwas mehr für Dich da sein kann. Weil Freunde füreinander da sind. Sich aber nicht "aufopfern". Und das "füreinander da-sein" nicht als selbstverständlich erachten, sondern noch immer wissen, dass jede Person für sich selbst verantwortlich ist.


    Lieben Gruß an ... an euch.
  • MyHandicap User
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    Hallo Apeiron,

    vielen Dank für Deinen Beitrag. Er hat mich zum Nachdenken gebracht. Natürlich will sie aus dieser Phase heraus. Schon allein, weil sie eine sehr lebensbejahende Frau ist, die endlich wieder gesund werden will. Wir haben sehr oft intensiv drüber gesprochen. Sie hat eine junge Tochter und verschiedene soziale und gesellschaftliche Projekte, wo sie sehr engagiert ist. Und sie sagt selbst, dass ihr das alles, vor allem ihre Tochter, äusserst wichtig ist, und sie das alles nur schafft, wenn sie gesund ist.

    Sie weiß von mir, dass ich sehr gutmütig und hilfsbereit bin. Ich werde ihr auch so gut ich kann helfen. Aber aufopfern werde ich mich bestimmt nicht, weil ich selbst schon erlebt habe, dass man das nicht übertreiben darf. Denn dann macht man sich selbst kaputt. Es besteht auch die Gefahr, dass es von falschen Freunden nur ausgenutzt wird. Das habe ich vor kurzem erlebt, und mich von so einem Freund getrennt. Sie ist da auch sehr vorsichtig, weil sie auch schon auf falsche Freunde hereingefallen ist. Bei ihr, weiß ich dass dies nicht der Fall ist. Denn, wenn ich auf irgendeine Art krank wäre, würde sie mir auch helfen so gut sie kann. Deswegen will ich ja nichts falsch machen, um diese Freundschaft nicht zu zerstören.

    Die Tipps mit ablenken und gemeinsame Unternehmungen oder einfach nur zusammen sitzen und über alles mögliche reden, ausser über Krankheiten, finde ich sehr gut, und werde versuchen sie in die Tat umzusetzen.

    Ich bin sehr dankbar für eure schnelle und spontane Hilfe.

    Liebe Grüße
  • MyHandicap User
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    Depressionen "passieren" nicht einfach so. Sie entstehen.
    Und wenn Du schreibst, sie hat verschiedene Projekte am Laufen, zudem eine Tochter und dann noch die Vergangenheit, die vielleicht aufgearbeitet wird Stück für Stück.... vielleicht ist sie dann auch sehr ehrgeizig und perfektionistisch.... möchte jedem gerecht werden und wie sieht es mit ihrem Selbstwert/Selbstsicherheit aus!?


    Depression "passiert" nicht einfach. Depression entsteht.
    - sich abgrenzen lernen
    - seine eigenen Bedürfnisse finden und durchsetzen (auch wenn die erste Zeit sehr viel Frust aufkommt, weil noch zu stark über die Grenzen oder unter den Grenzen abgeblockt wurde...)
    - Aufgaben abgeben... um Unterstützung bitten

    immer wieder der gleiche Punkt. Nur anders geschrieben.
    Bitte versuche Dich komplett zu lösen von "helfen wollen".
    Vertrauen beginnt dort, wo angefragt werden darf, wenn sie Unterstützung braucht. Das sie selbst die Initiative ergreifen darf, wenn sie bereit ist.
    Hilfe aufzuzwängen und "Therapeuten spielen" (Dinge finden, was ihr gut tun könnte), schafft kein Vertrauen. Sondern eher "Angst". Lernt euch kennen.... das schafft Vertrauen. Schritt für Schritt.... ohne in die Helferrolle zu fallen. Seid Freunde.
  • MyHandicap User
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    Ich weiß, dass Depression durch schwere Krankheiten, Schicksalsschläge und Enttäuschungen, z. B. in der Partnerschaft entstehen können. Hauptsächlich geht es bei ihr um verschiedene schwere Krankheiten, die sie durchstehen musste.

    Auf keinen Fall will ich den Therapeuten spielen und mich aufdrängen. Ich will nur verstehen, womit ich es zutun habe und nichts falsch machen, wenn sie mich um Hilfe bittet. Ich meine jetzt indirekt, aus einem Gespräch heraus. Ich will sie ja nicht bedrängen, weil sie das falsch auffassen könnte, und meine Hilfe dann komplett abblockt.

    Mir liegt sehr viel an unserer Freundschaft, die ich bestimmt nicht durch falsche Handlungen aufs Spiel setzen möchte.
  • MyHandicap User
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    Hallo,

    also ich hätte das nicht so viele Sorgen wie Du sie offensichtlich hast, etwas falsch zu machen.

    FreundInnen mit Depressionen in meinem Umfeld waren auch in ihrer depressiven Phase durchaus in der Lage zu sagen, was sie an Unterstützung wollten. Oft war das einfach nur dasein, teilweise auch über Nacht. Manchmal aber auch praktische Unterstützung zB im Haushalt.

    Ich finde auch, dass die Tatsache, dass eine Person eine Depression hat, sie nicht ihrer Verantwortung enthebt, zu kommunizieren, was sie will. Sprich, wenn sie Dich um Unterstützung bittet und Du etwas tust, was dann aus ihrer Sicht falsch ist, weil sie dir nicht klar gesagt hat, was sie will, dann ist das nicht allein Deine Verantwortung. Du kannst auch versuchen, durch gezielte Nachfragen, was sie sich von Dir wünscht, mehr herauszufinden.

    Allerdings denke ich auch, dass es, wie Justin schon sagt, wichtig ist eine gewisse Frustrationtoleranz mitzubringen. Wenn Du zB lauter aus Deiner Sicht tolle Vorschläge machst, was Ihr unternehmen könntet und sie nicht will, dann kann das eben ein Krankheitssytmpom sein - trotzdem weiter Wertschätzung für sie zum Ausdruck bringen ist wichtig.

    Ansonsten: Es gibt durchaus auch Beratung für Angehörige, FreundInnen etc. von Menschen mit Depressionen. Im Netz zB hier:

    http://www.deutsche-depressionshilfe.de/stiftung/rat-fuer-angehoerige.php?r=p

    http://www.depressionen-verstehen.de/angehoerige/ratschlaege_fuer_angehoerige/index.jsp

    http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/WI-Angehoerige-Depression-BAEK.pdf

    http://www.lebensumwege-ev.de/tipps-fuer-angehoerige.html

    Beste Grüße, ananim
  • MyHandicap User
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    Hallo ananim,

    vielen Dank für Deine Ratschläge. Für sie da sein ist ja ganz ok, das mache ich so gut es geht. Aber über Nacht bleiben wird schwierig für mich. Ich bin ein glücklich verheirateter Mann. Da würde ich Probleme mit meiner Ehefrau bekommen. 😉 Aber anderweitig habe ich immer ein offenes Ohr für sie. Mit Vorschlägen, wie ich helfen kann, will ich sie nicht überfordern.

    Vielen Dank auch für die Links. Ich werde mich dort mal umsehen, um neue Erkenntnisse zu bekommen.

    Viele Grüße
  • MattiH
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    Hallo,
    da wurde schon viel geschrieben.
    Da bleibt mir nur noch ein Satz zu ergänzen, was mir wichtig ist (war).
    Denn vor 10 bis 13 Jahren hatte ich selbst mehrere mittelgradide Depressionen. OK, jede(r) ist individuell und das soll auch so sein.
    ----> Das was deine Freundin von sich sagt, so wie sie eine Situation, Einschätzung, sieht ist es richtig! Der Betroffene ist sein bester Therapeut!
    Es ist immer (zunächst mal) richtig, was der Betroffene sagt. --->
    Bitte nicht damit kommen "... aber sonst (letztens, vor 2 Jahren) hast du doch so oder so reagiert (warst ungehalten, warst traurig, hast die Tür geschlagen)..." Nein, das finde ich nicht gut, denn das läst keinen Spielraum auf Veränderung. Wenn der Betroffene, deine Freundin, nun in der Veränderung an sich selbst ist, dann ist das für sie so wie sie es ausdrückt.
    Bitte stelle dich mit deiner Realtität / Aussensicht nicht über sie!

    Bitte 🥺 😉 das ist ein Ratschlag aus meinen Erfahrungen heraus. Keine Kritik!
    Bei mir war es so, und heute noch ist es oft festgefahren. Leute, Verwandte, Berater, hatten sich mit ihrer Aussensicht über meine Aussage gestellt und mich nicht verstanden. Ok, das konnte ich auch nie verdeutlichen oder klar machen oder abwiegeln, weil sie einfach ihre Sicher höher gestellt haben als meine (als Betroffeneer,der sich selbst am besten kennt!).
    Weiss nicht, ob ich das klar ausgedrueckt habe und bei jedem ist es bischen anders.
    Denn eigeentlich wollte ich es in 2 kurzen Sätzen ausdrücken.
    Der Betroffene kennt sich am besten und was er sagt stimmt. Das ist ein wichtiger Grundsatz, aber leider nicht bei vielen Therapeuten (ich bin keiner, sondern Bürokaufmann mit Therapieerfahrung und in einer Selbsthilfegruppe).

  • Der Journalist Ruedi Josuran erkrankte auch an einer Depression und hat auch ein Buch darüber geschrieben . Ich kenne ihn auch privat und könnte dir auch einen Kontakt vermitteln . Das einzige was du wissen musst er möchte dieses Thema nicht elektronisch sondern nur im Gespräch behandelt haben !
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