Ausbildungschancen für geistig behinderte Jugendliche

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Hallo,

mein Sohn besucht in Niedersachsen als Integrationskind mit geistiger Behinderung eine Hauptschule.
Erst hat sich schulisch sehr gut entwickelt, so dass ich überlege ihn ggf. von der Landesschulbehörde neu überprüfen zu lassen.

Erst möchte eine Ausbildung außerhalb der Behinderten Werkstatt machen.

Welche Vor bzw. Nachteile haben wir, wenn wir Ihn um stufen lassen? Als Geistig behinderter Mensch erhält man keinen Schulabschluss. Kann man dann überhaupt eine Ausbildung machen oder z.B. die Berufsschule besuchen?

Hätte erst bessere Möglichkeiten am Arbeitsmarkt mit einem Lernhilfeabschluss?

Viele Grüsse

Nicki

Antworten

  • Hallo Nicki
    über Deutschland kann ich dir leider nicht viel sagen. In der Schweiz wird einiges getan leider nätürlich immer noch zu wenig. Staatliche Einrichtungen sind meist unflexibel-bürokratisch . Private oder halbprivate Einrichtungen sind da einiges besser.In Wädenswil(nähe Zürich gibt es die Stiftung Bühl)Dort bekommt man eine Massgeschneiderte Ausbildung. Wichtig ist natürlich auch der Kontakt zum zukünftigen Arbeitgeber.Es gibt einige wenige (zb: Dow. Ein Sponsor dieser Seite)
    Ich wünsche Dir/Euch viel Erfolg und einen langen Atem
  • In Bayern sieht das so aus: Jeder hat das Recht sich einen Ausbildungsplatz zu suchen. Die Arbeitsagentur sollte dabei mit kompetenten Fachkräften helfen. In Coburg ist diese Zusammenarbeit recht gut.
    Bei einer Anstellung/Abschluss einens Ausbildungsvertrages entfällt der Zuschuss de Bezirkes an die Werkstatt. Wie weit da etwas auszuhandeln ist kann ich nicht sagen. Dafür gibt es entsprechende Stellen in der Arbeitsagentur.
    Wenn aber eine wie auch immer geartete Chance auf den ersten Arbeitsmarkt besteht und von der familie forciert wird, dann ist aber auch eine Rückkehr in die beschützende Umgebung der WfbM äußerst schwierig.
  • Hallo Nicki2000,

    ihr solltet einen Termin bei der Bundesagentur für Arbeit machen mit dem Ziel einen Termin beim Reha-Berater zu bekommen, der wird euch (so müsste es eigentlich sein) über Möglichkeiten auf dem 1. Arbeitsmarkt aufklären können, ggf. einen Test durchführen, Alternativen zu WfB erzählen können, usw.

    Meine Erfahrung in HH (ich unterstütze Jugendliche mit und ohne Behinderung bei der beruflichen Orientierung): Jugendliche, die einen schlechten Hauptschulabschluss machen haben kaum Chancen einen Ausbildungsplatz zu bekommen, weil sie nämlich den Unterrichtsstoff in der Berufsschule nicht schaffen können.
    Sollte dein Sohn einen "Behindertenstatus" haben, gelten für ihn andere Bedingungen und evtl realistische Chancen eine Ausbildung zu absolvieren ...
    LG
    Mona

  • Noch ein Nachtrag.
    Ich komme aus einer Bäckerei. Vor 40 Jahren haben wir mehrere Schüler aus der damals so genannten "Hilfsschule" als Bäckerauszubildende angenommen. Es waren auch funktionelle Analphabeten dabei. Sie konnten aber ihre Arbeit gut und verantwortungsbewusst erledigen. Bei der Gesellenprüfung wurden ihnen sehr goldene Brücken gebaut, die einer aber leider nicht in Anspruch nahm.
    Letztlich drehte es sich darum, einen Betrieb zu finden, bei dem die formale Qualifikation (bestandene Prüfungen vor einer Kammer) nicht das Hauptkriterium war. Solche Firmen sind heute sehr selten.
    Die Wahl einer sicheren Arbeitsstelle in einer WfbM ist für viele da sehr verlockend, denn sonst droht die Langzeitarbeitslosigkeit mit entsprechenden (psycho-)sozialen Folgen.
  • Hallo,

    ich weiß nicht, ob die Werkstatt für Behinderte das Ziel für Menschen sein kann, die immer integriert waren. Mein Sohn emfindet sich nicht als behindert. Er hat viele Freunde und ist hier voll integriert und besucht auch eine Hauptschule. Dort lernt er sehr viel und kommt auch gut mit.

    Ob es nun eine Ausbildung wird oder vielleicht nur eine Werkerausbildung weiß ich nicht. Aber grundsätzlich kann die Behindertenwerkstatt das nicht das Ziel von Inklusion sein.

    Gruß Nicki
  • Die WfbM als alleiniges Ziel ins Auge zu fassen ist sicher nicht die beste Lösung. Diese Firmen aber von vorne herein als Abstellgleis, Aussonderungsghetto und ähnliches ( schon von Eltern + Betroffenen gehört!!)zu bezeichnen halte ich für genau so unpassend.
    Als Lehrer (und Vater!) muss ich die jungen Menschen darauf vorbereiten, dass sie nach meistens 12 gut behüteten Schuljahren jetzt ein eigenständiges Leben mit eigenem Einkommen führen sollten. Ich werde -wie ejder andere- unweigerlich alt und kann niemanden ein Leben lang unterstützen.
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