Versorgung bei frisch Amputierten

😳 hallo,

[i]ich bin ganz neu hier und habe schon eine Frage: wie ist das übliche Vorgehen des Arztes nach einer Amputation?
ich frage, weil ich selber im letzten Oktober an beiden Beinen amputiert wurde (in der Insel Bern) und denke, dass in der Nachversorgung geschlampt wurde. Heute habe ich zum ersten Mal den Kompressionsstrumpf angezogen bekommen. Ist diese Geschwindigkeit normal? was kommt als nächstes? Wie steht es mit Prothesen-Anpassung?

Für Infos bin ich überaus dankbar!

Kara[i]

Antworten

  • kara schrieb:
    😳 hallo,

    [i]ich bin ganz neu hier und habe schon eine Frage: wie ist das übliche Vorgehen des Arztes nach einer Amputation?
    ich frage, weil ich selber im letzten Oktober an beiden Beinen amputiert wurde (in der Insel Bern) und denke, dass in der Nachversorgung geschlampt wurde. Heute habe ich zum ersten Mal den Kompressionsstrumpf angezogen bekommen. Ist diese Geschwindigkeit normal? was kommt als nächstes? Wie steht es mit Prothesen-Anpassung?

    Für Infos bin ich überaus dankbar!

    Kara[i]


    Schwer zu sagen, ich sag mal wies bei mir war. Ich habe letzten April nach Unterarmamputation erst warten muessen bis die Wunde verheilt war was sie nicht gleich tat - was aber normal ist. Es dauerte erstmal etwa sechs Wochen bis alles in Ordnung war.

    Der Kompressionsstrumpf ist bei mir ein teures handgenaehtes Ding das nichts tut wie komprimieren aber nur ein bisschen. Bei meinem Stumpf war es zu Beginn bis etwa ein halbes Jahr lang sehr stark so, dass wegen dem fehlenden oder schlechten Rueckfluss von Blut sich etwas Wasser im Stumpf staute und er dadurch kuehl, kalt, blau, schmerzhaft und dann extrem schmerzhaft wurde. Bei Kaelte ist es jetzt noch so, dass ich darunter leide. Kraeftig einwickeln mit Elastbinde half (hilft immer noch). Dagegen ist der Kompressionsstrumpf ueber einen ganzen Tag sehr angenehm und lindert das Stauungsproblem und er ist einfacher zum Ab-/Anziehen, aber der Druck auf das Gewebe ist nicht so hoch wie man es mit einer Binde hinbekommt. Daher ist es immer noch so, dass ich je nach dem zum Spazierengehen oder nachts eine Binde stark anziehe beim drumwickeln und nicht den Kompressionsstrumpf nehme. Der ist aber je nach dem super, um ihn auch im Winter mal unter die Prothese anzuziehen, da er sehr gleichmaessig ist und es keine Falten hat. Da der Kompressionsstrumpf teuer ist, nur maessig komprimiert usw. ist es gescheit, die erste Zeit mit Elastbinden zu komprimieren und sich erst dann einen Strumpf machen zu lassen, wenn der Stumpf nicht mehr arg weiterschrumpft. Binden gibts ja auch braun hautfarben (nicht nur beige oder weiss) damit es nicht dauernd aussieht, wie wenn es frisch verletzt sei oder so.

    Mein Stumpf schrumpfte innerhalb der ersten 6 Monate eben recht deutlich, so dass zwei Probeschaefte fuer die Prothese noetig waren. Auch waren die Knochenenden sehr sehr empfindlich und ich hatte zu Beginn deswegen an einer Stelle ein Silikonkissen unter dem Liner an, die ersten Uebungen mit der Prothese taten etwas weh. Andererseits kommts bei mir nicht so extrem drauf an, ob der Schaft ein klein wenig zu weit ist (im Gegenteil, es ist bequemer so...) aber wenn Du drauf laeufst sollte es vermutlich nicht wackeln.

    Bei mir kostet ein massgeschneiderter Kompressionsstrumpf etwa knapp 400 Franken (dagegen Elastbinden nicht viel), ein Probeschaft alleine duerfte 3000 Fr. oder mehr kosten und wenn Du gleich zwei bekommst kann ich schon verstehen warum man wartet bis wirklich alles so weit abgeheilt geschrumpft komprimiert usw. ist ?

    Ich kann mir vorstellen, dass man da etwas abgewartet hat bei Dir, bis alles so weit im Schuss und geheilt war. So ein halbes bis ein Jahr nach Amputation so langsam anfangen, Sachen zu machen, die dann passen - Konfektions- Struempfe, Probeprothese, .. - klingt ganz vernuenftig, finde ich. Andererseits wenn Du fragst was der *fruehestmoegliche* Termin ist wenn man *Vollgas* gibt, weiss nicht, 2-3 Monate nach Amputation.

    Beim Prothesen machen ist es dann so, dass man zuerst einen Probeschaft bekommt. Der ist zum Testen da. Das musst Du dann aber auch machen, und das ist ein bisschen Arbeit. Wenn es wackelt oder zwickt musst Du es auch sagen, und schauen, dass das Problem geloest wird. Es kann sein, dass alles problemlos laueft, aber kann auch sein, dass Du einen Zwischenfall hast, oder es gibt Druckstellen, die Haut unter der Prothese einen Ausschlag bekommt, Schmerzen im Stumpf und so weiter - da muss man eben schauen, was los ist. Bei mir ist es immer noch so, dass das meiste gut laeuft, aber bei einigen Dingen muss die Firma was anders machen weil sich herausstellt dass ein Teil falsch gebaut wurde, andere Dinge haben wir jetzt selber gemacht weil es auf dem Markt nichts gescheites gab (Handgelenk Schnellverschluss), wieder anderes muss man etwas kreativ zusammensuchen bis es gut ist (bei mir z.B. der Schlauch ums Kabel, dass es nicht an den Kleidern ramscht oder nach Schweiss riecht). Es kann so eben ein bisschen ein Gepflaeumel sein amigs ('scuse my Helvetism).

    Frage einmal der / die Dich behandelt wegen dem Zeitrahmen und was da wie laeuft normalerweise.
  • Liebe kara,

    ich habe Deine Frage an unseren Fachexperten zu Prothesenfragen weitergeleitet. Er wird Dir sicher weiterhelfen können.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap
  • Tom_MyHandicap schrieb:
    Liebe kara,

    ich habe Deine Frage an unseren Fachexperten zu Prothesenfragen weitergeleitet. Er wird Dir sicher weiterhelfen können.

    Lieben Gruß,

    Tom
    MyHandicap


    anschlussfrage:

    ich weiss dass man von der iv zwei garnituren der prothesenausrüstung bekommen kann - wenn eine kaputtgeht hat man die andere.

    aber ich weiss nicht wie es danach weitergeht - wie oft hat man anspruch auf eine neue prothese? alle 5 jahre? wo ist das reglememntiert?

    danke.
  • Hallo Kara,
    ich habe mich mal für dich schlau gemacht, wie das übliche Verfahren nach einer Amputation ist.
    Nach der Amputation ist das wichtigste Ziel, dass sich die Grunderkrankung stasbilisiert und die Wunde abheilt. Die Verlegung in eine Rehaklinik macht in der Regel erst dann Sinn, wenn die Wundheilung einigermaßen abgeschlossen ist. Bei der Stumpfversorgung muss auf Wundpflege und Stumpfformung geachtet werden. Da die Ansammlung von Gewebsflüssigkeiten nach der Operation ausgeprägt ist, werden zunächst Kompressionsverbände angelegt, später können diese durch Post-OP-Liner, das sind spezielle Silikionhüllen verwendet werden.
    In der Regel bestimmt der Arzt den Zeitpunkt der ersten Prothesenversorgung. Gut ist, wenn der Kontakt zwischen Orthopädietechniker und Patient recht zeitig stattfindet.
    Zuerst wird der Orthopädietechniker den Stumpf begutachten sowie die Stumpsstrümpfe und Silikonliner anpassen.

    Inwieweit nun bei dir alles ganz normal gelaufen ist, kann ich nicht beurteilen. Aber vielleicht kannst du mal erzählen, ob und welche Problme du hast.

    Lg Iris, Redaktion MyHandicap
  • Hallo Kara

    Michael Hofer, Gruppenleiter Prothetik bei Balgrist Tec antwortete:

    Es ist recht schwierig dies aus der ferne zu beurteilen, aber ein Grundsatz des Versorgungsbeginns ist eine abgeschlossene Wundheilung am Stumpf (kein offenen Narbenbereich).
    Begleiterkankungen und weitere Operationen können dies natürlich verzögern. Bei einem optimalen Wundheilungsverlauf könnte man nach ca. zwei bis drei Wochen mit einer
    Kompressionstherapie beginnen, wenn das Stumpfvolumen nach weitern ein bis zwei Wochen und mehrere Tage gleich bleibend ist (es muss eine Masstabelle geführt werden), beginnt man mit dem Prothesenbau.
    Dies funktioniert allerdings nur in einem klinischen Umfeld, wenn ein betroffener Patient zur Wundheilung nach hause entlassen wird und kein betreuender Arzt den Verlauf kontrolliert,
    wird es schwierig mit einer raschen Versorgung.
    Ich würde ihnen als mehrfach amputierten empfehlen, schnellst möglich ihren behandelnden Arzt zu kontaktieren, eine Verordnung für die Prothesen zu bekommen, einen Orthopädisten ihrer Wahl und ihres Vertrauens zu besuchen, er muss einen Kostenvoranschlag bei ihrem Kostenträger einreichen, dies kann ebenso zu Verzögerungen führen, da dieser Kostenvoranschlag auch genehmigt werden muss.


    Michael Hofer



    Hoffentlich hilft dir das weiter

    Gruss

    Andreas
  • Iris_MyHandicap schrieb:
    Hallo Kara,
    ich habe mich mal für dich schlau gemacht, wie das übliche Verfahren nach einer Amputation ist.
    Nach der Amputation ist das wichtigste Ziel, dass sich die Grunderkrankung stasbilisiert und die Wunde abheilt. Die Verlegung in eine Rehaklinik macht in der Regel erst dann Sinn, wenn die Wundheilung einigermaßen abgeschlossen ist. Bei der Stumpfversorgung muss auf Wundpflege und Stumpfformung geachtet werden. Da die Ansammlung von Gewebsflüssigkeiten nach der Operation ausgeprägt ist, werden zunächst Kompressionsverbände angelegt, später können diese durch Post-OP-Liner, das sind spezielle Silikionhüllen verwendet werden.
    In der Regel bestimmt der Arzt den Zeitpunkt der ersten Prothesenversorgung. Gut ist, wenn der Kontakt zwischen Orthopädietechniker und Patient recht zeitig stattfindet.
    Zuerst wird der Orthopädietechniker den Stumpf begutachten sowie die Stumpsstrümpfe und Silikonliner anpassen.

    Inwieweit nun bei dir alles ganz normal gelaufen ist, kann ich nicht beurteilen. Aber vielleicht kannst du mal erzählen, ob und welche Problme du hast.

    Lg Iris, Redaktion MyHandicap



    hallo uris, bei mir ist es folgendermassen abgelaufen: amputation beider beine unmittelbar unterhalb der knie am 2.10.2008. transplantation grosser hautpartien am stumpf. 16.10.2008: nach-amputation des rechten beines bis mitte oberschenkel. wiederum transplantation von oberschenkelhaut für den stumpf. verbleeiben von einigen wochen in vacuum-verband, mit kleinen operationen (mit vollnarkose) alle 2 tage während 3 wochen. danach normal verbände (nicht kompression), da llinks noch alles offen war. rechts heilte der stumpf schön ab. links sind immer noch kleine stellen offen.kompressionsstrumpf links seit einer woche, rechts ab morgen.
    ich habe meinem arzt den auftrag gegeben, mich in bellikon zur abklärung anzumelden (ich habe links noch einen gelähmten arm). ich habe keine schmerzen in den stümpfen mehr, natürlich sind gewisse bereiche etwas empflindlich.......
    wünscht mir alle göück für bellikon, bitte! das problem ist mein arm, nicht diie beine, lol
    ich denke, mein problem ist meine ungeduld. in meinem kopf muss ich 9 monate nach der amputation einfach schon prothesen versorgt sein.......zudem st mein arzt ein "laueri". er vergisst alles und hat kein interesse an meinem wohlergehen.

    lg,

    kara
  • hoi kara

    ich finde nicht dass es von hier aus besonders verlauert aussieht. wenn hauttransplantate erst ganz gut einheilen ist das sehr wichtig du kannst das nicht überschätzen - dass jetzt nichts weh tut ist nicht selbstverständlich, in support groups anderswo wo man von hauttransplantatgeschichten hört da sind solche heilungsverläufe nicht oft so gut.

    langfristig ist wurst ob du prothesen zwei oder vier monate später hast. aber wenn man zu früh vollgas gibt kann alles verzögern, die haut kann wieder aufreissen und dann beginnt das drama, es heilt nicht, aber man belastet schon. dass man bei dir so lange wartete ist vermutlich eben gut.

    herr hofer ist sehr kompetent, ich hatte mal mit ihm zu tun und er hat völlig recht. ich war auch zu hause und arbeitete schon wieder, als wir die prothese anpassten, und dann kann es mal etwas länger dauern, termine ziehen sich etwas, das ist dann nicht so schlimm. auch die iv braucht zeit für die papiersachen.

    entgegen iris' angaben sind silikonliner für mich übrigens überhaupt kein ersatz für kompressionsstrümpfe oder bandagen. mein silikonliner sitzt satt aber komprimiert gar nicht. aber wenn der stumpf kalt und blau ist und weh tut, muss druck drauf. dann kommt die prothese weg und ich schaue, dass der armstumpf komprimiert und wieder etwas warm wird.

    wolf
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